P.O.V Lance
Sam hatte mir gesagt, ich soll später mal bei Melissa vorbeischauen. Anscheinend waren ihre Eltern nicht da und sie wollten sie nicht ganz allein lassen. Ich wünschte mir manchmal, unser Vater hätte sich auch so darum gekümmert dass wir nicht so allein waren. Aber wahrscheinlich ist es auch etwas anderes, wenn man vier Geschwister hat.
"Tschüss und das du mir ja nichts Dummes anstellst.", sagte Prudence in einem mütterlichen Tonfall. Sie grinste mich an und griff nach ihrer Tasche.
"Ich werd schon nichts abfackeln.", erwiderte ich ebenso grinsend. Inzwischen waren alle schon gegangen. Der Tag neigte sich dem Ende zu und somit leerte sich das Haus.
"Kommst du?", fragte Mailo meine Schwester und hielt ihr unsere Haustür auf. Ich rätselte immer noch, was Prudence an Mailo so toll fand. Er war doch einfach nur ein eingebildeter Schnösel, welcher anscheinend ein Auge auf sie geworfen hatte.
"Ja.", sagte sie, winkte mir kurz zum Abschied, ehe sie durch die Tür nach Draußen verschwand. Diese fiel ins Schloss und somit war es nun soweit. Ich hatte Sturmfrei. Zu Melissa würde ich zwar bald gehen, aber erstmal konnte ich ja ein bisschen fernsehen. Also schmiss ich mich auf die Couch. Es lief weder ein NFL-Game, noch irgend eine Komödie. Da es keinen Sinn machte meine Zeit sinnlos vor der Glotze zu verbringen, raffte ich mich dann doch auf und lief zu dem Nachbarhaus.
Die Tür war nicht abgeschlossen, so wie Sam es mir gesagt hatte. Ihre Eltern dachten wohl, dass mehr von uns kommen würden und wir so unbeschwerter zu ihrer Tochter kamen. Da ich aber allein war, hätte ich theoretisch auch klingeln können. Die Sonne stand schon relativ niedrig und somit wirkte das Wohnzimmer etwas gespenstisch. Scheinbar war Melissa in ihrem Zimmer, denn im Untergeschoss brannte nirgends Licht. Erst jetzt viel mit ein, dass ich noch nie hier im Haus gewesen war. Langsam und darauf bedacht nicht so viel Lärm zu machen lief ich die Treppe hinauf. Kurz orientierte ich mich im Flur, welche Hausseite zu unserem Haus zeigte. Einmal hatte ich Melissa nämlich auf einem Balkon gesehen, welchen ich von meinem Zimmer aus sehen konnte. Ich ging einfach mal davon aus, dass dieser Balkon an ihr Zimmer grenzte.
Als ich eine Tür ausfindig machte, welche ungefähr passen musste, klopfte ich an. Es kam aber keine Antwort. Auch nach dem zweiten Klopfen nicht. Kurz überlegte ich, ob es vielleicht die falsche Tür war und ich entschloss, diese mal kurz zu öffnen. Und siehe da, es war ihr Zimmer. Es sah wie ein normales Zimmer eines Teenagers aus, nur mit einem Unterscheid. Melissa saß neben ihrem Bett. Sie schien zu schluchzen. Mit einer Hand schien sie noch schnell etwas unter ihrem Bett zu verstecken und jetzt sah ich auch den Grund für ihre Tränen. Ihr gesamter linker Unterarm war überströmt von dunkelroter Flüssigkeit.
P.O.V Melissa
Gerade noch so viel mir auf wie jemand das Zimmer betrat. Mein Unterarm blutete stärker als sonst, aber genauso schien es mir als richtig. Irgendwie tat es gut. Ich wand meinen Kopf zur Seite und entdeckte einen total geschockten und überforderten Lance. Fuck ich habe vergessen das die kommen.
"Was ist passiert?", fragte Lance mit soweit geweiteten Augen, dass ich Angst hatte sie würden ihm gleich herausfallen. Mit unsicheren Schritten näherte Lance sich mir und ging in die Hocke. "Scheiße... wie hast du... nein warte... wir müssen das verarzten.", stellte er fest und fuhr sich gestresst durch seine weichen Haare.
"Was?", hauchte ich, da mein Gehirn seine Wort gerade irgendwie nicht verarbeiten wollte. Ich fühlte mich ein bisschen wie in dem Rausch einer beruhigenden Droge. Eigentlich müsste ich Schmerz verspüren, doch ich tat es nicht.
"Das blutet ziemlich. Aber wie soll ich... habt ihr... hast du einen Verbandskasten oder sowas in der Art?", fragte Lance und musterte voller Sorge meinen Arm. Als einzige Antwort starrte ich ihn an. Unfähig irgendwas zu sagen. Ruckartig erhob er sich und ging in mein Bad. Ich hörte ein paar raschelnde und klimpernde Geräusche, ehe Lance mit einem kleinen roten Kasten zurück kam. "Soll ich da Pflaster drauf kleben? Oder doch mit einer Kompresse? Verdammt ich hab keine Ahnung von dem Mist.", murmelte er panisch vor sich hin, während er auf mich zulief. Lance hockte sich wieder neben mich und öffnete den kleinen Koffer. Wie schon erwähnt befand ich mich in irgend einer Art Rausch und so schien ich nicht mehr wirklich darüber bestimmen zu können, was mein Körper tun sollte. Anders kann ich mir meine darauf folgende Handlung nicht erklären.
Ich legte meine Arme auf den Rücken von Lance und meinen Kopf in seine Halsbeuge. So weit es mir mit dem verletzten Arm möglich war, presste ich mich an ihn. Mehr Tränen lösten sich aus meinen Augen und mein Schniefen wurde wieder heftiger. Plötzlich und somit total unerwartet legten sich Lance' Arme ebenfalls um mich. Nicht in dieser 'Kein Bock' Einstellung sonder fast genauso fest wie ich es bei ihm tat. Es tat unglaublich gut so gehalten zu werden. Schon seit Jahren hatte dies niemand mehr bei mir getan. Umso schöner fühlte es sich jetzt an. Der Geruch seines Parfums stieg mir in die Nase und sein Körper wärmte meine kalten Hände. Mein Magen kribbelte leicht und irgendwie wurde ich glücklich. Mein Schniefen klang langsam ab, übrig blieb nur der nasse Fleck an seinem T-Shirt.
"Egal was ist, alles wird wieder gut.", flüsterte Lance ganz sanft in mein Ohr und strich gleichzeitig beruhigend über meinen Rücken. Doch nichts würde wieder gut werden. Niemals. "Wir sollten uns jetzt aber wirklich mal um deinen Arm kümmern.", sagte er in immer noch dem selben sanften Ton, nun aber entfernte er sich etwas von mir . Ich nickte leicht und hielt meinen verletzten Arm vor mich.
Was ist da wohl mit Melissa los?
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Strange Neighbour
Novela JuvenilMelissa ist ein Mädchen, welches gerne für sich alleine ist. Sie liebt es sich in ihrem Zimmer zurück zu ziehen, doch wenn sie raus geht, dann nicht ohne ihre Kamera. Dadurch das ihr Vater eine neue Tierklinik in Seattle aufmacht, muss sie wohl oder...