"Ich geh mal eben schnell auf Klo!", rief Reece wie aus der Pistole geschossen keine zwei Sekunden nachdem wir aus dem Auto gestiegen waren.
"Das Klo ist in der anderen Richtung!", setzte ich gerade an aber er war schon um die Ecke gebogen und hörte mich nicht mehr.
Mit den Schultern zuckend und einer erhobenen Augenbrauen schaute ich ihm nach. Die ganze Autofahrt hatte er auf sein Handy gestarrt und wie besessen darauf herumgetippt.Ich musste zugeben, ich war schon sehr neugierig, was er da so wichtiges zu klären hatte. Nicht mal ein paar Augenblicke hatte er seine Augen vom Smartphonedisplay lösen können.
Sofia griff nach meiner Hand und zusammen gingen wir auf den Hof mit den aufgebauten weißen Pavillons, um uns etwas vom Buffet zu holen und unsere lange nicht mehr gesehene Familie zu begrüßen.
"Julie?", rief eine Frau etwas älter als mittleren Alters und kam auf uns zugerannt. Sie kniete sich zu Sofia, die mit aufgerissenen Augen und einem unwohlen Gesichtsausdruck, der laut und deutlich Hilfe schrie, zu mir hoch sah.
Die Frau ging Sofia durch die Haare und zwickte sie in ihre Wange.
"Ich bin Julie!", sagte ich leise und die Frau erhob sich sodass ihr Becken einmal laut knackte.
Ihre Augen weiteten sich und sie musterte mich von oben bis unten."Du? Oho! Ich dachte du wärst deine Mutter!"
Verwirrt sah ich an mir herunter. Sah ich echt aus wie Mitte vierzig?
Die Frau lachte.
"Erkennst du mich denn gar nicht? Es ist zwar bestimmt schon gute vier Jahre her, dass wir uns gesehen haben aber seine allerliebste Großtante vergisst man doch nicht, oder?"
Kurz dachte ich nach, dann fiel es mir wieder ein.
"Tía!", rief ich lauter als geplant und fiel ihr um den Hals. Meine Großtante hatte den ganzen Weg von Spanien bis hier auf sich genommen, um die Hochzeit ihrer Nichte zu besuchen."Das da unten ist Sofia. Meine kleine Schwester. Sie ist vier."
Tía hatte Tränen in den Augen als sie sich wieder zu Sofia kniete. "Als ich eure Mutter das letzte mal gesehen habe, warst du noch in ihrem Bauch!", sagte sie und stupste Sofia auf die Nase woraufhin sie ein Paar Schritte zurückging.
Fragend sah meine kleine Schwester mich an."Babys kommen aus dem Bauch der Mama?" Ihr Blick sprach mehr als tausend Worte und ich lief rosa an. "Das erklärt dir Mama bestimmt irgendwann mal genauer...", murmelte ich und schaute weg.
"Dann werde ich sie gleich mal fragen!", sagte die Kleine entschlossen und stapfte los zu einen der Pavillons, in dem meine Eltern saßen.Ich zuckte mit den Schultern und schaute Tía lachend an, die sich auch kaum ein Lachen verkneifen konnte.
"Tja, sobrina nieta. Das ist jetzt ein Problem, mit dem sich deine Mutter herumschlagen muss. Hab noch einen schönen Abend. Wir werden uns bestimmt nochmal über den Weg laufen.", sagte sie und ihr spanischer Akzent schlug etwas durch, was aber in höchstens zwei Stunden verschwunden sein würde.***
"Reece?", schrie ich durch die offene Tür des Männerklos hinein in den Raum mit den Zigtausend Kabinen.
Keine Antwort.
"Reece? Bist du hier drin?", rief ich noch einmal und etwas klapperte. Etwas erleichtert atmete ich aus als ich Schritte hörte, die sich auf den Weg zum Ausgang machten.
"Man ich hab dich überall gesucht! Was machst du de-"
"Hi Julie!", unterbrach mich Aaron, der aus dem Klo getrottet kam und sich seine Hände an seiner Anzughose abwischte, sodass zwei hässliche dunkle Handabdrücke darauf entstanden.
Enttäuscht seufzte ich.
"Hast du Reece irgendwo gesehen?", fragte ich meinen Cousin, der daraufhin anstößig mit der Augenbraue zuckte."Ist er vor dir abgehauen? Kann ich natürlich verstehen. Mehr als zehn Minuten würde ich es mit dir auch nicht aushalten!", gab er sarkastiach dazu.
"Aaron!", sagte ich empört und stampfte mit dem Fuß auf den Sandboden.
"Du hast gefragt!"
"Ich hab gefragt ob du ihn gesehen hast und nicht ob du weißt wieso er weg ist!"
Aaron hob alarmiert seine Hände.
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Serendipity - [New Hope Club FF]
FanfictionSerendipity (n.) finding something good without looking for it. Wegen der Hochzeit ihrer Tante, die fast genau 8300 Kilometer entfernt von ihrem Zuhause stattfindet, verbringt Julie mit ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester zwei ganze Wochen in L...