Kapitel 14

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Die Abenddämmerung brach bereits an. Der seichte Wind ließ leise die Blätter rascheln. Äste stießen gegeneinander und in der Ferne plätscherte ein Fluss. Der Boden ächzte unter jedem Schritt.
Sam, Dean und ich hielten vor einer Art Höhle; sie war nicht aus Stein, eher auf sehr festem Holz und Laub. Ein modriger Geruch machte sich breit, welcher mich die Nase rümpfen ließ.
"Also wenn wir hier nicht richtig sind, weiß ich auch nicht", sagte Sam und schaltete seine Taschenlampe ein. Sein Bruder und ich taten es ihm gleich. Ebenso zückten wir unsere Waffen.
Sam ging als Erster hinein. Ich wollte ihm folgen, doch drängte Dean mich ab und bedeutete mir damit, das Schlusslicht zu bilden. Früher hätte er dies nie zugelassen, er hatte viel zu viel Angst, mir könnte irgendwas zustoßen.
Immerwieder vorsichtig umguckend liefen wir voran, tiefer und tiefer in die Höhle. Der Gestank wurde immer schlimmer. Ich leuchtete mit meiner Taschenlampe die Wände entlang, so dass ich nicht bemerkte, wie die Winchesters stehen blieben. Hart knallte ich gegen Deans Rücken. Dieser wandte sich mit einem genervten Stöhnen um.
"Kannst du nicht einmal aufpassen?" Seine Stimme war gezeichnet von Wut. Doch erkannte ich noch etwas anderes, was mitschwang - ein leises Flehen nach Versöhnung. Ihm setzte der Streit genauso zu wie mir und das ließ mich hoffen.
"Tut mir leid, dass ich lieber darauf achte, nicht gefressen zu werden", gab ich patzig zurück.
"Hey! Könntet ihr zwei Streithähne das bitte später klären und mir hier mal helfen?"
Erst jetzt bemerkt ich, dass wir in einem größeren Raum standen, nicht mehr im Gang. In der Ecke war Sam dabei, die Männer loszubinden. Ich eilte ihm zur Hilfe. Glücklicherweise waren alle 4 noch am Leben; 3 waren sogar noch soweit bei Kräften, alleine aufrecht zu stehen und zu gehen. Den Letzten stützte Sam, damit er nicht in sich zusammen sackte.
"Er kommt", stammelte er hilflos vor sich her. Immerwieder, wie ein Mantra.
"Dann sollten wir sie alle schnellstens hier raus bringen."
Kaum hatte ich dies gesagt, erklang ein lauter, krächzender Schrei. Der Kelit. Ich vernahm einige Schritte - weit war er nicht mehr entfernt.
Mein Blick fiel auf Sam. "Bring sie weg. Schnell!"
Der jüngere Winchester nickte und schubste die Männer leicht in Richtung Ausgang, welche sofort losrannten. Den Erschöpften hievte Sam sich auf die Schulter. Bevor er ging, wandte er sich nochmal um.
"Wir schaffen das", versicherte ich ihm und damit war Sam verschwunden. Ich überprüfte meine Waffe. "Dann mal los."
Dean holte neben seiner Pistole noch eine Machete zum Kopf abtrennen aus dem Seesack, den er dann achtlos zu Boden schmiss.
Ein weiterer, näherer Schrei ertönte. Dann stand der Kelit vor uns. Trotz der Dunkelheit erkannte ich die Gestalt. Von Kopf bis Fuß glich er einem Menschen. Einzig die Arme waren Flügel und an den Enden Klauen.
Langsam baute sich das Geschöpf vor uns auf, als es bemerkte, dass seine Vorräte verschwunden waren. Es war unverkennbar, dass er uns dafür verantwortlich machte - was ja letztendlich auch so war.
Dean und ich bauten uns ebenfalls auf; wir durften jetzt keine Schwäche zeigen. Noch bevor der Kelit sich auf uns stürzen konnte, schoss Dean drauf los. Drei Schüsse hintereinander, doch jeder verfehlte sein Ziel. Das Vieh war einfach zu schnell.
Völlig wütend breitete es die Flügel aus und flog über unsere Köpfe hinweg. Direkt hinter mir setzte es auf; dass merkte ich am leichten Windstoß. Schnell wandte ich mich mit einem Tritt um, jedoch war der Kelit schneller und hielt mich am Knöchel fest. Ein hämisches Lacheln schlich sich in seinGesicht. Mit Leichtigkeit drehte er mein Bein, so dass ich laut aufstöhnte.
"Hey, Arschgesicht! Ich bin hier!", schrie Dean, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Es funktionierte. Allerdings schleuderte das Monster mich vorher durch die Luft. Ich knallte mit der Schulter voran auf den Boden. Ich presste die Zähne aufeinander, um den Schmerz zu unterdrücken.
Währenddessen flog der Kelit rüber zu Dean. Er packte ihn am Hals und hob ihn so hoch, dass der Winchester zu röcheln begann.
Mein Blick fiel auf meine fallengelassene Pistole. Schnell kroch ich zu ihr und stand auf, die Waffe auf den Rücken des Kelits gerichtet. Ich schluckte, denn würde ich nur einen Zentimeter daneben treffen, wäre Dean tot. Entweder aufgrund der Kugel oder weil ihm die Luft ausgeht.
"Schieß!", rief Dean mit letzter Kraft. "Jenna, schieß!"
Ich atmete nochmal tief durch, brachte mein Zittern unter Kontrolle und blendete alles um mich herum aus. Dann betätigte ich den Abzug.
Ein Moment der Stille. Ich wagte nicht, mich zu bewegen oder gar zu atmen.
Die Kugel flog mit hoher Geschwindigkeit direkt durch den Rücken des Monsters und blieb im Herz stecken. Benommen taumelte es nach hinten und ließ von Dean ab. Dieser hielt sich den Hals und nahm sich dabei die Machete vom Boden.
Ehe ich mich versah, hatte der Winchester dem Vieh den Kopf abgeschlagen und leuchtend grüne Augen starrten mir entgegen.
"Das war ziemlich knapp", meinte ich. Dean wandte sich nur ab. "Ein Danke wäre wohl zu viel verlangt."
Ich hörte nur, wie Dean irgendwas in sich hinein brummelte. Ich verdrehte kopfschüttelnd die Augen und machte mich auf den Rückweg.

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