41. Was wäre wenn?

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P.O.V Melissa

Die Entscheidung war für mich gefallen. Ich musste mich von Lance fern halten. Nicht für immer, sondern so lang bis meine Gefühle für ihn verschwunden waren. Immerhin hatte ich es jetzt schon fast eine Woche durchgehalten und es war nicht wirklich schwer gewesen ihm aus dem Weg zu gehen. Zum Mittagessen setzte ich mich einfach zu Linus und Tina, Unterricht hatte ich eh keinen und immer wenn Prudence mich mit zu ihnen schleifen wurde, blockte ich ab.

Man könnte jetzt denken, ich würde mich dabei gut fühlen, schließlich war es ja ein Entschluss gewesen, welchen ich bis dahin perfekt durchzog, doch ich tat es nicht. Ich fühlte mich irgendwie allein und zurückgelassen. Die letzten Tage hatte ich mich eher gelangweilt und vermisste bereits jetzt die fröhlich motivierte Art von Prudence oder Lorenzo und Lance, welche immer irgend einen Mist machten. Ok... Lance vermisste ich auch aus einem anderen Grund. Sein herzliches Lächeln, welches mich aufmunterte und im Generellen seine Arme. Das klang wahrscheinlich ziemlich verrückt, aber auch wenn wir nur selten zusammen eingeschlafen waren, gaben mit seine Arme in solchen Momenten einfach halt. Wenn ich innerlich gefühlt zerbrach tat es gut wenn du jemanden hast, an dem du dich festhalten kannst.

"Warum gehst du mir aus dem Weg?", fragte plötzlich Lance' präsente Stimme direkt neben mir. Schnell schloss ich mein Schließfach ab, schloss es und entdeckte ihn mit verschränkten Armen gegen einen der Spinde lehnend. Sein Gesicht war angespannt und er schien die Antwort aus meinem Gesicht lesen zu wollen.

"Ich geh dir nicht aus dem Weg.", log ich eingeschüchtert und blickte auf den Boden. In Momenten wie jetzt konnte Lance wirklich etwas ziemlich angsteinflößendes an sich haben.

"Ach komm, als ob ich es nicht merken würde.", schnaufte er, behielt seinen Blick aber konstant auf mir. Ich traute mich nicht zu ihm aufzusehen. Zu groß war die Angst, Lance würde meine Lüge direkt ablesen können. "Du isst nicht mit uns Mittag, du antwortest nicht auf meine Nachrichten und als wir uns mal auf dem Gang gesehen haben, bist du so schnell wie es dir möglich war in die andere Richtung abgehauen.", listete Lance auf und wartete scheinbar immer noch auf eine Antwort, welche ich ihm aber nicht geben konnte.

"Ich geh dir wirklich nicht aus dem Weg. Aber ich müsste jetzt in meinen Kurs.", sagte ich und ging einfach an ihm vorbei. Es schmerzte etwas, Lance einfach so stehen zu lassen. Ok, es schmerzte heftig.

"Und du tust es schon wieder.", rief Lance mir nich hinterher, ehe ich verschwunden war. Kleine Träne sammelten sich in meinem Auge, aber ich durfte nicht beginnen zu weinen. Wahrscheinlich würde das nämlich in einer riesigen Heulerei enden und das konnte ich mitten auf dem Schulgang wirklich nicht gebrauchen. Außerdem war die Person die mich trösten könnte genau der Grund, warum ich am Liebsten weinen wollte. Nein ich war der Grund. Ich hielt mich schließlich von ihm fern und nicht andersherum. Doch warum zur Hölle beschäftigte es Lance, warum ich ihn ignoriere?

P.O.V Lance

Laute und vor allem aggressive Musik dröhnte in meinen Ohren, während ich wie verrückt auf den Boxsack einschlug. Auch wenn ich Handschuhe trug, schmerzen meine Hände bereits. Eigentlich schmerzte mein gesamter Körper. Seit schon mindestens drei Stunden powerte ich mich in unserem Trainingsraum aus. Ich hatte so viel Wut in mir, dass mein Körper es scheinbar nichtmal aushielt diese ganze aggressive Energie zu verbrauchen. Auf wen ich sauer war? Auf mich selbst. Ich habe Melissa darauf angesprochen was sie am Abend unseres Dates gesagt hatte. Scheinbar hatte sie es, wie ich es schon vermutete, nur geträumt und war jetzt wahrscheinlich total überfordert. Bestimmt konnte Melissa damals aus meiner Frage schließen, dass ich auf sie stand. Mehr als nur das. Ich habe mich wirklich in sie verliebt. Doch ich verbockte es natürlich total, sodass sie mir jetzt aus dem Weg ging. Als ob ich so blöd wäre und nicht merke, dass ich seit Tagen nicht mit ihr geredet habe.

"Alter jetzt komm mal runter.", schrie mir jemand über die laute Musik ins Ohr und berührte meine Schulter. Es war Enzo, welcher selbst Sportklamotten trug. Stimmt ja, er trainierte hier ja fast jeden Tag für sein komisches Kickboxen.

"Der Boxsack gehört dir.", sagte ich, zog die Stöpsel aus meinen Ohren und schaltete die Musik ab. Auch wenn mein Geist weiter auf irgend welche Dinge einschlagen wollte, war mein Körper erschöpft.

"Du hast wie ein bekloppter auf dieses Ding eingedroschen. Was ist denn los?", fragte Enzo und blickte mich neugierig an. Doch er war garantiert nicht der richtige Ansprechpartner für solche Themen. Wahrscheinlich würde er mir raten, dass mich ein One-Night-Stand aufmuntern würde.

"Ach, ich musste mich nur mal richtig auspowern.", log ich, wobei ich ihm zugrinste. Er quittierte es mit dem selben und schien meiner Aussage glauben zu schenken.

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Erschöpft ließ ich mich in mein Bett fallen. Nachdem ich mir erstmal eine Pizza reingepfiffen und schön heiß geduscht hatte, spürte ich meine Müdigkeit umso mehr. Sowohl die Decke als auch mein Kissen gaben mir ein gewisses Gefühl von Behaglichkeit und Wärme. Im Herbst liebte ich es mit offenem Fenster zu schlafen. Man konnte dem angenehmem Rauschen der Blätter lauschen, während man sich in sein warmes Bett kuschelt.

Doch so schön das es dieses mal auch wieder war, fehlte etwas. Besser gesagt jemand. Jemand, der jetzt gerade wahrscheinlich nichtmal zehn Meter von hier entfernt liegt und schläft. Und ich ganz allein war daran schuld, dass mir diese Person momentan aus dem Weg ging. Was wäre eigentlich mit uns, wenn Melissa es nicht nur geträumt hätte sondern dieses 'Ich glaube ich habe mich in die verliebt' ernst gemeint hätte? Lägen wir dann jetzt hier zusammen oder würde es doch wieder auf diese Situation hinaus laufen.

Strange Neighbour Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt