Kapitel 5 ✓

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Am nächsten Morgen nutzte ich gleich die Gelegenheit und schlief mich erst mal ordentlich aus. Nachdem ich dann trotzdem endlich mal raus gekommen bin, lief ich zum Kleiderschrank und nahm mir eine rote Jeans mit einer weißen Bluse heraus. Damit ging es ins Badezimmer, wo ich mich frisch machte. Sobald ich damit fertig war, schminkte ich mich noch dezent und band meine Haare zu einem hohen Pferdeschwanz.

Fertig gestylt betrat ich wieder mein Zimmer. Ich nahm mein Handy und sah auf die Uhr. Jetzt war es 12 Uhr, also müsste meine Schwester schon längst wach sein. Dennoch trat ich leise in ihr Zimmer und wie es sich herausstellte, hatte ich mit meiner Vermutung recht.

Sie saß auf dem Bett und spielte mit ihrem Handy rum. Zuerst bemerkte sie mich gar nicht, aber das ließ sich nicht lange auf sich warten. Wie das Schicksal es so wollte, stolperte ich selber über meinen Fuß und knallte auf den Boden.

"Autsch!" ,schrie ich nur und blieb weiterhin auf dem Boden liegen.

Erschrocken fuhr Selena von ihrem Bett hoch und eilte gleich zu mir um mir zu helfen.

"Mensch Meli. Du hast mich zu Tode erschreckt."

"Tut mir leid, das wollte ich nicht. Eigentlich wollte ich nur schauen, ob du schon wach bist."

Mittlerweile stand ich wieder auf den Beiden.

"Wie du siehst bin ich wach. Hast du Dad schon gesehen?"

"Nein hab ich nicht. Wollen wir vielleicht mal runter gehen?"

Selena nickte mir zu und zusammen machten wir uns auf den Weg nach unten. Dort angekommen, wussten wir aber nicht wo welches Zimmer ist. Also versuchten wir unser Glück einfach im neben Zimmer. Das entpupte sich jedoch als Wohnzimmer und da war keine Menschenseele zu sehen. Wir gingen wieder zurück und in das andere neben Zimmer, das war so eine Art von Bibliothek, aber auch da war keiner.

Nun blieb uns noch den Weg neben der Treppe entlang zugehen. Wie gewollt, taten wir das auch. Meine Schwester und ich staunten nicht schlecht. Dieses Zimmer war die Küche und sie war mehr als nur groß. Man kann sagen riesig. Alles hochmodern und ordentlich. Jetzt entdeckten wir erst, das die Küche an dem Wohnzimmer grenzte. Wie dumm von uns!

Wenn man gerade aus sah, konnte man noch eine andere Tür sehen. Natürlich auch eine Glastür. Vorsichtig drückte ich die Klinke runter und was ich da sah, verschlug mir nochmals die Sprache.

Es war eine Terrasse und an ihr grenzte ein riesen großer Garten mit Pool! Selena stand jetzt hinter mir und mit weit aufgerissenen Augen betrachtete sie alles. "Ach du heilige Scheiße! Das gibst doch nicht! Warum hat unser Dad nur so viel Geld?!"

Schmunzelnd drehte ich mich zu ihr um und klopfte auf ihre Schulter. "Ich weiß das auch nicht" ,sagte ich zu ihr.

"Dann fragt mich doch."

Die Stimme kam von einem Mann. Ruckartig drehten wir uns um und sahen in nur ein all zu bekanntes Gesicht. "Dad!" ,rief ich und rannte auf ihn zu.

Fast hätte ich ihn umgeschmissen, wenn er mich nicht noch rechtzeitig abgefangen hätte.

"Ich hab dich so vermisst" ,schluchzte ich und umarmte ihn ganz fest.

"Ich dich auch mein Schatz."

Er gab mir einen Kuss auf den Scheitel und drückte mich ein wenig von ihm weg, somit wir uns in die Augen sehen konnten. Er hatte genauso braune Augen wie wir und seine Haare waren auch dunkel.

"Hallo Dad" ,ertönte jetzt die Stimme von meiner Schwester hinter mir.

Mein Vater sah hoch und seine Augen funkelten noch umso mehr als er sie erblickte.

"Selena, meine Süße. Du bist älter geworden."

Den letzten Satz hatte er eher zu sich gesagt als zu ihr.

"Ja Dad, das bin ich. Ich freue mich dich wieder zu sehen."

Langsam löste ich mich von ihm, weil wir noch immer in der Umarmung so da standen. Vorsichtig lief er zu Sel und beide umarmten sich so fest wie sie nur konnten. Daran sieht man, wie sehr wir unseren Vater wirklich vermisst hatten. Nach dem das ganze mit den Umarmungen fertig war, setzten wir uns an einen Tisch, der draußen auf der Terrasse stand.

Die ganze Zeit redeten wir über Gott und die Welt und waren einfach nur froh, wieder aneinander zu finden. Als es schon langsam dämmerte gingen wir wieder rein und mein Vater meinte, dass das Essen in einer Stunde fertig sei und wir bis dahin entweder auf unsere Zimmer gehen oder was anderes machen können. Ich entschied mich dafür auf mein Zimmer zu gehen und dort mich einfach auf's Bett fallen lassen. Gesagt getan.

Eine Stunde später saßen wir schon zu dritt an dem großem Esstisch im Essensaal. Das Essen schmeckte herrlich, obwohl es andere für uns gemacht hatten. Ja ihr habt schon richtig gehört. Es haben andere Leute uns das Essen zubereitet. Dennoch war es lecker. Ich bin so froh wieder in der Nähe meines Vater zu sein und zu wissen, das er immer für mich da ist wenn ich ihn brauche.

"Es tut mir leid, das ich gestern nicht zuhause war, aber ich hatte viel um die Ohren" ,entschuldigte sich unser Vater und riss mich damit aus meine Gedanken.

"Mach doch nichts. Wir waren gestern sowieso erschöpft von der Reise" ,sagte nun meine Schwester und schenkte ihm ein lächeln. Er lächelte zurück und aß sein Essen weiter.

Als wir fertig waren und die Bediensteten den Tisch abgedeckt hatten, meinte mein Vater er müsse noch mit uns worüber reden. Gespannt sah ich ihn in die Augen und er auch in meine.

"Ich möchte euch was mitteilen und zwar geht es nicht nur um mich sondern auch um euch. In den ganzen Jahren wo ich nicht bei euch war, habe ich ein neues Leben angefangen und somit auch eine neue Frau kennengelernt. Ihr Name ist Amanda. Sie war jetzt die letzten 2 Wochen auf Geschäftsreise und kommt morgen wieder. Dort werde ich sie euch dann vorstellen. Ich hoffe ihr seit mir nicht sauer oder so."

"Ach Dad, warum sollten wir sauer auf dich sein? Aber warum hast du uns das nicht am Telefon erzählt?" ,meldete nun ich mich zu Wort und wendete meinen Blick nicht von meinem Vater.

Erwartungsvoll sahen wir ihn an, bis er schließlich weiter redete.

"Man kann sagen, dass ich Angst hatte euch davon zu erzählen. Ich wusste nicht wie ihr reagieren werdet und davor hatte ich halt Bammel."

"Du brauchst doch keine Angst haben. Wir verstehen dich."

Erleichtert sah er uns an und wir redeten noch die meiste Zeit, bis ich für den Rest des Tages auf mein Zimmer ging und über eine Menge Sachen nachdachte.

Bad Boy or Good Brother?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt