Kapitel 21 - Wie das Boot am See

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Hermine Granger:

Die Musik schien aller Gäste Ohren zu verschlingen und die Augen aller auf die Tanzenden zu heften, aber ihre Ohren und Augen galten nicht der dröhnenden Musik. Die sanfte Berührung kitzelte ihre Schulter immer noch neckisch und ließ sie innehalten und sich umdrehen.
Draco.
Seine Sportkleidung war nicht in einen Anzug übergegangen, denn eine blaue Jean und ein helles Shirt wurden von ihm erwählt. Es wirkte beinahe schon zu leger für ihn, aber das Ganze machte ihn authentischer und ungezwungener. Dabei konnte man unter dem Shirt seine Muskeln gut erahnen. Wenn Hermine ein Junge gewesen wäre, hätte sie sich bestimmt auch für solch eine Kleidung entschieden, um Mädchen aufzureißen. Doch ihr Blick blieb eigentlich an seinen Augen hängen. Belustigst funkelten sie und, dennoch musste Hermine zögern: Etwas fehlte.

"Hast du dich auch hierher verirrt?", fragte er sie im Plauderton und kam ihrem Gesicht gefährlich nahe, damit sie ihn verstehen konnte.
"Eher hierher geflüchtet.", gab Hermine mit düsterem Nachgeschmack an den See zu, der sich aber schnell verflüchtigte, denn der Alkohol schien alles luftig-locker zu machen, gar heiter und belanglos: "Tanze ich eigentlich schrecklich?"
Zeigend drehte sie sich einmal um die eigene Achse und lachte.
"Fürchterlich.", schmunzelte Draco.
"Findest du?", hakte Hermine voller Bestürzung nach, die der Alkohol zu Tage brachte: "Eigentlich tanze ich ja die klassischen Tänze wie Walzer und so weiter gut, aber, wenn ich dann auf einer Party bin, ist das etwas anderes. Ron hat sogar einmal gesagt, dass ich wie ein Entlein herumwatschle!"

Zum Plappermaul schien der Bücherwurm auch noch geworden zu sein. Mit unverhohlener Amüsiertheit musterte Draco Hermine und zog anschließend die Augenbrauen nach oben.

"Du hast recht. Länger kann sich das niemand mehr ansehen! Ich werde dir jetzt zeigen, wie das geht, Hermine.", nickte er und hielt ihr seine Hand hin.

Ohne groß herumzuflackern ergriff sie sie und ließ sich einmal herumwirbeln. Schließlich fanden sich die beiden eng umschlungen auf der Tanzfläche und statt, wie alle anderen wirklich das Tanzbein zu schwingen, waren Draco und Hermine der Ruhepol im Kreis der Tanzenden.

"Du bist echt schon betrunken.", sprach Draco nach einer Weile aus.
"NIEMALS! Wieso denn?", gluckste Hermine.
"Du würdest ansonsten nicht mit mir tanzen.", stellte er fest und die Worte waren ein leises Flüstern in ihre Ohren, doch das Vorurteil war unübersehbar und schnürte ihr die Kehle zu.
"Würdest du etwa mit mir tanzen, wenn du nüchtern bist?", schaffte die Gryffindor es irgendwie die Worte herauszupressen. Angespannt wartete sie auf eine Antwort, während sie ihren Kopf auf seinen Schulter ablud. Auf einmal erschien ihr alles so schwer und die Gegenstände im Raum begannen sich zu verdoppeln.
Das Schweigen wurde gebrochen und Draco antwortete schlicht mit einem schmalen Grinsen: "Wer weiß, Hermine."

Durch ihre wirren Gedanken, zu denen der Alkohol sie geführt hatte, ließ Hermine sich die Worte noch einmal auf der Zunge zergehen. Er hatte es nicht verneint. Nur, was das alles unter anderen Bedingungen in ihr ausgelöst hätte, wurde weggetragen und Hermine fühlte sich bloß erschöpft. Die Stimme, das Quidditchspiel und alles andere...
Es war viel mit sich herumzuschleppen.

Die beiden tanzten noch kurz weiter und hielten sich aneinander, beinahe klammerten sich aneinander fest, bis die Gryffindor gefasst sagte: "Kannst du mich eventuell aus den Kerkern bringen? Ich bin sooooo müde."

Demonstrativ löste sie sich von ihm und gähnte, während sie dabei ein wenig zur Seite wankte.
"Ups...", schmunzelte sie und grinste: "Ich werde ja noch zur Allgemeingefahr."
"Komm schon, ich bringe dich hier raus!", nickte Draco seufzend und schüttelte den Kopf: "Du warst schon immer eine Gefahr, Granger."

•••

Die dunklen Gänge der Kerker lagen furchterregend vor ihr. Die meiste Zeit über fand man nicht einmal eine lichtbringende Fackel in der Dunkelheit vor und da beide, weder Draco oder Hermine, einen Zauberstab bei sich trugen, mussten sie so durch die Finsternis. Erstaunlicherweise schien Draco das nichts auszumachen, denn er kannte sich ohne große Anstrengung hier blendend aus. Fast jeder hätte sich früher oder später verirrt, aber die Slytherins lebten ja hier unten.

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