P.O.V Melissa
"Was haltet ihr von der Idee Freitag ins Kino zu gehen?", fragte Prudence überzeugt und klatschte aufgeregt mit ihren Händen. Unsicher sah ich mich in der Runde um. Wahrscheinlich wollten sie mich wieder mitnehmen, aber ich wollte nicht.
"Klingt gut, welcher Film?", hackte Alex nach. An seiner Seite lehnte wieder seine Freundin welche, wie ich heraus bekommen hatte, Flora hieß.
"Ich wollte mir mal Mother angucken.", sagte Prudence glücklich darüber, dass ihr Vorschlag scheinbar akzeptiert wurde. Bei dem Namen des Filmes wurde ich hellhörig. Es war nämlich der neue Film mit Jennifer Lawrence, welche ich abgöttisch liebte. "Wer kommt alles mit?", fragte sie nun wieder in die Runde und sah besonders mich mit einem freundlich fordernden Blick an. Von den Anderen kamen vereinzelt 'Ich' Rufe. "Also: Enzo, Lance, Alex und ich. Super, ich frag auch mal Sam. Er wollte uns doch eh mal wieder besuchen, da könnte er es ja dieses Wochenende machen.", zählte sie auf und blickte dann wieder zu mir.
"Ähm...", brachte ich nur verlegen hervor und vermied dabei sämtlichen Augenkontakt. Ich wollte das Angebot nicht schon wieder ablehnen. Nicht, nachdem ich schon das mit dem Schwimmbad abgesagt hatte.
"Das nehm' ich mal als ein Ja.", sagte Prudence triumphierend und nahm mir so jegliche Möglichkeit des Wiederspruches ab. "Ach und Mailo frag ich natürlich auch noch.", fügte sie hinzu, worauf ein genervtes Aufstöhnen durch die Runde ging.
"Bitte nicht.", flüsterte Lance eher zu sich selbst als zu uns. Jedoch hatte es Jeder gehört, wiederum schien es nur Prudence zu stören.
"Was habt ihr eigentlich immer gegen Mailo?", fragte ich neugierig, mied aber weiterhin Augenkontakt. Ich tat einfach so, als würde ich am Reißverschluss meiner Tasche herumspielen.
"Glaub mir, das frag ich mich auch schon die ganze Zeit.", schnaubte Prudence und rollte genervt mit ihren braunen Augen. Lorenzos und Lances Augenbrauen wanderten nach oben und sahen sie leicht säuerlich an.
"Wie sollen wir denn bitte jemanden mögen, wenn er unsere Schwester flachlegt?", hackte Lance sarkastisch nach, wobei er die Augen stur auf Prudence ließ, welche rot anlief.
"Sowas geht euch nichts an. Außerdem hoffe ich, dass ihr Idioten nicht schon wieder irgend eine Schlampe mit ins Kino bringt, wie letztes mal im Schwimmbad.", konterte Prudence aufgebracht. Mein Hals wurde bei dem Gedanken an Lance mit einer Anderen staub trocken. Doch hätte ich etwas getrunken, wäre es womöglich sofort wieder hochgekommen.
"Ist nicht deine Angelegenheit, wie und mit wem wir unsere Zeit verbringen.", sagte Lorenzo ernst, jedoch konnte man die perverse Absichten mit heraus hören. Mein Blick wanderte gegen meinen Willen wieder etwas nach oben. Lance sah mich direkt aber mit einem undefinierbarem Blick an.
"Jetzt kommt mal runter Leute.", beschwichtigte Alex seine Geschwister und beobachtete aufmerksam ihre Reaktionen. Lorenzo schnaubte verächtlich, Prudence verschränkte stur ihre Arme vor der Brust und Lance starrte mich weiterhin an. Warum genau tat er das?
"Ich ruf dann mal Sam an.", Prudence war die Erste, welche wieder etwas von sich gab. Langsam verließ sie die Mauer, aber nicht ohne zwei ihrer Brüder noch einen verächtlichen Blick zuzuwerfen. "Ach ja und Melissa, komm dann am Freitag einfach so ungefähr 17:00 zu uns. Dann können wir gemeinsam fahren.", gab sie noch von sich, ehe sie endgültig ging.
