85. Sorgen

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P.O.V Melissa

Seine Mundwinkel sackten langsam nach unten, als er den Sinn hinter meinen Worten verstand. Man konnte förmlich spüren wie aus seinem Blick ein Tunnelblick wurde und er einfach nur noch Löcher in die Luft starrte.

„Und wie lang weißt du das schon?", fragte Lance, ohne seinen Blick wieder auf mich zu fokussieren. Ein großer Klos bildete sich in meinem Hals und hinderte mich am Schlucken.

„Seit drei Tagen.", gab ich schuldbewusst zu. Ich wusste nicht wie ich es ihm hätte sagen sollen, weshalb ich es eben weiter verzögert hatte. Ich hatte Angst. Ich weiß selbst nicht wirklich warum, aber Lance' Reaktion machte es nicht gerade besser.

„Seit drei Tagen erst? Haben deine Eltern dich so lang im Dunkeln gelassen?", hinterfragte er überrascht. Ich zuckte darauf nur mit den Schultern und wartete eine weitere Reaktion ab. Diese bestand, nach mehreren erdrückenden Schweigeminuten, aus einem einfachen kommentarlosen Einsteigen in sein Auto. Ich tat es ihm gleich und er fuhr los.

„Bist du jetzt sauer?", fragte ich wirklich zaghaft. Seine angespannten Muskeln, sein mahlender Kiefer und die gefurchte Stirn sahen nämlich ganz danach aus. Außerdem machte er mir in diesem Zustand manchmal etwas Angst.

„Nein wieso?", konterte Lance mit leicht zusammengekniffenen Zähnen. Also war er sauer... Ich spürte selbst wie ich in meinem Sitz immer tiefer rutschte und am Liebsten einfach aus dieser Situation verschwunden wäre. Lance blickte kurz zu mir herüber, ehe sich seine Muskeln sofort entspannten. „Ich weiß du kannst nichts dafür.", sprach er, nachdem seine Augen wieder der Straße galten.

Die restliche Fahrt bis zur Schule sprachen wir kein Wort mehr miteinander. Wir schienen beide irgendwie in Gedanken festzuhängen und dieses merkwürdige Gespräch nicht weiterführen zu wollen. Doch Lance brach das Schweigen direkt nach dem Aussteigen.

„Komm, ich bring dich zu deinem Zimmer.", sagte er mit einer kleinen Winkbewegung zu sich. Ich ging um das Auto herum zu ihm, worauf Lance seinen schweren Arm um mich legte. Er platzierte einen kleinen Kuss auf meine Schläfe, ehe mich sein perfekter Geruch umgab und wir zusammen das Schulgebäude ansteuerten.

„Das heißt, du bist wirklich nicht sauer?", hinterfragte ich lieber nochmal, um sicher zu gehen. Denn irgendwie verstand ich Lance manchmal nicht so wirklich. Vor ein paar Minuten wirkte er noch, als würde er gleich gegen einen Baum fahren wollen und jetzt ist er wieder ‚normal'.

„Natürlich bin ich nicht sauer. Nur etwas... überrumpelt.", gestand Lance kurz bevor er die große Eingangstür für mich öffnete. Mit einem dankenden Nicken trat ich durch, ehe sich sein Arm erneut um mich legte.

P.O.V Lance

„Machst du dir Sorgen, dass unsere Beziehung durch die Entfernung vorübergehend schwerer werden könnte?", fragte Melissa mich, kurz bevor wir ihr Zimmer erreichten. Allein diese Frage verriet mir, dass sie sich selbst Gedanken darüber macht.

„Sie wird dadurch definitiv schwerer, aber lange nicht unmöglich.", sagte ich und strich ihr sanft über den Arm. Natürlich machte ich mir Sorgen darum, doch ich wollte sie beruhigen, nicht noch in Panik versetzten.

„Ich habe einfach Angst, dass wir dadurch auseinander gehen könnten.", gestand Melissa leise und traurig. Daran hatte ich bis eben garnicht gedacht, doch ich glaubte nicht dass sowas passieren könne.

„Brauchst du nicht. Ich werde dich nämlich garantiert nicht gehen lassen.", sagte ich lächelnd, während ich ihr erneut über den Arm strich und sie dabei etwas enger an mich drückte. Ich würde Melissa wirklich niemals gehen lassen. Auch wenn die Wochen mit der Entfernung hart werden würden... sehr hart... verdammt ich könnte sie da wirklich eine lange Zeit weder küssen noch zum Lachen bringen.

„Wenn wir uns nur noch auf einem Bildschirm sehen werden, wirst du anders darüber denken.", flüsterte Melissa traurig und fixierte ihren Blick nun vollkommen auf dem Boden. Ich wollte nicht, dass sie so dachte. Natürlich würde es anstrengend sein sich körperlich nicht nah sein zu können, doch wir würden das durchstehen.

„Ja, denn dann wird mir jeden Tag auffallen, wie hübsch du bist und das ich mich umso mehr darauf freuen werde dich wieder zu sehen.", sagte ich lächelnd, als wir an ihrem Zimmer angekommen waren. Ihre Wangen färbten sich leicht rot, während sie zaghaft den Blick zu mir aufrichtete.

„Ich werde dich unglaublich vermissen.", gestand Melissa und blickte mir dabei traurig in die Augen. Sie wirkte in diesem Moment so unfassbar verletzlich, dass ich einfach nicht anders konnte und sie in den Arm nahm.

„Ich werde dich dann auch unfassbar vermissen. Aber das stehen wir durch.", versuchte ich es wieder sie aufzumuntern. Melissa drückte sich so fest es ging an mich, ehe sie von mir abließ und mir noch einen Kuss auf den Mund drückte.

„Bis heute Nachmittag.", sagte sie zur Verabschiedung und ging langsam rückwärts, ohne die Augen von mir zu nehmen, in ihr Zimmer.

„Ich fahr dich.", sagte ich noch, solang sie in Hörweite war. Mit einem Daumen nach oben zeigte mir Melissa, dass es passen würde. Mit einem traurigen Lächeln wand ich mich nun zum Gehen. Wem machte ich eigentlich was vor? Ich werde sie in diesen Wochen sowas von vermissen, doch ich wollte vor ihr stark sein.

Es tut mir sooo leid, das in letzter Zeit kaum etwas von mir kommt. Wie gesagt habe ich momentan viele Probleme und ich hoffe einfach, dass ihr es mir nicht übel nehmt.❤️

Denkt ihr eigentlich, dass Melissa und Lance diese Entfernung ohne Komplikationen durchstehen werden?

Strange Neighbour Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt