Kapitel 11

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All around pov

Angespannt trat Dean vor die Tür. Er checkte noch einmal sein Handy, um ganz sicher zu gehen. Es war die richtige Adresse. Der Winchester hob die Hand und klopfte dreimal kräftig gegen das Holz.
Einen kurzen Moment später, öffnete ein großer, schlanker Mann die Tür. "Ja?"
Augenblicklich ging Dean auf den Mann los und schubste ihn, am Kragen haltend in die Wohnung. Die Tür stieß er mit dem Fuß zu.
"Wo ist sie, du Mistkerl?", spie Dean voller Wut. Dabei drängte er den Mann immer weiter, bis dieser die Wand im Rücken spürte. "Hm? Antworte! Laut ihrem Handy ist sie hier. Was hast du mit ihr gemacht?"
"Ganz ruhig, Kumpel", versuchte der Mann verzweifelt den Winchester zu beruhigen.
"Ich geb' dir gleich ganz ruhig, Kumpel! Wo ist sie, verdammt nochmal?"
Beschwichtigend hielt der Mann die Arme hoch. "Wer bist du überhaupt?"
Der Winchester verstärkte seinen Griff. "Ich bin der Bruder von der Kleinen, die du letzte Nacht abgeschleppt hast. Ich kenne solche Typen wie dich!"
"Hey, du erwürgst mich ja. Ich.. habe niemanden abgeschleppt", erklärte er so gut es ging. "Sie war in meiner Bar, alleine. Völlig betrunken wollte sie los, deswegen hab' ich sie lieber mit zu mir genommen, bevor sie irgendwo auf der Straße landet." Flehend sah er Dean an. "Ich kenne nichtmal ihren Namen. Sie liegt drüben im Schlafzimmer."
Langsam lockerte Dean seinen Griff und wandte sich zu der Tür neben ihnen, die ins Schlafzimmer führte. "Ach, so einer bist du also. Stehst auf Nekrophilie." Er sah den Kerl nicht an.
"Nein, was bist du denn für ein kranker Freak. Ich hab' auf dem Sofa gepennt."
Dean ignorierte den Kommentar und öffnete die Schlafzimmertür. Zum Vorschein kam eine friedlich schlafende Jenna, die im King Size Bett untergehen zu schien.
Wie sie so daliegt, wunderschön. Was hat sie sich nur dabei gedacht?, schoss es dem Winchester durch den Kopf. Sie war doch sein kleines Mädchen. Und sowas hat sie noch nie getan. War er vielleicht schuld? War er zu hart mit Jenna umgegangen?
Dean fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Dann ging er zu der schlafenden Jenna, legte einen Arm unter ihre Knie, den anderen unter den Rücken. Ohne Mühe hob er sie hoch, so leicht wie sie war und ging zurück zur Haustür.
"Bekomme ich nichtmal ein Danke?", fragte der Barkeeper des gestrigen Abends.
Dean funkelte ihn wütend an. "Sei froh, dass ich dich nicht ohnmächtig schlage." Und verschwand.
Der Barkeeper holte eine Schale und ein Messer aus der Küche. Er schob seinen Ärmel hoch und schnitt sich in den Arm. Langsam floss das Blut in die Schüssel, welches dort zu brodeln anfing, nachdem einige lateinische Wörter gesagt wurden.
"Es tut mir leid, Meister. Ich habe die Kleine wieder verloren, aber dafür wissen wir jetzt, dass sie immernoch mit den Winchester Brüdern unterwegs ist." Verstehend nickte der Mann. "Verstehe. So werden wir es machen. Ich werde unverzüglich Tatia in Kenntnis setzen."
Der Mann lächelte hämisch und mit einem Blinzeln waren seine Augen schwarz.

Jenna pov

Die Toilettenschüssel war hart und kalt, als ich meine linke Wange darauf legte.
"Ich glaube, so langsam müssten wir alles haben", erklärte Sam, der meine blonden Haare hielt, und betätigte die Spülung.
Ich schaute ihn aus meinen glasigen Augen heraus an. Mein Rachen fühlte sich wund an und mein Schädel brummte. "Halten wir fest, dass ich nie wieder Alkohol trinke", verkündigte ich leise.
Sam grinste belustigt. "Ich werde dich dran erinnern."
Ein erneuter Schwall der Übelkeit überkam mich und hielt den Kopf über die Toilette. Der Winchester hielt weiterhin meine Haare zurück und strich mir behutsam über den Rücken, während ich ein paar Mal würgte. Doch mein Magen war tatsächlich endlich leer.
Gefühlte Stunden saß ich nun schon im Bad, Sam stand die ganze Zeit neben mir, und langsam taten mir die Beine weh.
"An wie viel kannst du dich eigentlich noch erinnern?", fragte Sam und setzte sich jetzt ebenfalls hin.
Ich musste kurz überlegen. Auch wenn ich mich noch recht gut an den Abend erinnerte, waren da ein paar Lücken. "Ich war in der Bar. Hab' getrunken und mich mit dem Barkeeper unterhalten. Ich glaube, ich wäre fast gestürzt. Und dann bin ich hier aufgewacht. Respekt an mich, dass ich es nach Hause geschafft habe."
Sam runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. "Du kamst nicht nach Hause. Ein Mann, augenscheinlich der Barkeeper, hat dich mit zu sich genommen. Dean hat dich heute früh per GPS gefunden."
Dean. Sein Name versetzte mir einen Stich ins Herz. Warum? Liebte ich ihn etwa doch?
"Bitte, erwähne seinen Namen nicht", bat ich den jungen Winchester.
Dieser musterte mich verwundert. "Ist was vorgefallen zwischen euch?"
Ich schloss die Augen und atmete tief durch. "Ich habe euren Streit mitangehört, Sam. Als du behauptet hast, Dean sei in mich verliebt."
"Oh." Sam presste seine Zähne aufeinander. "Du solltest das nicht mitbekommen. Aber es ist die Wahrheit."
Betreten schaute ich den Boden an.
"Du liebst ihn auch, nicht wahr?"
Die Frage, oder eher Feststellung, kam so plötzlich, dass ich mich fast an meiner Spuke verschluckte. "Ich.. weiß es nicht, ganz ehrlich. Ich habe keine Ahnung mehr, was ich glauben soll und was nicht."
"Es geht nicht mehr nur um Dean, oder?"
Durch einen leichten Tränenschleier hindurch, blickte ich Sam in die Augen. Ich wollte nicht über die Sache mit Jesus sprechen und ihn damit belasten, aber ich habe es im Krankenhaus versprochen.
"Killian war bei mir. Er wurde aus seinem Dienst als Aufpasser entlassen, weil er mich über meine Familiengeschichte aufgeklärt hat. Ich bin-" Ich stockte. Wie überbringt man jemanden so eine Nachricht. Erwartungsvoll schaute mein Bruder mich an. "Ich bin die letzte lebende Nachfahrin von Jesus."
Sam schluckte. "Dann gab es ihn also wirklich."
Ich nickte. "Und ich habe wohl eine Aufgabe. Killian konnte mir aber nicht mehr sagen, welche. Vorher war er einfach verschwunden. Ich denke, die Engel haben ihn geholt."
"Ja, wenn es stimmt, was Killian sagt, denke ich das auch", pflichtete Sam mir bei. "Bist du deshalb abgehauen?"
Ich wandte mich ab. "Nein, ja, vielleicht. Erst erfahre ich Dinge über meine Vergangenheit. Dann auch noch das mit Dean." Ein Kloß machte sich in meinem Hals breit. "Ich wollte einfach weg. Weg von allem." Ich spürte Sams Hand auf meiner Schulter. "Es ist wahrscheinlich das Beste für alle, wenn ich euch verlasse und nicht mehr mit mir belaste."
"Was? Nein, bist du verrückt? Den Teufel wirst du tun, Jen", antwortete der Winchester bestimmt. "Wir stehen das zusammen durch. Wir sind eine Familie."
Meine Lippen bebten. "Ok", hauchte ich mit einem Lächeln. Bei Sam erschien ebenfalls ein Lächeln im Gesicht.
"Erzähle Dean bitte nichts hiervon", flehte ich schon fast. Wenn auch mit Skepsis und widerwillig nickte er.
Einen Moment saßen wir einfach so da und genossen die Stille, bis wir die Tür knallen hörten. Kurz darauf stand Dean mit Tüten in der Hand, im Rahmen der Badezimmertür.
"Lust auf Kater-", er schaute auf seine Armbanduhr, "-mittag?"

Der Rest des Tages zog sich so dahin. Sam und Dean waren einem Fall nachgegangen, ein Skinwalker trieb sich in der Nachbarschaft umher. Ich durfte nicht dabei sein; ich wurde zu Bettruhe verdonnert, da es mir immernoch nicht ganz blendend ging.
Ich hatte auf die Brüder gewartet und als sie spät am Abend zurück kamen, wechselten wir nur knapp ein paar Worte über den Fall. Sie waren müde, und so ließ ich sie schlafen, während ich ein wenig im Internet recherchierte, eher über Belangloses. Als ich mir zu hundertprozent sicher war, dass die Winchesters tief und fest schliefen; Deans Schnarchen topte einfach niemand; tapste ich zu meiner Tasche und verstaute die nötigsten Sachen.
Scharf sog ich die Luft ein, ehe ich mich zu dem jüngeren Winchester begab. Ich strich Sam eine Haarsträhne aus dem Gesicht und drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe.
"Du musst jetzt auf euch beide aufpassen", flüsterte ich. Eine Träne kullerte meine Wange hinunter.
Nun ging ich zu dem anderen Winchester. Dean hatte, wie immer, seine Decke weggestrampelt und so deckte ich ihn erstmal wieder zu. Ich nahm all meinen Mut zusammen und hauchte ihm einen leichten Kuss auf die Lippen. Mit tränenerstickter Stimme murmelte ich leise: "Ich liebe dich auch."
Ich musste ein Schluchzen unterdrücken. Es fiel mir schwer, sehr schwer, doch es war das Beste für uns alle. Nachdem ich meine Tränen weggewischt habe, schultere ich meine Tasche und verschwand in die Dunkelheit der Nacht.

Ist es die richtige Entscheidung von Jen, einfach zu gehen?
Und was könnte ihre Aufgabe sein, gibt es Ideen eurerseits?🤔

Übrigens vielen lieben dank für 1K reads😳 Ich hätte nie damit gerechnet, Dankeschön ❤️

Everlasting // SupernaturalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt