'Um elf geht's los! George, mach dich bereit auf viele Stunden voller Spaß und Freude!', schrieb ich in unseren Gruppenchat. Ich hatte mich echt gewundert, dass George sich freiwillig als Shoppingbegleitung gemeldet hatte. Es lag wahrscheinlich nur daran, dass er mich nicht richtig kannte, denn sonst hätte er gewusst, dass ich unter Stress extrem schnell zum Biest werden konnte.
Um Punkt Elf klopfte es an meiner Hoteltür.
"Hey George!" Ich freute mich echt auf diesen Tag und George's Lächeln verriet mir, dass er sich auch freute. "Bereit?" "Bereiter geht's nicht" Er grinste breit. "Na dann los!" Ich schnappte mir meinen Rucksack, steckte mein Portemonnaie hinein und hakte mich bei dem blonden Jungen ein.
Ich sagte noch schnell bei meinen Eltern Bescheid, dass wir losfahren würden. Die beiden und Sofia hatten den Plan, heute in den Park zu gehen. Das Entenfüttern hatte Sofia schon immer Spaß gemacht."Schnell! Den müssen wir nehmen!", rief George, nahm hektisch meine Hand und zog mich in die Bahn. Wir setzten uns auf den letzten Zweiersitz und machten es uns bequem. Nach ein paar Sekunden bemerkte ich, dass George immer noch meine Hand hielt und lächelte. George schaute beschämt auf und zog seine Hand weg. "Sorry... das war... ehm...", stotterte er und wurde rot. "Kein Problem." Wenn es überhaupt noch ging errötete er noch weiter und schaute aus dem Fenster.
"Wer war denn eigentlich dieser Joe gestern?", fragte ich, um die leicht unangenehme Stille zu beseitigen.
"Joe... ist ein sehr guter Kumpel von uns. Er... ist und besuchen gekommen."
"Ach, ihr kommt gar nicht von hier?", fragte und hätte mir im nächsten Moment am Liebsten gegen die Stirn geschlagen. Drei Jungs mit britischem Akzent alleine in einem Hotel in Los Angeles. Ich hätte es mir eigentlich denken können, dass sie nicht hier wohnten. "Nein, wir kommen aus der Nähe von London. Merkt man das nicht?" Den letzten Satz sagte er mit so einem übertriebenen britischen Akzent, dass ich lachen musste.
"Und du kommst aus Irland?" Ich nickte und George legte den Kopf schief und musterte mich. "Wo sind denn die roten Haare und die grünen Klamotten?", lachte er und ich boxte ihm gegen die Schulter.
"Tut mir Leid, nicht jeder Ire kann aussehen wie Leprechaun höchst persönlich!"
Und so gackerten wir die restliche Zugfahrt vor uns hin, bis wir die Straße erreichten, in der sich das Geschäft befand in dem ich mein Kleid aussuchen wollte.Eine kleine Glocke über der Tür signalisierte der Verkäuferin, dass neue Kunden eingetroffen waren und sie kam auf uns zu. "Guten Tag, kann ich Ihnen behilflich sein?", fragte die Frau, die ich auf Ende 50 schätzte nett und lächelte uns an.
"Gerne! Ich suche ein festliches Kleid für eine Hochzeit."
Die Augen der leicht grauhaarigen Frau fingen an zu leuchten und sie zog mich mit. "Da habe ich genau das richtige! Folgen sie mir!" Ich bedeutete George, dass er mitkommen sollte.Die Verkäuferin brachte mich in einen der hinteren Vekaufsräume, setzte mich auf einen Stuhl und verschwand in einem Nebenzimmer.
"Tut mir Leid, ich glaube sie haben da was falsch verstanden!", versuchte ich ihr noch hinterherzurufen aber sie war schon außer Hörweite.
Als George den Raum betrat prustete er los vor lachen. "Ich glaube du hast dich falsch ausgedrückt!", sagte er lachend und schaute sich um.Das ganze Zimmer stand voller Kleiderstangen mit Brautkleidern.
"Ist Ihnen schon eines ins Auge gestochen?", fragte die Frau als sie beladen mit Maßband und Stiften wiederkam.
"Ich wollte doch nur -", versuchte ich zu sagen doch sie unterbrach mich wieder. "Das ist kein Problem wenn sie noch keine Vorstellungen haben. Das geht vielen jungen Frauen so.", sagte sie mit einem Wink. "Wir werden schon das richtige für Sie finden." Aus dem Augenwinkel sah ich George, der mit aller Macht versuchte, sich ein Lachen zu verkneifen. Daraufhin warf ich ihm einen tötenden Blick zu.
Die Verkäuferin nahm mich Maß und hielt mir immer mehr weiße Kleider vor die Nase und immer wenn ich wieder ansetzten wollte, schnitt sie mir das Wort ab."Sind Sie der Bräutigam? Sie beide passen ja ausgezeichnet zusammen! Da habe ich bestimmt auch was!", sagte sie begeistert zu George und verschwand daraufhin wieder in diesem Nebenzimmer. Jetzt war George es, der bedröppelt aus der Wäsche schaute. Keine zwei Minuten später kam sie mit einem schwarzen Anzug in der Hand wieder. "Der hier würde perfekt zu diesem Kleid passen!", sagte sie enthusiastisch und hielt ein cremefarbenes Kleid neben den Anzug.
