Kapitel 10

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Einige Tage waren vergangen und wir wieder in einer neuen Stadt. Ich hatte nichts mehr von Killian gehört, ebenso reagierte er nicht auf meine Rufe. Die Suche nach Tatia gestaltete sich schwieriger als gedacht, denn sie war wie vom Erdboden verschluckt.
Dean hatte sich mittlerweile etwas eingekriegt und redete auch mit mir. Trotzdem war da immernoch eine gewisse Distanz. Sam hatte es aufgegeben, zwischen uns zu vermitteln. Wir beide, Dean und ich, waren einfach die Sturheit in Person, sodass keiner nachgeben wollte. Diese Eigenschaft habe ich von dem älteren Winchester, auch wenn er dies nie zugeben würde.
"Und vergiss den Kuchen nicht", meinte Dean abwesend, ohne den Blick vom Fernseher zu lösen.
"Natürlich, Prinzessin", murmelte ich leise mit einem Augenrollen, ehe ich die Tür hinter mir zuknallte.
Kühle Herbstluft fegte um meinen Körper. Ich zog meine Lederjacke enger um und machte mich Richtung Innenstadt auf.
Der Wind ließ die Bäume rascheln, meine Stiefeletten hinterließen ein monotones Klacken, vereinzelt fuhr ein Auto vorbei. Sonst war es still.
Natürlich konnte ich Dean verstehen. Er war verletzt; ich war die letzte Person von der er dachte, sie würde ihn hintergehen. Doch die Härte seiner Worte hatte mich überrascht. Nichtmal, als Sam damals einfach für ein paar Tage verschwunden war, ohne zu sagen wohin, war er so wütend geworden. Oder war so nachtragend gewesen, schoss es mir durch den Kopf.
Allerdings habe ich aber nicht mehr die Kraft, auf den Winchester zu zugehen und immer wieder abgeblockt zu werden. Ich war es leid.
Abrupt blieb ich stehen und atmete tief durch. Es schien, als würde der Wind meine Gedanken davon blasen.
"Hallo Jenna."
Blitzschnell wandte ich mich un und funkelte den Mann finster an. "Ich habe nach dir gerufen, sogar zu dir gebetet und du kamst nie. Was willst du?"
Killians Miene war ausdruckslos und doch schien er ein wenig in Eile. "Es tut mir leid. Ich konnte euch nicht vor den Dämonen beschützen."
"Woher weißt du davon?", fragte ich verwundert.
"Ich habe es die ganze Zeit gesehen. Nur durfte ich nicht eingreifen. Die Direktive hat herausgefunden, dass ich dir einiges erzählt habe, dafür wurde ich bestraft. Ich durfte den Himmel nicht verlassen und wirde als dein Aufpasser entlassen." Er wirkte niedergeschlagen, wie ein reumütiger Hund.
Nun wurde mir so einiges klar. Killian konnte uns nicht helfen. Er war nicht mehr mein Aufpasser, er hat mir all die Jahre vor den Dämonen geschützt. Deswegen konnten Tatia und ihre Leute uns jetzt finden.
"Also hattest du Hausarrest?", lachte ich, um die Stimmung ein wenig zu heben.
Fragend blickte Killian mich an. "Ich verstehe nicht, was das bedeutet."
Das brachte mich noch mehr zum Lachen. "Schon gut", winkte ich ab. "Wie konntest du jetzt auf die Erde kommen?"
"Ich bin geflohen." Sein Blick glitt gen Himmel. "Ich hatte das Gefühl, dir die ganze Wahrheit sagen zu müssen."
Nun wurde ich hellhörig. "Kannst du dafür nicht irgendwie bestraft werden?"
"Ja, und deswegen muss es jetzt schnell gehen, also hör zu." Der Engel trat auf mich zu. "Deine Blutlinie reicht über 2000 Jahre zurück. Den Ersten kennst du sogar aus Erzählungen. Ihr seid zu Höheren bestimmt, denn du bist die letzte lebende Nachfahrin des Jesu Christi."
Heilige Scheiße, hatte ich da gerade richtig gehört? Jesus soll mein Ahne sein?
"Warte, du willst damit sagen, ich bin mit Jesus verwandt?", fragte ich ungläubig.
Killian antwortete mit einem Nicken.
"Oh Gott", entwich es mir. Diese Information schockierte mich so sehr, dass ich mich erstmal an der Hauswand abstützen musste. "Aber laut Bibel hat Jesus doch keine Kinder?"
"Doch. Maria Magdalena war zum Zeitpunkt der Kreuzigung schwanger gewesen. Diesen Aspekt lässt die Bibel aus. Du hast eine Aufgabe. Aber dafür musst -"
Binnen eines Lidschlages war Killian verschwunden. Verwundert schaute ich mich um und schrie nach dem Engel. Die Menschen, die an mir vorbei gingen, hielten mich wahrscheinlich für eine Psychotante, doch das war mir im Moment egal.
Mich beschlich die Vermutung, dass der Engel nicht freiwillig so abrupt verschwunden war. Er hatte mir Informationen gegeben, mal wieder, die ich nicht wissen durfte. Und die Engel hatten bestimmt mitbekommen, dass einer der Ihren geflohen war. Sie haben ihn wieder zu sich geholt, ehe er mir alles verraten konnte.
Ich muss zurück zu Sam und Dean, war der erste Gedanke, den ich wieder fassen konnte. Gedacht, getan, setzte ich mich in Bewegung zurück zum Motel. Ich ging nicht nur; nein, ich rannte regelrecht.
Völlig außer Atem hielt ich vor unserer Zimmertür. Ich wollte gerade die Türklinke herunterdrücken, als ich durch Stimmen abgehalten wurde. Augenscheinlich kamen diese aus unserem Zimmer, das Fenster stand offen. Die Brüder stritten sich. Leise schlich ich zum Fenster und linste in den Raum. Sam saß am Tisch, während Dean immernoch auf dem Bett lag.
"Dean, du hast dich noch nie so verhalten. Und schon gar nicht gegenüber ihr!"
Aha, anscheinend geht es schonwieder um mich.
"Du weißt doch selber, was sie getan hat!"
"Wir haben schon viel schlimmere Sachen durchlebt. Eigentlich sollten wir drei jetzt zusammenhalten." Sam ballt seine Hände zu Fäusten.
"Verdammt Sam!", schrie Dean seinen Bruder an. "Ich hab meine Gründe. Ende der Diskussion."
"Und ich kenne den Grund. Du hast dich in Jen verliebt." Was hat Sam da gerade gesagt? Das ist doch völliger Quatsch. Wir sind Familie.
Dean schaute den jungen Winchester fassungslos an. "Sie ist unsere Schwester! Man verliebt sich nicht in die eigenen Geschwister."
"Technisch gesehen ist Jen ja auch nicht unsere Schwester."
"Familie hört nicht beim Blut auf, Sam", gab der ältere Winchester verbissen zurück und erhob sich.
Ich musste mich ducken, sonst hätte er mich gesehen; und so hörte ich nur noch die Stimmen.
"So mein' ich das auch nicht. Ich wollte damit nur sagen, dass euch nichts im Weg steht. Auch ich nicht."
Liebte Dean mich wirklich? Nicht nur als Schwester, sondern als vollwertige Frau? Verhielt er sich deswegen so komisch mir gegenüber?
Ich liebe dich. Ich hatte mir die Worte also doch nicht eingebildet damals. Dean hat sie wirklich gesagt, und meinte sie auch so. Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare. Ich musste hier weg, sofort.
Ich lief schonwieder. Soweit mich meine Beine tragen konnten. Vor einer Bar kam ich zum Stehen. Genau das brauche ich jetzt.
"Was darf ich Ihnen bringen, M'am?", fragte der Barkeeper lässig, als ich mich auf dem Barhocker nieder ließ.
"Whisky pur und ein Bier", antwortete ich abwesend.
"Ist das nicht ein bisschen viel für eine junge Dame?"
Finster schaute ich den Barkeeper, der im Übrigen recht attraktiv war, an. "Geht dich nichts an."
Beschwichtigend hob er die Hände und machte sich an meine Getränke.
Es war zuviel. Alles war mir zuviel. Ich bin die letzte Nachfahrin von Jesus. Jesus! Damit erstmal klar zu kommen, war schon schwierig. Und dann liebt Dean mich wahrscheinlich noch insgeheim. Liebe ich ihn auch? Kann ich mir eine Beziehung mit ihm vorstellen? Ich kenne Deans Frauengeschichten nur zu gut. Doch meine innere Stimme sagte mir, dass er mich nie so behandeln würde. Vielleicht wäre es das Beste, einfach abzuhauen. Einfach weg, von allem. Die Brüder nicht mehr mit mir zu belasten.
"Bittesehr. Whisky und ein Bier."
Zügig kippte ich beides hinunter, unter den staunenden Augen des Barkeepers.
"Das Gleiche nochmal. Und wenn du siehst, dass meine Getränke leer sind, kannst du gleivh wieder nachfüllen."
Der Barkeeper nickte, wenn auch widerwillig, während er mich nachgoss. Und wieder trank ich beides in windeseile aus. Langsam merkte ich die Wirkung des Alkohols und meine Gedanken verschwammen. Es war ein berauschendes Gefühl, sich um alles keine Sorgen zu machen. Immer und immerwieder schüttete ich den Alkohol in mich hinein.
"W-weißt du", lallte ich den Barkeeper zu. "Engel sind Arschlöcher. Genauso wie Jesus und Familie."
"Ich glaube, du hattest jetzt wirklich genug", gab der Mann hinter dem Tresen zu verstehen.
"Dann geh ich halt in eine andere Bar." Ich stand auf und sofort drehte sich alles. Ich torkelte auf die Tür zu. Bevor ich diese erreicht hatte, fiel ich über eine Treppenstufe. Den Boden berührte ich jedoch nicht, denn ich spürte starke Arme, die mich aufhielten.

Tada! Es ist raus! Also zumindest der nächste Teil in Sachen Blutlinie😏 Was sagt ihr dazu? Ist das überhaupt glaubwürdig?😂
Und auch dazu, dass Sam behauptet, Dean sei in Jenna verliebt?🤔

Ich habe vor dem ersten Kapitel mal einen kleinen Cast rangehängt, für die, die es interessiert^^

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