Kapitel 57

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"Mensch Anna. Das ist keine Tür sondern ein Fenster und du greifst nicht mal nach einer Klinke sondern an die Wand." Kopfschüttelnd lief ich zu ihr und betrachtete ihr verwirrtes Gesicht. "Dann ist eben die Wand verschlossen!" Ich schlug mir, wegen Anna's Dummheit, gegen die Stirn und ging zu meinem eigentlichen Zimmer, was nicht zu war. Sie folgte mir und setzte sich sofort auf meine Couch. "Hören diese Kopfschmerzen endlich mal auf?" jammerte sie und schloss die Augen. "Irgendwann." seufzte ich und betrat meinen begehbaren Kleiderschrank. Diese Klamotten muss ich erstmal los werden. Die stinken voll nach Alkohol. Während ich so meine Sachen durchstöberte, kam Anna zu mir. "Du hast ein Leben." sagte sie und sah sich meine Sachen an. "Es ist eigentlich ganz normal." "Wie bitte?!" "Schrei nicht so rum!" meckerte ich und hielt mir vor Schmerzen die Ohren zu. "Du lebst wie eine Prinzessin!" "Jaja, wie du meinst. Ich hab jetzt auch keine Lust mit dir darüber zu streiten." meinte ich und ging wieder aus dem Kleiderschrank, als ich ein paar Sachen zusammen gefunden hatte. "Machs dir schon mal gemütlich. Derweil geh ich duschen." Anna nickte und setzte sich wieder auf die Couch.

Im Bad entledigte ich meine Kleidung und ging unter die Dusche. Das Wasser stellte ich extra auf kalt, damit ich etwas nüchterner werde. Entspannt lies ich die Schulter sinken und schloss die Augen. Die Kälte des Wassers tat gut und machte meinen Kopf schon freier. Nach der Dusche zog ich mich um und lief zurück ins Zimmer. Anna saß noch immer auf der Couch und schaute mich erwartungsvoll an. "Was ist?" "Dieser Robin hat dir geschrieben." Sie hielt mir mein Handy entgegen, somit ich auf's Display schauen konnte. Ich entnahm es ihr und las die Nachricht.

>Hey Schöne. Bist du gut angekommen?<

Oh wie süß. Er macht sich sorgen. Sofort schrieb ich ihm zurück und hatte dabei ein Grinsen im Gesicht.

>Ja alles gut. Zum Glück hat der Alkohol erst zuhause gewirkt :D <

"Warum grinst du so?" Ich sah von meinem Handy und schaute zu Anna. "Ach nur so. Robin hatte mich gefragt, ob alles gut ist." Sie nickte und ich senkte meinen Kopf wieder. Robin hat zurück geschrieben.

>Dann bin ich erleichtert. Schlaf gut und träum schön. Ich hoffe natürlich von mir ;) <

Dieser Spinner.

>Keine sorge, mach ich und du von mir <

>Ai ai Captain <3 <

Ich legte mein Handy beiseite und setzte mich zu Anna. "Wo sind Elli und meine Schwester?" "In Sel's Zimmer. Sie sagten, sie würden jetzt gleich schlafen gehen wollen." Ich nickte wissend und sprach zu Anna. "Willst du auch kurz duschen gehen?" "Ja ist wohl besser, sonst riecht dein ganzes Zimmer noch nach Alkohol." lachte sie und holte ein paar Klamotten aus ihrer Tasche. Damit ging sie ins Bad und kam kurze Zeit wieder. "Wir sollten auch schlafen gehen." schlug ich vor und wir beide machten es uns in meinem Bett bequem. "Wie spät ist es eigentlich?" "Ach du scheisse! Halb fünf!" rief ich vor Schreck, als ich auf mein Wecker sah. "Dann schnell einschlafen!" "Gute Nacht." "Gute Nacht." wiederholte sie und schon schlief ich ein.

*Meli Hör mir zu. Auch wenn wir bald Geschwister sind, sollst du wissen, das ich mich in dich verliebt hab. Seit unserem ersten Treffen, gingst du mir nicht mehr aus dem Kopf. Du bist so wunderschön und immer wenn ich dein Lächeln seh, muss ich ebenfalls Lächeln. Deine Art und weise wie du mich ansiehst. Du siehst mich, nur mich. Ich kann es einfach nicht mehr geheim halten. Meli, ich liebe dich. Er kam näher und schon lagen seine Lippen auf meinen. Als wir uns lösten sah ich in zwei Eisblaue Augen.*

"Nein!!" Schweißbadend wachte ich auf. Alles was ich vor mir hatte, war mein dunkles Zimmer. Ich sah zu meiner Rechten und stellte fest, das Anna noch seelenruhig schlief. Das konnte nicht war sein. Das war ein Traum. Ein schrecklicher Traum. Frustriert wischte ich über mein Gesicht und seufzte. Als ob Leon mich jemals lieben würde oder ich ihn. Das kann doch nicht gut gehen. Schließlich sind wir bald Geschwister und sind dazu auch noch total unterschiedlich. 'Gegensätze ziehen sich an' 'Muss das sein? Ich versuche gerade mir was einzureden' 'Tut mir leid meine liebe, aber ich glaube du bist verknallt' 'Pff. Ich ihn verknallt? Natürlich. Da würde ich ja lieber von einer Klippe springen. Apropos ich wüsste wo eine ist..' 'Denk nicht mal daran!' herrschte meine innere Stimme mich an.

'War nur so ein Gedanke' 'Dann vergiss ihn sofort wieder.' 'Leon vergessen? Kein Problem' 'Man Hohlkopf! Ich mein natürlich den Gedanken mit der Klippe sollst du vergessen' 'Na gut, aber ich bin nicht ihn verknallt!' 'Wie du meinst' Oh man ey! Jetzt rede ich schon wieder mit mir selber. Es muss eindeutig mal ein Arzt mich untersuchen. Vielleicht kann er mir ja helfen. 'Dir kann man nicht mehr helfen' 'Fresse!'

Leise schlüpfte ich aus meinem Bett und lief zur Veranda hin. Vorsichtig öffnete ich die Tür. Gleich kam ein kühler Herbstwind auf mich zu und hinterließ auf meiner Haut eine Gänsehaut. Fröstelnd rieb ich mir die Arme und trat heraus. Das Wellen rauschen beruhigte mich wieder einwenig. Ich setzte mich auf einen Sessel und Schloss die Augen. Herbst war noch nie wirklich meine Lieblingsjahreszeit, wie ihr bereits wisst, aber einerseits fand ich es schön, wenn die Blätter sich färbten. Dieses Orange und Gelb. So beruhigend aber gleichzeitig auch faszinierend mit an zusehen zu was die Natur alles im Stande ist. Da fiel mir ein, das ja Halloween bald vor der Tür steht. Schade nur, das wir dann wieder Schule haben, aber vielleicht gibt es so eine Art Halloweenparty und wenn nicht, dann werde ich es vorschlagen. 'Deine Gedanken sind echt die schärfsten' 'Ach auch da' 'Ja. Hast mich wohl vermisst' 'Ehrlich gesagt habe ich die Ruhe von dir genossen' 'Dann hoffe ich, das du gut erholt bist' 'Nicht wirklich' dachte ich und rollte mir den Augen. Jeder muss doch denken, wenn er mich sieht, das ich bekloppt sei. Mit sich selber reden. Wer macht das?' 'Du?' 'Ach halt doch die Klappe und lass mich in Ruhe. Ich will wieder schlafen gehen' meinte ich und schloss gerade die Verandatür. Leise tapste ich zurück zum Bett und legte mich rein. Anna schlief noch immer tief und fest. Na dann werd ich es auch mal wieder tun. Noch ein letzter Blick zur Uhr. Erst 6?! Lange geschlafen habe ich ja nicht. Hoffen wir mal, das es jetzt besser wird.

Durch ein nerviges Geräusch, was in meinem Zimmer ertönte, wurde ich wach. Verschlafen rieb ich die Augen und sah mich im Raum um. "Gott sei dank Meli. Endlich bist du wach. Dein Handy klingelt schon seit Stunden." sagte Anna und gab mir mein Handy. "Dieser Robin muss verrückt sein dich ständig anzurufen." erzählte sie weiter. "Sei leise." mahnte ich und nahm ab.

>Hallo?<

>Hey Schöne, endlich erreiche ich dich. Bist du unterwegs und hörst dein Handy nicht oder was ist los? Geht es dir gut?<

>Sorry Robin. Hab bis gerade eben geschlafen.<

>Bis 14Uhr Mittags?!<

Sofort war ich hell wach und sah zum Wecker. Tatsache. Schon 14Uhr.

>Hab schlecht geträumt. Aber erzähl. Was wolltest du.<

>Hast du heute Zeit? Ich muss wegen meiner Schwester einen Anzug kaufen gehen und hab dazu eigentlich keine Lust.<

>Warum geht deine Schwester nicht mit dir?<

>Sie kann nicht. Hat andere Sachen zu tun für den heutigen Abend und allein will ich nicht gehen. Also hast du Zeit?<

Seine Stimme war flehend und einfühlsam. Da konnte ich schlecht absagen.

>Ok ich komme mit. Wann und wo?<

>In einer Stunde. Da wo gestern die Party statt gefunden hat.<

>Eine Stunde..ok wir sehen uns.<

>Danke Schöne, dafür schulde ich dir was<

>Auf jeden Fall<

Wir lachten kurz und legten auf.

"Was wollte er?" fragte Anna und sah mich an. "Muss ihm beim was helfen." sagte ich knapp. Sie muss ja nicht alles wissen, auch wenn es meine beste Freundin ist. "Muss mich jetzt auch fertig machen." Ich sprang aus dem Bett und ging duschen. Zog mich danach um und lief die Treppen runter. Die ganze Zeit über hatte ich ein Grinsen. Keine Ahnung wieso, wahrscheinlich weil ich Robin wieder sah. 'Du hast ihn gestern erst das letzte mal gesehen' 'Na und, man darf sich wohl auf jemanden freuen' 'Ok ist deine Sache'

"Wieso so gut gelaunt?" fragte Lars, als ich in der Küche ankam. "Treff mich gleich mit jemanden." "Wie heißt er?" fragte nun Leon hinter mir. "Kennt ihr nicht." "Warum so kalt jetzt?" "Warum nervt ihr so?!" sagte ich bissig zurück und schnappte mir schnell einen Schokoriegel. "Was ist los mit dir?" Leon kam mir hinterher und zog mich am Handgelenk zu sich. Nun standen wir nahe bei einander. Etwas zu nah für meinen Geschmack. "Nichts ist mit mir los. Muss jetzt auch gehen." Ich entriss mein Handgelenk und ging raus dem Haus.

Bad Boy or Good Brother?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt