Strange Neighbour

26. Schnappschüsse

P.O.V Melissa

"Ähm, hättest du Lust morgen mit uns eine Runde zu zocken?", fragte Linus und kratzte sich nervös am Hinterkopf, während wir gerade ein paar Bilder von unseren Kameras löschten, bevor wir gehen dürften. Ehrlich gesagt hatte ich keine Lust meinen Samstag damit zu verbringen Videospiele zu spielen. Außerdem verfolgte ich doch immer noch mein Ziel meine Ruhe zu haben. Also wie sagt man am besten nein sorry alter kein Bock?

"Tut mir leid, aber da hab ich schon etwas vor.", sagte ich und konzentrierte mich extra auf den kleinen Bildschirm meiner Kamera um ihm dabei nicht ins Gesicht sehen zu müssen. Doch auch so wusste ich, dass er enttäuscht war.

"Wir könnten auch etwas anderes...", setzte Linus an, wurde von mir aber sofort unterbrochen. Normalerweise machte ich sowas nicht, aber in diesem Fall empfand ich es als nötig.

"Das Footballteam hat doch gerade Training oder? Da kann ich ja nochmal schnell ein paar Fotos machen.", sagte ich, griff nach meiner Tasche und war nach einem kleinen 'Bye' sofort verschwunden. Tja, so bin ich halt. Kaum wirds unangenehm, hau ich ab. Warum konnte ich nicht normal sein? Normal mit Menschen reden, normale Klamotten anziehen oder normale Freunde haben. Konnte ich die Wayers eigentlich zu meinen Freunden zählen? Ich verbrachte ja schon relativ viel Zeit mit ihnen...

"Bewegt eure hässlichen Ärsche doch mal schneller über den Platz!", schrie der Coach sein Team an und riss mich somit aus meinen Gedanken. Zum Glück ist bin ich nicht in diesem Team. Ich hätte bestimmt schon längst angefangen zu heulen wenn mich ständig jemand anschreit wie schlecht ich doch bin.

"Kowalski, Jones und Wayer, also der braune Wayer, ihr stellt euch hier drüben auf.", rief der Coach und meinte mit dem 'braunen Wayer' scheinbar Alex. Auch wenn ich mich auf meine Kamera konzentrieren musste, lenkte mich der Coach ab. "Und Lawrence, Ryan und der andere Wayer da rüber.", schrie er und zeigte auf die Seite in nähe von mir. Perfekt, so würde ich vielleicht wirklich zu ein paar guten Bildern kommen.

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Inzwischen hatte ich mich auf eine kleine Kante auf dem Parkplatz gesetzt und betrachtete meine Bilder. Alex, Lance und Mailo meinten, ich solle am besten einfach kurz warten und sie könnten mich dann mitnehmen. Da Prudence mich eh heute zu einem Filmeabend eingeladen hatte, kam das auch ganz gelegen. So musste ich nicht mit dem Bus fahren. Die meisten Bilder waren ziemlich schrecklich geworden. Doch ein oder zwei Schnappschüsse waren schon dabei. Wenn man diese dann noch ein bisschen bearbeitet, wären sie wirklich gut. Zwar waren so gut wie alle Fotos von den Wide Receivern, welche mir praktisch vor die Linse gelaufen sind, aber das würde ja keinen stören.

Ich packte meine Kamera wieder in die dafür vorgesehene Tasche und kuschelte mich mehr in meinen Pullover. Heute war es echt von Vorteil etwas langes zu tragen, dann dadurch das jetzt auch noch die Sonne hinter den Wolken verschwand, wurde es richtig kühl.

P.O.V Lance

Schnell packte ich noch die Schutzmontur und meine Sportschuhe in die Tasche, ehe ich sie schulterte und nochmal kurz in meinen kleinen Spind sah. Ich hatte nichts vergessen und so musste ich nur noch auf Alex und Mailo warten.

"Seit ihr schon fertig?", fragte Alex und stopfte seine Sachen hastiger in seine Tasche. Er schulterte sie ebenfalls und wir konnten endlich gehen. Zwar gewöhnte man sich irgendwann an den merkwürdigen Geruch einer Umkleide, jedoch war ich trotzdem froh endlich wieder frische Luft schnappen zu können. Es war etwas kälter als gedacht.
Schon von weitem sah ich Melissa in der Nähe unserer Autos hocken. Sie schien sich so klein wie möglich zu machen um nicht aufzufallen. Sowas ist mir im Generellen bei ihr aufgefallen. Sie versuchte sich immer so unauffällig wie möglich zu bewegen oder auch so wenig wie möglich zu sagen.

"Du fährst bei mir mit.", sagte ich, als wir nah genug bei Melissa waren und reichte ihr eine Hand um ihr aufzuhelfen. Sie nahm die Geste dankend an und biss nervös auf ihre Unterlippe.

"Macht das wirklich keine Umstände?", fragte Melissa unsicher und blickte schüchtern zwischen uns hin und her. Alex lachte kurz auf, wobei er sich an sein Auto lehnte.

"Du wohnst direkt neben uns und willst jetzt eh mit uns einen Film sehen. Also macht es ja wohl keine Umstände.", sagte er, stieß sich von seinem Auto ab und stieg ein. Melissa sah etwas verwirrt zu Mailo, dann zu mir.

"Wir schauen den Film alle zusammen?", hackte sie verdutzt nach, wobei ihr Blick wieder auf den Boden fiel. Wahrscheinlich dachte sie, dass nur sie den Film nur mit Prudence sehen würde.

"Jap, alle außer Enzo. Der ist auf irgend einer Party.", sagte ich und öffnete ihr die Beifahrertür. Ihre Augen sahen erst zur offenen Tür und anschließend zu mir. Ein kleines Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit, ehe sie einstieg.

"Danke.", hauchte Melissa, bevor ich die Tür wieder schloss und selbst auf der anderen Seite Platz nahm. Wir fuhren los und somit wurde es still im Auto. Neben dem Radio, welches leise im Hintergrund lief, war nur der Motor zu hören. Wie schon erwähnt war Melissa ja nicht gerade sehr gesprächig.

"Hast du gute Fotos vom Training bekommen?", fragte ich einfach um die Stille zu durchbrechen, doch merkte sehr schnell wie dämlich diese Frage eigentlich war. Es war das Erste was mir in den Sinn gekommen war, denn ich sah sie am Spielfeldrand sitzen.

"Ein paar Gute sind dabei.", sagte Melissa knapp und sah zu mir herüber. Da ich mich aber gerade auf die Straße konzentrieren musste, konnte ich ihren Blickkontakt aber nicht erwidern. Doch sie schien ihn auch garnicht erwidert haben zu wollen, denn sie sah nicht weg. Ihre Augen blieben auf mir liegen und obwohl ich ihr Starren zu hundert Prozent wahrnahm, ließ ich sie einfach im Glauben ich würde es nicht bemerken.