Am Sonntag quälte ich mich früh aus dem Bett um Romy bei der Vorbereitung der Show zu helfen. Auch Valja hatte sich bereit erklärt zu helfen. Sie wollte das Schminken der Kinder übernehmen. Sie liebte Kinder, natürlich sie liebte auch Kinderfilme. Manchmal benahm die sich wie eine Disneyprinzessin...ohne das Gesinge. Müde richtete ich meine Haare, überschminkte meine, müdigkeitsbedingten, Makel und zog mit etwas ordentlicheres als Jogginghose und Gammelshirt an...also Jeans und Hoodie. Romy wartete bereits im Flur, sie trug ein pinkes, paliettenbesetztes Kleid, welches mich, vor allem wegen der passenden Frisur, an einen Flamingo erinnerte. Darüber hatte sie einen schwarzen Mantel gezogen.
"Mach schon, Yari. Wir kommen sonst zu spät.", quengelte sie, beinah wie ein Kind. Über ihrer Schulter hing das Paar weiße Schlittschuhe. Ein ähnliches Paar verrostete in einer Kiste und mit meinen abgelegten Auftrittsklamotten.
"Wir sind viel zu früh dran.", murmelte ich und schob die Hände in die Tasche am Bauch.Ich saß auf der Bande und beobachtete wie Valja die Mädchen als Tiger, Frosch und Hase schminkte. Das Lied, wozu sie liefen war ziemlich kitschig. Ich meine, in welcher Welt trafen ein Frosch, ein Tiger und ein Flamingo aufeinander? Romy meinte, ich sehe das alles viel zu realistisch. Tat ich nicht, ich romantisierte es eben nur nicht.
Man musste der Real-Life-Disneyprinzessin lassen, dass ihr das Kinderschminken wirklich lag. Als sie fertig war, trat sie auf mich zu.
"Ich will dich auch schminken, Elsa.", lächelte sie breit.
"Vergiss es.", murrte ich und beobachtete, wie die Mädchen sich die Schuhe zu banden. Ein Eisläufer band seine Schlittschuhe immer selbst. Nur der Läufer wussten wann der Schuh perfekt anlag, nicht zu locker und nicht zu eng war.
"Ach komm schon. Dann sind wir quitt?"
"Für was denn?"
"Dass du mich damals mit meiner Spülschicht hast sitzen lassen."
"Ich hab mir nicht ausgesucht gefeuert zu werden.", sie zog die Augenbrauen nach oben. "Zumindest war es keine bewusste Entscheidung. Außerdem hast du Eis bekommen."
"Ein schwacher Trost.", wank sie ab. "Jetzt sei doch ein Mal kindisch." Sie blickte mich aus großen Augen an und ich gab mich seufzend geschlagen, weil ich nicht weiter Zeit verschwenden wollte.
"Na schön.", grummelte ich und sie quietschte erfreut. Kurz darauf kam sie mit einer Palette Kinderschminke zurück. Ich verzog immer wieder leicht das Gesicht, wenn der Pinsel mich kitzelte und Valja schimpfte dann jedes Mal mit mir, worauf ich mich motzend verteidigte.
"Fertig.", verkündete die Blondine dann und hielt mir einen Kosmetikspiegel vor das Gesicht. Ich hatte jetzt Schnurrhaare und eine Stupsnase. Sie riss den Spiegel weg und streckte sich. Eh ich es verhindern konnte, löste sie meinen Zopf und begann an meinen Haaren herum zu ziehen.
"Ey! Lass das!", zeterte ich und schlug um mich.
"Hör auf zu zappeln!", erwiderte sie. Kurz darauf ragten zwei, spitz zulaufende Duttzöpfe von meinem Kopf. Wie auch herausstellte trug Valja ständig einen ganzen Haufen Haargummis und -nadeln mit sich herum. "Jetzt siehst du aus wie ein Kätzchen."
"Und ich verspüre auch schon die Lust, dir die Augen auszukratzen.", maulte ich und pustete eine der zwei Strähnen aus dem Gesicht, die mir in das Gesicht hingen.
"Du bist eine niedliche Katze.", betonte sie scharf und funkelte mich warnend an.
"Nein, ich bin eine Zwanzigjährige mit einer Disneyprinzessin als Freundin, der man einen Schminkkasten in die Hand gedrückte hat.", fauchte ich zurück.
"Naw, du denkst echt ich könnte eine Prinzessin sein?", genervt verdrehte ich die Augen und seufzte dann laut. Sie würde jetzt alles ausblenden, was sie nicht hören wollte.
"Wo hast du den Haartrend überhaupt schon wieder her?", fragte ich und musterte mein Spiegelbild skeptisch.
"Aus einen Blog über Trends in Japan.", erklärte sie und darauf folgte ein Schwall von Informationen die ich in dem Augenblick Valjas Mund verließen. Ich nickte einfach nur noch und ließ sie reden.Kurz darauf begann die Show, viel Publikum war nicht da. Die Familien der Eltern, ein paar Reporter und vereinzelte Fans meiner Tante, die hofften noch ein Autogramm zu erhaschen. Ich musste Tante Romy zugestehen, dass sie wirklich elegant aussah, sofern man das konnte, mit pink bemalten Gesicht und einer Schnabelatrape. Die Mädchen schlugen sich, trotz Lampenfieber und wenigen Unsicherheiten in der Choreo wirklich gut und selbst ich, die kein Auge dafür hatte, konnte erkennen, dass sie Potential für einen große Karriere hatten, sollten sie dem Druck standhalten. Ich habe schon einige Läufer an dem Druck fallen, Beziehungen zerbrechen und Karrieren scheitern sehen. Der Sport verändert Menschen, er macht einen stark oder er macht einen kaputt, ohne einen kräftigen Schuss Selbstvertrauen konnte man es gleich sein lassen. Auf dem Eis zu sein, seine Choreografie den Menschen zu präsentieren, das war der Rausch, der Applaus die Droge und das Leben hinter den Kulissen die Nebenwirkungen. Man hatte kein Leben nebenbei, man hatte nur das Eis.
Es hatte Zeiten gegeben, da war ich jede Woche in einem anderen Land gewesen und mehr Stunden auf dem Eis als ich geschlafen hatte. Die Wende vor fast drei Jahren hatte mir dann eindeutig klar gemacht, dass ich nicht weiter aufstehen konnte und das ich auch nicht wollte. Ich hatte den Großteil meines Lebens bis zu diesem Punkt auf dem Eis verbracht und ich konnte mir nicht vorstellen, dass das alles sein sollte.Nach der Show halfen wir Romy noch aufzuräumen. Sie hatte die Autogramme verteilt, ein oder zwei Interviews gegeben, während ich alle Anfragen abgeschmettert hatte, und lobte jetzt überschwänglich ihre Mädchen. Außer dem Geplapper der brünetten Frau herrschte Stille, eh plötzlich eine Tür aufflog, lautstark gegen die Wand krachte und ein junger Mann hindurch gestürmt kam. Ich sah verwundert auf und zuckte leicht zusammen, als er zu schreien begann.
"Das kannst du so dermaßen vergessen! Dazu laufe ich nicht! DU KANNST MICH MAL!"------------
Es ist übrigens immer mal wieder Musik oben verlinkt :)
DU LIEST GERADE
Broken Queen // Yuri on Ice FanFiction
FanfictionYara lebte für das Eis, bis ein Tag alles veränderte. Sie fiel und stand nicht mehr auf. Sie versuchte danach sich in ein normales Leben einzugewöhnen und es gelang ihr auch mehr oder weniger, bis sie eines Tages gefeuert wird. Arbeitslos und mit ei...