Kapitel 18

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Celines Sicht:

Der Vorhang wurde geöffnet und ich trat langsam heraus. Das Kleid fühlte sich an wie eine zweite Haut. Ich sah zu Tanja, die mich gebannt ansah. „Wow.", mehr brachte sie nicht heraus. Im Spiegel betrachtete ich das Kleid, das Tanja sprachlos gemacht hatte. Das Brautkleid war oben aus Spitze und bedeckte die Schultern. Unten war es fließend und einfach gehalten. Das Highlight war der Ausschnitt am Rücken. Das Brautkleid war elegant und einfach gehalten, genau wie ich es mir vorgestellt hatte. „Das ist es. Das ist mein Kleid", sagte ich und kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. „Du siehst wunderschön aus." Tanja erhob sich und reichte mir ein Sektglas, bevor wir auf mein Brautkleid anstießen. „Glaub mir, mit diesem Kleid machst du allen klar, dass du DIE PER-FEK-TE Braut für Marcel bist." Ich strich über den sanften und federleichten Stoff und drehte mich vor dem Spiegel hin und her. „Könntest du vielleicht ein Bild machen? Ich würde meiner Mutter gern das Kleid schicken." Schnell holte Tanja mein Handy hervor und schoss ein Foto. Ich schickte das Bild ab und begab mich zurück in die Umkleide, um mein Kleid zu bezahlen. Kaum war ich angezogen, rief meine Mutter schon an. „Ach Schatz, wie schön du in diesem Kleid bist." „Danke, Mama. Ich hoffe es nicht schlimm, dass du bei dem Kauf nicht dabei warst?", fragte ich etwas besorgt. Sie hatte auf diesen Moment immer so viel Wert gelegt. „Ach nein, Schatz. Außerdem haben wir doch das Kleid für das Standesamt zusammen gekauft." „Stimmt." „Ich muss jetzt leider auflegen, mein Chef ist gerade in der Nähe und du weißt ja, wie er so ist." Ich nickte zustimmend, auch wenn sie es nicht sehen konnte und wir verabschiedeten uns von einander. „Und wie willst du das Kleid jetzt vor Marcel verstecken?", fragte Tanja besorgt. Wir beide legten viel Wert auf die Rituale und Traditionen bei Hochzeiten. „Ich dachte...dass du vielleicht..." „Ja?" „Ich dachte, dass du es vielleicht bei dir in der Wohnung aufbewahren könntest?" „Und wie kommt es nach Leipzig?" „Ich habe noch einen Koffer, den ich verriegeln kann mithilfe eines Zahlenschlosses." „Klingt nach einem guten Plan." Voller Freude und Dankbarkeit fiel ich ihr um den Hals.

„Und den Code kennst wirklich nur du?", fragte Tanja. „Ja, das kannst du mir glauben, denn eigentlich ist das der Koffer meiner Mutter." Augenblicklich begann sie zu lächeln. „Taktisch sehr klug." Nach dem Kauf waren wir direkt mit einem Taxi ins Hotel gefahren und hatten das Brautkleid vorsichtig im Koffer verstaut. Nun saßen wir etwas müde von dem aufregenden Tag auf dem Bett. „Ich habe übrigens noch eine Bitte" unterbrach ich die eingetretene Stille. „Und die wäre?" „Ich wollte dich bitten meine Trauzeugin zu werden. Schließlich sind wir schon so lange befreundet und sind immer füreinander da. Ich kann mir einfach niemand anderen als Trauzeuge vorstellen." „Ich dachte schon du fragst nie oder jemand Anderen. Natürlich würde ich gerne deine Trauzeugin sein. Es ist mir eine unglaubliche Ehre." Wir umarmten uns. „Ich finde, dass sollten wir feiern. Was meinst du?", fragte ich Tanja. „Aber sowas von. Aber vorher sollten wir uns schon etwas auffrischen, sonst sehen wir aus wie wandelnde Leichen."

Wir gingen in eine kleine Bar und stießen auf den ereignisreichen Tag an. Marcel und Timo wollten etwas später zu uns stoßen. „Wie sieht eigentlich dein Kleid fürs Standesamt aus?", fragte mich Tanja, nachdem wir beide einen Schluck von unseren Mojitos genommen hatten. Ich fischte mein Handy aus der Tasche und suchte das von meiner Mutter geschossene Bild. „Hier", sagte ich und zeigte ihr das Foto. Das Kleid war knielang und war vollkommen aus Spitze. Die Ärmel reichten bis zu den Ellenbogen und es gab auch keinen tiefen Ausschnitt. „Das sieht auch schön, aber nicht ganz so schön wie das von heute." „Ist ja auch ‚nur' fürs Standesamt." „Stimmt auch wieder." Wir quatschten über einiges und tranken auch mehrere Mojitos. Vielleicht sogar ein paar zu viel. „Bist du aufgeregt?", fragte Tanja plötzlich. Ihre Stimme leicht lallend, was mich aber nicht störte. Wahrscheinlich hörte ich mich fast genauso an. Als Antwort schüttelte ich bloß den Kopf, während ich aus dem Strohhalm einen weiteren Schluck nahm. „Ich meine, im April ist es schließlich schon soweit. Dann bist du weg vom Markt. Nichts mehr mit flirten und anderen Männern nachsehen. Sicher, dass du bereit dafür bist?" Ihre Frage machte mich etwas stutzig. „Willst du mir die Hochzeit ausreden?", fragte ich leicht verwirrt. „Nein, ich will nur die typischen Fragen eines Trauzeugen stellen, damit ich weiß, dass du dir sicher bist und ich mir keine Sorgen machen muss." Augenblicklich bekam ich einen Schluckauf. „Oh oh", sagte Tanja, "Er denkt an dich und küsst eine Andere." Wir sahen uns kurz an und mussten dann anfangen zu lachen. Wir beide waren eindeutig betrunken. Wir lachten aber auch, weil genau mit meinem Schluckauf Timo und Marcel die Bar betreten hatten und auf uns zu kamen. „Na Ladies, habt ihr Spaß?", fragte Timo und schlang seine Arme um Tanja und gab ihr einen Kuss. Das Gleiche tat auch Marcel bei mir. „Bei uns *hiek* ist alles *hiek* super, oder?" Tanja schüttelte den Kopf und wir beide mussten wieder lachen. „Ich glaube es ist besser, wenn wir jetzt nach Hause gehen. Es ist schon ziemlich spät und ich glaube, ihr beide hattet ein paar Drinks zu viel", sagte Marcel und winkte den Kellner zu uns, damit wir bezahlen konnten.

Am nächsten Morgen wachte ich mit Kopfschmerzen auf. Das Resultat unseres gefeierten Abends. Vorsichtig stieg ich aus dem Bett und ging ins Bad. Dort stellte ich mich unter die Dusche. Als ich im Bademantel das Bad verließ, war Marcel auch wach und tippte auf seinem Handy. Ich lief zu ihm, setzte mich neben ihn und gab ihm einen Kuss. „Guten Morgen. Ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt, als ich vorhin ins Bad bin." Marcel legte sein Handy weg und strich mir mit seiner Hand über den nackten Oberschenkel. „Nein, du nicht, aber deine leere Betthälfte hat mich geweckt." Er sah zu mir. „Hast du Kopfschmerzen?" „Ja. Waren anscheinend ein paar Drinks zu viel. Aber sowas kann mir nichts anhaben. Bin ja schließlich nicht aus Zucker." „Ich habe trotzdem eine Kopfschmerztablette für dich." Ich gab ihm einen Kuss auf den Kopf. „Du bist ein Schatz."

Den heutigen Tag verbrachten wir allein. Wir frühstückten ausgiebig im Hotel, an einem Tisch der im Hintergarten des Hotels stand. Die Sonne schien und es war angenehm warm, sodass man fast das Gefühl hatte, es sei schon der Frühling ausgebrochen. Nach dem Frühstück schlenderten wir durch die Gassen von Madrid, stöberten in kleinen Läden und ich probierte ein paar nationale Spezialitäten, die an kleinen Ständen angeboten wurden. Am Abend ließen wir uns in einem kleinen Restaurant nieder, welches mich mit seinem Charme um den Finger gewickelt hatte. Bei Kerzenschein und einem lauen, aber langsam kühler werdenden Abend genossen wir die Zweisamkeit. Innerlich war ich mehr als aufgeregt in fast drei Monaten die Frau von dem Mann zu sein, der mir gegenüber saß und meine Hand hielt.

Für immer oder doch nicht?! | RB Leipzig FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt