Serendipity - [New Hope Club FF]

Kapitel 1

Ich gähnte und legte meinen Kopf gegen die Scheibe des Flugzeuges. Die Sonne war schon vor ein paar Stunden untergegangen und jetzt sah man die glitzernden Lichter der amerikanischen Städte, über die wir hinwegflogen.
Ein Blick auf den Monitor, der an dem Sitz gegenüber befestigt war, verriet mir, dass es nur noch knapp drei Stunden sein würden, bis wir in Los Angeles landeten.
Ich schaute mich um.

So gut wie alle Passagiere, die ich im Blickfeld hatte, schliefen tief und fest. So auch meine Mutter, mein Vater und meine kleine Schwester Sofia, die nebeneinander in der Reihe hinter mir saßen. Sofia war im Mai vier geworden und weil das hier ihr erster Flug war, wollte sie unbedingt am Fenster sitzen.

Ich lächelte beim Anblick der Kleinen, die beim Schlafen sabberte.

Ich stöpselte mir wieder meine Kopfhörer in die Ohren, startete meine Ed Sheeran Playlist und schloss meine Augen.

***

"Wir hoffen sie hatten einen angenehmen Flug und beehren uns bald wieder.", hörte ich nur die eintönige Stimme der Stewardess säuseln bevor ich mich aufhievte, um meinen Lieblingsrucksack aus dem Gepäckteil an der Decke zu holen.

Als wir aus dem Flugzeug traten, kam mir sofort ein Schwall Hitze entgegengeschlagen und ich fühlte mich direkt wie in einem Hannah Montana Film. Wieso hatte ich auch den dicken Pullover angezogen?

"Juuuuliiiie!", knautschte Sofia hinter mir herum und grabschte nach meiner Hand und ihre kleinen dicken Fingerchem schlossen sich um meine. Ihren 'Frozen' Rucksack hielt sie mit der anderen Hand an ihren Körper gedrückt.
Zusammen gingen wir die Treppe hinunter, wobei ich Sofia ungefähr ab der Hälfte hochnehmen musste, da sie mir sonst im Gehen eingeschlafen wäre. Die acht Stundne Zeitverschiebung taten der Kleinen wohl eher weniger gut.
Wieso Mama und Papa sie mitnehmen wollten, ist mir immer noch ein Rätsel. Muss denn eine geradeso vierjährige unbedingt auf die Hochzeit einer Tante, die sie noch nicht mal persönlich kennt und nebenbei gesagt keine Ahnung wie viele tausende Kilometer weit weg wohnt? Meiner Meinung nicht aber wie mein Papa immer sagt: Ich bin ja hier nicht der Chef.

Mit einem Leihwagen machten wir uns zu viert auf zu unserem Hotel.
Papa baute fast einen Unfall, da er vergessen hatte, das man in den USA ja rechts fährt und nicht links wie zu Hause. Ein Glück hat Sofia es bemerkt bevor es zum Massencrash kommen konnte. Die Kleine hat ihre Augen auch überall!

Unser Hotel war größer als ich gedacht hatte. Ganze 32 Stockwerke!

Sofia nahm sofort das Zimmer mit dem riesengroßem Fenster in Beschlag, aus dem man Blick auf einen Jahrmarkt hatte. Natürlich konnte sie noch nicht alleine in einem Zimmer schlafen, weshalb Mama und Papa (wenn auch gegen ihren Willen, sie war ja schon vier und damit ein 'großes Mädchen') zu ihr einzogen.
Ich hatte ein Zimmer mit Doppelbett und einem Fenster, das etwas kleiner war, als Sofias. Trotzdem hatte man einen schönes Ausblick auf die Hochhäuser von Los Angeles (und nebenbei bemerkt auch auf den Parkplatz vor dem Hotel). Das Bad war größer, als ich es von zu Hause gewöhnt war und hier hatte ich es sogar für mich alleine!
Endlich keine halbnackten Barbies mehr, die am Rand der Badewanne sitzen und einen während dem Zähneputzen gruselig anstarren!

Das Erkunden des Zimmers dauerte nicht lange, sodass ich mich dem Auspacken meines Koffers widmen konnte. Beziehungsweise eher musste, da ich nicht die nächsten zwei Wochen aud meinem Koffer leben wollte. Meine Klamotten packte ich in den echt großzügigen weißen Holzschrank an der Wand und die Haufen Bücher die ich mitgenommen hatte auf den Nachttisch.

Das kleine Keyboard holte ich aus seiner Aufbewahrungstasche und baute es auf dem runden Tisch auf, der vor dem Fernseher stand und stöpselte die Kabel in die Steckdose. Kaum stand es auf dem Tisch, wanderten meine Finger schon über die Tasten und eine wahllose Tonfolge war zu hören.
Ich hatte keinen wirklichen Grund, weswegen ich das Keyboard mitgenommen habe. Irgendwie hatte ich es im Gefühl. Man kann ja nie wissen, wann seine Schwester mal wieder ein Einschlaflied vorgespielt haben möchte!

Der Tag verging wie im Flug und als wir das ganze Hotel abgecheckt hatten und ich bestimmt schon das dritte mal mit Sofia im Pool war, gab es Abendessen. Die Tafel, bedeckt mit einem üppigen Buffet, die im Speiseraum stand, brachte Sofias  (Und auch meine) Augen zum leuchten. Potato Wedges and Chicken! So ein typisch amerikanisches Abendessen hatten ich schon ewig nicht mehr! Jetzt könnte ich mich endlich mal wieder so richtig mit dem fettigen Zeug vollstopfen!
Obwohl ich Mama gar nicht im Blickfeld hatte, wusste ich schon, dass sie beim Anblick von dem Buffet die Nase rümpfte. Nachdem Sofia geboren war, wollte sie eigentlich eine Diät anfangen um den Speck wegzubekommen, was aber nicht so richtig geklappt hatte. Trotzdem gab es seitdem bei uns zu Hause nur Gesundes.
So schnell es ging packte ich also meinen Teller voll...

Kurz bevor ich mich ins Bett schmiss, checkte ich nochmal mein Handy. Ein paar neue Nachrichten von meiner Tante wegen der Hochzeit und ein paar von meiner besten Freundin Aio. Eigentlich war ihr richtiger Name Aiofe aber das klang ihr zu irisch. Ihre Familie ist die Klischeehafteste Familie, die ich kenne. Alle ihre Brüder sind nach irischen Prinzen benannt und zusammen gingen sie immer auf irische Volksfeste. 'Stolz auf ihr Land' würde Aio's Mutter sagen. Als ich mir das vorstellte, musste ich schmunzeln.

Mein Handy stellte ich in den Flugzeugmodus, steckte es an das Ladekabel und legte es auf den Nachttisch. Die Lampe knipste ich auch noch schnell aus und schon konnte ich mich in die Bettdecke einkuscheln.

Auf einen aufregenden Urlaub!