Kapitel 20

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Kennt ihr diesen Moment? Diesen ganz bestimmten Moment, wenn man sich vorgenommen hat auszuschlafen und dann von selbst früh wach wird? Genau das ist mir so eben passiert. Da nimmt man sich mal den Tag davor zur Aufgabe, am nächsten Tag auszuschlafen und es klappt einfach nicht. Welch Ironie. Die letzten Tage wollte ich immer so lange wie möglich schlafen, wurde aber durch irgendwelche Geräusche oder eine gewisse Person, bestimmt könnt ihr euch denken wen ich meine, gestört. Dann hat man mal die Möglichkeit und wird einfach von selbst wach.
Etliche Versuche habe ich schon gestartet um wieder in den Tiefschlaf zu fallen, aber vergebens. Ich hatte dabei noch keinen Durchbruch erlangt. Wenigstens ist die Aussicht blendend. Mein Blick geht geradewegs auf das Fenster zu und hindurch schauend sieht man rein gar nichts, da die Sonne noch nicht aufgegangen ist.
Der perfekte Start in den Tag.
Ganz klar bin ich in meinem jetzigen Zustand, der von Langeweile, geprägt mit leichter Müdigkeit zusammen gemischt ist, nicht in der Lage, auch nur ein Bein aus dem Bett zu erheben.
So sitze ich nun hier, von der Stille eingehüllt auf meinem Bett. Es ist kalt, obwohl ich mich mit der Decke zugedeckt habe. Mir kommen die Gedanken an vorherige Nacht zurück. Wie sehr habe ich nur die Anwesenheit von Max genossen? Meiner Meinung nach ein kleines bisschen zu sehr. Ich könnte wetten, wäre er jetzt hier, wäre mir bestimmt nicht mehr kalt, aber das ist er nun mal nicht. Aber warum mache ich mir über so etwas Gedanken?Welche Rolle spielt das überhaupt noch? In 24 Tagen...
der Gedanke ist zu schmerzhaft um ihn ins Gedächtnis zu rufen. Je mehr ich daran denke, um so realer wird es und genau das, möchte ich ja verhindern. Die letzten Tage möchte ich vollkommen genießen. Richtig auskosten. Rosé hätte ein Teil davon sein müssen.
*Klopf *Klopf
Für einen kurzen Moment zucke ich zusammen und die Gedanken an Rosé verblassen.
,,Alexis? Ich hoffe ich habe dich nicht geweckt, wenn ja tut es mir Leid, aber ich wollte fragen ob du heute mit mir Zeit verbringen möchtest."
Wer sich so entschuldigt, falls er jemanden aufwecken sollte, dazu fällt mir nur eine Person ein. Ich überwinde mich, mein Bett zu verlassen und öffne demjenigen meine Zimmertür. ,,Klar liebend gern Harvey, mich wundert es nur, dass du so früh wach bist."
,,Oh äh ja... ich konnte einfach meine Augen nicht mehr zubekommen." Ein schiefes Lächeln unterstützt seine Aussage. ,,Okay und was wolltest du heute gerne unternehmen?" ,,Wie wäre es, wenn wir erstmal raus gehen an die frische Luft, Morgenluft soll sehr gut tun." Ich schaue ihn verwundert an. Er scheint mein Blick bemerkt zu haben, wendet sich aber wieder von mir ab. So schnell wie möglich verlassen wir das Haus, als würde man kurz davor stehen zu spät zu kommen.

Draußen ist es und wäre hätte es gedacht, Schweinekalt. So langsam fange ich an zu glauben, dass es hier durchgehend kühl ist.

Die Häuserstraßen um uns herum werden dichter. Ein paar Straßenlaternen flackern noch dumpf im Licht des frühen Morgens und zwischen den Dächern hindurch erkennt man die langsam aufgehende Sonne. Jede noch so kleine Bewegung im Gebüsch bereitet mir Angst. In der Dämmerung spazieren zu gehe ist nicht wirklich die genialste Idee.
Warum wollte Harvey schon so früh das Haus verlassen? Er scheint sich keine Gedanken über so etwas zu machen. Seine Hände hat er in seinen Jackentaschen vergraben und schlendert seelenruhig neben mir her.
Da sieht man es mal wieder, ich denken viel zu viel nach und da soll mir noch einmal jemand sagen, dass zu viel Denken fördert.

,,Was möchtest du heute machen?" ,,Du hast mich doch gefragt, ob ich mit dir Zeit verbringen möchte. Ich dachte du hättest eine Idee." ,,Richtig, äh, wie wäre es wenn wir..." Er geriet ins Stocken und sein Gesicht hat eine nachdenkliche Mimik angenommen. Ergänzt man das mit verstrubbelten, grauen Haaren, gleicht er Albert Einstein. ,,Du hast überhaupt keine Idee, was wir machen können oder?" ,,Nein." Habe ich es doch gewusst. Wirklich kreativ bei solchen Ideen bin ich auch nicht. Meine Überlegung wird von einem herrlich riechenden Duft gestoppt. Ich gucke mich um und siehe eine kleine Bäckerei. Das Gebäude sieht bei weitem nicht so schön aus, wie von der Bäckerei die mir Max gezeigt hat, aber der Duft ist schon verlockend.
Beim genaueren hinschauen erkenne ich ein offenes Fenster und auf der Fensterbank steht frisch gebackenes Zimtgebäck. Mir läuft schon förmlich das Wasser im Mund zusammen. Zumindest habe ich jetzt eine geeignete Idee, was wir heute machen können. ,,Bei euch roch es letztens, wenn ich mich nicht getäuscht habe, ziemlich lecker nach Zimtgebäck. Ich weiß ja nicht wie es dir geht, aber ich liebe Zimtgebäck. Wie wäre es also, wenn wir heute etwas backen würden. Eine Freundin hat mir mal gesagt, dass Backen immer dabei hilft, Trauer zu überwinden."
,,Ja, Nein wir können nicht backen." ,,Warum?" ,,Weil wir, weil wir, noch nicht alle Zutaten zu Hause haben und deswegen noch die nötigen besorgen müssen." ,,Na gut wenn du meinst."

Ich ging mit Harvey in die verschiedensten Läden, aber er meinte immer wieder, dass noch etwas weiteres fehlt. Bilde ich mir das nur ein oder will er mit Absicht Zeit vertreiben?

Als wir nun endlich alles beisammen hatten, ist schon fast der halbe Tag rum. ,,Können wir jetzt endlich zurück. Du kannst dir sicher sein, wir haben alles, was man fürs Rezept benötigt."
,,Ja, jetzt haben wir echt alles, aber willst du wirklich schon zurück?" ,,Ja Harvey, das möchte ich. Es macht viel mehr den Anschein, als würdest du nicht zurück gehen wollen."
Nervosität ist ihm anzumerken, so viel ist klar. ,,Harvey warum willst du nicht zurück gehen?" Ehe ich die Frage ausgesprochen habe, wird mir die Antwort bewusst. Sein Blick hat mittlerweile den Boden gefunden. ,,Du willst nicht zurück gehen, weil du Max aus dem Weg gehen willst, richtig?" Langsam nickt er mit dem Kopf. ,,Aber warum?" ,,Wir haben die ganze Zeit nichts miteinander gemacht und jetzt soll ich einfach zu ihm gehen und mit ihm reden? Er ist doch bestimmt genervt und sauer auf mich." Irgendwie kann ich ihn verstehen. Bei ihrem letzten Gespräch lief es nicht gerade super. ,,Harvey, Max ist dein Bruder und das wird auch für immer so bleiben. Du kannst mir glauben, wenn ich dir jetzt sage, dass er nichts anderes möchte, als sich mit dir wieder zu vertragen."
,,Und das glaubst du wirklich?" ,,Ich glaube es nicht nur, ich weiß es. Wollen wir jetzt wieder zurück gehen?" ,,Ja, ich denke schon."

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Die Schule hat wieder angefangen, na super. :( Das heißt wieder lernen, lernen, lernen. Wer stimmt mir zu, das Schule blöd ist?
Ich hoffe euch gefällt das Kapitel. Kommentare, Reviews, Feedback ist wie immer erwünscht. ;)
Noch einen schönen "was-auch-immer"

~Star

Schicksalsschläge (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt