Kapitel 21

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Celines Sicht:

„Und jetzt?", fragte mich Tanja. Keiner von uns sagte etwas. „Ich muss mit ihm reden, so schnell wie möglich." Und mit diesen Worten war Tanja auch schon mit ihrem Handy aus dem Zimmer geflüchtet. „Ich sage es ja: mit Fußballern hat man nur Drama. Da bevorzuge ich eindeutig meinen Konstantin. Apropos, ich wollte ihn ja noch anrufen, um ihm Bescheid zu geben, wann ich Zuhause sein würde.", sagte Ronja und zog sich schnell um und verließ ebenfalls das Hotelzimmer. Sophia und ich sahen uns schweigend an. „Also ich weiß ja nicht wie es dir geht, aber ich habe Hunger. Kommst du mit zum Frühstück?", fragte mich Sophia. Ich zuckte mit den Schultern. „Von mir aus." Schnell zogen wir uns um und gingen zum Frühstücksbuffet.

Schweigend saßen wir zu dritt am Tisch. Ronja und Sophia ließen sich das Frühstück schmecken, während ich nur in meinem Kaffee rührte und auf das Croissant auf meinem Teller starrte. Tanja war seit einer gefühlten Ewigkeit weg und hatte sich auch bei keinem von uns gemeldet. Irgendwann hatte ich genug. Ich wollte Klarheit, also entschuldigte ich mich bei Sophia und Ronja und machte mich auf die Suche nach Tanja. Mein erster Anlaufpunkt war die Lobby, da sie auf dem Weg zu unserem Zimmer lag und den Gästen hier kostenloses WLAN zur Verfügung stand. Schon auf dem ersten Blick war kein Blondschopf zu erkennen, sodass ich zu unserem Zimmer lief. Die Zimmerkarte öffnete die Tür und ich fand Tanja im Bett. „Hey, alles okay bei dir?", fragte ich sie besorgt. Tanja antwortete nicht, also setzte ich mich zu ihr. „Er reagiert auf keinen meiner Anrufe. Ständig erwische ich die Mailbox." „Naja, es ist doch Sonntag. Vielleicht hat Real heute ein Spiel." „Kann sein", kam es als Antwort von Tanja. Dann setzte sie sich in den Schneidersitz und sah mich an. „Warum muss bei uns eigentlich immer alles so kompliziert sein? Wie gern würde ich ein Liebesleben haben wie Ronja. Alles entspannt, keine Missverständnisse..." „Jetzt höre aber auf, alles so schwarz zu sehen.", unterbrach ich Tanja. „Ich bin mir sicher, dass Timo deinen Worten mehr Glauben schenkt, als irgendeiner Klatschpresse. Die wollen sich doch bloß wichtigmachen." „Du hast ja Recht. Ich mache mir halt bloß Sorgen. Stell dir doch bloß mal vor, ich würde Bilder von ihm mit einer Unbekannten in so eindeutigen Posen sehen, dann würde ich auch verletzt sein." „Aber wenn er es dir erklären würde, dann würdest du ihm mehr glauben, als der Klatschpresse und die Gerüchte, oder?" „Ja, schon. Ich hätte echt nicht gedacht, dass Fernbeziehungen so kompliziert sein können."

Der Mädelstrip hatte mit dem Auftauchen der Fotos abrupt geendet. Wir alle hatten irgendwie den Spaß verloren, vielleicht auch, weil wir Angst hatten, auch der Straße erkannt zu werden und auf die Fotos reagieren zu müssen. Also packten wir stattdessen in aller Ruhe und machten uns schon eher auf dem Weg zum Flughafen, um dort die Wartezeit zu überbrücken bis unser Flieger Richtung Leipzig starten würde. Der Flug war schnell und kurzweilig und schon bald mussten wir Mädels uns voneinander verabschieden. Marcel war so nett und holte Tanja und mich vom Flughafen ab. Er begrüßte mich mit einem Kus und einer innigen, langen Umarmung. Trotz dieser kurzen Zeit hatte ich ihn schon sehr vermisst. Tanja umarmte Marcel ebenfalls, war aber ansonsten sehr still. „Stimmt es, was die Fotos zeigen und die Klatschpresse sagt? Hattest du was mit dem Typen?", fragte Marcel überraschend während er uns nach Hause fuhr. „Natürlich nicht, was denkst du von mir?", antwortete Tanja leicht verletzt. „Gut", erwiderte Marcel, „dann habe ich Timo genau das richtige gesagt." „Du hast mit ihm gesprochen? Wann? Was hat er gesagt?" Tanja überschlug sich fast mit ihren Fragen. Ich war ebenfalls überrascht, konnte mir aber denken, dass die beiden sich darüber unterhalten hatten, schließlich waren sie beste Freunde. „Er hat mich heute Morgen aus dem Bett geklingelt. Natürlich hatten ihn die Fotos verletzt, aber ich konnte ihm klar machen, dass die Klatschpresse die Tatsache zu ihren Gunsten dreht, um die Story zu haben, die sich am besten verkaufen würde. Und das sind eben meist die Skandale." Er warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel, um Tanja zu sehen, bevor er sich wieder dem Verkehr widmete. „Mache dir nicht allzu viele Sorgen, Tanja. Das wird schon wieder." Dann warf er einen kurzen Blick zu mir, bevor er meine Hand nahm und meinen Handrücken küsste.

Ich verabschiedete mich von Tanja vor unserer Wohnungstür und sah ihr noch nach, bis sie im Treppenhaus nach oben verschwunden war. Kaum hatte ich die Tür geschlossen, da hörte ich plötzlich einen Freudenschrei, zumindest klang es so. Verwundert sah ich zu Marcel, der mit einem Grinsen aus unserem Schlafzimmer kam, wo er meinen von den Mädels gepackten Koffer abgestellt hatte. „Was war das denn?", fragte ich ihn. „Das war die pure Freude über eine gelungene Überraschung." Ich verstand noch immer nicht, was er mir damit sagen wollte. Nickend zog ich also meine Schuhe und meine Jacke aus."Ich hatte den Plan, Timo einfliegen zu lassen, damit die beiden sich in Ruhe aussprechen können", erklärte mir Marcel. „Und wie du gehört hast, ist es anscheinend eine gute Idee gewesen." „So so. Und Timo hatte so spontan Zeit?" „Ja. Real hatte gestern das Ligaspiel gegen Sevilla und heute hatte das gesamte Team frei, nachdem sie sich am Vormittag ‚ausgelaufen' hatten. Und da ich wusste, dass ihr erst heute Nachmittag kommt..." „Konntest du alles perfekt organisieren.", beendete ich seinen Satz. Ich lief auf ihn zu und schlang meine Arme um seinen Hals. „Wie es aussieht, habe ich wohl den besten" Und dann legte ich meine Lippen auf seine und wir küssten uns leidenschaftlich.

Den Rest des Nachmittags und des Abends verbrachtenwir draußen an der frischen Luft. Wir liefen in der Leipziger Innenstadt herumund genossen die Zeit miteinander. Natürlich wurde Marcel, wie jedes Maleigentlich, erkannt und gab fleißig Autogramme und posierte für gemeinsameBilder. Zum Abendessen gingen wir in das Brauhaus an der Thomaskirche, dasLieblingsrestaurant von Marcel und einiger seiner ‚Kollegen'. Hier konnte erseinen strikten Ernährungsplan ohne Probleme einhalten. Ich bestellte mirSpaghetti Carbonara, eines meiner Lieblingsgerichte. Während wir auf unseressen warteten, erkundigte ich mich nach Marcels Wochenende. „Eigentlich nichtsBesonderes. Wir haben am Freitag 3:2 gewonnen. Peter hat zum Glück in der 90.Minute den Elfmeter von Max Kruse gehalten, sonst hätten wir wahrscheinlich nurunentschieden gespielt und das wäre schlecht für den Kampf um die Meisterschaftgewesen." „So so, dann haltet ihr also Schalke und Dortmund auf Abstand undliefert euch einen engen Kampf mit Bayern München." „Ach so und die Jungs habenmich gestern Abend dann noch mit meinem Junggesellenabschied überrascht.",sagte Marcel leicht schmunzelnd. „Und was habt ihr gemacht?" „Nichts Spannendeseigentlich. Wir haben mal wieder Fortnite gespielt und FIFA 19. Das war eseigentlich schon." Dann beugte sich Marcel zu mir vor. „Und ihr Mädels? Washabt ihr so gemacht?" „Wir? Ähm..." Sollteich ihm wirklich die Wahrheit sagen? „Ja?!", fragte Marcel neugierig. „Wirhaben getrunken, getanzt und ganz viel gelacht, also das, was wir Mädels meistensmachen, wenn wir was feiern." „Klingt nach einer Menge Spaß." Wenn du wüsstest...dachte ich mir und nahmeinen Schluck von meiner Weinschorle.

Für immer oder doch nicht?! | RB Leipzig FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt