Als ich aufschreckte, knallte ich mit voller Wucht gegen die Steinwand. Erschrocken sah ich mich um.
Scheiße.
Es war stockfinster und ich hörte keinen einzigen Mucks von irgendwo und das machte mir Angst. Ich hievte mich von dem eiskalten Boden auf, stützte mich dabei an der Wand ab und strich mein Kleid so glatt wie es ging.
Ich hielt mir den Kopf, der brummte wie ein Bienenstock.
In Gedanken an den Traum, den ich gerade hatte, musste ich weinen. Es war ja auch zu schön gewesen, sich einfach so zu versöhnen ohne irgendwelche Komplikationen. Sowas passierte wohl doch nur im Traum.
Ich musste wohl während ich in Strömen geheult habe, eingeschlafen sein...Verzweifelt fuhr ich mir mit der Hand durchs Gesicht und stöhnte auf. Dann fiel mir etwas ein.
Schnell setzte ich mich in Gang und rannte in den Saal, in dem Reece, Blake und George vorhin gespielt hatten. Wie lange war es her? Wie lange hatte ich da and die Wand gelehnt geschlafen? Mein Zeitgefühl war sowas von kaputt..."Ach hallo Julie! Auch schon aufgewacht?", scherzte meine Mutter, als ich den Saal betrat. Die stand mit einem Müllbeutel in der Hand neben meiner Großtante und sammelte die bunten Luftschlangen vom Boden auf, die nach der Feier liegengeblieben waren. Sofia schlief hinter ihr auf einem roten Ohrensessel.
"Wie spät ist es?", fragte ich panisch und atmete schnell aus und ein. Mein Gehirn war noch halb im Schlafmodus, weshalb ich alles wie durch eine hellgraue Brille sah.
Mit hochgezogenen Augenbrauen schob meine Mutter den Ärmel ihres Boleros hoch und schaute auf die Uhr. Sie schien selbst etwas erschrocken, als sie mir die Uhrzeit sagte.
"Es ist 3 Uhr, Schatz. Könntest du vielleicht Sofia-"
"ES IST SCHON 3?", unterbrach ich sie mitten im Satz und ging mir mehr als verzweifelt durch die Haare. Auf der Stelle tippelnd machte ich mich selbst wahnsinnig.
"Wieso habt ihr mich nicht aufgeweckt? Ich habe alles verpasst!""Du hast so friedlich geschlafen und Aaron hat uns erzählt was passiert ist. Außerdem haben wir alles für dich gefilmt."
Schwer seufzend ließ ich mich auf die Kante der Bühne fallen und zog die Beine in den Schneidersitz. "Sind die Jungs schon weg?", setzte ich resigniert an und sah hoffnungslos zu meiner Mutter hoch.
Diese zuckte nur mit den Schultern. "Frag deine allwissenden Tante. Obwohl, wenn ich es mir recht überlege, in der Hochzeitsnacht sollte man das Paar eventuell nicht in ihrem Zimmer überraschen.", lachte sie und nahm einen Besen in die Hand, mit dem sie das Konfetti zusammenkehrte, das sich mit dem Dreck aller Schuhe auf dem Boden zusammengemischt hatte.Ich raufte mir die Haare. Wenn ich jetzt nicht so niedergeschlagen wäre, hätte ich wahrscheinlich auch gelacht.
"Deine Jungs sind schon vor einer halben Ewigkeit zurückgefahren. Sie wollten noch irgendwas erledigen. Der Blonde hat gesagt, er wollte dir eine Nachricht auf's Handy schicken.", hörte ich Aarons Stimme von um die Ecke. Keine fünf Sekunden später kam er auch schon angeschlurft. Nicht ganz gerade und ein bisschen torkelnd machte er sich auf in meine Richtung.
"Hast du etwa getrunken?", fragte ich mit zusammengekniffenen Augen und musterte ihn von oben bis unten.
"Es war die Hochzeit meiner Eltern, okay? Ob ich jetzt trinke oder erst in vier Jahren, wenn's legal ist, ist doch eigentlich egal.", bemerkte er nur und ging dann nach draußen. Wasweißich was er in der Dreiuhrnachts-Kälte wollte.Erleichtert, dass die drei Jungs nicht ohne ein einziges Wort abhauen würden, tastete ich meine Hosentaschen nach meinem Handy ab. Bis ich merkte, dass ich ja gar keine Hosen trug.
Mist.
Ich dachte nach. Hatte ich heute eine Tasche getragen? Hatte ich mein Handy überhaupt dabeigehabt?
Je mehr ich mich anstrengte, mich zu erinnern, desto weniger Informationen bekam ich aus meinem Gehirn rausgepresst.
Letztendlich kam ich zu dem Entschluss, dass ich mein Handy wohl auf dem Nachttisch im Hotel liegen gelassen hatte.
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Serendipity - [New Hope Club FF]
Fiksi PenggemarSerendipity (n.) finding something good without looking for it. Wegen der Hochzeit ihrer Tante, die fast genau 8300 Kilometer entfernt von ihrem Zuhause stattfindet, verbringt Julie mit ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester zwei ganze Wochen in L...