Kapitel 9

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Nur ein Lichtkegel, der auf mich gerichtet war. Ich erkannte nichts weiter. Ein Schmerz durchzog sich durch meine Hände. Ich konnte sie nicht bewegen. Sie waren wie festgenagelt. Ich spürte eine Flüssigkeit an meinen Fingerkuppen runterrinnen und mit einem lauten Platsch fiel sie zu Boden. Rote Flüssigkeit. Blut. Mein Blut. Blut aus meinen Händen, in denen Nägel steckten.

Mein Kopf dröhnte vor Schmerzen. Mit dem Rücken saß ich gegen einen Pfahl, um den meine Handgelenke festgebunden waren. Ich versuchte, sie zu befreien, doch schnitt das Seil nur weiter brennend in meine Haut ein, weshalb ich leise schmerzerfüllt stöhnte.
"Haben wir auch schon versucht, bringt nichts." Ich drehte mich nach rechts und erkannte Dean, der an einem anderen Pfahl festgebunden war und starr geradeaus blickte.
"Dein Hinterkopf blutet ja noch!" Jetzt wandte ich mich zu meiner linken Seite, wo Sam saß, ebenfalls festgebunden.
Ich lächelte leicht. "Halb so schlimm."
Ich lehnte mich zurück und schaute nach oben. Erst jetzt fiel mir auf, dass wir in einer alten Scheune waren. Die morschen Bretter krachten und knackten unter dem Wind und die Zwischenräume ließen ein wenig Tageslicht herein.
Angestrengt dachte ich nach und betrachtete jeden Winkel genau, um einen möglichen Fluchtplan zu entwickeln. Es gab keine Fenster, nur eine Tür. Diese war somit die einzige Möglichkeit zu entkommen. Doch erst einmal mussten die verdammten Fesseln weg.
"Hat zufällig einer ein Messer dabei?", fragte ich eher beiläufig, denn die Dämonen hatten uns unsere Waffen abgenommen.
"Ich ja", ertönte eine weibliche Stimme in unserem Rücken. Ich kannte die Stimme nur zu gut.
Mit einem fiesen Grinsen und dem Messer in der Hand spielend, stellte Tatia sich vor uns. "Tick, Trick und Track hilflos vereint, ein tolles Bild. Wenn ihr euch sehen könntet!"
"Wie habt ihr uns gefunden?", fragte Sam hasserfüllt.
"Das war gar nicht mal so leicht." Nachdenklich legte Tatia den Zeigefinger an ihr Kinn. "Jahrelang ward ihr für uns unsichtbar, unauffindbar. Doch vor ein paar Tagen, peng. Hatten wir aufeinmal eine Spur."
Vor ein paar Tagen war ich im Himmel gewesen. Killian hatte bis zu dem Zeitpunkt auf mich geachtet. Ob er etwas damit zu tun hat? Eigentlich durfte er mich die Informationen ja nicht geben, wie ich das verstanden hatte.
Finster funkelte ich die Dämonin an. "Ihr wollt doch nur mich, meine Brüder haben damit nichts zu tun. Also, lasst sie laufen."
"Herzerwärmend, wie du sie als deine Brüder bezeichnest. Aber, Kleines, durch ihre Adern fließt nicht das besondere Blut."
Ich schluckte und bemerkte, wie die Winchesters mich ahnungslos musterten.
"Was meint sie, Jen?" Deans Stimme war eindringlich. Ich hatte nicht die Kraft, ihn oder Sam anzusehen.
"Du hast es ihnen nicht erzählt? Oh, das tut mir jetzt leid", entschuldigte Tatia sich gespielt bestürzt. "Eure sogenannte Schwester gehört einer besonderen Blutlinie an. Darum möchte der Himmel sie schützen und die Hölle will sie tot." Sie zuckte mit den Schultern.
"Wusstest du davon?", fragte Dean mich mit Unglauben. "Wusstest du das, Jenna?" Wut und Betroffenheit schwang in seinen Worten mit.
Ich senkte den Blick zu Boden.
"Jen?", wandte sich nun Sam leise an mich. Er schien nicht so sehr wütend wie sein Bruder zu sein.
"Ja, ich wusste es", hauchte ich gen Boden.
"Na großartig! Jetzt muss ich erst mit einem Dämon reden, um deine Lebensgeschichte zu erfahren! Weißt du, wie sich das anfühlt? Wir vertrauen einander doch, dachte ich jedenfalls", schrie Dean so laut, dass ein Echo nachhallte.
Nun hob ich meinen Kopf. "Ich durfte es euch nicht sagen, niemanden." Mein Blick ging immer wieder zwischen den beiden hin und her. In Deans Gesicht spiegelte sich Wut und Unverständnis. Sam hingegen zeigte sogar Verständnis.
"Ich glaube, ihr habt euch viel zu erzählen. Ich werd' dann mal wieder. Tschaui!"
"Warte", hielt ich Tatia zurück. "Wenn du das über mich weißt, dann auch sicherlich, wieso ich so begehrt bin?"
Die Dämonin kam einige Schritte auf mich zu. "Nein, Kleines. Ich bin nur eine Soldatin und führe meine Aufträge, ohne Fragen zu stellen durch."
"Fühlst dich bestimmt ausgeschlossen, was?", erwiderte ich schnippisch.
Langsam schritt Tatia weiter auf mich zu, bis sie nur noch wenige Zentimeter entfernt war. Das war meine Chance. Bevor sie etwas sagen konnte, trat ich gegen ihre Hand und schleuderte somit das Messer zu Sam.
"Du elendes, kleines -" Ich ließ sie nicht aussprechen, schlug mein Knie in den Bauch der Dämonin. Keuchend brach sie zusammen.
Mittlerweile hatte Sam sich von den Seilen befreit und machte sich an meinen zu schaffen. Noch bevor die Frau sich vollends erheben konnte, stand ich vor ihr und schlug mit meiner Faust ihr ins Gesicht. Tatia taumelte nach hinten und hielt sich dabei die Nase.
Plötzlich wurde ich von hinten gepackt. Ein weiterer Dämon. Ich versuchte, mich zu befreien und wandte mich nach links und rechts. Der Dämon ließ von mir ab, doch nicht meinetwegen. Dean hatte ihm, mit einer alten Sense, den Kopf abgeschlagen.
"Super gemacht, Dean. Vielleicht war die Hülle noch nicht tot?", ermahnte der junge Winchester seinen Bruder.
"Vorsicht!", rief ich, als sich noch ein Dämon Sam von hinten näherte. Der Winchester drehte sich blitzschnell und warf das Messer. Es blieb im Brustkorb des Mannes stecken, welcher daraufhin einfach nur lachte und weiter auf uns zukam.
"Exorcizamus te, omnis immundus.." Ich begann, denn Exorzismus aufzusagen. Der Dämon krümmte sich unter den Schmerzen und schlussendlich riss er den Mund weit auf und schwarzer Rauch verflüchtigte sich. Tief atmete ich durch.
"Wo ist Tatia?", fragte Dean und wir alle schauten uns um. Doch Tatia war nicht mehr in der Scheune. Ich rannte nach draußen. Nichts als Wald und ein kleiner Pfad, keine Spur von der Dämonin. Das darf doch nicht wahr sein!
Kopfschüttelnd ging ich wieder zu den Brüdern.
"Der hier lebt noch. Wir sollten ihn ins Krankenhaus bringen." Sam fühlte den Puls des Mannes, dessen Kopf nicht daneben lag. Er hievte ihn auf seine Schultern und machte sich bereit zum Gehen.
Ich nickte und wollte gerade folgen, als das Adrenalin nachließ. Mein Schädel fing heftig an zu Pochen und alles drehte sich. Das einzige, was ich noch wahrnahm war, wie ich in Deans Arme fiel.

Allmählich erwachte ich. Um mich herum piepste es und ich nahm gedämpfte Stimmen wahr. Ein Krankenhaus. Ich blinzelte und erkannte zwei schemenhafte Gestalten. Langsam hob ich die Hand, um mir übers Gesicht zu fahren, doch wurde sie von einem starken Widerstand gehalten.
"Nicht anstrengen, hey." Es war Sam. Als meine Augen komplett geöffnet waren, machte sich ein erleichtetes Lächeln auf seinen Lippen breit. Ein Pflaster klebte auf seiner Stirn.
Mein Hals war trocken und das Schlucken fiel mir schwer. "Wasser", keuchte ich leise.
Sam stand sofort auf und machte sich am Tisch gegenüber zu schaffen.
Mein Blick fiel auf Dean, der betreten nach unten schaute. Ich streckte meine Hand aus und bedeutete ihm, ebenfalls an meine Seite zu kommen. Er kam meiner Bitte nach und auch Sam, der mir ein Glas Wasser reichte, setzte sich wieder auf die andere Seite. In einem Zug trank ich das Glas leer. Es fühlte sich an wie reines Gold.
"Ich glaub', da gibs was, worüber ihr mit mir sprechen wollt", gab ich leicht hustend zu.
"Da hast du vollkommen recht", antwortete Dean harsch.
Mahnend schlug Sam dem älteren Winchester gegen den Arm.
"Nein, schon gut, Sammy. Ich hätte euch nicht anlügen sollen. Wir sind eine Familie und haben keine Geheimnisse voreinander." Eine Träne kullerte meine Wange hinunter und tropfte plump auf die Bettdecke. "Aber Killian hatte mir verboten, es jemanden zu erzählen. Erst wollte ich mich dem widersetzen, hatte dann aber Angst, euch könnte was zustoßen, wenn ihr es wüsstet. Hat wohl nicht so gut geklappt." Entschuldigend lächelte ich.
Sam nickte. "Ich verstehe. Aber wie du sagtest, wir sind eine Familie. Wir stehen das zusammen durch. Was wäre gewesen, wärst du allein gefangen genommen worden?"
Ich schüttelte den Kopf, was sich als fataler Fehler erwies, denn ein heftiger Schmerz durchzog mich. Mit zusammengebissenen Zähnen sprach ich weiter. "Es war ein Fehler, das weiß ich jetzt. Ich werde euch jetzt immer alles erzählen."
"Ok." Sam stand auf und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. "Dean? Du hast dazu noch gar nichts gesagt." Erwartungsvoll schauten wir beide zu dem Winchester auf.
Dieser hob seinen Kopf, Tränen füllten seine Augen, was ich sonst gar nicht von ihm kannte. "Ich kann das nicht, dir so leicht vergeben. Du hast uns damals schon erst verschwiegen, dass du dich beobachtet fühlst und jetzt das. Was kommt als nächstes, hm? Ich möchte nicht bei jedem Wort, das du sagst, überlegen müssen, ob das auch alles ist oder noch was kommt. Und weißt du, was eigentlich das Schlimmste daran ist? Das wir, Sam und ich, deine Familie, alles von einem Dämon erfahren!" Seine Stimme wurde zum Ende hin immer brüchiger. "Was hast du dazu zu sagen?"
Ich starrte ihn mit offenen Mund an, unfähig etwas zu sagen. Ich fühlte mich hundeelend, nicht nur wegen der Schmerzen. Deans Predigt hatte mir den Rest gegeben.
"Alter Dean, es reicht! Du -"
"Ok, schön", unterbrach Dean seinen Bruder und winkte ab. Das waren seine letzten Worte, bevor er verschwand.
"Ich werd' ihm mal hinterher, ok? Er meint das nicht so, kennst ihn doch."
Ich hatte Sam nicht zugehört und nickte nur abwesend und sah, wie er dann durch die Tür ging.
Ich war allein. Meinen Tränen ließ ich freien Lauf. Ich war nicht fähig zu sprechen, zu denken, zu atmen. Ich fühlte mich verstoßen. Verstoßen von meiner Familie.

Ich weiß nicht so recht, was ich von dem Kapitel halten soll. Ich hab da so meine Lieblinge und meine 'Hass' Kapi. Ich glaube, das zählt eher zu Kategorie 2.🤔😂
Was ist so eure Meinung?

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