Prolog: ma petite coccinelle

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Vorwort:

Uiuiui... Das war echt ein schwerer Anfang... Ein Glück, dass ich auf eine gewisse Erfahrung mit Trauerfeiern zurückgreifen kann (Auch wenn ich es mir gerne erspart hätte, meine eigene Mutter zu grabe tragen zu müssen. zumindest nicht schon 27 Jahre nach meiner Geburt...)

Ich hoffe, euch gefällt dieses erste Kapitel, über konstruktive Kritik freue ich mich in jedem Fall.


Paris Cimetière de Passy 20. Januar 2017 17:50

Völlig in Schwarz gekleidet, mit einem roten Taschentuch, mit schwarzen Punkten in der Jacketttasche, stand Adrien Agreste an dem frisch ausgehobenen Loch, in das man bald den Sarg, mit Marinette Dupain-Chengs Leichnam herablassen würde. Vor kurzem hatte er, zusammen mit Monsieur Dupain, sowie vier weiteren Männern, die wohl zur Familie Dupain-Cheng gehörten, die Adrien jedoch nicht kannte, den Sarg aus der Friedhofskapelle, zur Grabstelle getragen.

Während der Trauerfeier, während der sich jeder am offenen Sarg von Marinette verabschieden konnte, hatte Adrien ihr zweimal die Ehre erwiesen. Zuerst war er als er selbst an den Sarg getreten, dann hatte er sich, unter dem Vorwand, aufs Klo zu müssen, zurück gezogen, sich in Cat Noir verwandelt und war in die Kapelle zurückgekehrt. Die Trauergäste staunten nicht schlecht, als der Superheld an ihren Sarg herantrat und sich von seiner Partnerin verabschiedete.

Im Vorfeld hatte er bereits mit Meister Fu und auch mit den Kwamis besprochen, das er das machen wollte. Da ohnehin eine neue Ladybug erwählt werden musste, waren alle einverstanden. Meister Fu hatte bei dieser Gelegenheit auch die Ohrringe von Ladybug erhalten und Tikki würde nach der Trauerfeier zu Meister Fu gehen und versiegelt werden, bis die neue Ladybug bestimmt war. Meister Fu verriet es nicht, aber es konnte ein Jahrhundert dauern, ehe sich wieder jemand würdig erwies, Ladybug zu werden. Und darin bestand auch das Problem. Denn nur Ladybug konnte Akumas reinigen und Kampfschäden verschwinden lassen. Meister Fu hoffte nur, dass sich Hawk Moth zurückhalten würde, bis die neue Ladybug feststand. Wenigstens waren die Ohrringe in der Schatulle sicher und das Miraculous ohne Tikki nutzlos.

Die Gäste der Trauerfeier, die in Paris wohnten, hatten alle die selbe Frage an Cat Noir: Wer würde mit ihm die Stadt vor Akumas beschützen? Cat Noir gab kurz nach seiner Verabschiedung von Marinette die Antwort: Hawk Moth hat keinen Grund weitere Akumas zu senden, denn er weiß genau, dass er mit unseren Miraculous nur dann etwas anfangen kann, wenn sie einen Besitzer haben und Ladybugs Miraculous haben gerade keinen. Das beruhigte die Menschen etwas. Danach verschwand er, schlich sich wieder in die Toilettenkabine und löste die Verwandlung auf. Als Adrien ging er zurück zur Trauergemeinde und schulterte den Sarg, nachdem man ihm erzählt hatte, was er verpasst habe.

Bei dem Taschentuch, das Adrien trug, war Tikki versteckt. Adrienes Anzug war eines der letzten Designs das Marinette entworfen hatte. Adrien hatte das Designbuch gefunden, als er den Dupain-Chengs half, Marinettes Zimmer auszuräumen. Eine Aufgabe, die schwerer war, als gedacht, erst Recht für ihn, da er die Masse an Postern sah, die Marinette von ihm hatte. Sie hatte ihn also geliebt. Deswegen war sie nicht an Cat Noir interessiert. Adrien schniefte und wischte sich eine Träne aus den Augen. Er vermisste sie sehr. Das Designbuch nahm er mit und zeigte es seinem Vater, mit der Bitte, die Designs in sein Modelabel aufzunehmen. Gabriel Agreste war von den Werken Marinettes sehr beeindruckt und gab sie augenblicklich in Auftrag. Adrien bekam, weil er ja auch als Model für Agreste Moden tätig war, Zugriff auf jedes Design, der neuen 'Collecion de Marinette'. Daher trug er jetzt diesen Anzug auf der Trauerfeier, seiner ersten Liebe.

Der Priester beendete gerade seine Grabrede und Fragte die Anwesenden, ob sie noch etwas sagen wollen, als Adrien aus seinen Erinnerungen in die Gegenwart zurück kehrte. Nein, er wollte nichts sagen. Er wollte auch nicht, dass Madame Beauxbaton, die Seelsorgerin, die mittlerweile am Collège Françoise Dupont eingesetzt worden war, um Marinettes Klassenkameraden zu helfen, den Tod ihrer Freundin zu verwinden, sich mit ihm unterhielt. Alle in der Klasse und auch manche aus der Schule waren bei Madame Beauxbaton gewesen. Selbst Chloé, von der alle wussten, dass sie Marinette hasste, wie sie eigentlich jeden hasste, der sie nicht gerade vergötterte. Adrien hatte beobachtet, wie sie heulend, das Büro der Seelensorge verlassen hatte, aber schon als sie in den nächsten Korridor einbog, von ihrer angeblichen Trauer nichts mehr zu hören oder gar zu sehen war. Warum die Blondine, und er meinte das wahrhaft im beleidigenden Sinne, zur Seelensorge ging, war ihm ein ewiges Rätsel. Aber eines, dass er nicht zu lösen suchte, weil er es nicht wollte.

Buried but not ForgottenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt