Kapitel 13

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Mein Herz raste schnell, als ich vor die Zimmertür der Winchester trat. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde und musste ich Dean auch eine plausible Erklärung liefern. Die Wahrheit würde ich ihm ganz sicher nicht erzählen.
Ich hob meine Faust um zu klopfen, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und Sam mit geweiteten Augen vor mir stand. Die Tür schloss er hinter sich.
Verwundert runzelte ich die Stirn. "Was ist los?"
Der jüngere der beiden umarmte mich einfach nur. "Es tut mir leid. Ich wollte das nicht."
"Sam?" Ich erwiderte die Umarmung nicht und schob ihn von mir. "Eigentlich sollte ich doch diejenige sein, die sich schuldig fühlt."
"Ich hab' es ihm erzählt."
"Du hast wem was erzählt? Man, red' doch nicht so in Rätseln!", entgegnete ich etwas hysterisch. Ich hasste es, wenn man nicht klipp und klar sagt, was Sache ist.
"Dean.." Betreten schaute der Winchester zu Boden. "Ich habe ihm erzählt, dass du mit Killian gesprochen hast und-"
"Nein", presste ich hervor und schüttelte den Kopf.
"Er wollte wissen, wieso du abgehauen bist. Ich musste es ihm sagen", flehte Sam.
"Was genau?", fragte ich stattdessen.
"Nur das mit Jesus."
Wieder schüttelte ich den Kopf. "Ich hatte dich um was gebeten, vergessen?"
"Spiel' du jetzt hier nicht den Moralapostel. Du hast dich einfach verpisst, obwohl du es versprochen hast!" Er stemmte die Hände in die Hüften.
Ertappt. "Ja, sorry. Einigen wir uns, dass wir beide einen Fehler gemacht haben." Der Winchester nickte. "Und wie ist Dean jetzt drauf?"
"Ich kann es nicht sagen, er.."
Fragend musterte ich Sam und ging an ihm vorbei zur Tür. Ich drückte die Klinke hinunter und trat in das sporadisch eingerichtete Zimmer. Dean saß auf der gegenüberliegenden Seite am Tisch, vor ihm der Laptop.
Ich schluckte. "Hey Dean", begrüßte ich ihn mit zitternder Stimme. Wie angewurzelt stand ich im Türrahmen.
Dean machte keine Anstalten, auf mich einzugehen. Er tippte weiterhin auf dem Laptop rum und machte sich Notizen. Seinen Gesichtsausdruck konnte ich nicht deuten.
"Dean?", versuchte ich es erneut. Doch wieder geschah nichts. Es schien, als würde er mich nicht für voll nehmen. Als würde er mich ignorieren.
Nun trat Sam hinter mich.
"Ich glaub', ich habe einen Fall für uns", sprach Dean jetzt das erste Mal, seitdem ich im Zimmer war.
"Und der wäre?", fragte ich.
Der ältere Winchester drehte sich in unsere Richtung, schaute aber seinen Bruder an, als hätte er die Frage gestellt. Für mich hatte er nichtmal einen Blick übrig.
"4 Ehemänner sind spurlos in der Nacht verschwunden."
War das jetzt etwa eine Anspielung auf mich?
"Die Frauen hörten immer nur einen Schrei, von dem sie wach wurden. Da war es bereits zu spät", fuhr Dean fort.
"Klingt nach etwas für uns", antwortete Sam.
"Ich mach' den Impala startklar." Dean stand auf und zwängte sich zwischen Sam und mir durch. Ich hätte ihm ja Platz gemacht, aber so.
"Was sollte das denn?", stellte ich die Frage dem jüngeren Winchester.
Dieser zuckte nur mit den Schultern. "Er wird sich schonwieder einkriegen."
Als Antwort nickte ich. Trotzdem versetzte es mir ein Stich ins Herz, wie Dean mich ignorierte. Und irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass dieser Streit nicht so leicht zu beheben sei.

"Wir haben das FBI schon erwartet", verkündete die Sekretärin am Empfang des Reviers. "Dürfte ich Ihre Ausweise nochmal sehen?"
Sam und Dean hatten diese schnell in der Hand und hielten sie der Frau ins Gesicht. Ich hingegen bemerkte nach kurzer Suche, dass ich meinen Ausweis wohl vergessen haben musste.
"Was ist mit ihr?" Die Sekretärin nickte in meine Richtung.
"Unsere Praktikantin", antwortete Dean mit einem aufgesetzten Lächeln, ehe ich etwas erwidern konnte. Finster funkelte ich ihn von der Seite an, was Dean natürlich nicht mitbekam. Jetzt wurde ich schon degradiert.
"Den Gang runter links, da ist das Büro des Sheriffs." Sie zeigte mit ihrem Finger den groben Weg.
Wir bedankten uns und gingen zum Büro. Nachdem Sam geklopft hatte und wir ein Herein gehört hatten, traten wir ein.
"Ich habe Sie schon erwartet. Setzten Sie sich doch bitte." Der Sheriff, ein kleiner dicker Mann, deutete auf die Stühle vor seinem Schreibtisch. Es waren nur zwei, und natürlich setzten sich die Brüder dorthin. Ich setzte mich auf einen Stuhl in der Ecke. Ich war ja auch nur die Praktikantin.
"Viel kann ich Ihnen nicht erzählen", fing der Sheriff an. "Alle 4 sind einfach spurlos verschwunden. Keine Anzeichen eines Gewaltverbrechens oder Einbruchs."
"Vielleicht hatten diese Männer einfach die Nase voll von ihren Frauen, hm?", grinste Dean belustigt. "Kennen Sie doch bestimmt auch."
Ich verdrehte die Augen. Das hatte er jetzt nicht wirklich gesagt. Warum musste Dean immer die falschen Dinge zum falschen Zeitpunkt sagen.
Auch Sam schaute seinen Bruder verständnislos an und fuhr schnell fort. "Im Bericht steht etwas von einem Schrei, den alle gehört haben sollen."
"Meiner Meinung nach, nur irgendein Tier."
"Gab es an den Tatorten kalte Stellen oder irgendwas anderes Außergewöhnliches?", fragte Sam weiter.
Der Sheriff musterte ihn fragend. "Nein, nichts."
Der Winchester ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen und blieb professionell. "Hat es in den letzten Jahren ähnliche solcher Fälle gegeben?"
"Ich weiß es nicht. Ich bin erst seit 2 Monaten Sheriff dieser Stadt. Ich kann Ihnen die Unterlagen gerne mitgeben." Er stand auf und machte sich an einem Regal zu schaffen. Es dauerte einen Augenblick, bis er Sam einen dicken Aktenordner überreichte. "Alle Vermissten- und Entführungsfälle der letzten 10 Jahre."
Dean gab dem Mann noch seine Visitenkarte, falls es Neuigkeiten geben sollte. Dann gingen wir wieder zum Parkplatz.
"Ich denke, wir sollten die Zeugen befragen. Die Adressen hab' ich mir von der Sekretärin geholt." Ich wedelte mit einem kleinen Notizzettel umher.
"Gute Idee", antwortete Sam. "Ihr kümmert euch darum, ich werd' den Ordner durchgehen."
Mir gefiel der Vorschlag gar nicht. Ich alleine mit Dean? Mein Blick glitt zum älteren Winchester, dessen Gesichtsausdruck verriet, dass er auch nicht gerade erfreut war.
"Ich glaube nicht-"
"Gut. Wir sehen uns dann später im Motel", unterbrach Sam mich und machte sich zu Fuß auf den Weg. Ich hörte, wie die Tür des Impalas zugeschlagen wurde und ehe Dean den Motor starten konnte, setzte ich mich mit einem Stöhnen auf den Beifahrersitz. Das kann ja was werden.
Die Fahrt lief, wie gedacht, schweigend ab. Deans Augen waren konsequent auf die Straße geheftet. Irgendwann hielt ich das nicht mehr aus und öffnete den Mund, um mich zu entschuldigen und all das. Doch bevor auch nur ein Laut aus mir kam, schaltete der Winchester das Radio an. Genervt wandte ich mich wieder der Landschaft außerhalb zu. Im Radio sangen die Backstreet Boys Show me the meaning of being lonley. Wie passend.

"Und wie hat der Schrei geklungen?", fragte ich die Ehefrau. Mittlerweile waren wir im letzten Haus angekommen und alle erzählten uns das Gleiche. Auch die letzte Frau berichtete von einem Rabenähnlichen Schrei, von dem sie wach wurde. Danach war ihr Mann verschwunden, aber nichts hatte sich verändert. Es war, als hätte er sich in Luft aufgelöst.
"Wir sollten zum Motel und Sam fragen, was er herausfinden konnte", stellte ich fest, als wir wieder in Deans Baby saßen.
"Oh, auf die Idee wäre ich nie gekommen", gab Dean abschätzig von sich.
"Ein Wunder, der feine Herr redet wieder mit mir." Ich schmiss die Hände in die Höhe, wie ein kleines, freudiges Kind. Nur, dass ich dabei nicht lachte.
Der Winchester ließ dies unkommentiert und wir fuhren wieder schweigend zurück zum Motel.
Sam hatte den halben Ordner über den Tisch verstreut. "Das einzig Auffällige, es verschwinden immer im Herbst Männer spurlos. Was konntet ihr herausfinden?"
Ich wollte gerade ansetzen, als Dean mir wieder dazwischen funkte. "Dieser Schrei klang wie ein Rabe. Und an den Schlafzimmerfenstern konnte ich einen kleinen, unscheinbaren Kratzer ausmachen, bei jedem."
Das hat er mir gar nicht erzählt. Wie auch, er redet ja nicht mit dir, rief mein tiefstes Inneres.
Der jüngere Winchester hob den Finger, wie immer, wenn ihm etwas einfiel. Er durchblätterte Dads Tagebuch. "Wusst' ichs doch, dass ich sowas schon irgendwo mal gelesen habe. Es handelt sich um einen Kelit." Sam reichte mir das Tagebuch, nachdem Dean und ich ihn verständnislos angesehen hatten.
Laut las ich vor: "Ein Kelit hat viele Eigenschaften eines Rabens. Er klingt wie einer und hat Flügel, bewegt sich allerdings nur bei Nacht. Ihre Jagdzeit ist der Herbst, da sie sich Beute für den Winter suchen." Ich stockte. "Also können die Männer noch am Leben sein?"
Sam nickte. "Und töten kann man sie mit einem Schuss ins Herz und Kopf ab. Steht jedenfalls da drinne."
"Na dann, worauf warten, wenns so einfach ist." Dean packte seine Waffen zusammen, bis er plötzlich aufhörte. "Wo finden wir den Mistkerl überhaupt?"
Ich überflog den Text zur entscheidenden Stelle.

Ein unspektakuläres Kapi, Lückenfüller. Es dient auch eher der Darstellung von Deans Verhalten gegenüber Jen😅
Das Monster habe ich mir selber ausgedacht 😂

Nächsten Sonntag ist Weihnachten, weshalb kein Kapitel online kommen wird. Da ich aber ab Donnerstag Ferien habe, versuche ich Freitag oder Samstag noch eins zu schreiben^^
Schönen 3. Advent und falls ich es nicht schaffe, Frohe Weihnachten schonmal❤️

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