Kapitel 15

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Reece p.o.v

"Das Klo ist in der anderen Richtung!", hörte ich Julie noch rufen, dann waren sie auch schon außer Hörweite. Ich kramte sofort mein Handy aus der Hosentasche und rief mir ein Taxi. Ungeduldig wartend ging ich nochmal den Chat mit Blake und George durch.
Tausende "WO BLEIBST DU???", "LEBST DU NOCH?" und "KANNST DU JETZT MAL DEINEN HINTERN HIER HER BEWEGEN?" stachen mir ins Auge.
Ich hatte den Jungs nichts von meiner Verabredung mit Julie erzählt und auch nicht, dass ich mich wasweißich wie viele Kilometer von dem Standort unseres Gigs entfernt befand.
Es war dumm von mir, ihnen nichts zu sagen. Jetzt waren sie nur unnötig unglaublich sauer auf mich und zudem würde ich auch noch zu spät aufkreuzen. Hoffentlich waren sie noch beim aufbauen und hatten noch nicht ohne mich angefangen zu üben. Aber wie ich George und Blake kannte, konnten die beiden nicht lange sauer auf mich sein.
Normalerweise.

Das Taxi hupte und ich ließ mich auf einen der Rücksitze fallen.
"53rd Maple Street bitte!", sagte ich dem Fahrer und sank erschöpft von nichts in die Polster.
Eine Weile geschah gar nichts und ich fragte mich, ob irgendwas mit dem Auto schief lief und wieso wir nicht endlich losfuhren.

"Wieso fahren sie nicht los?", fragte ich nach weiteren verstrichenen Minuten und versuchte, nicht unhöflich zu klingen.
"Das macht dann bitte 10 Dollar, dafür, dass ich wegen einem dummen Teenager Streich durch halb Los Angeles gekutscht bin!", sagte der Fahrer und rollte mir durch den Rückspiegel mit den Augen zu.
Verwirrt zog ich meine Augenbrauen nach oben und beugte mich nach vorne, um einen Blick auf die Anzeige des Navis werfen zu können.

Ein Kloß bildete sich in meinem Hals.
"Das tut mir schrecklich Leid... Ich wusste nicht... sorry.", stotterte ich und gab dem Fahrer die 10 Dollar. Dann stieg ich wieder aus und das Taxi fuhr an mir vorbei die Straße entlang und ich schaute ihm nach, bis es nur noch ganz klein zu sehen war.

Verdattert stand ich nun da, am Straßenrand wie bestellt und nicht abgeholt.
Langsam drehte ich mich um und schaute auf das Schild über der Haustür von Julies Verwandschaft.

53.

Mein Blick wanderte auf das blaue Straßenschild, welches an der Fassade des gegenüberliegenden Hauses befestigt war.

Maple Street.

Das hatte Blake also mit "Und du wirst niemals erraten, wo der Auftritt steigt!", gemeint.
Scheiße.
Hätte ich doch bloß nochmal nachgehakt.

Also machte ich mich so schnell ich konnte auf in den Saal, in dem wir spielen würden. Ich versuchte mich so gut es ging an der Hauswand entlangzuquetschen, ohne Julie oder Aaron oder sonst irgendeinem über den Weg zu laufen. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Julie mit Aaron einem Mädchen mit langen blonden Haaren gegenüberstand, welches einen Jungen neben sich stehen hatte, der aussah, als wäre er getreten worden. Das musste wohl Kimberly sein, die ätzende Tussicousine, von der mir Sofia um Schwimmbad erzählt hatte.

Für eine kurze Schocksekunde dachte ich, Julie hätte mich gesehen wie ich à la Mission Impossible an die Wand gepresst zum Saal vordrung aber ich hatte mich geirrt. Von einem Moment auf den anderen verschwand ihr sonst so schönes Lächeln und sie vergrub ihren Kopf in Aarons Anzug. Dann begann sie zu schluchzen.

In den ganzen zwei Wochen hatte ich sie kein einziges Mal ohne ihr Lächeln im Gesicht gesehen. Es machte mich traurig, dass ich sie nicht trösten konnte, weswegen auch immer sie gerade traurig war.
Jetzt schaute sie auf. Ihre Augen waren verheult und leicht aufgequollen.
Keiner konnte in dem Moment verstehen, wie gerne ich jetzt an Aarons Stelle gewesen wäre und Julie im Arm gehalten hätte.
Aber wie das Leben so spielte, könnte ich mich natürlich nicht teleportieren.