George schüttelte energisch den Kopf. "Sie haben da etwas falsch verstanden.", sagte er mit einem Blick zu mir. "Hier heiratet niemand außer ihrer Tante." Die Verkäuferin atmete fast ein bisschen enttäuscht aus. "Das tut mir jetzt aber Leid. Sie müssen verstehen, ich hatte schon so lange keine Braut mehr hier, da habe ich mich wohl ein bisschen übernommen." Sie lächelte entschuldigend. "Ach kein Problem. Wenn ich mal heiraten sollte, werde ich bestimmt in ihren Laden kommen!", versuchte ich sie ein wenig aufzumuntern.
"Vielleicht ist das hier das richtige?" Das war jetzt schon das achte Cocktailkleid, das mir die grauhaarige Frau zum anprobieren hinhielt. Langsam aber sicher wurde ich ein wenig ungeduldig. Hilfesuchend blickte ich in Georges Richtung aber er saß nicht mehr auf dem Hocker, wo er noch vor ein paar Minuten gesessen hatte. Ich seufzte und schüttelte den Kopf. "Tut mir Leid, grün ist so gar nicht meine Farbe." Und schon war die Verkäuferin wieder auf der Suche nach einem anderen Kleid.
"Wie wäre es denn hiermit?" Der blonde Brite tippte mir auf die Schulter. Als ich zu ihm herumwirbelte blieb mir fast die Spucke weg. Das kurze hellblaue Kleid, welches er in der Hand hielt, gefiel mir ausgezeichnet. "Wow George! Das ist wundervoll!", bedankte ich mich, nahm es ihm ab und verschwand in der Umkleide.
Ich hörte noch wie die Verkäuferin wiederkam und sich, anscheinend mit weiteren Kleidern in der Hand, mit George unterhielt."Ehm... Ich bräuchte da mal etwas Hilfe!", rief ich aus der Umkleide. Die Knöpfe würde ich alleine niemals zubekommen.
Ich will ja jetzt nicht sagen, dass ich es lieber gehabt hätte wenn George mir das Kleid zugeknöpft hätte aber ein bisschen enttäuscht war ich schon, als die mittelalte Verkäuferin den Vorhang der Kabine aufzog um mir zu helfen.
"Das wär's.", sagte sie und drehte mich zu sich um. Ihre Augen weiteten sich und sie öffnete den Mund. "Wow.", war das einzige Wort, dass ihre Lippen verließ.
Plötzlich musste ich lachen. George stand mit dem Rücken zu mir und hatte sich die Augen zugehalten. "Hey George! Ich bin fertig mit umziehen! Du kannst dir Augen wieder aufmachen!" Er drehte sich zu mir um aber seine Augen ließ er verdeckt.
"Man soll doch das Kleid einer Frau nie vor dem besonderen Anlass sehen, an dem sie es trägt!", sagte er und ich wurde rot.
Das war ja mal supersüß.
"Labern Sie keinen Unsinn!", lachte die Verkäuferin. "Solange sie nur Ihre Freundin ist und nicht Ihre zukünftige Ehefrau geht das klar." Wieder wurde ich rot. "Wir sind nicht... Also nein, wir sind kein Paar!", stammelte ich. Die Frau sagte nichts, sondern zwinkerte mir nur zu.
"Na Los George! Mach endlich die Augen auf!"
Endlich nahm er langsam die Hände von den Augen.Ein "Woha." entfuhr ihm und er schaute mich eine ganze Weile einfach nur verträumt an. Als unsere Blicke sich kreuzten, bekam ich wieder dieses seltsame Gefühl. Diese verdammten Schmetterlinge!
Wir hielten den Blick stand und ich ging in seinen wunderschönen blauen Augen verloren.
"Nun gut.", räusperte sich George nach einer Weile. Ich musste mich erstmal wieder sammeln. "Dann ist das wohl beschlossen. Das Kleid wird gekauft!" Ich nickte und bemerkte, wie mir wieder die Röte ins Gesicht stieg."Für sie mache ich doch gerne ein Sonderangebot!", sagte die Verkäuferin während sie das hellblaue Kleid in einen dieser Überzugbeutel steckte. Wir bedankten und verabschiedeten uns von der netten Frau und dann verließen wir glücklich den Laden.
Wir schwiegen auf dem Weg zur Bahn.
Aber es war nicht diese unangenehme Stille."George?", fragte ich, als wir am Bahnsteig auf den Zug warteten. "Julie?"
"Du bist die beste Shoppingbegleitung, die ich je hatte.", sagte ich zu dem blonden Jungen und schaute ihm in die Augen. Er wurde eine wenig rot und schaute auf den Boden.
Ich sah, wie er lächelte.
Ich erwartete keine Antwort und es kam auch keine.Im Zug sitzend wurde ich langsam aber sicher ziemlich müde. Shoppen war halt anstrengend.
Meine Augenlider wurden schwer und mein Kopf sank auf Georges Schulter. Ich merkte nur noch wie er schüchtern seine Hand hob und über meinen Kopf strich, Dann war ich auch schon eingeschlafen._________
Dankeschön für schon so viele Views nach so einer kurzen Zeit
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Serendipity - [New Hope Club FF]
Hayran KurguSerendipity (n.) finding something good without looking for it. Wegen der Hochzeit ihrer Tante, die fast genau 8300 Kilometer entfernt von ihrem Zuhause stattfindet, verbringt Julie mit ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester zwei ganze Wochen in L...