Kapitel 5

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Ich konnte Clint nirgends entdecken und langsam beschlich mich das Gefühl, der Plan sei dahin. Achtsam ging ich durch die, nun noch mehr, Menschen. Einige Männer musterten mich von oben bis unten, ein paar Frauen wandten ihren Blick von mir sauer auf ihren Mann. Dann gebt euren Männern, was sie wollen, dann schauen sie auch keiner anderen hinterher, dachte ich.
Erschrocken wirbelte ich herum, als mich eine große Hand an der Schulter packte. "Jetzt haben Sie mich schon zum zweiten Mal erschreckt an diesem Abend", stellte ich lachend fest.
Clints Blick ruhte auf mir, in seinen Augen leuchtete Verlangen. "Isabella, ich würde Ihnen jetzt gerne mein Büro zeigen. Hier findet gleich die Auktion statt, weswegen sich schon alle einfinden. Ich mag so einen Trubel nicht besonders."
Natürlich bemerkte ich seinen Unterton, nickte und hakte mich bei ihm unter, während wir zu einer der imposanten Treppen gingen. Es war ein Wunder, dass ich schon solange auf den schwarzen Pumps durchhielt, denn normalerweise trug ich nur Boots oder Turnschuhe.
Der Gang am Ende der Treppe schien endlos. Durch antike Lampen an den Wänden, wurde er hell erleuchtet. Wir schritten an verschiedenen Türen vorbei, auf welchen Sachen wie Schlafzimmer, Bad oder Küche standen.
"Sind das Nachahmungen von Elvis' Zimmern in seinem Haus?", fragte ich interessiert. Ich musste ja meine Rolle spielen.
"Ja genau. Wir haben so gut es ging versucht, die Zimmer originalgetreu nachzuempfinden." Während der letzten Worte blieb Clint vor einer Tür, mit der Nummer 138, stehen. "Hier ist mein Büro."
Er holte einen Schlüssel aus seiner Hosentasche und schloss damit die Tür auf. Zum Vorschein kam ein puristisch eingerichtetes Zimmer. Vor der großen Fensterfront stand ein gläserner Schreibtisch mit einem schwarzen, mit Leder überzogen Drehstuhl. An den Wänden hingen einige Regale, auf welchen Bücher, Akten und Skulpturen standen. Vereinzelt waren auch neumodische Bilder aufgehängt. Ein ganz anderer Stil, als in allen anderen Räumen.
"Ich habe es selbst eingerichtet", berichtete Clint, der meinen umherschweifenden Blick bemerkt hatte.
Ich trat näher an ihn heran. "Sehr stilvoll", raunte ich leise. Augenblicklich schlang Clint seine Arme um meine Taille und presste seinen Körper gegen meinen. Doch bevor er mich küssen konnte, hielt ich ihm meinen Zeigefinger ins Gesicht.
"Erst die Diamanten, die mir versprochen wurden." Leichte Enttäuschung spiegelte sich in seinen Augen, trotzdem ließ er von mir ab und ging in den hinteren Teil des Raumes.
Zügig kramte ich mein Handy aus dem Bund meiner Strumpfhose, um den Brüdern eine Nachricht zu senden. 1 OG 138 R, wobei ich inständig hoffte, dass Sam die Nachricht versteht. Bei Dean war ich mir sicher, dass er dies nicht tun wird. Schnell verstaute ich das Handy wieder, ehe der Kurator mit einen kleinen Päckchen wiederkam.
"Bitte." Er hielt mir das Päckchen hin. "Ich gebe Ihnen die Ehre, es zu öffnen."
Mit einem zögerlichen Lächeln nahm ich es an mich. Vorsichtig löste ich die Schnur, bis mir ein kleiner Haufen voller wunderschöner, weiß glitzender Diamanten entgegen schien. "Wow", war das einzige, was ich sagen konnte.
"Nicht wahr, hm? Und deswegen müssen Sie jetzt leider sterben."
Perplex schaute ich Clint an, ohne richtig zu realisieren, was er gerade gesagt hat. Ein schelmisches Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit und langsam fing ich an zu begreifen.
"Sie.. Sie kontrollieren den Geist", stotterte ich. "Wieso tun Sie das? Wieso mussten diese armen Leute sterben?"
Clint lachte auf. "Wieso? Weil diese Arschlöcher mir mein Lebenswerk zerstören wollten! Spazieren hier einfach rein und denken, sie könnten mir das Wertvollste klauen. Sie hatten es verdient zu sterben!"
"Ihr Lebenswerk ist ein Elvis' Museum?", fragte ich belustigt.
"Man muss das nehmen, was kommt. Eine Marktlücke finden. Hauptsache man schlägt Profit draus."
"Ganz der Business Mann", murmelte ich. "Und warum muss ich jetzt dran glauben?" Ich trat einen Schritt zurück.
"Weil Sie ebenfalls mein Lebenswerk zerstören wollen. Die Security hat mir, während Ihres Toilettenaufenhalts, von dem Streit am Eingang erzählt. Durch den anderen Streit und Ihrer Nachfrage nach den Toten, habe ich eins und eins zusammen gezählt. Also, bitte, du bist dran."
Sein Kopf wandte sich nach rechts, wo der Geist von Elvis Presley stand. Er sah genauso aus, wie auf Bildern und in Videos, nur dass seine Haut kreidebleich war.
Ehe ich etwas erwidern konnte, hob der Geist seine Hand und ich prallte unsanft gegen eines der Regale. Mein Kopf dröhnte. Unfähig mich zu erheben, bekam ich im Augenwinkel mit, wie die Tür aufgestoßen wurde. Die Winchesters standen im Türrahmen.
"Er kontrolliert ihn!", schrie ich den beiden entgegen.
Sofort stürzte Dean sich auf den Kurator und prügelte auf ihn ein. Sam hingegen zückte seine Pistole, geladen mit Steinsalz. Zum Schießen kam er jedoch nicht, denn der Geist war schneller und riss den jüngeren Bruder von den Beinen.
Den kurzen Augenblick der Unachtsamkeit nutzte ich, um zum Kamin zu krabbeln und mir die Eisenstange daneben zu nehmen. Langsam und leise erhob ich mich, doch trotzdem blieb ich nicht unbemerkt. Elvis' Geist teleportierte sich direkt vor mich und schlug mir direkt ins Gesicht. Benommen taumelte ich nach hinten und fiel dabei über die fallengelassene Stange.
Auf dem Boden liegend, linste ich rüber zu Dean, der einen Schlag nach dem anderen einstecken musste. Der Geist baute sich vor mir auf und wollte gerade zum finalen, tödlichen Schlag ansetzen.
Jetzt ist es vorbei, dachte ich.
Allerdings löste er sich vorher in Luft auf. Zu meiner großen Verwunderung war es nicht Sam, der mich rettete, sondern stand jetzt der Mann in Weiß vor mir.
Geschockt, unfähig etwas zu sagen, beobachtete ich die Szenerie weiter. Der Mann in Weiß begab sich zu Dean und Clint, welche genauso verwundert aussahen. Er legte Clint die Hand auf den Kopf und augenblicklich begann dieser zu schreien. Aus seinen Augen kamen blaue Strahlen, die so doll leuchteten, dass Sam, Dean und ich uns unsere Augen zuhalten mussten.
Als die Schreie abebbten, ließ ich meine Hand sinken. Im Zimmer befanden sich nur noch die Brüder und ich, und der tote Korpus des Kurators. Bei näherer Betrachtung erkannten wir, dass seine Augen verbrannt waren.
"Wer oder was war das?", sprach Dean die Frage aus, die wir uns alle stellten.
"Könnten wir das bitte später klären", begann Sam. "Der Geist kann immernoch jeden Moment zurück kommen, und das bestimmt nicht gerade erfreut. Wir haben keine Zeit, wir müssen die Diamanten hier verbrennen."
Sam salzte bereits das kleine Päckchen, welches immernoch auf dem Boden lag.
"Und was ist mit den ganzen Leuten unten?" Mit der flachen Hand machte ich eine Geste, die zum Boden deutete.
"Spätestens beim Feueralarm werden die schon rausrennen", antwortete Dean ruhig und zündete ein Streichholz an, das er auf den Haufen warf.

Die Morgendämmerung brach bereits an. Die Landschaft war in ein dunkles rot getaucht und rauschte an mir vorbei. Meine Stirn ruhte auf der kühlen Fensterscheibe.
"Trotzdem will ich wissen, was für ein Mistkerl das war. Ich mein, Jen hat den schonmal gesehen!"
"Dean, beruhig' dich. Ich möchte das genauso gerne klären, wie du."
Die Diskussion der Brüder nahm ich nur gedämpft war, sie schien so fern. Meine Gedanken kreisten immer wieder zu der einen Aussage.
Dein Aufpasser.
Ist er deshalb heute erschien? Um mich zu retten? Um auf mich aufzupassen? Mich zu beschützen?
"Halt an", bat ich leise.
"Was?" Dean hatte nur ein leises grummeln wahrgenommen und schaute mich durch den Rückspiegel an.
"Ich sagte, halt an!", schrie ich nun. Sam zuckte dabei zusammen und Dean trat heftig und völlig verwirrt auf die Bremse. Ich riss die Tür auf und stolperte nach draußen in die kühle Morgenluft.
"Jen, was ist los?", fragte Sam besorgt.
Ich reagierte nicht und lief einfach. "Zeig dich, du Arsch!", schrie ich unentwegt. "Zeig dich und sag mir, wieso ich einen Aufpasser brauche! Was soll der Scheiß?" Meine Augen füllten sich mit Tränen.
"Jen!", riefen Dean und Sam immerwieder. Doch mir war das egal, ich wollte Antworten.
"Komm her!" Und urplötzlich erschien der Mann in Weiß vor mir, nahm meine Hand und die Welt um mich herum veränderte sich.
Wir standen in einem Park, voll mit Bäumen und Büschen, nicht mehr auf dem Highway. Noch viel mehr beunruhigte mich, dass die Winchester Brüder nicht hier waren. Ich war hier alleine, mit meinem angeblichen Aufpasser.
"Wo sind wir?" Meine Stimme klang leise und brüchig, obwohl ich dies gar nicht wollte.
Der Mann begann zum ersten Mal, seitdem ich ihn kannte, zu lächeln. "Im Himmel."

Ein Kapitel zur späten Stunde😂
Spätestens jetzt müsste jedem klar sein, was dieser Mann ist.🤔😂

Kleine Info am Rande, in meiner Story werden nur die Winchester als Charaktere aus der Serie vorkommen. Also kein Cas, kein Crowley, höchstens vielleicht noch Bobby, wenn es passt^^

Und eine Frage meinerseits. Kann einer gute Covers machen, oder kennt vielleicht jemanden, der dies kann?🤔

Ach, und ein rießen großes Dankeschön für über 200 Reads!! Das bedeutet mir viel☺️❤️❤️

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