,,Was machst du hier?" ,,Das ist immer noch mein Haus, ich darf ja wohl noch in meine Küche gehen." Erschrocken blicke ich ihm in die Augen. Ich habe Max noch nie so pampig erlebt, geschweige denn gewusst, dass er so mies drauf sein kann. ,,Max alles okay?" ,,In wie fern sollte dich das schon interessieren?" Ich erkenne ihn überhaupt nicht wieder. Was ist nur mit dem Max passiert, der immer bester Laune war und überall ein Lächeln parat hatte?
,,Max schon vergessen? Ich bin deine Freundin. Also bitte erzähle mir jetzt was mit der Los ist, du bist doch sonst nicht so!"
,,Du willst wissen was ich für ein Problem habe? Ich hatte vor, heute etwas mit dir zu unternehmen, konnte aber nicht ahnen, das Harvey etwas ähnliches vorhatte. Stattdessen verbringst du jetzt mit ihm Zeit und nicht mit mir. Zudem dazu, ist die Spitze des Eisberges, dass du mit Harvey ihm Schlepptau ankommt, weil er angeblich mit mir reden möchte. Ich habe mir ganz einfach den Tag heute anders vorgestellt."
Ich wusste erst nicht, wie ich reagieren soll, bis mir etwas einfällt.
Ohne mich zu äußern, gehe ich auf Max zu und ziehe ihn in eine Umarmung. Erst wirkt er verwundert, erwidert sie dann aber doch.
,,Du umarmst mich, obwohl ich dich angemeckert habe?" ,,Ich konnte doch nicht ahnen, das du heute etwas mit mir machen wolltest." Ich löse mich von der Umarmung und schau ihn an. ,,Eine Frage hätte ich aber schon?" Sein Lächeln hat sich in einen fragenden Gesichtsausdruck verwandelt und er legt seinen Kopf leicht in den Nacken. ,,Warum wolltest du Harvey nicht zuhören, als er das Gespräch mit dir gesucht hat?" ,,Ich wollte mir seine Erklärungen nicht anhören, dass einzige was ich hören möchte, ist eine Entschuldigung, mehr nicht." ,,Oh, dass verstehe ich."
,,Hättest du denn dann morgen Zeit, etwas mit mir zu machen?" ,,Natürlich." Als ob ihm meine Antwort schon vornherein klar war, verlässt er die Küche mit einem Lächeln auf den Lippen. Der Gedanke daran, dass er unbedingt morgen etwas mit mir machen möchte, lässt mich ebenfalls Schmunzeln.
Für einen Moment, bleibe ich wie angewurzelt stehen. Ich spüre immer noch seine Arme um mich herum. Wie sich wohl ein Baum fühlt, wenn er die ganze Zeit an der selben Stelle festgewachsen ist? Halt, an was für einen Schrott denke ich schon wieder, Bäume können nicht fühlen. Mal wieder gebe ich mir imaginär einen Schlag gegen den Kopf.Mit meinen Augen suche ich den Ofen auf und beobachte, wie die Plätzchen immer höher kommen. Ich liebe einfach den Geruch vom frisch gebackenen Gebäck, dass erinnert mich immer an den Winter. In meinem Kopf tauchen Bilder auf, die eine Winterlandschaft zeigen. Einfach fantastisch.
,,Zum Glück habe ich einen Eimer mit Lappen gefunden." Ich drehe mich um und erblicke Harvey, wie er anfängt die Küche zu putzen.
Suchend schaue ich mich nach einem zweiten Lappen um und werde auf dem Tisch fündig.
Ich gehe zu ihm und fange an den Tisch zu putzen. Der Teig lässt sich nur schwer von der Holzoberfläche des Tisches abschaben, da er schon leicht angetrocknet ist.
Vielleicht war die Mehlschlacht doch keine so super Idee? Nein das stimmt nicht, dass war es definitiv wert. Ich hatte so viel Spaß bei der ganzen Sache. Es reichte ein Blick, der mir zeigte wie glücklich Harvey war. Sein Lächeln hat sich wie ein Brandzeichen in mein Gehirn gebrannt, die Melodie seines, nur von Freude überfülltes, Lachen kehr zurück und dann seine Augen. Sie leuchteten so hell, wie ich es noch nie bei einer Person davor gesehen habe, noch nicht mal bei Rose.
Wobei man bei ihren Augen denke könnte, man würde auf Wolken schweben, da sie einem ein Gefühl von Schwerelosigkeit vermitteln, doch das Funkeln in Harveys Augen ist einfach einzigartig.
Wie gerne würde ich diesen Moment wiederherstellen, doch dass ist unmöglich. Der Moment ist verstrichen, ähnlich wie ein Blatt im Wind. Man versucht die Hand danach auszustrecken, um es für immer festzuhalten, doch da ist es schon zu spät und es fliegt davon. Der Augenblick bleibt nur noch eine Erinnerung.
,,Hallo Alexis." War ich schon wieder so sehr in meinen Gedanken versunken?
,,Was gibt's?" ,,Ich habe dich bestimmt schon 5 mal angesprochen und du hast nicht geantwortet. Ehr sahst du nachdenklich aus. An was hast du denn gedacht, wenn ich fragen darf?" ,,Ach nichts wichtiges." Mir wird auf einmal ganz warm und ich kann förmlich sehen, wie mein Kopf an rote Farbe zugewinnt. Ich kann ihm doch nicht sagen, das ich an ihn gedacht habe. Okay Nein, nicht an ihn, an die Mehlschlacht, genau, aber trotzdem muss er davon ja nichts wissen. Mit meinen Haaren versuche ich unauffällig mein Gesicht zu verdecken, vielleicht ist ihm ja gar nichts aufgefallen.
Nachdem ich meine, keinen roten Kopf mehr zu haben, versuche ich ein halbwegs normales Gespräch mit ihn aufzubauen, wobei Harvey und das Wort "normal" sich regelrecht abstoßen. Er ist keines Weges normal, natürlich im positiven Sinne gemeint.
,,Harvey?" ,,Ja?" ,,Möchtest du nicht nochmal versuchen mit Max zu reden?" Seine Miene verfinstert sich leicht, als ob er eine Abneigung gegenüber dem Namen entwickelt hätte. ,,Ich finde er hat mehr als klar gemacht, dass er nicht mit mir reden will." Jetzt widmet er sich wieder seinem Eimer und Lappen, mit dem er weiter macht, um die Schränke und Wände zu putzen. Wie weit ist eigentlich der Teig mit dem Mehl geflogen?,,Vielleicht möchte Max ja nur nicht mit dir reden, weil er lieber etwas anderes hören möchte." ,,Du meinst mehr als eine Entschuldigung braucht es nicht?" Wow, dass er so schnell darauf kommt, hätte ich nicht gedacht. ,,Ja" Er seufzt kaum hörbar. ,,Und schon wieder hast du Recht." ,,Heißt das, dass du nochmal mit Max redest?" ,,Ja, dass heißt es." Zum Glück. Ich hätte keine Idee gehabt, wie ich den beiden sonst hätte helfen können. ,,Aber bevor ist das machen werde, habe ich noch etwas anderes vor." ,,Und das wie lautet?" ,,Mich mit dir ins Wohnzimmer setzten und Kekse essen." Während er das sagt, deutet er auf die Kekse im Backofen, die schon Goldgelb gebacken sind. Da wir mit dem Putzen endlich fertig sind, holen wir die Kekse heraus. Die Küche sieht wie neu aus, sauberer als sie vor dem Backen war, dann hat sich das Putzen zumindest bezahlt gemacht.
Mit den lecker, duftenden Keksen und einem Becher Kakao in der Hand, setzten wir uns auf die Couch. Ich kann es kaum erwarten in diese Perfektion von Zimt, Schokolade und Vanille hineinzubeißen. Dazu noch der Kakao ist einfach ein Traum. ,,Mein Gott sind die lecker." Eifrig stimme ich Harvey zu. ,,Du solltest Max, wenn du dich bei ihm entschuldigst, einen Keks geben. Wer kann die schon nicht vergöttern?" Er schaut mich belustigt an. ,,Gar keine so schlechte Idee."
Der Keks war schnell aufgegessen und der Becher schnell ausgetrunken. ,,Bist du dir sicher, das eine Entschuldigung genügt." ,,Ja" ,,Kannst du trotzdem mitkommen?" ,,Wenn du das unbedingt willst."
Wir machen uns beide auf dem Weg ins Zimmer von Max. Verträumt sitzt er vor dem Fenster und blickt dem Sonnenuntergang entgegen, den man nur noch schwach erkenne kann. ,,Max?" Er dreht sich in unsere Richtung. Harvey geht auf ihn zu, ich jedoch bleibe auf meinem Fleck stehen. ,,Es, es tut mir Leid." ,,Was tut dir Leid?" ,,Das ich mich dir gegenüber wie ein Trottel verhalten habe. Du bist mein Zwillingsbruder und ich hätte dir zuhören sollen oder was noch viel wichtiger ist, dir vertrauen sollen. Du hättest nie mit Annabell etwas angefangen, wenn du gewusst hast, dass ich sie liebe. Es tut mir so schrecklich Leid." Harvey hält ihm den Keks vor die Nase. ,,Der ist für dich, als Entschuldigungsgeschenk." Max nahm den Keks entgegen und umarmt Harvey auf eine komische Art und Weise. Ich schätze so ist es wohl unter Brüdern üblich. ,,Na endlich redet ihr wieder miteinander." Beide Lächeln mich mit einem breiten Grinsen an. ,,Ich muss noch ein paar Aufgaben für Mom erledigen." Max geht an uns vorbei und weg ist er. ,,Tja, dann müssen wohl wir zwei die Zeit totschlagen." ,,Was willst du denn noch groß machen, draußen ist es schon zum größten Teil dunkel." ,,Mich nervt es echt, dass du immer im Recht liegst", sagt er gespielt sauer. Von mir kam nur ein kurzes Lachen. ,,Dann verschieben wir das auf einen anderen Tag."
Es ist nun schon wirklich spät und müde bin ich ebenfalls, ich begebe mich in mein Zimmer und lege mich in mein Bett. Wie ich es schon zu befürchten versuche, kann ich so müde wie ich auch sein mag, nicht zur Ruhe kommen. Der Gedanke, dass ich bald nicht mehr hier sein werde, frisst mich Stück für Stück mehr auf. In solchen Momenten hilft nichts, außer eine Umarmung von Rosé, nur die ist leider nicht hier. Wofür habe ich das verdient? Bin ich so ein schlechter Mensch, das mich bald er Tot höchst persönlich besuchen muss?
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Ich hatte versprochen noch ein Kapitel hochzuladen, also hier ist es. Freue mich über jegliche Art von Feedback ;)
Noch einen schönen "was-auch-immer"~Star
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Schicksalsschläge (wird überarbeitet)
FanfictionAlexis erfährt eine schlimme Nachricht, die ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt. Sie hatte es ohne hin schon nicht leicht, denn sie lebt in einem Waisenheim in England. Wäre dort nicht Rosé, ihre beste Freundin wäre das Leben für sie unerträglich...