Kapitel 26

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,,Ihr könnt noch lange vor verschlossener Tür stehen bleiben und warten, aber tun wird sich da nichts." Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen und zurück in die Realität gebracht. Ich schwinge mich einmal hundert achtig Grad um mich selbst und erhalte einen Blick auf einen kleinen, gepflegten Vorgarten und eine alte Dame die hinter der Kniehohen Mauer stand. Dass ich das Haus noch nicht vorher bemerkt habe? Ach egal. Mein Blick ist nun intensiver auf die Frau gerichtet. Sie begutachtet ihre einzelnen, kleinen Blumen die trotz dieser Kälte ihren Weg nach oben gefunden haben. Vorsichtich ergreift ihre Hand den Stiel der Blume und wandert den Blüten empor. Ein, zwei Mal wendet sie diese im Licht und wiederholt es bei der nächsten. Man könnte denken, dass sie eigentlich garnicht bemerkt hat, das wir hier sind, aber das hat sie. Sie hat zu uns gesprochen. Ihre Stimme ist rau und erinnert micht ein bisschen an einen Brummbär.

,,Entschuldigen sie Miss, aber was genau meinen sie damit. Wohnt hier keiner mehr?" ,,Ha ha ha. Ach Jungchen bitte nenne mich nicht so. Martha reicht", wendet sie sich an Max. ,,Dieses Haus hat eine tragische Vorgeschichte." Seufzend schüttelt sie den Kopf. Erst jetzt wird mir bewusst, was das bedeutet. Die Frau weiß etwas, etwas was mir Antworten bringen könnte. ,,Könnten sie uns davon erzählen?" ,,Natürlich Liebes, wenn ihr wollt können wir uns in den Garten setzte, ich bringe euch Kuchen und erzähle euch alles." Ich schaue zu Max und er scheint einverstanden zu sein. Wir gehen durch das schmächtige Gartentor, an dem der weiße Lack schon dabei ist langsam aber sicher abzublättern. Auf der Terrasse stehen kleine Stühle aus Metall und ein runder Glastisch. Wir nehmen Platz und sehen die alte Frau mit einem Blech Kuchen und einer Teekanne wieder kommen. Apfelkuchen, mein lieblings Kuchen. Moment was rede ich hier, dass ändert sich eh jede Woche. Also jetzt nicht denken, dass ich jede Woche Kuchen esse, denn das tue ich nicht, aber ich kann mich bei so etwas nicht fest legen.
Mittlerweile hat uns die alte Dame jeweils ein Stück Kuchen aufgetan. Max greift sofort nach der Gabel und verschlingt das Stück mit einem Happen, worauf hin er ein zweites bekommt. Auch ich fange langsam an, den Kuchen zu kosten, aber ihm Gegensatz zu Max, habe ich noch einen Hauch von Anstand, was man in diesem Fall auch als Tischmanieren bezeichnen kann. Der Kuchen ist wirklich lecker. Martha nimmt einen Schluck von ihrem Tee und lässt den Geschmack auf ihrer Zunge vergehen. Nachdenklich Blickt sie zum Haus und scheint nicht die richtigen Worte zu finden, um uns davon zu erzählen.
,,Wie alt seid ihr eigentlich?" Ich runzele die Stirn. Warum fragt sie uns jetzt so was? Das ergibt kein Sinn, wen interessiert es ob ich 11,12 oder 14 bin? „14." ,,Ja, stimme ich Max zu", wenn auch ein bisschen misstrauisch. ,,Verstehe, dann könnt ihr unmöglich davon wissen."
Sie nimmt einen weitern Schluck aus ihrer Tasse.
,,Vor geraumer Zeit war London von einer schlimmen Krankheit heimgesucht wurden, der sogenannten Pest. Viele sind in Panik aus gebrochen. Warum ist die Krankheit wieder aufgekommen?
Gibt es inzwischen ein Gegenmittel?
Wie schlimm ist es?
Ohne mit der Wimper zu Zucken, haben sie London verlassen, in der Angst angesteckt zu werden. Doch es gab welche, die hielten das erst für ein Mythos, wollten ihre Heimat nicht verlassen oder hatten einfach nicht genug Geld. Es war eine schlimme Zeit für uns alle. Die Anzahl der Toten war fatal und stieg von Tag zu Tag. Die Menschen sahen keine andere Möglichkeit, als die Krankheit erneut auszurotten-.
Die Frau starrt ins leere.
Kleine glasige Tränen rollen ihre Wange herunter.
,,Die infizierten Menschen zu vertreiben war keine optimale Lösung, es wurden schwerere Geschütze aufgefahren. Wachen gingen von Haus zu Haus und brachten Diejenigen um, welche die Pest in sich trugen. Doch das war nicht genug, auch die Angehörigen, welche möglicherweise infiziert wären könnten, mussten den Kopf hinhalten. Ein London wie vorher war es nicht mehr."

Ich merke wie nun auch mir eine Träne herunter kullert. Diese Zeit muss übel gewesen sein. Nein, grauenhaft und viel zu schmerzhaft sich das vorzustellen.
Wie viele Menschen Leid ertragen mussten, unzählbar.
Wie viele Menschen ihr Leben gaben, unvorstellbar und wie viele Menschen ihre Familien verloren unbeschreiblich.
Max legte einen Arm um mich. Die Sache scheint für ihn auch nicht leicht verdaulich zu sein.
,,Konnte man den Menschen nicht helfen?", brachte meine verzweifelte Stimme hervor.
Martha schaute erst zu uns dann in die Tasse Tee, nahm sich einen Löffel und rührte die schon am Boden liegenden Kräuter um, und nahm einen neuen Schluck, bevor sie wieder zu Wort kommt.
,,Mason und Molly." Sie ließ die Namen auf ihrer Zunge vergehen und sprach so leise, dass wir sie kaum verstanden. ,,Wen?", sagten Max und ich wie aus einem Mund. ,,Mason und Molly", wiederholte Martha. ,,Sie waren wenige Menschen, wenn nicht sogar die einzigen, welche dieses Geschehen nicht mit ansehen konnten. Sie haben Kranken geholfen und andere in Sicherheit gebracht. Wenn es die beiden nicht geben würde, ich wüsste auch nicht. Mason hat jeden, noch so armen Bettler verteidig. Er hatte einfach das Verlangen, jedem zu helfen. Und wenn ich an Molly denken, geht mir glatt das Herz auf. Sie war die gütigste Person, die ich je kennen lernen durfte. Ihr müsst wissen Kinder, zu frühen Zeiten waren Molly und ich eng befreundet. Als sie von uns ging, war das ein Stich mitten ins Herz. Bis heute bedauere ich den Verlust und frage mich, warum es nicht mich getroffen hat." Regungslos bleibt sie auf ihrem Stuhl sitzen.
,,Wa-, was ist denn mit ihr passiert?", versuchte ich Matha vorsichtig zu fragen. ,,Ach Liebes, sie hat wie viele andere ein bedauerliches Schicksal zu geschrieben bekommen. Anzeichen der Pest wies sie auf und durch ihre, schon davor nie weggegangene Krankheit, konnte sie nichts tun. Schwächer und schwächer wurde sie und konnte einfach nicht dagegen ankämpfen. Egal wie stark ihr Wille letztendlich doch war.
Und dann am 13.03 geschah es. Wachen stürmten das Haus und fanden Molly krank in ihrem Bett liegen. Mason ist zu ihr geeilt und wollte sie verteidigen doch nichts half. Er griff nach ihrer Hand, ehe die Männer ihre Waffen zückten. Die Knalle schallen bis heute noch in meinen Ohren wieder. Die leeren, glasklaren Augen der beiden sind in mein Gedächtnis gebrannt und werden nie verschwinden. Zum Glück konnten die Kinder in Sicherheit gebracht werden. Die Schreie der kleinen waren unerträglich. Ihre Augen waren zwar noch geschlossen, aber sie konnten die Schüsse klar und deutlich hören."
Heißt das etwa, die beiden hatten zwei Kinder?" ,,Vermutlich. Gerüchte gingen herum wessen Kinder es waren. Wenn es die Kinder von Mason und Molly sind, dann hätten sie das nie zugegeben. Nicht etwa aus Hass, nein nein, sonder aus Liebe. Sie hätten alles getan um sie zu schützen. Wenn jemand weiß, was mit den Kinder passiert ist und wessen es sind, dann vielleicht die alte Bürgermeisterin." ,,Danke Martha, dass du uns die Geschichte erzählt hast." Sie schenkte uns ein Schmunzeln zwischen den vielen Tränen die ihre Augen verlassen. Max und ich verabschiedeten uns und sind gegangen.

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Nach langer, langer Zeit endlich das nächste Kapitel. Ich weiß auch nicht, aber ich habe immer weniger Zeit zum schreiben. :(
Ich hoffe das Kapitel gefällt euch und wenn ihr wollt, lasst doch ein Kommentar mit Feedback da. ;)
Einen schönen „was-auch-immer".
~Star

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 12, 2019 ⏰

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