Kapitel 54

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Stock steif stand ich da. Konnte mich nicht bewegen, alles war wie gelähmt. Die Wörter von Leon halten noch immer in meinen Ohren. Kevin soll schuld daran sein, das seine beste Freundin tot ist? Ich versuchte es mir vorzustellen, doch es ging einfach nicht. Kevin macht nicht so einen Eindruck, als das er jemanden was antuen würde. "W-was ist passiert?" brachte ich nach einer Ewigkeit heraus. Leon seufzte und sah die anderen an. Sie alle standen auf und liesen uns beide allein. Vorsichtig trat ich einen Schritt vor und musterte ihn. "Es ist vor zwei Jahren passiert." fing er an und klang jetzt schon erschöpft. "Er hatte Lissy, so hieß sie, vom Flughafen abgeholt, weil sie im Urlaub gewesen war und ich nicht konnte. Zusammen sind die beiden dann in sein Auto gestiegen und fuhren zu mir. Doch dazu kam es erst gar nicht." er stockte und machte keine Anzeichen weiter zureden. "Bitte red' weiter." bat ich und lief zu ihm hin. Langsam hockte ich mich vor ihn und sah in seine tränengefüllten Augen. So hatte ich ihn bisher noch nie gesehen und es schmerzte. Das er so darunter Lid tat mir leid und ich wusste nicht was zutun war. Deswegen nahm ich nur seine Hand und streichelte mit meinem Daumen darüber. "Red' weiter." zaghaft lächelte ich. Leon nickte und fuhr fort. "Kevin fuhr mit dem Wagen über die Autobahn. Alles war inordnung doch dann sah Kevin den Geisterfahrer Zuspät und konnte nicht mehr ausweichen. Sein Auto machte mehrere Überschläge und fing mitten auf der Autobahn an zu brennen. Er kroch raus und hatte nur leichte Verletzungen. Er sah wie Lissy bewusstlos auf dem Sitz saß. Doch anstatt ihr zu helfen, ging dieses arschloch einfach und lies sie zurück, allein! Sie starb noch am Unfallort. An diesem Tag hatte ich mir geschworen, ihn zu hassen, ihn leiden zu sehen." Voller Brutalität schlug er auf den Tisch. "Er hätte sie retten können! Er hatte die Chance dazu und tat es nicht! Nur weil er an sein eigenes Leben gedacht hatte." immer wieder schlug er auf den Tisch. Ich hatte schon Angst, das er kaputt gehen würde. "ER HÄTTE SIE RETTEN KÖNNEN!" schrie er nun außer sich. Die Tränen flossen sein Gesicht runter. Wie zuvor, war ich versteinert und konnte mich nicht bewegen. Was er sagte, konnte ich nicht glauben. Ich glaubte ihm, keine frage, aber die Vorstellung war zu grausam.

"D-das wusst ich nicht." stammelte ich und berührte seine Schulter. Er machte nichts, er zuckte nicht zusammen, er sah einfach ausdruckslos in die Leere. "Es tut mir so leid." Nun kamen auch mir die Tränen und ich dachte erst gar nicht daran sie weg zu wischen. Im Moment wollte ich nur eins, Leon helfen und für ihn da sein. "Bitte verzeih mir." Langsam drehte er seinen Kopf in meine Richtung. Ein schwaches Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. "Ist schon gut. Du wusstest es nicht." Er legte einen Arm um mich und sah dann wieder in die Leere. "Ich werde nichts mehr mit ihm zutun haben, versprochen." Ich wollte nicht, das Leon sich sorgen machte und durch meine Handlung verärgert wird. Leon lächelte nur und zog mich näher an sich ran. Eine Zeit lang saßen wir noch so in der Position, bis die anderen ins Zimmer kamen und sich zu uns setzten. "Alles ok?" Lars sah uns besorgt an, so wie die anderen. "Ja." meinten Leon und ich gleichzeitig. "Ihr habt irgendwie das Talent dazu, zur selben Zeit zu antworten." lachte Benny und schüttelte den Kopf. "Wenn wieder alles ok ist, dann schlage ich vor, langsam mit dem Abendessen anzufangen." Wir nickten und gingen in die Küche. Meine Schwester sah in den Kühlschrank und stöhnte auf. "Nicht deren ernst. Die haben uns nur Gemüse und Eier dagelassen." "Ist doch nicht so schlimm. Das lässt sich machen." meinte ich und nahm einige Sachen heraus. "Wo ist überhaupt das Personal?!" "Hat zwei Tage frei bekommen." "Jetzt sollen wir selber uns was machen?! Wozu hat man denn schließlich das Personal!" "Man Leon du wirst doch wohl schaffen dir was zu Essen zu machen, allein!" Leon schnaubte auf, lies die Diskussion mit meiner Schwester aber sein.

Wir machten uns alle ans Werk und so schlimm war es gar nicht, wie gedacht, eher noch schlimmer..

"Chase hör auf! Die Eier brauchen wir noch!" "Sicher? Ich brauch sie dringender." grinsend steckte er die zwei Eier in seine Hose und kam damit auf Elli zu. Sie verzog das Gesicht und rannte zu Anna. "Chase hör auf damit! Benny?! Was hast du mit den Chips vor?!" "Sie essen?" Bei seinem Kommentar musste ich Grinsen. Er war echt ein Vielfraß. "Wir werden gleich essen, also pack die Tüte weg!" schrie meine Schwester und raufte sich die Haare. "Lars und Leon, kommt auf der Stelle wieder in die Küche! Ihr könnt nicht so einfach abhauen!" Stöhnend kamen beide wieder und lehnten sich an die Theke. "Meli mach was!" sagte meine Schwester einerseits schon sauer aber auch bittend. Ich seufzte und lief auf die beiden zu. "Kommt Jungs, ihr habt doch bestimmt auch Hunger und ohne eure Hilfe schaffen wir das nicht." dabei zeigte ich auf das Chaos, was immer mehr zu einem wurde. "Nur ihr könnt das regeln, bitte Jungs, ich fleh euch an." Etwas übertrieben, aber sowas hören die doch gerne. Lars grinste und tat wirklich das was ich sagte. Leon blieb aber regungslos an der Theke stehen. "Was ist los?" fragte ich und versuchte ihn anzuschauen. "Nichts." erwiderte er kalt. "Ist es wegen vorhin? Ich dachte es sei alles wieder gut?" "Ist es auch, nur.. ich hab Angst das dir was passiert. Ich kenne Kevin und er ist schlimmer als damals geworden."

Bei seinen Worten, schlug mein Puls schneller und meine Hände fingen an zu schwitzen. Das er sagte, er habe Angst das mir was passieren würde, löste in mir alle Alarme aus. Es war süß von ihm, mich zu beschützen und ich war auch dankbar dafür. "Es wird nichts passieren, Leon. Solange du bei mir bist, wird mir nichts geschehen." Dabei drückte ich ihn kuschelte mich an ihn an. Sofort legte er beschützerisch seinem Arm um mich. Ich musste lächeln, das war und wird einfach bei ihm süß sein. "Hilfst du dann jetzt mit?" sagte ich lächelnd und zog an seiner Hand. Er grinste und stoß sich von der Theke ab um mir nach zugehen.

"Yey Leon ist unter uns!" schrie Benny mit vollem Mund. "Was hast du denn jetzt gegessen Benny?!" schrie Anna und sah ihn eindringlich an. "Chips. Auch welche?" Er hielt ihr die Tüte hin und grinste. Anna nahm sie aus der Hand und verbarrikadierte sie in einem Schrank. "Ey!" "Nichts Ey! Mach weiter!" ordnete Anna ihn an und er gehorchte.

"Fertig." Erschöpft liesen wir uns alle an dem Esstisch nieder. Das es so anstrengend werden kann, hätte ich nicht gedacht. Ich mein, das ist doch nur ein bisschen essen machen, sowas schaffen selbst 12jährige besser als die Jungs. "Jetzt versteh ich auch was du mit 'versuchen' am frühstück gemeint hast." Leon zuckte nur mit den Schultern und aß sein Rührei. "Wie lange bleibt ihr?" Die Frage war an die Jungs gerichtet. "Wie lange bleibt ihr?" "Eine Woche und wie lange bleibt ihr jetzt?" "Eine Woche." Lars grinste und schaute zu Selena rüber. "Na das kann ja was werden." murmelte sie neben mir.

"Wer räumt ab?" Kaum war die Frage gestellt, rannten die vier Taugenichts weg und liesen uns Mädchen mit dem Chaos allein. Sehr nett von euch. "Na kommt. Ist besser so das sie nicht helfen. Hätten wahrscheinlich eh nichts gemacht." Wir nickten und fingen an ab zu räumen. Eine halbe Stunde später, saßen wir in Sel's Zimmer und diskutierten darüber, was wir morgen machen wollten. "Ich bin dafür shoppen zugehen. Morgen soll wieder schönes Wetter werden." "Ins Café gehen ist besser." protestierte ich und sah zu Elli. "Jungs nachschauen ist aber interessanter!" meinte Sel. "Mädels, wir können es auch so machen. Zuerst gehen wir shoppen, dabei schauen wir Jungs nach und danach geht's ins Café um weiter nach Jungs Ausschau zu halten. Auch wenn ich einen Freund habe." den letzten Satz nuschelte Anna vor sich hin. "Einverstanden meine süße und wegen Alan brauchst du dir keine sorgen machen, er weiß das du ihn liebst und ihn nie betrügen würdest." Mit ausgebreiteten Armen kam ich auf sie zu und umarmte sie. "Dann ist es ok." meinte sie lachend und wir beredetet noch andere Kleinigkeiten, bevor wir zu Bett gingen.

Bad Boy or Good Brother?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt