Kapitel 43

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"Endlich wieder in einem Bett schlafen!" schwärmte Anna, als wir in unserem Zimmer ankamen. Ich packte meine Sachen aus und ging gleich anschließend duschen. Der herrliche Duft von Orangen Shampoo stieg in meine Nase und hinterließ ein wohliges Gefühl. Das hatte ich mehr als nur gebraucht. Die Natur ist zwar schön, aber auch von Ungeziefern und Dreck umzingelt. "Bist bald fertig? Ich will auch noch duschen gehen." hämmerte Anna gegen die Badezimmer Tür. "Bin gleich soweit!" rief ich zurück. Mit einem Tuch um den Körper und auf dem Kopf, kam ich ins Zimmer, wo schon eine ungeduldige Anna wartete. "Na endlich." murmelte sie und lief an mir vorbei ins Bad. Ich zog mich schnell um und lies die Haare an der frischen Luft trocknen. Plötzlich klopft es an der Tür und das mehr Mals. Verwirrt lief ich hin und öffnete sie. Sofort schlug ich sie wieder zu. "Bitte lass mich rein Meli. Ich will mir dir reden." "Hau ab Leon!" Wut kam in mir auf. Im Moment hasste ich nichts mehr als ihn. "Bitte lass es mich erklären." ertönte wieder seine Stimme von draußen. Soll ich ihn rein lassen? Mein Herz wollte es, aber mein Verstand war schneller. "Verschwinde einfach und lass mich in Ruhe!" schrie ich schon fast. "Ist das dein letztes Wort?" Ich nickte und hätte mir vor Dummheit gegen die Stirn schlagen können. Ich dummkopf, er kann es doch gar nicht sehen. "Ja" sagte ich knapp und hoffte er würde jetzt gehen. "Ok." sagte er nur noch. Dann war es totenstill. Vorsichtig näherte ich mich der Tür und öffnete sie leise. Auf dem Flur stand keiner. Also musste er endlich gegangen sein. Nur wieso war ich deshalb so niedergeschlagen? Wollte ich, das er weiter dort stehen blieb und auf mich einredete? Nein! Definitiv nein! "Wer war das?" fragte Anna auf einmal hinter mir. Erschrocken fuhr ich herum und sah in ein fragendes Gesicht. "Niemand." "Ach ja, das hat sich aber anders angehört." Sie zog eine Augenbraue hoch und musterte mich. "Da war wirklich niemand." versuchte ich auf sie einzureden. Anna lies von mir ab und zog sich um.
"Ok heute haben wir Freitag. In drei Tagen ist die Party und in 6Tagen sind Ferien." grübelte Anna vor sich hin, während wir auf unseren Betten lagen und an die Decke starrten. "Hast du eine Idee für die Party?" "Nein, mir ist das aber auch egal. Ich will nur feiern." erwiderte ich und starrte weiterhin an die Decke. "Mir auch." stimmte sie mir zu und seufzte. "Eigentlich will ich, dass das alles schnell vorbei geht und wir endlich in die Herbstferien kommen. Ich brauch unbedingt mal ne Auszeit." stöhnte Anna und rappelte sich vom Bett auf. Sie lief zum Schreibtisch und holte einen Stift und ein Blatt Papier. Mit den Sachen in den Händen kam sie auf mich zu und setzte sich zu mir."Schreib mal auf, was du alles in den Ferien machen willst. Dann machen wir das auch." Ohne böse Vorahnung, schrieb ich all' die Sachen auf, die ich gerne machen würde. Fertig voll gekritzelt reichte ich Anna es und sie grinste wie eine bekloppte. "Bananenboot fahren. Das wolltest du schon immer." Ich streckte ihr die Zunge raus und und legte mich wieder auf mein Bett. "Mir ist langweilig." jammerte ich und sah zu Anna rüber, die gerade ihre Nase rümpfte. Immer wenn sie das tat, hatte sie noch im gleichen Augenblick eine Idee. "Ich hab's!" Seht ihr, was hab ich gesagt. "Wir gehen jetzt runter zur Direktorin und fragen, ob wir schon was für die Party machen können." Besser als gar nichts. Dachte ich mir und verlies mit Anna das Zimmer.
Anna klopfte am Büro der Direktorin, doch keiner sagte herein. Wieder klopfte sie. Nichts. "Kann ich euch helfen?" So wie ich, drehte Anna sich ruckartig um. Vor uns stand eine lächelnde Direktorin, die fragend drein blickte. "Ähm ja, wir wollten fragen, ob wir schon etwas für die Party organisieren können?" Frau Mende nickte und deutete uns mit zu kommen. Sie ging in den Keller und blieb vor einer Holztür stehen. "Es wäre wirklich total lieb von euch, wenn ihr den Raum für die Party schon mal auf Vordermann bringen könntet." Wir nickten und traten in den, zu meiner Überraschung, riesigen Raum ein. "Die Putzmittel findet ihr in der anliegenden Kammer." Sie zeigte auf eine weitere Holztür. Zum Schluss bedankte sie sich noch und ließ uns anfangen. Ich holte aus der Kammer zwei Besen, einen Eimer mit Putzlappen und ein Radio. "Damit uns nicht langweilig wird." scherzte ich und stellte das Radio auf ein Regal. Anna lächelte und griff nach einem Besen. Kaum war das Radio eingeschaltet, sangen wir lautstark mit. Gerade kam das Lied Atemlos von Helene Fischer. Bei diesem Song rockten wir beide so richtig ab. "Atemlos, durch die Nacht" sang ich so laut ich konnte. "Ich liebe deine Stimme!" schrie Anna über die laute Musik hinweg. Bei dem Kompliment wurde ich rot und hörte auf mitzusingen. "Du solltest an einem Wettbewerb teilnehmen. Bestimmt würdest du gewinnen." "Anna Hör auf. Mein Kopf glüht schon vor Berührung." Sie lächelte und zog mich in eine Umarmung. "Du würdest gewinnen, ganz sicher." flüsterte sie in mein Ohr und lies mich los. Mit einem warnenden Blick sah ich sie an, doch alles was ich zurück bekam, war eine raus gestreckte Zunge. Ich schüttelte den Kopf. Sie war unverbesserlich. Doch genau das liebte ich so an ihr.
"Puh, hätte nicht gedacht, dass das so viel ist." Erschöpft lies ich mich auf einen Karton nieder. Anna kam zu mir und wischte sich den schweiß von der Stirn weg. "Wenigstens sind wir jetzt fertig und müssen später nicht mehr helfen." "Zum Glück." "Oh süße ich muss los. Ich Treff mich noch mit Alan." Sie stand auf, umarmte mich noch schnell und ging. Lächelnd sah ich ihr nach. Ich freute mich für sie und Alan. Es ist schon lange her, wo ich sie so strahlend zu Gesicht bekommen hab.
Bevor ich den Keller verlies, räumte ich noch die genutzten Sachen weg und und Schloss die Kammer. Wieder in der Eingangshalle angekommen, sah ich zur Uhr. Kurz nach 17Uhr war es jetzt. In einer knappen Stunde gab es Abendbrot.
"Hey Na du." Ich drehte mich um und sah in das Gesicht von Kevin. er lächelte und seine Grübchen waren zusehen. "Hey" sagte ich ebenfalls lächelnd und drückte ihn erstmal. Mir wurde gerade erst klar, wie sehr ich ihn vermisst hatte. Und auch so umarmte ich ihn. "Man hast du einen harten griff." lachte er und tätschelte auf meinem Rücken. "Tja, pass also lieber auf was du machst." zwinkerte ich ihm zu und verschränkte die Arme vor der Brust. "Haha ja, mir würde auch nie im Leben einfallen, dich anzugreifen." "Das hoffe ich für dich." Wir lachten noch eine Weile, als wir zusammen auf einer Couch saßen. "Was ist da eigentlich gestern zwischen dir und Leon los gewesen?" besorgt sah er in meine Augen und nahm eine Hand von mir und hielt sie mit seiner fest. "Hatten nur einen kleinen Streit." Stirnrunzelnd schaute er mich aus seinen rehbraunen Augen an. "Das hörte sich gestern aber anders an, als nur einen kleinen Streit." Ich seufzte und erzählte ihm die ganze Geschichte. Fertig mit meinem Geschwafel, senkte ich den Kopf und sah auf meine Schuhe. Was er wohl jetzt von mir denkt. "Hey, wer wird denn hier den Kopf senken?" Er nahm mein Gesicht in seine Hände und sah mich aufmunternd an. "Du bist kein schlechter Mensch, wenn du das jetzt von dir denkst. Du hast dich nur gerechtfertigt und das ist zu verstehen. Ich hätte genauso reagiert." Ein kleines Lächeln Stahl sich auf mein Gesicht. Hätte nicht gedacht, das er so über mich denkt. Ein schönes Gefühl. "Danke" sagte ich und gab ihm ein Kuss auf die Wange. "Kein Problem."
Zusammen liefen wir zum Speisesaal und setzten uns zu unseren Freunden. Diesmal an einen Tisch. "Nach dem Essen gehe ich sofort ins Bett, das könnt ihr mir glauben." meinte Benny und sah wirklich hundemüde aus. Eigentlich taten wir das alle. Die Nachtwanderung lag uns allen noch schwer in den Knochen und in den Zelten zu schlafen, ist keine angenehme Alternative.
In Folge dessen, liefen oder eher gesagt schlürften wir alle zu unseren Zimmern. Jeder wollte nur noch in sein warmes und weiches Bett. In Rekordzeit zog ich mich um und lag schon nach kurzer Zeit im Bett.
"Gute Nacht." murmelte ich zu Anna, die mir auch eine wünschte, eh ich mich im Land der Träume befand.

Bad Boy or Good Brother?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt