Kapitel 16

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Tanjas Sicht:

Ich saß nervös im Auto und wartete auf Timo. Nach meinem Besuch im Krankenhaus hatte ich den Entschluss gefasst, Timo zu überraschen. Mittlerweile war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee war. Wollte er mich überhaupt sehen? Wie würde er reagieren? Hatte er uns vielleicht schon aufgegeben? Nervös umklammerte ich das Lenkrad. Mein Handy ploppte plötzlich auf: eine Nachricht von Diego.

Training ist beendet. Timo zieht sich um und wird in 10 Minuten rauskommen. Viel Glück :D

Diego war mein Verbündeter, denn er sollte mir helfen, Timo zur richtigen Zeit abzupassen. Nach gefühlten Jahren sah ich, wie sich das Eingangstor öffnete. Ich atmete noch einmal tief ein und stieg schnell aus dem Auto. Sein Nummernzeichen konnte ich mittlerweile im Schlaf. Mit allem Mut den ich hatte, stellte ich mich genau in Timos Weg. Das Auto hielt und ich sah einfach nur durch die Frontscheibe zu Timo. Sein Blick war verwundert und überrascht. Ich lief zu seiner Tür und er ließ sein Fenster herunter. „Tanja? Was machst du hier?" „Ich würde gern mit dir reden. Über alles. Hast du Zeit?" Timo sah mich an und nickte schließlich. „Unser Lieblingscafe?" Augenblicklich breitete sich ein Lächeln in meinem Gesicht aus. „Gerne."

„Ich hätte gern einen Pfefferminztee", sagte ich zu dem Kellner. „Und ich nehme einen Milchkaffee." Schnell verschwand der Kellner, um uns unsere Bestellung zu bringen. „Du wolltest reden?", sagte Timo durch die eingetretene Stille. „Die letzten Wochen waren ziemlich aufregend und kompliziert." Timo nickte. „Das kann man durchaus so sagen." „Ich bin ehrlich zu dir: ich war mit deinem Wechsel nach Madrid überfordert. Wir kennen uns ja noch nicht so lange, wie Marcel und Celine. Außerdem bin ich noch in meinem Studium. Da habe ich mich erst mal nicht in Spanien gesehen. Aber durch die Trennung ist mir bewusst geworden, wie viel du mir bedeutest und dass ich dich nicht verlieren möchte." „Und was heißt das jetzt für uns?" „Ich werde mir dir nach Madrid gehen, allerdings komme ich erst im Sommer, denn dann ist mein Referendariat zu Ende. Celine hat eine deutsche Schule gefunden, die eine Biologielehrerin sucht. Sie haben positiv auf meine Bewerbung reagiert und warten auf meinen Abschluss. Anscheinend suchen sie wirklich dringend eine Lehrerin. Timo, ich will den Rest meines Lebens mit dir verbringen, wenn du das möchtest." Gespannt sah ich ihn an. Er sah dem Kellner beim Servieren zu. „Was ist das denn für eine Frage? Natürlich will ich noch, dass du mit mir nach Madrid kommst und wir zusammen glücklich werden." Mir fiel ein Stein vom Herzen. Wir lehnten uns vor und küssten uns. Wie sehr hatte ich diesen Mann vermisst.

Timo schloss die Haustür auf und ich trat herein. „Willkommen Zuhause, mein Schatz." Ich drehte mich zu ihm um und schlang meine Arme um seinen Hals. Ich küsste ihn und begann seine Jacke zu öffnen. „Was wird das?", fragte Timo neckisch. „Wonach sieht es denn aus?, antwortete ich verschmitzt. Der Kuss wurde leidenschaftlicher und wir wurden immer schneller mit dem gegenseitigen Ausziehen, während wir uns den Weg zum Schlafzimmer ertasteten. Timo ließ mich aufs Bett gleiten und stützte sich dann über mich. „Ich habe dich so vermisst.", sagte Timo mit strahlenden Augen. „Ich dich auch", flüsterte ich.

Kaffeeduft stieg mir in die Nase und weckte mich sanft. Timos Betthälfte war leer. Schnell schnappte ich mir ein T-Shirt von Timo und ging ins Wohnzimmer. Dort warteten ein leckeres Frühstück und mein Timo auf mich. „Guten Morgen, mein Schatz! Gut geschlafen?" „Mit dir doch immer.", antwortete ich ihm. Sofort stieg uns beiden ein Grinsen ins Gesicht. „Ich muss mich beeilen, damit ich es noch rechtzeitig zur Akademie schaffe. Du kommst doch heute ins Stadion oder? Marcel und Celine gehen auch." Ich hörte Timo zu, während ich Celines Nachrichten las. „Klar, ich will doch deine Tore nicht verpassen. Apropos Celine: ich sollte sie aus dem Krankenhaus abholen, also wird es wohl eher ein Frühstück to go." Schnell schmierte ich mir ein Brötchen für unterwegs, bevor ich mit Timo aus der Haustür schlüpfte.

„Du bist spät dran", sagte Celine zur Begrüßung."Entschuldige, aber ich habe meine Gründe.". „Ihr hattet Versöhnungssex, habe ich recht?" Ich ließ ihre Frage unbeantwortet und wurde rot im Gesicht. „Es freut mich, dass es bei wieder besser läuft." „Ich muss dir übrigens noch etwas sagen." Celine unterbrach das Packen ihrer Tasche. „Ich werde im Sommer nach Madrid zu Timo ziehen, nachdem ich mein Referendariat in Deutschland abgeschlossen habe." „Wow..." Dieses Wow klang komisch aus dem Mund meiner besten Freundin. „Freust du dich denn gar nicht." „Klar freue mich für euch. Es ist nur...meine beste Freundin wird dann in Madrid leben. Mehrere Flugstunden von hier." „Aber ich bin ja nicht aus der Welt. Wir schreiben und skypen und was es sonst noch alles gibt. Und du kommst mich auf jeden Fall besuchen, so oft wie es sich einrichte lässt." Ich setzte mich neben Celine auf das Bett und legte ein Arm um sie. „Uns kann nichts auseinander bringen, Celine. Und wer weiß, vielleicht spielt Timo ja auch bald für Bayern München." In Celines Gesicht breitet sich langsam wieder Fröhlichkeit aus. „So, und jetzt lass uns gehen. Schließlich gehen wir heute noch ins Stadion." „Ach wirklich, davon weiß ich ja gar nichts." „Dann...ähm...habe ich wohl gerade ein Geheimnis verraten. Los jetzt!" „Ja ja, bin ja schon fertig." Ich nahm Celine ihre Reisetasche ab und wir machten uns auf den Heimweg.

Ich atmete die Stadionluft tief ein und freute ich mich innerlich, endlich wieder hier zu sein. Celine war gerade auf dem Klo und Marcel unterhielt sich mit ein paar Leuten, die ich nicht kannte. Neugierig hielt ich nach Timo Ausschau, denn die Leipziger Spieler erwärmten sich gerade. Als die Berliner Spieler das Stadion betraten, begann ein lautes Pfeifkonzert. „Und hast du deine Timo entdeckt?", fragte Celine, als sie plötzlich neben mir stand. „Komm, lass uns zu unseren Plätzen gehen." Celine gab Marcel Bescheid, dass wir schon vorgehen würden. Als wir unsere Plätze hatten setzten wir uns und wickelten uns in die Decke ein. „Wie läuft es eigentlich bei Marcel?" „Gut. Seine ist anstrengend, aber er macht Fortschritte. Jeden Tag. Wenn er Glück hat, dann kann vielleicht in den letzten Spielen der Saison wieder auf dem Spielfeld stehen." „Trotzdem sollte er nichts überstürzen. Es kann immer was passieren." „Du kennst ihn ja. Ein Leben ohne Fußballspielen ist für ihn unvorstellbar." „Wie sieht es eigentlich mit der Hochzeitsplanung aus?" Celine erstrahlte bei meinen Worten. „Unsere standesamtliche Hochzeit ist Anfang April, genauer gesagt am 4. April. Da wollen wir im kleinen Kreis feiern. Und im Sommer feiern wir dann in Österreich mit unseren ganzen Verwandten, Kollegen und Freunden." „Dann kann ich dir ja noch unter die Arme greifen. Soll ziemlich anstrengend sein, so eine Hochzeitsplanung."

Das Spiel lief leider alles andere als gut. Wir gingen zwar früh durch ein Tor von Timo in Führung, aber wir wurden ständig von Berlin ausgekontert. Irgendwann konnte Gulacsi die Bälle nicht mehr parieren. Die Hertha gewann 3:1. Ich verabschiedete mich von Marcel und Celine, wünschte den beiden einen schönen Abend und machte mich dann auf den Heimweg. Dort goss ich mir ein Glas Wein ein und wartete auf Timo.

Für immer oder doch nicht?! | RB Leipzig FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt