Meine Sicht
"Mummy! Mummy, wann kommt Daddy endlich raus?"
Ich lachte und nahm ihn hoch.
"Gleich, mein Schatz. Du weißt doch, von San Francisco aus muss man fliegen."
Mein Sohn legte den Kopf schief. Er war vor kurzem vier Jahre alt geworden.
"Aber warum dauert das so lange, er fliegt doch mit dem Fugzeug."
Ich schüttelte lächelnd den Kopf.
"Den Drang alles zu hinterfragen, hat Patrick aber so was von von dir, Miriam."
Ich sah meinen besten Freund an.
"Rede weiter so und ich überlege mir nochmal, ob ich dich weiterhin als Patenonkel bezeichne."
"Das kannst du gar nicht alleine entscheiden. Tom wollte das auch so."
"Wann kommt Daddy endlich, Mummy?"
Ich lächelte ihn sanft an.
"Komm, wir gehen mal an die Tafel schauen, ob sein Flug schon dran steht."
Patrick klammerte sich an mich und ich konnte die ganzen Kameras in meinem Nacken spüren. Ja, ich weiß, dass Thomas nun über einen Monat bezüglich eines Seriendrehs weg gewesen ist, aber müssen denn nun wieder alle so tun, als müsste man daraus unbedingt eine herzzerreißende Willkommensszene machen? Außerdem hasste ich es, wenn unser Sohn vor die Linse der Fotografen gelang, aber das ließ sich nun mal nicht wirklich vermeiden.
"Schau mal, Pat. Daddys Flug ist gelandet."
Seine blauen Augen, die er von seinem Vater geerbt hatte, leuchteten auf.
"Daddy kommt nach Hause!", rief er aufgeregt und er zappelte.
"Lass uns mal zurück zu Onkel James und Tante Emma gehen. Außerdem wollten Tante Bonnie und Onkel Rupert auch gleich kommen, um Daddy zu begrüßen, sobald er da ist."
Nur fürs Protokoll: Weil ich meine Freunde mit Onkel und Tante gegenüber Patrick bezeichne, heißt das nicht, dass irgendjemand von denen ein Paar ist. Wir gingen wieder zu meinen Freunden und nach einigen weiteren Minuten, kam Tom endlich. Während er sich noch zu uns kämpfte, blickte ich lächelnd auf meine Hand, deren Finger ein wunderschöner Ehering zierte. Auch die Kette trug ich noch, auch wenn ich sie vor knapp zwölf Jahren bekommen hatte. Zehn Jahre waren nun vergangen, seit James uns damals zur Polizei gefahren hatte. Seit zehn Jahren war endlich Ruhe und jeder von uns konnte endlich sein Leben führen, ohne dass Victoria einem auf die Nerven ging. Seit Jahren hatte sie sich nun schon aus der Vergangenheit zurückgezogen. Tom hatte es endlich geschafft, zu uns zu gelangen und schloss uns beide in seine Arme.
"Meine zwei kleinen Engel... Ich habe euch so sehr vermisst..."
Er drückte mir einen Kuss auf die Lippen und durchwuschelte Patricks blondes Haar.
"Ich weiß nicht, wie ihr das seht, aber ich würde jetzt gerne nach Hause gehen."Nachdem wir die anderen endlich davon überzeugen konnten, dass wir morgen etwas unternehmen würden, hatte ich Patrick am Abend hingelegt. Ich liebte diesen Jungen so sehr. Er war mein kleines Ein und Alles. Tom saß auf der Terrasse und hatte die kleinen Lichterketten eingeschaltet. Ich lächelte und betrachtete ihn von hinten, wie er da in einem dieser Korbsessel saß, die ich unbedingt haben wollte, als wir in dieses Haus gezogen sind. Ich schaute mich im Wohnzimmer um und mein Blick blieb an einigen Fotos hängen: An dem Tag, an dem Patrick geboren wurde, an dem Foto, das bei unserer Hochzeit aufgenommen wurde, Patricks Geburtstage. Doch ein Foto würde immer zu meinen Lieblingen gehören: Es war das erste Foto, das Emma für über zwölf Jahren von Tom und mir aufgenommen hatte. Wir hatten so viel erreicht...
Ich seufzte und wandte meinen Blick ab, dann ging ich zu meinem Mann nach draußen. Der Abend war warm und Los Angeles war in diesem Sommer unschlagbar. Ja, Tom und ich waren vor knapp fünf Jahren nach Kalifornien gezogen. Er hatte das schon immer gewollt und auch ich hatte mich irgendwann nach einem Neuanfang gesehnt. Ich legte meinen Kopf auf Toms Schulter.
"Na, was machst du da, my sweet prince?"
Thomas lächelte und zog mich auf sein Bein, auf das ich mich auch liebend gern setzte.
"Ich lese Fanpost."
Ich grinste.
"Seitdem durch die Presse raus ist, dass du einen CEO spielst, ist die Menge vollkommen aus dem Häuschen, kann das sein?"
Er lachte.
"Ich bin einfach zu atemberaubend, kein Wunder, dass die alle so auf mich stehen."
"Und du hast ein riesiges Ego."
Tom küsste meine Wange.
"Ja, das auch, aber du liebst mich trotzdem und hast mich geheiratet."
Ich kuschelte mich an ihn.
"Lässt du mich auch lesen?"
"Klar, hier. Ich glaube, dass es einer meiner Lieblingsbriefe ist."
Ich nahm den Brief in die Hand und erkannte sofort, dass es sich dabei um meinen eigenen handelte, den ich ihm vor Jahren geschickt hatte. Ich lächelte ihn sanft an.
"Du liest ihn noch immer?"
"Jeden Tag."
Er griff nach meiner Hand und küsste sie.
"Wenn ich ihn damals nicht zufällig geöffnet hätte, würden wir jetzt nicht hier sitzen. Patrick würde es auch nicht geben. All das will ich mir überhaupt nicht vorstellen, my little angel..."
"Ich liebe dich, das weißt du doch, oder?"
Tom zog mich komplett auf seinen Schoß und küsste meinen Nacken. "Ich liebe dich auch..."
Ich schaute in die Ferne und sah das Meer. Ich hatte Tom und einen wundervollen Sohn. Meine Karriere lief auch nicht schlecht, auch wenn ich mich momentan eher dem Schreiben widmete. Ich hatte wundervolle Freunde, mit denen ich morgen an den Strand gehen würde. Ich drehte mich um und sah in Toms wunderschönes Gesicht. In diesem Moment war alles gut und wir wussten beide, dass es auch für immer so bleiben würde. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals so dankbar dafür war, einen Brief abgeschickt zu haben.
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All was well ✔
FanficOh mein Gott Cookies, Band 3 ❤ Das Set ruft! Nach einer längeren Pause müssen Miriam, Tom und Co wieder an die Arbeit. Es wäre alles gut, hätte Victoria nicht so einen blöden Ehrgeiz. Fehler der Vergangenheit müssen beseitigt werden und zwar schnell...