Kapitel 7

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Die Zeit schien endlos und gab mir genügend Raum zum Grübeln. Ich war im Himmel gewesen. Hatte zum ersten Mal richtig mit einem Engel gesprochen. Ich habe erfahren, dass ich einer besonderen Blutlinie angehöre, etwas Besonderes somit bin, was vom Himmel beschützt werden müsse. Aber was für eine Blutlinie, dass kann oder darf man mir nicht sagen. So ein Quatsch. Wer weiß, ob das alles wirklich stimmt. Doch aus welchem Grund sollte Killian mich anlügen? Schließlich hat er mir im Museum das Leben gerettet.
Ich legte meine Handballen an die Schläfen und schüttelte heftig den Kopf. Ich kann und wollte darüber nicht mehr nachdenken. Zudem machte sich mein Magen zum wiederholten Male bemerkbar.
Langsam stand ich auf, um mir die Beine zu vertreten. Die Sonne schien heiß auf die Erde runter. Ich kickte einen vor mir liegenden Stein umher, als ich Motorengeräusche vernahm. Mit der Hand schirmte ich meine Augen von der Sonne ab und erkannte den schwarzen Impala, der auf den Parkplatz fuhr.
Noch bevor der Wagen richtig zum Stehen kam, stürmte Sam hinaus und auf mich zu. Er schlang seine Arme um meine Taille und hob mich ohne große Mühe hoch.
"Ich finds auch schön, dich zu sehen, Sammy", murmelte ich mit einem Grinsen an seinen Hals.
Im Augenwinkel sah ich, wie Dean am Impala gelehnt stand und uns mit einem Lächeln beobachtete. Sam ließ mich runter, begutachtete mich nochmal von oben bis unten und machte dann den Weg für seinen Bruder frei. Langsamen Schrittes ging ich auf ihn zu.
"Du hättest ruhig länger wegbleiben können, es war so schön alleine mit Sam", protestierte Dean.
"Ey!" Ich boxte ihm gegen den Arm und daraufhin schloss er mich in eine feste Umarmung. Seinen Kopf vergrub er in meiner Schulter. "Also, an solche Begrüßungen könnte ich mich ja gewöhnen, aber ich war doch nur ein paar Stunden weg."
Augenblicklich löste Dean sich von mir und sah mich verwirrt an. Auch Sam gesellte sich jetzt verwundert zu uns.
"Ein paar Stunden?", fing der ältere Winchester an.
"Jen, du warst fast 3 Tage nicht aufzufinden", beendete der andere Winchester den Satz.
3 Tage? Ich war ganze 3 Tage dort oben?
"Das ist nicht möglich. Es fühlte sich gar nicht solange an." Ich fuhr mir mit der Hand durchs Haar.
"Wo warst du denn? Das Letzte, was wir gesehen haben, war dieser Mann aus dem Museum und plötzlich wart ihr beide verschwunden", berichtete Sam weiter.
"Wir haben alles versucht, dich ausfindig zu machen. Aber nichts, es war, als würdest du gar nicht existieren." An Deans Gesichtsausdruck erkannte ich, dass ihm das Ganze noch mehr mitnahm als Sam.
Ich nickte. "Ich erzähls euch, aber zuerst möchte ich was essen. Ich verhungere schon!"

Die Tür des Diners klingelte, als wir eintraten. Zu dieser Stunde war es ziemlich leer, nur ein Mann saß an der Bar und zwei weitere an einem etwas abgelegenen Tisch in der Ecke. Wir setzten uns in die andere Ecke, um ungestört reden zu können.
"So, und nun erzähl. Was ist vorgefallen?" Beide sahen mich erwartungsvoll an.
Ich sog scharf die Luft ein. Eigentlich wollte ich darüber nicht reden, aber ich war es ihnen schuldig.
"Aber lasst mich erst ausreden und verkauft mich nicht für blöd. Ich weiß selber noch nicht so ganz, ob man dem glauben schenken kann." Etwas skeptisch nickten die Winchesters, die mir gegenüber saßen.
"Was darf ich Ihnen zu Essen bringen?", ertönte aufeinmal die Stimme der Kellnerin.
"Einen Baconburger mit Pommes, ein Grilled-Cheese-Sandwich und einen gemischten Salat. Für euch auch was, Jungs?"
Sam lachte. "Danke, nur zwei Kaffee für uns."
Ich beobachtete, wie die Frau sich alles notierte und mit einem dankenden Nicken ging. Die Aufmerksamkeit der Brüder lag wieder voll auf mir.
"Also..." Ich wusste gar nicht, wie oder wo ich anfangen sollte. "Ich war im Himmel und der Mann, der übrigens Killian heißt, ist ein Engel."
Für einen Moment hielt ich inne, um die Reaktionen abzuwarten.
"Du bist einem Engel begegnet?", fragte Dean ungläubig. "Die gibt's doch gar nicht."
"Warum nicht, Dean? Ich mein', wir kennen Geschöpfe, von denen andere nichtmal zu träumen wagen. Vampire, Wendigos, Geister, Hexen. Warum nicht auch Engel?"
"Ich muss Sam da recht geben und außerdem, was für einen Grund hätte er, mich anzulügen. Er hat uns das Leben gerettet."
"Dämon? Dämonen lügen nämlich, schon vergessen", war Deans Antwort auf unsere Argumentation.
"Killian ist kein Dämon", fuhr ich Dean an. Aus irgendeinem Grund, war ich mir bei der Sache sehr sicher.
"Und du sagst, du warst im Himmel. Wie sieht der so aus?" Ich wandte mich wieder Sam zu.
"Das kann man nicht genau sagen, denn für jeden sieht er anders aus."
"Und das hat dir dein Engel erzählt, alles klar", sagte Dean sarkastisch an sich gewandt.
"Dean, jetzt hör auf! Versuch es doch mal zu glauben", fuhr ich ihn an.
"Ich kann aber nicht", entgegnete er. "Solange ich es nicht mit eigenen Augen gesehen habe, kann ich es nicht glauben."
Sam musterte seinen Bruder von der Seite. "Worüber habt ihr gesprochen?", fragte er, ohne den Blick von Dean abzuwenden.
Ich erinnerte mich wieder an Killians Worte. Und erzähle niemanden, was ich dir über dich erzählt habe.
"Killian meinte, er ist mein Aufpasser. Aber er konnte mir nicht sagen, wieso ich einen brauche." Zum Teil stimmte das ja auch. Ich ließ nur fürs Erste die Sache mit der Blutlinie aus.
"Mehr nicht?"
Ich schüttelte den Kopf. Das von meinen Eltern wollte ich nicht erzählen, denn ich habe Angst, die zwei damit zu verletzen.
Endlich kam die Bedienung mit meinem Essen. Genüsslich steckte ich mir ein paar Pommes in den Mund.
"Was führt euch eigentlich hier in die Gegend? Ist ja doch schon weiter weg von dem Ort, an dem ich verschwand." Damit war das andere Thema für mich beendet.
Dean trank einen Schluck von seinem Kaffee. "Es gibt hier wahrscheinlich einen Fall. Dem wollten wir gerade nachgehen, dann riefst du an."
"Eine Frau wurde tot aufgefunden. Sie hatte am ganzen Körper Kratzspuren und ihr Herz fehlte. Polizei geht von einem Bären aus", berichtete Sam.
"Werwolf?"
"Wahrscheinlich. Der Mondzyklus stimmt. Wir sollten nochmal ins Stadtarchiv und schauen, ob es in den letzten Monaten noch mehr solcher Fälle gab." Sam stand bereits auf und wollte los.
"Fahrt ihr nur", hielt ich ihn zurück. "Ich werd' in ein Motel einchecken und mich erstmal aufs Ohr hauen. War doch alles ganz schön anstrengend."
Dean schaute zu Sam, dann wieder zu mir. "Ich komme mit dir. Nicht, dass du wieder gekidnappt wirst."
Ich stöhnte und rollte mit den Augen. "Erstens wurde ich nicht gekidnappt und zweitens bin ich alt genug. Sam könnte dich viel eher gebrauchen."
"Nein, schon gut. Alleine komme ich eh schneller voran."
Ich warf Sam einen genervten Blick zu. Dean hingegen klatschte triumphierend in die Hände.

"Du bleibst hier drunter sitzen, ok mein Schatz? Mami ist gleich wieder da."
Ich nickte und drückte meinen Teddy fest an mich. Es war kühl, ich trug nur meinen Pyjama. Meine Mutter verschwand aus dem Raum und ich kroch weiter unter den Küchentisch. Ich hatte Angst.
Ein schmerzerfüllter Schrei drang an meine Ohren. Ich schloss die Augen und wünschte mit einzig und allein, dass meine Mami wiederkam. Ein weiterer Schrei, dann wurde es still. Nur das Pochen meines Herzens und das Rauschen meines Blutes war zu hören.
Ich öffnete die Augen und sah 3 Beinpaare vor dem Tisch. Doch waren es nicht die von meiner Mami oder meinem Daddy, das erkannte ich trotz der Dunkelheit.
Plötzlich beugte sich einer hinunter. "Ah, da ist die Kleine!" Ich rutschte weiter nach hinten, voller Angst. Der Mann hatte schwarze Augen und streckte die Hand nach mir aus, da vernahm ich eine weitere, männliche Stimme.
"Exorcizamus te, omnis immundus..."
Ich hatte keine Ahnung, was der Mann da sagte, aber es schien zu bewirken, dass der Mann mit den schwarzen Augen und auch die anderen zwei, Schmerzen bekamen.
Nach einigen Sekunden hörte ich eine Art Rauschen und die Körper fielen zu Boden. Dahinter kam der Mann zum Vorschein, der mich anscheinend gerettet hat.
Er beugte sich zu mir runter. "Hab' keine Angst. Ich bin einer von den Guten."
Ich glaubte ihm und kroch unter dem Tisch hervor. Der Mann nahm mich hoch.
"Ich bin John und du bist?", fragte er freundlich.
"Jenna", antwortete ich leise.
"Das ist aber ein schöner Name. Und wie alt bist du, Jenna?" Kurz überlegte ich und hielt ihm dann meine ausgestreckte Hand entgegen.
"5 Jahre schon! Ich habe einen Sohn, Sam, der ist 6. Willst du ihn kennenlernen?"
Ich nickte. "Kommen Mami und Daddy auch mit?"
"Nein meine Süße. Deine Mami und dein Daddy sind für einige Zeit verreist und haben mich gebeten, auf dich aufzupassen." Das machte mich traurig und doch freute ich mich, den Jungen kennenzulernen.
Von einem Rütteln an meinen Schultern wurde ich wach. Ich schlug panisch die Augen auf und blickte in das besorgte Gesicht von Dean. Min Kissen war getränkt vom Schweiß.
"Was ist passiert? Wo bin ich?" Dean setzte soch auf die Bettkante.
"Du hattest einen Albtraum." Langsam begann ich mich zu erinnern und augenblicklich fing ich an zu weinen.
"Hey, alles gut. Ich bin ja da." Der Winchester kam an meine Seite und legte seinen Arm um mich, mit dem anderen strich er über meinen Rücken, während ich meinen Kopf auf seine Brust legte. "Was hast du denn geträumt?" Er drückte mir einen Kuss auf den Scheitel.
Mit tränenerstickter Stimme versuchte ich zu sprechen. "Ich habe von der Nacht geträumt, in der meine Eltern starben." Es war nur ein Flüstern. "Oh Dean, es war so schlimm, als durchlebe ich es nochmal."
"Shh, ganz ruhig. Das ist lange her. Du wirst jetzt beschützt, ich bin hier. Schlaf weiter."
Langsam beruhigte ich mich wieder und schloss die Augen. Dean tätschelte weiterhin meinen Rücken. Ich lauschte seiner Atmung. Doch da war noch etwas anderes. Dean summte! Ich überlegte kurz, bis ich Smoke on the water erkannte.
"Dean, warum summst du Deep Purple?"
"Als du klein warst, hat dir das immer beim Einschlafen geholfen. Also, Klappe halten", befahl er.
Während er summte, bemerkte ich die Vibrationen in seinem Brustkorb. Es war beruhigend und immer tiefer fiel ich wieder in den Schlaf.
"Ich liebe dich." Ich erkannte Deans Stimme. Doch kamen die Worte von ganz weit her und ich konnte nicht sagen, ob ich sie mir einbildete, dass ich wieder träumte, oder ob diese real waren. Oder wie er die Worte meinte.

Was meint ihr, wird es folgen haben, dass Jen den Brüdern die Sache mit der Blutlinie verheimlicht?
Und wie meint Dean die Worte?
Freue mich, eure Gedanken zu lesen und natürlich auch über Feedback😇❤️

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