Kapitel 23

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Celines Sicht:

Meine Mutter schloss gerade den Reißverschluss meines Kleides, als Tanja mit drei Gläsern Sekt das Zimmer betrat. Langsam drehte ich mich vor dem Spiegel und betrachtete mich im Spiegel. Mein Hochzeitskleid war knielang und vollkommen aus Spitze. Die Ärmel gingen bis zu den Ellenbogen und der Ausschnitt war schlicht gehalten. Meine Haare waren offen, jedoch war die obere Partie zu einem kleinen Hinterkopfzopf zusammengefasst. Das persönliche Highlight war ein Blumenkranz im Haar, der zum Brautstrauß passte. „Du siehst wunderschön aus, mein Schatz", sagte meine Mutter und griff zu einem Taschentuch. „Sieht hat recht. Du siehst atemberaubend aus." „Danke." Ich warf einen letzten Blick in den Spiegel, bevor ich ein Glas von Tanja gereicht bekam. „Dann, auf deine Hochzeit", sagte Tanja. „Auf eine glückliche Ehe voller Liebe.", ergänzte meine Mutter. „Auf die Liebe", entgegnete ich und stieß an. Er war gekommen der große Tag. Heute am Sonntag, den 14. April 2019, werde ich den Mann meines Lebens heiraten. Meine Nervosität hielt sich in Grenzen, die Vorfreude überwiegte. „Ist dein Verlobter gestern überhaupt gut nach Hause gekommen nach dem Spiel gegen Augsburg?", fragte meine Mutter interessiert. „Ja, wir haben kurz telefoniert." „Wobei ‚kurz' eine Untertreibung ist. Die beiden Turteltauben haben fast über eine Stunde miteinander telefoniert. Irgendwann musste ich die beiden trennen und zum Auflegen zwingen.", beschwerte sich Tanja. „Hey, das ist nicht fair. Du telefonierst auch immer voll lang mit Timo." Als Antwort bekam ich einen vielsagenden Blick von Tanja, während sich meine Mutter über uns amüsierte. „Ich glaube, ihr beide seid euch ähnlicher, als ihr manchmal zugeben wollt."

Mit meiner Mutter und Tanja fuhr ich zum Standesamt in Leipzig, wo alle Gäste nur noch auf uns warteten. In meinem ganzen Körper kribbelte es vor lauter Freude und Aufregung. Tanja fuhr das Auto um die Ecke und schon von Weitem waren einige Gäste erkennbar. Geladen waren nur der engste Familienkreis von uns sowie unsere Freunde. Tanja parkte das Auto auf den dafür vorgesehenen Platz vor dem Standesamt. Die Gäste versuchten neugierig durch die verdunkelten Scheiben einen Blick auf mich zu bekommen, was ihnen allerding misslang. Ich dagegen hatte nur Augen für den tollen Mann im grauen Anzug, welcher maßgeschneidert war und ein paar angesteckte Blumen aus meinem Brautstrauß besaß. Die Haare waren etwas gekürzt und perfekt mit Gel frisiert. Einen Bart hatte er überraschender Weise nicht. Wahrscheinlich war das der Wunsch seiner Mutter, dachte ich mir und grinste in mich hinein. Dann kam er schon zu meiner Tür gelaufen und öffnete sie. Dann reichte mir Marcel eine Hand und half mir aus dem Auto heraus. Die Leute begannen zu strahlen, doch ich hatte nur Augen für Marcel. „Du siehst..." Gespannt wartete ich auf seine Worte. „Unglaublich aus. Da fehlen mir fast die Worte." Ich lächelte und schüttelte den Kopf. „Ich liebe dich.", sagte ich und lehnte meinen Kopf an seinen. „Und ich liebe dich", kam es als Antwort zurück. Wir beide sahen einander tief in die Augen und atmeten mehrmals tief durch. „Wollen wir?", fragte Marcel. Ich nickte als Antwort und wir betraten das Standesamt.

„Hiermit erkläre ich sie nun offiziell zu Mann und Frau. Sie dürfen die Braut jetzt küssen.", sagte die Standesbeamtin und beendete ihre Zeremonie. Marcel legte eine Hand auf meine Wange, während er die andere auf meinen Rücken legte und küsste mich. Um uns klatschten die Leute und freuten sich für uns. Nach dem Kuss wurde noch der bürokratische Kram erledigt zusammen mit unseren Trauzeugen Tanja und Marcels besten Freund aus der Schulzeit Chris. Danach beglückwünschten uns unsere Gäste von ganzem Herzen. Wir hatten uns gerade bei Marcels Eltern für die lieben Glückwünsche bedankt, da drängelte schon meine etwas. Ihre überschwängliche Freude war kaum zu übersehen. „Schatz, ich wünsche dir und Marcel nur das Beste für eure Ehe. Liebt, lacht und seid immer füreinander da, in guten wie in schlechten Zeiten." Wir umarmten sie und bedankten uns. Die letzte Gratulantin war Tanja. „So, ihr beiden Turteltauben, ab jetzt weht aber ein anderer Wind. Du, meine Liebe, bist jetzt offiziell Spielerfrau und Ehefrau. Und du, mein Lieber, bist ein liebevoller Ehemann, der sich immer und zu hundert Prozent um meine allerbeste Freundin kümmern wird. Habt ihr beide mich verstanden?" Marcel und ich sahen uns an und nickten. „Ansonsten wünsche ich euch beiden alles Glück der Welt. Kommt schon her", ergänzte sie und umarmte erst mich und dann Marcel. Dann hatten wir einen kurzen Augenblick nur für uns. „Und wie fühlen Sie sich, Frau Sabitzer?" Sofort breitete sich ein Lächeln in meinem Gesicht aus. „Sehr gut und Sie, Herr Sabitzer?" Als Antwort bekam ich einen Kuss.

Nach dem Standesamt ging es in das stadtbekannte Mückenschlösschen, wo wir einen großen Saal gemietet beziehungsweise Tanja. Sie war schließlich für die Planung der Hochzeitsfeiern zuständig. Der Saal war durch riesige Fenster noch lichterfüllt und groß, sodass trotz der runden Tische noch genug Platz für die Tanzfläche war. Wir stießen erst später hinzu, da wir vorher noch mit einem Fotografen zu einem Fotoshooting verabredet waren. Im Park von Lützschena, etwas außerhalb von Leipzig, schoss der Fotograf traumhafte Erinnerungsbilder und wir realisierten so langsam, das wir einen großen, gemeinsamen Schritt gewagt hatten.

Am späten Nachmittag erreichten auch wir das Mückenschlösschen. Es waren mittlerweile auch viele Mannschaftskollegen gekommen, die im Gegensatz zu Marcel heute Morgen noch Auslaufen mussten. Wir wurden von den ‚Neuen' herzlich begrüßt und bekamen auch noch zahlreiche Glückwünsche. Dann brachten die kellner auch schon für jeden Gast ein Sektglas zum Anstoßen. „Celine und ich möchten uns nochmal bei euch allen bedanken. Zusammen mit euch feiern wir heute diesen besonderen Tag. Aber vor allem möchte ich auch noch Celine danken. Meiner Frau." Marcel hatte sich zu mir gedreht und sah mir tief in die Augen. „Celine, ich liebe dich. Und ich bin froh, dich an meiner Seite zu haben." Dann folgte ein Kuss und die Gäste flippten vor Freude fast aus. Dann war ich an der Reihe. Leicht überfordert blickte ich von meinem Ehemann zu den Gästen. „Ähm...ja.", hilfesuchend blickte ich mich in Saal um und fand Tanja, die mir ermutigend zunickte, "Ich möchte mich natürlich auch nochmal bei euch bedanken. Dieser Tag heute ist ein ganz besonderer und ich bin froh, ihn mit euch allen teilen zu dürfen." Dann drehte ich mich langsam zu Marcel. „Du bringst mich jeden Tag zum Lachen und hast trotzdem immer ein offenes Ohr. Ich liebe dich." In seinem Gesicht breitete sich ein riesengroßes Grinsen aus und wir küssten uns erneut.

Nach einem wirklich leckeren Abendessen kam es zum Hochzeitstanz. Zu Ed Sheerans Hit ‚Thinking Out Loud' tanzten wir einen langsamen Walzer. Es fühlte sich an, als gäbe es nur uns beide. In unseren Blicken gefangen schwebten wir fast über das Parkett und vergaßen alles um uns herum. Dieser verging wie im Flug.

Irgendwann brauchte ich eine kleine Auszeit und zog mich daher auf den riesigen Balkon zurück. Dies Sonne war schon untergegangen und der Himmel klar, sodass ein paar Sterne erkennbar waren. „Alles okay bei dir?", fragte eine bekannte Stimme. Ich drehte mich in die Richtung der Stimme und sah Tanja stehen. „Ja, alles super. Ich brauchte bloß mal kurz einen Moment, um dass alles hier zu realisieren." Tanja hatte sich währenddessen zu mir gesetzt. „Schon verrückt, oder? Du bist jetzt verheiratet." „Mmh. Ab heute bin ich Frau Sabitzer. Klingt noch komisch oder?", fragte ich Tanja. „Du wirst dich dran gewöhnen, genau wie ich und alle anderen." Dann starrten wir einfach nur vor uns hin. „Dich bedrückt etwas. Willst du drüber reden?", fragte ich Tanja und sah sie an. Sie zuckte mit den Schultern. „Ach, keine Ahnung." „Timo?" Tanja nickte. „Ich dachte, ihr habt euch ausgesprochen?" „Haben wir auch. Trotzdem ist da irgendetwas..." Ich legte meinen Arm um sie. „Ach Tanja, mach dir nicht so viele Sorgen. Vielleicht siehst du auch einfach nur Gespenster." „Vielleicht", antwortete Tanja und sah abwesend in die Ferne.

Nach einem langen, aber wunderschönen Tag kamen wir müde und erschöpft in unserer Wohnung an. Während ich es mir auf dem Sofa bequem machte, suchte Marcel etwas zum Anstoßen. Ich blickte auf meinen silbernen Ring. Er war schmal und und besaß als ‚Verbindung' einen kleinen, funkelnden Stein. Vorsichtig zog ich ihn vom Finger und betrachtete die Innenseite. M 14.04.19 C stand dort eingraviert. Ich steckte mir den Ring wieder an, genau wie meinen Verlobungsring. Wenig später kam Marcel. „Leider haben wir gerade nur Kokoswasser Zuhause. Ich habe vergessen, am Donnerstag einkaufen zu gehen. Ich hoffe, Kokoswasser ist okay?" „Aber natürlich. Mit dir würde ich sogar Wasser wie Wein trinken." Er zog mich zu sich hoch und gab mir ein Glas. „Auf uns, Frau Sabitzer." Ich errötete und wir beide lächelten voller Glück. „Auf uns, Herr Sabitzer."

Für immer oder doch nicht?! | RB Leipzig FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt