25.

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Ich hatte kaum geschlafen als mein Wecker klingelte, trotzdem quälte ich mich aus dem Bett. Es wurde Zeit. Zeit, das Alles hinter mir zu lassen. In all meinen Gedankengängen hatte ich nichts gefunden, dass mich aufhalten könnte. Yuri hatte sich nicht ein Mal gemeldet, vielleicht hatte er das Ganze ebenfalls schon abgeschrieben. Auch, wenn allein der Gedanke daran weh tat, so war es vielleicht besser. Es war vernünftig, ganz im Gegenteil zu dem Wunsch der in mir wuchs, einfach zurück zu gehen und ihn zu umarmen. Das würde keine Probleme lösen.
Wegrennen zwar auch nicht aber so bekam ich zumindest einen klaren Kopf und einen Überblick auf die Lage.
Nach einer kalten Dusche und einem kleinen Frühstück, checkte ich aus, bezahlte und rief draußen auf ein Taxi.
Als mein Handy klingelte und ich Valjas Namen las, beschloss ich, wenigstens heute ran zu gehen. Sie konnte mir eh nichts mehr ausreden.
"Oh mein Gott, du nimmst ab. Ich habe die ganze Nacht versucht dich zu erreichen. Wo bist du?", meldete sie sich sofort. Ich seufzte leise.
"Auf dem Weg zum Flughafen.", antwortete ich. Im Hintergrund war Stimmengewirr, sicher war sie beim Essen oder sogar schon in der Halle.
"Du willst das doch nicht wirklich machen? Yuri braucht dich und das wissen wir Beide.", sprach sie weiter.
"Nein, tut er nicht.", antwortete ich leise. "Hör mal, es tut mir leid, dass ich nichts gesagt habe aber ich bin nicht mehr umzustimmen. Ich gehe."
"Bitte Elsa, denk darüber nach. Ihr macht euch mit eurer Sturheit doch nur gegenseitig kaputt.", seufzte sie.
"Das ist ja das Problem."
"Keine Beziehung ist am Anfang perfekt und...", ich unterbrach sie.
"Ich will wirklich nicht darüber reden."
"Aber...", sie schwieg kurz, flüsterte etwas mit jemanden, dann hörte ich ein Rascheln.
"Yara? Yūri hier. Geht es dir gut? Wir waren alle sehr besorgt.", ich seufzte frustriert. Es war ein Fehler gewesen den Anruf anzunehmen.
"Ja, mir geht es gut.", antwortete ich.
"Was machst du jetzt?", mein Taxi kam und ich stieg ein.
"Ich gehe zu meiner Mutter."
"WIE BITTE?!", ihm wurde anscheinend das Handy aus der Hand gerissen. "Das ist doch nicht dein Ernst?!"
"Schrei mich nicht an.", maulte ich.
"Dann laber du nicht so einen Scheiß!"
"Valja, du schreist immer noch."
"Elsa, dich haben wohl alle guten Geister verlassen.", antwortete sie. "Dass du weg willst..."
"Was der absolut falsche Weg ist!", rief Victor in das Handy. Anscheinend hatte Valja inzwischen auf den Lautsprecher gestellt. Nun ja, Yūri würde wohl nur noch Bruchstücke verstehen, denn nachdem Valja das Handy an sich gerissen hatte, ging die Unterhaltung auf Russisch weiter.
"Dass du weg willst ist absolut verständlich.", sprach sie weiter.
"Es ist immer noch falsch."
"Victor!", es kam von Valja zu mir im selben Augenblick.
"Ich sag doch nur wie es ist. Ihr seid Beide stur, einer muss nachgeben.", antwortete Victor.
"Jedenfalls, warum deine Mutter?"
"Weil sie weit weg von all dem hier ist und weil sie nicht darüber reden wollen wird.", das Taxi hielt, ich bezahlte und stieg aus. "Ich bin jetzt am Flughafen. Wir hören später voneinander, sagt mir wer gewonnen hat. Die viel Glück heute Yūri."
"Nein! War...", ich legte auf. Schnell holte ich meinen Koffer aus dem Kofferraum und lief in den Flughafen. Der Flug würde erst in einer Stunde gehen, also ließ ich mich auf einem Sitz nieder. Auf einem Fernseher lief doch tatsächlich die Übertragung des Wettbewerbs. Hatten die denn sonst nichts zu zeigen? Anfangs ignorierte ich es, Yūris Auftritt sah ich mir an. Als jedoch der nächste Teilnehmer angekündigt wurde, erstarrte ich. Mein Hirn brauchte einige Sekunden um das Geschehen auf dem Eis zu verstehen, dann erhob ich mich langsam, als hätte jemand an meinen Fäden gezogen und lief einige Schritte auf den Fernseher zu. Warum? Ich verstand es nicht, ich konnte es nicht verstehen. Es machte keinen Sinn, warum tat er das?
Ich starrte auf die Bildfläche, folgte jeder Bewegung. Es war perfekt, er war perfekt. Er lief als ginge es um sein Leben.
Aber es ging nicht um sein Leben. Es ging um mich. Er hoffte, dass ich es sah. Oder hoffte er so damit abzuschließen?
Ich wollte zu ihm, nicht nach Barcelona, nicht weg. Ich wollte das einfach nur klären und mich mit ihm vertragen. Schnell wandte ich mich um und griff meinen Koffer, dann zog ich mein Handy aus der Jackentasche. Draußen stieg ich in ein Taxi und wählte eine Nummer.
"Elsa? Bist du schon im Flugzeug?", fragte Valja.
"Nein, im Taxi.", antwortete ich und nannte dem Fahrer schnell das Ziel.
"Aber..."
"Sag Victor er soll mir die Tür aufmachen.", antwortete ich.
"Heißt das..."
"Sag es ihm einfach, okay?", ich legte auf und sah aus dem Fenster. Die Fahrt dauerte lange. Mir zu lange. An der Halle sprang ich aus dem Wagen, bezahlte, vermutlich viel zu viel, schnappte meinen Koffer und lief zu Hintereingang, wo ein Security-Mann stand.
"Das ist der falsche Eingang.", meinte der direkt. Wo zur Hölle war Victor.
Kaum hatte ich das gedacht, ging die Tür wieder auf.
"Da bist du ja Yara. Sie gehört zu mir.", er zeigte dem Mann seinen Ausweis, der bei mir irgendwo im Koffer lag. Er schnappte mein Handgelenk und zog mich mit sich. "Du hast Glück und die Siegerehrung noch nicht verpasst." Ich nickte, während ich eilig durch die Gänge lief. "Du hast ihn laufen sehen, stimmt's?"
"Ich verzeihe ihm lieber seinen blöden Sturkopf, als ohne ihn zu sein.", murmelte ich.
"Dann liebst du ihn?", ich dachte kurz nach, dann nickte ich.
"Ich liebe ihn.", wir traten in die große Halle. Auf dem Eis stand ein Podium, ich versuchte in Sekunden die Lage zu überblicken. Yuri stand auf der niedrigsten Stufe, sah aber nicht wirklich froh aus. Ich stockte. Ob es wirklich so eine gute Idee war? Was, wenn er mich gar nicht sehen wollte?
"Yurio!", erschrocken blickte ich zu Victor, der mich nur unschuldig anlächelte, dann wieder zur Eisfläche. Er blickte mich verwundert, wenn auch erleichtert an.
Kurz darauf kam er vom Eis und blieb vor mir stehen.
"Warum bist du hier?", fragte er.
"I-ich hab dich laufen sehen.", nervös strich ich eine Strähne hinter mein Ohr. "Kitty, es tut mir leid was ich gesagt habe." Jetzt schien er wirklich verwundert.
"Du entschuldigst dich?", ich nickte langsam. "Es tut mir auch Leid. Ich war unfair."
"Yuri...", ich sah auf und ihm fest in die Augen. "Ich liebe dich, auch wenn wir streiten." Er wirkte kurz über meine Offenheit perplex, dann umarmte er mich plötzlich und drückte mich fest an sich.
"Ich liebe dich auch.", wisperte er und ich musste lächelnd. Mir war schon wieder nach heulen aber diesmal vor Erleichterung. Sanft löste er sich, umfasste mein Gesicht und küsste mich. Kurz war es etwas unangenehm, weil es in aller Öffentlichkeit geschah, sich dann wurde mir das ganz egal, weil der Blonde und dieser Kuss im Moment genau das war, was ich braucht. Nicht mehr und nicht weniger.

Broken Queen // Yuri on Ice FanFiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt