Kapitel 8

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Durch ein Poltern wurde ich wach. Ich spürte starke Arme um meinem Körper, die mich festhielten. Langsam öffnete ich die Augen und schaute in das schlafende Gesicht von Dean. Er war mir so nahe, dass sein Atem auf meiner Haut prickelte. Kurz wunderte ich mich, wieso wir so lagen, doch dann fiel es mir wieder ein. Ich hatte ja einen Albtraum gehabt.
"Hab' ich dich geweckt?"
Ich drehte mich in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war und schüttelte den Kopf. "Nein."
Sam lächelte und wedelte mit einer Akte. Ich wollte mir seine Ergebnisse der Nachforschungen ansehen, doch noch hielt Dean mich gefangen. Vorsichtig nahm ich den einen Arm und legte ihn auf dem Winchester ab. Dieser stöhnte einmal und drehte sich zur anderen Seite, sodass ich problemlos aufstehen konnte.
Wind peitschte Regen gegen das Fenster. Die dunkle Farbe des Himmels machte es unmöglich, ohne Uhr die Zeit zu bestimmen. Nichtmal ansatzweise. Es war kalt im Zimmer, ich trug nur eine Shorts und ein T-Shirt, weshalb ich meine Strickjacke vom Hacken nahm und eng um den Körper schlung.
Ich setzte mich zu Sam an den Tisch, der bereits angefangen hatte, alles auszubreiten.
"Und?", fragte ich gähnend. "Ist es wirklich ein Werwolf?"
Sam nickte und reichte mir einige Autopsieberichte der vergangenen Monate. "Seit gut einem Jahr verschwinden Frauen und werden tot, am gleichen Ort aufgefunden. Immer bei Vollmond, dass ist mir bei der Recherche aufgefallen. Die Polizei ist anscheinend zu dumm, Parallelen zwischen den Morden zu ziehen, und behauptet, es sei ein Bär."
"Alles klar. Wie siehts aus? Kriegen wir das Vieh noch?"
"Heute Nacht ist die letzte Chance. Ich würde sagen, wir überprüfen die nahe am Tatort liegenden Häuser und-"
"Warte, bessere Idee!", unterbrach ich Sam. "Was ist, wenn wir uns am Tatort einfach auf die Lauer legen und warten, bis der Werwolf seine Beute holt?"
Sam blickte fragend drein. "Du willst die Frau also als Köder missbrauchen?"
Ich klatschte leise in die Hände, um Dean nicht zu wecken. "Sehr gut erkannt, Sherlock. Und bevor sie zu Tierfutter wird, schreiten wir ein. Spart uns 'ne Menge Zeit, vor allem, da der Mond bald seinen Höhepunkt erreicht."
Kurz schien Sam mit seinen Gewissen zu hadern, stimmte mir dann aber zu.
"Sehr gut! Ich wecke Dean und erkläre ihm alles. Du kannst ja schonmal die Waffen checken." Ich wollte gerade aufstehen, als der Winchester mich am Handgelenk festhielt. Verwundert wandte ich mich ihm zu.
"Wieso lagt ihr eigentlich in einem Bett? Dean ist doch sonst so penibel dabei. Hattest du etwa wieder einen dieser Albträume?"
Tief atmete ich durch und setzte mich wieder. "Diesmal war es so real. Es war, als erlebe ich den Tod meiner Eltern nochmals." Meine Stimme wurde zum Ende hin immer leiser. Immernoch hielt Sam meine Hand fest.
"Das muss schrecklich gewesen sein, doch es ist vorbei, Jen. Wir sind jetzt da... Du hast schon lange nicht mehr über sie gesprochen oder von ihnen geträumt. Warum jetzt aufeinmal?", fragte er sanft.
"Wahrscheinlich, da ich mit Killian über sie sprach", sagte ich so leise, dass ich mich wunderte, dass Sam es gehört hatte.
"Du hast doch gesagt, ihr habt über nichts weiter gesprochen?"
"Haben wir auch nicht. Er meinte nur, dass nach ihrem Tod, mir ein Aufpasser zugeteilt wurde. Und erzählt habe ich es nicht, weil ich Angst hatte euch damit zu verletzen." Ich sah Sam in die Augen.
"Du verletzt uns damit doch nicht. Sie sind genauso deine Familie wie wir. Gibt es noch etwas, was Killian zu dir sagte?" Eindringlich sah er mich an, doch ich hielt stand.
"Nein, nichts mehr." Und schonwieder log ich. "Jetzt komm, das Monster wartet nicht."
Der Winchester ließ meine Hand los. Dankend stand ich auf und ging zum Bett. Leise schlich ich mich an, streckte die Arme aus und schubste Dean aus dem Bett.
"Alter, geht's noch, Jen?", rief er, als er sah, dass ich diejenige war, die ihn so unsanft geweckt hatte. Ich konnte mir mein Lachen nicht verkneifen und auch Sam hielt nicht länger an sich.
"Ihr beide!" Er deutete mit seinem Zeigefinger abwechselnd auf uns. "Ihr seid so gemein. Bekommt man hier nicht einmal seinen wohlverdienten Schlaf?"
"Wir haben einen Fall zu erledigen. Also, aufstehen, Prinzessin", verkündete ich Dean, ehe ich im Bad verschwand.

Es war kurz vor Mitternacht. Jeden Moment würde der Mond seine volle Kraft besitzen. Sam, Dean und ich saßen, etwas abseits des Tatorts, im Impala und warteten. Wir hatten perfekte Sicht, doch würde uns jemand anderes nicht entdecken, da hatte Sam sich vorher vergewissert.
Gerade überprüfte Dean seine Waffe zum hundertsten Mal, ob auch wirklich Silberkugeln drin waren.
"Man, Dean! Zu viel Adrenalin? Das macht einen ja ganz nervös", schimpfte ich von der Hinterbank.
"Das nicht. Er hat den ganzen Kaffee ausgetrunken." Sam schüttelte die große, leere Thermoskanne.
"Irgendwie muss ich mich ja wach halten, wenn ich schon nicht ausschlafen konnte", rechtfertigte sich der ältere Winchester.
Ich stöhnte verzweifelt und wandte den Blick wieder zur Frontscheibe. Einen kurzen Moment später erblickte ich eine Frau, kurz vor ihr im Gebüsch, für sie unsichtbar, den Werwolf. Die Brüder schienen dies auch bemerkt zu haben, und so machten wir unsere Waffen startklar und stiegen aus. Der Plan war, ich schicke die Frau weg und die zwei erledigen das Monster.
Also trennten sich unsere Wege und ich ging zu dem vermeidlichen Opfer.
"Eh, Entschuldigung." Erschrocken wandte die Frau sich um. "Oh, tut mir Leid. Ich wollte Sie nicht erschrecken. Es ist nur so, gehen Sie nicht weiter, dahinten hat es einen Unfall gegeben und man kommt nicht vorbei. Vollsperrung." Es war definitiv nicht meine beste Lüge.
Skeptisch musterte die Frau mich. "Und das wissen Sie woher? Sie kommen doch aus der anderen Richtung."
"Ähm.. Da haben Sie recht, aber ich bin vorhin hier lang gegangen und jetzt auf der Suche nach einem Umweg", erklärte ich. Nichtmal ich selber glaubte mir das.
"Ah ja. Hören Sie, ich habe Pfefferspray dabei. Das Ganze kann so oder so ausgehen. Lassen Sie mich einfach gehen." Sie drehte sich um und ging.
"Warten Sie!" In dem Moment ertönte ein Schuss, ein lautes Jaulen, noch ein Schuss. Zu meiner Verwunderung rührte sich die Frau nicht. Es schien, als ließe es sie kalt.
"Ist alles ok bei Ihnen?" Ich machte einen Schritt auf sie zu.
"Aber natürlich, Kleine." Langsam drehte die Frau sich wieder mir zu, mit einem siegessicheren Lächeln. Als ich ihr Gesicht komplett sehen konnte, blinzelte sie einmal und ihre Augen wurden schwarz.
Schnell zückte ich meine Waffe, eher aus Reflex, denn Silberkugeln würden einem Dämon nichts anhaben.
"Na, na, na. Nicht so stürmisch. Erstmal legen wir die Waffe weg." Kaum hatte sie dies gesagt, flog durch eine Handbewegung ihrerseits die Waffe zur Seite. "So, und jetzt können auch Trick und Track zu un stoßen. Antonio, Felipé! Bringt die zwei doch zur Party."
Hinter ihr erschienen Sam und Dean, festgehalten von zwei Dämonen. Sam schien nicht mehr ganz bei Bewusstsein zu sein und auch Dean hatte einiges einstecken müssen, das sah man ihm an.
"Was wollt ihr von uns?", spie ich der Dämonin voller Hass entgegen.
"Erkennst du uns etwa nicht mehr wieder? Ach, wie solltest du auch, ist ja schließlich schon fast 20 Jahre her." Sie winkte ab und mir fiel es wie Schuppen von den Augen.
"Ihr! Ihr seid es, die meine Eltern ermordet haben!"
"Und der Gewinner ist Tick! Wir haben lange nach die gesucht, und hier stehst du nun." Die Dämonin vollführte eine Handbewegung und ich knallte mit dem Kopf gegen einen Stein. "Ich korrigiere, liegst du." Ein tiefes Lachen kam aus ihrer Kehle. Mein Hinterkopf schmerzte wie Hölle.
"Lass sie in Ruhe, du Miststück!", schrie Dean.
"Mein Name ist Tatia, nicht Miststück, nur so nebenbei", erklärte sie, ohne den Blick von mir zu wenden.
"Tatia? Was ist das denn für ein bescheuerter Name?", lachte der Winchester. Verdammt, Dean, das bringt uns auch nicht weiter!
Genervt rollte Tatia mit den Augen. "Familienname, hat Tradition. Und jetzt bring ihn zum Schweigen, Felipé!"
Ich sah, wie der Dämon Dean schlug, bis er das Bewusstsein verlor. "Hört auf!" Ich versuchte, mich zu erheben, aber Tatia drückte mich mit ihrem Fuß wieder runter, sodass mein Kopf erneut am Stein aufschlug. Dies gab mir den Rest und die Dunkelheit umschloss mich. Wo war Killian?

Tja, warum hat Killian sie nicht gerettet? 🤔
Was wird jetzt passieren?

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