Kapitel 10

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Celines Sicht:

Tanja versuchte verzweifelt die richtigen Worte zu finden, während Timo, Marcel und ich sie immer noch gespannt ansahen. Plötzlich ertönte eine Stimme hinter uns. „Kann ich vielleicht ein Foto mit euch machen?" Ein kleiner Junge stand zusammen mit seinen Eltern hinter uns. Die Jungs erfüllten dem Jungen dem Wunsch, was dazu führte, dass andere auch auf die beiden Fußballer aufmerksam wurden. Mittlerweile hatte sich eine Traube um die beiden gebildet. „Also ich...Tanja?!" Ich drehte mich zu den Seiten um und suchte Tanja. Die war aber nirgends zu sehen. Schnell holte ich mein Handy aus meiner Tasche und wählte ihre Nummer. „Mailbox", flüsterte ich vor mich her. Die Traube hatte sie mittlerweile fast aufgelöst. Nur noch ein Fan wollte eine Unterschrift von Marcel. „Wo ist Tanja?" Timo blickte sich suchend um, bevor er mir tief in die Augen sah. „Celine, wo ist Tanja?" Ich zuckte mit den Schultern und erwiderte: „Ich weiß es nicht." „Dann ist ja klar, wie es zwischen ihr und mir aussieht." „Timo, bitte..." „Nein, Celine. Zwischen mir und Tanja ist dann wohl aus." Er blickte geknickt auf den Boden und versuchte das Ende seiner Beziehung zu verarbeiten. „Ich wünsche euch eine gute Nacht." Er verabschiedete sich von Marcel und mir und lief dann zu seinem Auto.

Marcel und ich liefen schweigend nach Hause. Ich fühlte mich unglaublich komisch. Irgendwie verantwortlich, schuldig. „Hey Schatz, du bist so still." Marcel blieb stehen und drehte mich zu sich um. „Was ist los, Celine." „Nichts.", gab ich als Antwort. „Du bist eine schlechte Lügnerin. Es ist wegen Timo und Tanja, habe ich Recht?" Ich nickte. „Kann ich verstehen, aber das ist eine Sache zwischen den beiden." „Ich weiß, aber irgendwie fühle ich mich verantwortlich dafür. Schließlich habe ich Tanja zu dieser Veranstaltung mitgeschleift und sie damit unter Druck gesetzt." Marcel kam ein Schritt auf mich zu und nahm mich in den Arm. Das tat wirklich gut. „Es ist nicht deine Schuld." „Es fühlt sich aber sehr danach an."

In der Nacht wälzte ich mich im Bett nur hin und her. So sehr ich auch versuchte zu schlafen, ich konnte es einfach nicht. Mein Blick war auf die Decke gerichtet. Vor dem Schlafengehen hatte ich nochmal versucht Tanja anzurufen, aber wieder ging nur ihre Mailbox ran. Marcel war schnell eingeschlafen, aber mich hielten meine Gedanken im Kopf wach. Irgendwann schlich ich mich leise aus dem Schlafzimmer in die Küche. Dort machte ich mir einen Tee. Während dieser zog, ging ich in mein Arbeitszimmer, auch bekannt als Gästezimmer. Alle Sachen von Tanja waren verschwunden und unseren Schlüssel fand ich auf dem Schreibtisch. Wie gern wollte ich mit ihr über das Vorgefallene reden. Nachdem ich meinen Tee getrunken und im Fernsehen eine komische Sendung geschaut hatte, blickte ich auf die Uhr. Es war 5:48 Uhr. Ich beschloss mich anzuziehen und auf die Arbeit zu fliehen. Irgendwie musste ich mich ablenken.

„Celine?" Verwirrt sah ich mich um. Adrian stand mir gegenüber vor dem Fenster. „Ist die Konferenz schon vorbei?", fragte ich ihn immer noch verwirrt. „Schon lange. Anscheinend warst du nur körperlich anwesend." Ich klappte meinen Laptop zu. „Es tut mir wahnsinnig leid, ich..." Meinen Kopf stützte ich mit meinen Händen. „Es ist gerade kompliziert, Adrian. Entschuldige bitte." Er setzte sich mir gegenüber. „Streit mit deinem Verlobten?" Ich schüttelte den Kopf und erwiderte: „Nein, mit meiner besten Freundin." Er sah sich kurz im Raum um, bevor er antwortete. „Weißt du was, du wirst jetzt Feierabend machen und das Problem aus der Welt schaffen. So bist du absolut nicht zu gebrauchen." Am Ende musste er etwas lachen. „Aber ich kann doch nicht einfach so gehen..." „Doch. Ich bin dein Chef und wenn ich sehe, dass es meinen Mitarbeitern nicht gutgeht, dann schicke ich sie nach Hause. Also geh, bevor ich es mir doch noch anders überlege." Ich erzwang ein kleines Lächeln. „Dankeschön."

Mein Puls schnellte in die Höhe. Ich war zu Tanjas Familie gefahren, da ich vermutete, dass sie hier sein würde. Meine Vermutung bestätigte sich, als ich ihren kleinen roten Flitzer entdeckt hatte. Langsam stieg ich aus dem Auto und suchte den Weg zur Haustür. Mit zittrigen Fingern drückte ich die Klingel und wartete. Dann wurde die Tür aufgerissen. Tanjas Miene veränderte sich, als sie mich sah. Sie wirkte enttäuscht und verärgert. „Tanja, ich...ähm also ich wollte..." Hilfesuchend sah ich sie an. „Komm doch rein", bot sie mir mit eiserner Stimme an. Sie ließ mich herein, schloss die Tür und ging dann in die Küche. „Ich habe dich mehrfach angerufen um mit dir zu reden." „Ich weiß." „Es tut mir leid, Tanja. Wirklich." Dann drehte sie sich um und ich konnte sehen wir verletzt sie war. „Weißt du in was für eine Lage du mich gebracht hast? Ich dachte wir wären Freundinnen, die sich gegenseitig helfen." „Aber das sind wir doch. Ich habe gedacht, dass es das Beste für euch sei..." Sie unterbrach mich. „Das war es aber verdammt nochmal nicht, Celine." Stille. Schweigen. „Was hast du dir nur dabei gedacht, Celine?" Ihre Stimme klang ruhiger. „Ich wollte nur das Beste für euch beide. Marcel und ich dachten, dass wir das Richtige tun." Ich war den Tränen nah. „Ich brauche Abstand. Von allem und vor allem von dir." Ihre Worte trafen mich wie Messerstiche ins Herz. Ich nickte nur und verließ das Haus ihrer Eltern.

Kaum saß ich im Auto, flossen die Tränen wie Bäche aus meinen Augen. Nur mit Mühe konnte ich mich zusammenreißen und so nach Hause fahren. Dort stürmte ich durch die Haustür direkt ins Schlafzimmer. Ich warf mich aufs Bett und ließ meinen Tränen freien Lauf. Marcel öffnete vorsichtig die Tür und legte sich zu mir. Er legte seinen Arm um mich. „Ich glaube, ich habe meine beste Freundin verloren."

Für immer oder doch nicht?! | RB Leipzig FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt