Kapitel 6

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Meine Lippen waren trocken und bebten. Ich atmete schwer und blinzelte einige Male, so, als würde die Situation dann Sinn ergeben.
"Nein..", sagte ich leise an mich gewandt. "Nein, das ist unmöglich!", spie ich dem Mann hinter zusammengebissenen Zähnen entgegen.
Mein Aufpasser schaute mich nur weiterhin lächelnd an, sagte jedoch nichts. Er stand einfach nur da, was mich nur umso wütender machte. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, atmete tief durch, um nicht komplett auszurasten und um die ganze Sache anders zu betrachten.
"Ok, nehmen wir an, es stimmt und das ist wirklich der Himmel. Wieso sieht der dann wie ein verdammter Park aus?" Mit meinen Kopf deutete ich zu allen Seiten.
"Dies ist nicht der einzige Himmel", begann der Mann in Weiß in seiner dunklen, rauen Stimme. "Jeder Mensch kreiert seinen eigenen, mit seiner schönsten Erinnerung. Dieser warme Herbsttag in einem Park ist mein liebster Himmel. Er gehört zu einer alten Dame."
Ich nickte, auch wenn ich nicht wirklich verstand. "Und wer oder was bist du?" Auch wenn ich die Antwort wahrscheinlich schon kannte, ich musste es aus seinem Mund hören.
"Mein Name ist Killian und ich bin ein Engel des Herrn."
Und da war es, dieses eine kleine Wort. Engel. In meinem Leben war ich schon vielen verschiedenen, übernatürlichen Wesen begegnet, doch an Engel hatte ich nie geglaubt. Ich kenne auch niemanden, der je einen gesehen hat. Das, was man sich über Engel erzählte, hielt ich bis zum heutigen Tage für reine Mythologie.
"Also bist du mein Schutzengel?", fragte ich weiter, als ich meine Stimme wiederfand.
Killian ließ ein leises Lachen von sich. "Schutzengel ist eine Bezeichnung, die ihr Menschen uns gegeben habt. Wir bevorzugen einfach nur Engel. Mir wurde der Auftrag erteilt, auf dich zu achten, nachdem deine Eltern starben."
Ein dicker Kloß machte sich in meinem Hals breit. Schon lange hatte ich nicht mehr an meine Eltern gedacht, geschweige denn über sie geredet. Ich hatte kaum Erinnerungen an sie. Wie auch, ich war 5 Jahre, als sie von Dämonen getötet wurden, was mir John später erzählte. Seitdem sind die Winchesters meine Familie. John hat mich aufgenommen und immer wie sein eigene Tochter behandelt. Und das rechne ich ihm hoch an.
"Erwähne nie wieder meine Eltern", sagte ich leise, mit einem bedrohlichen Unterton.
Killian sah mich eindringlich an. Eine kurze Stille machte sich zwischen uns breit, die ich als erstes unterbrach.
"Das erklärt aber immernoch nicht, wieso ich einen Aufpasser brauche." Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und begann, langsam um Killian herum zu laufen. Dieser folgte mir mit seinem Blick, nickte.
"Ich habe es ihnen gesagt. Immerwieder. Irgendwann wirst du Fragen stellen, aber sie hörten nicht auf mich."
"Wer sind sie?"
"Die oberste Direktive. Die ältesten Engel." Seine Stimme war monoton, nur sein leichtes Lächeln und seine Augen zeigten etwas Freundlichkeit.
Jetzt war ich an der Reihe mit nicken. "Meine andere Frage hast du trotzdem noch nicht beantwortet."
Ich sah, wie Killian schluckte und sich mit der Hand durch die Haare fuhr.
"Du benötigst einen Aufpasser, weil du einer besonderen Blutlinie angehörst. Eine, die geschützt werden muss." Die Worte kamen stoßweise. Es fiel ihm sichtlich schwer.
"Hat bei meinen Eltern ja super geklappt", erwiderte ich schnippsch. Du wolltest doch nicht über sie sprechen, ermahnte ich mich selber.
Augenblicklich teleportierte sich der Engel vor mich und erhob seine Stimme. "Rede nicht so mit mir!"
Beschwichtigend und leicht eingeschüchtert hielt ich meine Hände hoch. Killian fuhr, wieder in Ruhe, fort. "Bis zum Tod von Carol und Matthew Williams dachten wir, die Bedrohung eurer Blutlinie sei nicht so groß. Es war pures Glück, dass John Winchester aufkreuzte und dich rettete. Du warst und bist somit die Letzte, die dieses Blut in sich trägt und so beschlossen die Ältesten, dir einen Beschützer zur Seite zu stellen."
Mein Kopf dröhnte aufgrund der ganzen Informationen. Ich wollte es nicht glauben, aber doch sagte mir eine leise Stimme, dass da was Wahres dran ist.
"Und, wenn das wirklich stimmt." Meine Augen schauten direkt in die des Engels. "Was für eine Blutlinie ist das?"
"Das darf ich dir nicht sagen, ich habe dir sowieso schon viel zu viel verraten. Dafür könnte ich bestraft werden." Keiner von uns beiden wusste zu diesem Zeitpunkt, wie recht er damit hatte.
Ich wollte gerade etwas erwidern, doch Killian kam mir zuvor. "Ich muss dich jetzt zurück bringen. Du bist schon viel zu lange hier oben. Und erzähle niemanden, was ich dir über dich erzählt habe." Killian wollte mir zwei Finger auf die Stirn legen, die ich aber schnell festhielt.
"Eine Frage noch." Ich senkte meinen Kopf zu Boden. "Du sagtest, jeder Mensch gestaltet seinen eigenen Himmel, mit den schönsten Erinnerungen. Wie... Wie sieht... der Himmel meiner Eltern aus?" Meine Stimme war nur noch ein Flüstern und ich musste die kommenden Tränen unterdrücken.
"Deine Eltern durchleben den Tag, an dem sie dich, nach deiner Geburt, nach Hause brachten."
Nun konnte ich die Tränen nicht mehr halten und schloss die Augen, damit Killian dies nicht sah. Ich bemerkte seine kalten Finger auf meiner Stirn. Kurz darauf wurde mir etwas unwohl, was sich schnell wieder legte und als ich dann die Augen wieder öffnete, war Killian verschwunden. Auch befand ich mich nicht mehr in dem Park, sondern auf einem verlassenen Rastplatz an irgendeinem Highway. Irgendwo im Nirgendwo.
Mehrere Male drehte ich mich um meine eigene Achse. Da war der Highway, auf dem so gut wie kein Auto fuhr, ein Parkplatz und eine Ruine, die wohl mal ein Diner war. Mein Blick blieb allerdings auf der Telefonzelle hängen. Schnellen Schrittes begab ich mich dorthin, meine Gedanken immernoch bei dem Gespräch. Hatte ich wirklich mit einem Engel gesprochen? War das wahr, was er mir erzählte? Es bereitete mir Kopfschmerzen und so beschloß ich, erstmal meine Brüder zu finden.
An der Telefonzelle angekommen, kramte ich in meiner Jackentasche nach etwas Kleingeld. Glücklicherweise kam auch eine gefälschte Visitenkarte zum Vorschein, auf der Sams Handynummer stand.
Es läutete zweimal. "FBI, Agent Plant?"
"S-Sam?"
"Jen! Oh mein Gott! - Dean, es ist Jen! - Warte, ich stell dich auf laut." Ein Knacken ertönte und dann hörte ich Deans aufgebrachte Stimme.
"Jenna, Gott sei Dank! Du hast uns so einen verdammten Schrecken eingejagt. Wir dachten, es ist sonst was passiert. Was ist denn wirklich passiert?"
"Das erzähl' ich euch persönlich, nicht über eine ungesicherte Telefonleitung. Könnt ihr mich abholen?"
"Natürlich! Wo bist du?", fragte Dean.
Ich schaute mich nochmals um, doch deutete nichts auf meinen Aufenthaltsort hin. "Ich weiß es nicht. Hier ist ein Highway und-"
"Bleib in der Leitung, ich orte dich", unterbrach mich Sam. Ich nickte, auch wenn die zwei dies nicht sehen konnten.
"Ok, du bist am Highway 48. Das Gute ist, wir sind nur eine halbe Stunde entfernt."
Ich hörte Reifen quietschen. Wahrscheinlich drehte Dean sofort um.
"Gut, ich warte hier. Und bitte bringt mir was-" Doch da ertönte bereits das nervtötende Piepen und eine Stimme, die mir sagte, das Geld reicht nicht mehr.
Mit einem Stöhnen hang ich den Hörer auf und ließ mich einfach auf dem Boden, im Schneidersitz, nieder. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu warten, und das mit knurrenden Magen. Und meinen Gedanken.

Das witzige ist, dass das Kapitel in meinem Kopf eigentlich total anders abgelaufen ist, aber beim Vorschreiben kams dann schon anders und beim Abschreiben nochmal kleine Veränderungen 😂

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