***

"Na da bist du ja endlich!", rief Blake laut, als ich mit meiner Gitarre die kleine Bühne betrat. Seine Augenbrauen trafen sich fast in der Mitte, weil er mich so böse anschaute. Ein Zeichen für einen wütenden Blake, mit dem definitiv nicht gut Kirschen essen war. Solch einem Blake begegnete man normalerweise nicht oft, da er, wie wir alle, eher der fröhlichen Spezies angehörte.
Gerade deswegen sollte man sich in Zeiten des sauren Blakes lieber von ihm fernhalten.
"Wo hast du gesteckt? Ich hab dich mindestens tausendmal angerufen! Und was hast du überhaupt an?"
Nach einer guten Ausrede suchend, schaute ich völlig angespannt auf den Parkettboden. Mir trat der Schweiß auf die Stirn und mir musste schleunigst etwas einfallen. Den Beiden würde es ganz und gar nicht gefallen, wenn ich sie anlog. Aber eine klitzekleine Notlüge hatte noch niemandem geschadet.

"Ich war... ehm... Familienangelegenheit.", stotterte ich und George sah mich nur misstrauisch an. Seine blauen Augen blitzten und zogen sich zu dünnen Schlitzen zusammen.
"Das erklärt nicht den Anzug...", murmelte er. George wusste ganz genau, dass ich log, sagte aber nichts.

"Familienangelegenheit also..." Blakes Blick wanderte von mir zu meinem Gitarrenkoffer. "Na wenigstens hast du deine Gitarre nicht vergessen."
Mit den Augen rollend wandt er sich von mir ab und winkte Joe zu, der es sich im Erker der gegenüberliegenden Ecke des großen Raumes mit einem Keks gemütlich gemacht hatte.

"Fixed oder was anderes?", fragte mich George und riss mich damit aus dem Gedanken, wie ich Julie nachher erklären konnte, wo ich gewesen bin.  Wenn es überhaupt ein nachher gab...

"Lass uns doch Perfect spielen. Das passt doch perfekt für eine Hochzeit!", schlug ich vor und Blake zuckte anerkennend mit der Augenbraue.
"Für den Hochheitstanz eher. Ich glaube nicht, dass einer der Gäste zu einem Ed Sheeran Song abdancen will." Jetzt lächelte er. Das hieß wohl, er hatte sich beruhigt.

"Geht klar. Dann für sie normale Party erstmal das Übliche?"
George nickte und schrieb eine Reihe von Songs auf einen linierten Zettel.
-Dusk til Dawn (slower)
-Bleeding love
-I'm yours
-kiwi
-imagine
-love is easy
-too much to ask
-shout about it
-how would you feel
-perfect (final)

Nickend stimmte ich der Songauswahl zu und wir jamten ein wenig zu diversen Melodien und übten alle Songs einmal durch. Ab und zu trat die ein oder andere Person in den Saal und hörte uns für ein paar Augenblicke zu, verschwand dann aber wieder, da wir ja eigentlich erst für während und nach dem Abendessen arrangiert worden waren.
Die Sonne färbte den Himmel, der durch die großen Fenster zu sehen war, rot und orange und machte mich schläfrig.
Plötzlich schreckte ich auf.

Ich hatte Angst. Angst, dass ich Julie in diesem Moment vernachlässigte, wo ich ihr doch versprochen hatte, diesen Nachmittag, der nun fast schon komplett vorbei war, nur mit ihr zu verbringen. Deshalb hatte ich auch noch nie eine ernsthafte Beziehung zu Stande bekommen. Auf Mr. Reece Bibby war einfach null Verlass.

Es schmerzte, mir so etwas einzugestehen aber es war eben so. Daran konnte ich einfach nichts ändern. Oder doch?

Meine Konzentration ließ nach, was zu ein paar vielen falschen Akkorden und verwirrten Blicken von George und Blake führte und mich etwas rot werden ließ.

"Jungs, ich muss nochmal kurz weg!", rief ich und warf meine Gitarre achtlos auf dem Boden. Ohne eine Antwort abzuwarten rannte ich aus dem Saal und machte mich auf die Suche nach Julie. Ich konnte mich ändern.
Und ich hoffte inständig, sie wäre nicht sauer auf mich...

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Achtung: ich hab das Gefühl, das Kapitel ist nicht so toll geworden :/ ich weiß nicht, manchmal bin ich so im Flow und schreibe einfach drauf los, dann lese ich drüber und alles ergibt irgendwie keinen Sinn...
Naja.
Schöne Ferien, an die, die jetzt bald Ferien haben (wie ich 😋)

Serendipity - [New Hope Club FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt