"Hey wie lange willst du denn noch hier rum hocken? Du verpasst doch alles!", hörte ich Aarons Stimme durch das Dickicht der Bäume.
Vor bestimmt einer halben Stunde hatte sich Kimberly aus dem Staub gemacht. Sie wollte "Ihre teuren Strumpfhosen nicht von Ameisen zerfressen lassen". Ich hatte ihr nicht gesagt, dass Ameisen gar keinen Stoff fressen, aber ich wollte einfach, dass sie abhaut.Müde und schlapp setzte ich mich auf und schaute in Richtung Aaron, der auf mich zuging und sich mit auf die Bank plumpsen ließ.
"Komm schon." Er zog mich an meinem Arm nach oben, sodass ich wohl oder übel aufstehen muss.
Ich grummelte vor mich hin und ließ mich wieder fallen. Ich könnte einfach nicht stehen bleiben, so schlechte Laune hatte sich in meinem Gehirn breit gemacht."Jetzt lass die nicht von diesem Scheißkerl den Tag vermiesen! Der war mir von Anfang an nicht geheuer!" Aaron stapfte mit dem Fuß auf den Boden und trat mir gegen die Schuhe. "Jetzt hiev dich auf, alte Oma! Du willst doch nicht den Hochheitstanz verpassen!"
Plötzlich riss ich meine Augen auf und schaute in den Himmel. Die Sonne war schon fast komplett untergegangen und der Mond war schon klar zu sehen.
"Scheiße man wie lange habe ich denn hier gehockt?"
Mein Cousin schaute auf seine imaginäre Armanduhr und sagt murmelnd: "Bestimmt eineinhalb Stunden."
Da hatte ich Tatsache die halbe Party verpennt. Schlagartig setzte ich mich auf und huckte meinen Hintern von der Bank. Ich hakte mich bei Aaron ein und schlenderte vorneweg. Der dunkelhaarige Junge schaute mich verwirrt an aber ging mit mir mit. "Soso. So viele Sinneswandlungen heute, ich kann gar nicht mehr mitzählen!" Noch ein wenig traurig fing ich an zu lächeln. "Ich habe einfach keine Lust mehr, Aaron. Aber sag mir eine Sache. Aber ehrlich! Sieht mein Kleid echt aus wie aus der Altkleidersammlung?"Aaron musterte mich von oben bis unten. "Dein Kleid ist wundervoll, du bist wundervoll. Und wenn diese Evolutionsbremse das nicht erkennt, dann hat er das beste Mädchen verpasst, das ihm jemals begegnen wird." Aarons Worte machten mir Mut und ich legte einen strammen Schritt ein. "Sollte er mir heute noch einmal über den Weg laufen, dann geige ich ihm aber mal gehörig meine Meinung!"
"So kenne ich dich, Jules! Und jetzt los, die anderen warten schon auf uns. Ich hoffe es ist noch was vom Kuchen da!"
Mit den Augen rollend lief ich vor, durch den Wald zurück zum Hof, von dem schon die Musik schallte."Geht's dir wieder besser Schatz? Aaron hat mir alles erzählt! Das hätte ich echt nicht von deinem kleinen Freund erwartet, er schien so lieb...", machte mein Vater mir Mut, indem er mir auf die Schulter klopfte.
"Ich auch nicht", gab ich nur leicht brummend zurück und ging zu Sofia, die halb schlafend auf einer Bank saß, die an der Hauswand stand. Ich hob sie hoch, warf sie über die Schulter, sie hämmerte kurz auf meinen Rücken und dann war sie auch schon eingeschlafen. Wankend unter dem Gewicht der Vierjährigen ging ich auf einen der Pavillons zu, setzte sie ab und deckte sie mit Aarons Jacke zu, die er mir vorhin gegeben hatte. Ich strich meiner Schwester noch kurz über den Kopf, dann ließ ich sie friedlich auf der Bank schlummern. Sie würde den Hochzeitstanz verpassen, aber so etwas musste ein Mädchen nicht schon mit vier von ihrer Bucketlist streichen, es würden bestimmt in naher Zukunft noch mehr Leute aus unserer großen Familie heiraten.
Als ich wieder daran dachte, wie ich heute Nachmittag den Blumenstrauß aufgefangen hatte, kamen mir wieder die Tränen und ich ließ mich doch von meinem inneren Ich abbringen, nicht lieber das Tanzbein zu schwingen und mich stattessen seufzend auf die Sitzflächen fallen zu lassen.Traurig fummelte ich an dem Stoff meines Kleides herum. Mir ging eine Sache einfach nicht aus dem Kopf: Wieso hatte mir der Junge nicht einfach gesagt, dass er keine Lust hatte, mit mir auf diese Hochzeit zu gehen? Hatte er allen Ernstes gedacht, zweimal einfach abzuhauen würde mir weniger das Herz brechen? Denn das tat es definitiv nicht.
Ein lautes Schnarchen von Sofia riss mich aus meinen Gedanken und meine Ohren stellten von Durchzug wieder auf normal.
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Serendipity - [New Hope Club FF]
Fiksi PenggemarSerendipity (n.) finding something good without looking for it. Wegen der Hochzeit ihrer Tante, die fast genau 8300 Kilometer entfernt von ihrem Zuhause stattfindet, verbringt Julie mit ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester zwei ganze Wochen in L...