P.O.V Lance
Meine Augen verharrten weiterhin auf Melissa. Irgendetwas fesselte meine Augen und ließ mich sie weiter anstarren. Ihr Gesichtsausdruck war irgendwie etwas verängstigt und sehr zurückhaltend. Sie fühlte sich anscheinend nicht wirklich wohl. Noch nie konnte ich Gefühle von Menschen wirklich einschätzen, aber diesmal war ich mir relativ sicher.
"Alter, was sollte das jetzt schon wieder?", der genervte Unterton von Alex, welcher übrigens an mich gewandt war, brachte mich wieder zurück in die Realität.
"Was?", fragte ich etwas überrascht, da ich bis eben nicht zugehört hatte. Vielleicht hatten sie auch nichts gesagt, vielleicht hatten sie mich angeschrieen, ich konnte mich nicht daran erinnern.
"Warum du schon wieder so gegen Mailo warst? Ich dachte, das hätten wir langsam mal geklärt.", sagte Alex, wobei sowohl die Augen von ihm und Flora auf mir lagen. Enzo war gerade mehr mit seinem Handy beschäftigt und Melissa... keine Ahnung wo sie jetzt schon wieder hinstarrte, jedenfalls nicht zu uns.
"Weil ich ihn nicht ausstehen kann, er mich nervt und er wie schon gesagt unsere Schwester vögelt.", gab ich etwas säuerlich von mir. Meine Brüder müssten doch auf meiner Seite sein und mich verstehen. Außerdem war ich es leid mich ständig zu wiederholen.
"Erstens nervt Mailo dich nicht, er ist nicht mal anwesend und zweitens ist Prudence nicht mehr die kleine Schwester welche heulend zu uns gerannt kommt, weil sie ihren Teddy verloren hat. Sie ist groß geworden Lance! Krieg das endlich in deinen Kopf rein!", konterte Alex ziemlich gut. Ich war erstmal erstarrt, denn er hatte ja irgendwie recht. Prudence war größer geworden. Doch trotzdem war sie noch meine kleine Schwester und ich hatte es mir zum Ziel gesetzt, sie zu beschützen. Wir haben sie schon immer beschützt. Dann kommt auf einmal so ein Typ daher gelaufen, wickelt sie sich um den Finger und nun bekommen wir sie so gut wie nur im Doppelpack zu sehen. "Hey man, ich weiß es ist schwer das zu verstehen. Für mich ist sie auch noch die Kleine. Aber sie wird für immer unsere kleine Schwester bleiben, egal wie alt sie ist. Wir dürfen bloß nicht vergessen, dass sie jetzt selbst über ihr Leben entscheiden kann und wir sollten ihr auch keine Steine in den Weg legen.", versuchte Alex mich etwas aufzumuntern, denn er hatte womöglich gemerkt, dass mir dieses Thema zu denken gab.
"Ich hab zwar keine Geschwister, aber vielleicht solltet ihr euch mal in ihre Lage hineinversetzten. Was wäre denn, wenn ihr jemanden lieben würdet, den eure Geschwister nicht ausstehen könnt. Wäre doch bestimmt nicht so toll, wenn ihr euch dann immer dumme Kommentare anhören müsst.", sagte Melissa und spielte dabei nervös an dem Saum ihres Ärmels. Unsicher sah sie zwischen mir und Enzo hin und her, bis sie schließlich an mir hängen blieb. "Oder?", fügte sie noch total verunsichert hinzu. Mein Herz begann plötzlich schneller zu schlagen und mir wurde warm. Ihr unschuldiger Blick durchbohrte meine Augen fast, doch trotzdem wollte ich nicht das sie wegsah. Sie tat es aber. "Ich geh dann mal.", waren ihre letzten leisen Worte, bevor sie wie Prudence in die Schule zurück lief.
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Strange Neighbour
Novela JuvenilMelissa ist ein Mädchen, welches gerne für sich alleine ist. Sie liebt es sich in ihrem Zimmer zurück zu ziehen, doch wenn sie raus geht, dann nicht ohne ihre Kamera. Dadurch das ihr Vater eine neue Tierklinik in Seattle aufmacht, muss sie wohl oder...