Chapter 37

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Hört euch den Song bitte erst an, wenn die Sichtweise gewechselt wird.
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Nach drei Wochen hatten sich tatsächlich schon ganz viele Interessenten gemeldet und ich hatte mich mit allen getroffen und ich mochte alle total gerne. Jeder war bei mir willkommen, weil ich eben keine große Auswahl hatte, aber die Leute waren super und auch ziemlich talentiert.

Wir hatten uns alle gemeinsam getroffen und schon grob das Drehbuch mündlich herausgearbeitet.
Mittlerweile schrieb ich wie eine Verrückte daran. Ich wusste, dass es nicht perfekt war, aber das war einfach nichts für mich.
Irgendwann mitten in der Nacht war ich endlich fertig. Trotz allem war ich ein bisschen stolz auf mich.
Ich druckte das Exemplar einmal aus und steckte es in eine Klarsichtfolie. Morgen würde ich zum Copyshop fahren, alles kopieren und dann die Drehbücher verteilen. Je eher wir mit dem Drehen anfangen konnten, desto besser.

"Smith hat ein Alibi. Er war zur Tatzeit beim Dinner mit seinen Geschäftspartnern Hanson und Westfield. Beide haben das bestätigt", sagte Tom in seiner Rolle als Officer White.
Lynn nickte weise. Sie spielte die Polizeihauptkommissarin Emily Newton. "Er war es nicht, aber er hat immer noch Gründe, King umzubringen. Er hat Geld. Er kann jemanden beauftragt haben, ihn zu töten."
"Sicher?", entgegnete Officer White. "Würde er soweit gehen?" Seine Vorgesetzte zuckte mit den Schultern. "King war sein größter Feind. Er hat ihm die Kunden streitig gemacht, hat noch mehr Geld als er verdient, hat mit Smiths Frau geschlafen. Warum nicht? Natürlich ist ein Mord etwas Schlimmes. Und er hat gleich vier begangen. Oder eben nicht begangen, wir wissen es nicht." White nickte. "Zuerst Kings Kinder, die besser in der Schule waren als seine, dann Kings Frau, weil sie hübscher war als seine und weil sie nicht mit ihm ins Bett gehen wollte und dann, nach endlos langer Qual durch den Tod seiner Familie und der Angst, schließlich auch noch King selbst. Smith hätte das perfekte Motiv."
"Und doch war er es nicht", ergänzte Newton.
"Und CUT!", rief ich. "Perfekt, ihr beiden. Ihr wart super!" Sie strahlten wegen des Kompliments.
"Ich brauche das alles noch einmal in Nahaufnahme, wer von euch will anfangen?"

So verbrachten wir die Nachmittage und Wochenenden.
Ich mochte die Stimmung bei uns, immer schön locker und ja nicht hetzen. Schließlich hatten wir jetzt Anfang November, also noch jede Menge Zeit, weil wir schon fast die Hälfte aller Szenen gedreht hatten. Ich fing bereits an manchen Abenden an zu schneiden, wenn ich noch genug Motivation verspürte.
Außerdem waren die Dreharbeiten eine super Ablenkung: Ich dachte immer seltener an Melissa und Shawn und wurde auch nicht mehr wehmütig dabei. Natürlich schmerzte es noch ein bisschen, wenn ich die Bilder auf Shawns und Melissas Instagram-Accounts sah, aber mittlerweile war es mir auch ziemlich egal, was sie so machten, denn Meli hatte mir nicht auf meinen Brief geantwortet und auch sonst keinerlei Kontakt zu mir aufgenommen. Das traf mich tiefer als jedes Pärchenbild von den beiden. Meine ehemals beste Freundin wollte also tatsächlich nichts mehr mit mir zu tun haben.

Shawns POV

Ich hatte einen Entschluss gefasst. Heute. Heute würde ich es ihr sagen. Heute würde ich Mel sagen, dass ich Schluss machen würde. Ich hatte es schon viel zu lange aufgeschoben und ich konnte nicht länger lügen. Es machte mich total fertig, ihr immer zu sagen, dass ich sie lieben würde, obwohl ich doch eine andere liebte.
Ich konnte Mel nur einfach nicht verletzen, sie war so perfekt, aber aus uns wurde nichts. Nicht, wenn ich Gefühle für Josie hatte. Ja, verdammt, für Josie! Fast von Anfang an, aber ich war ja mal wieder zu feige gewesen. Jetzt war ich in dieser verzwickten Situation, aus der ich nicht herauskam, ohne mindestens einer Person wehzutun. Und dieses Mal war es Melissa. Es tat mir so unendlich leid, aber es ging nicht anders.
Sie würde weinen. Ich wusste es. Und ich wusste auch, dass ich sie nicht weinen sehen konnte.
Aber ich musste jetzt ehrlich sein. Zu Melissa und auch zu Josie.

"Hey", lächelte Melissa und gab mir einen Kuss auf die Wange, als ich die Tür aufschloss und den Flur betrat. Auch ich begrüßte sie. "Hast du kurz Zeit?", fragte ich. Sie nickte sofort.
Wir gingen in die Küche und setzten uns gegenüber.
"Shawn? Was ist los?", fragte Mel sanft. Warum zur Hölle bist du eigentlich immer so verdammt liebenswert und süß, scheiße, ich will doch gerade mit dir Schluss machen!, schrie alles in meinem Kopf, aber kein Wort kam von meinen Lippen.
Ich schluckte hart. "Bitte lass mich jetzt einfach reden und unterbrich mich nicht", bat ich sie. Sie schaute mich erschrocken an. "Schlechte Neuigkeiten?", wollte sie wissen. "So könnte man es nennen, ja", erwiderte ich. Dann fuhr ich fort: "Melissa. Du bist so eine tolle Person und ich liebe dich. Aber ich habe gemerkt, dass unsere Beziehung nicht so ist, wie ich sie mir wünsche." Sie wurde blass und wollte etwas entgegnen, aber ich sprach schnell weiter und schnitt ihr somit das Wort ab. "Es ist auf keinen Fall dein Fehler. Nein, ich bin es. Du und ich, wir passen nicht zusammen. Wir sind so anders, aber nicht so, dass es die perfekte Mischung ergibt, sondern so, dass wir nicht dieselben Ansichten haben und irgendwann werden wir uns immer weiter entfernen. Das kann man nicht leugnen. Natürlich könnten wir es versuchen, aber bei uns stimmt die Chemie eben nicht. Auch wenn wir uns lieben. Manchmal soll es eben einfach nicht sein. Deswegen glaube ich, dass es besser wäre, wenn wir getrennte Wege gehen. Weißt du, diese Trennung wäre sowieso gekommen. Aber wir wären möglicherweise im Streit auseinander gegangen und wenn wir uns jetzt friedlich trennen, können wir ja vielleicht Freunde bleiben. Diese Verbindung zwischen uns muss ja nicht enden, sie war nur eben einfach nicht stark genug. Also: Können wir nicht immer noch Freunde sein?" Ich schaute sie an, traute mich nicht zu lächeln, weil in dieser Situation rein gar nichts fröhlich war.

Melissa schaute mich nur an. Für eine lange Zeit war es sehr still. "Du willst also Schluss machen?", fragte sie schließlich. Ihre Stimme zitterte, brach aber nicht. Ihre Augen waren voller Tränen, doch sie weinte nicht. Noch nicht. Ich nickte und versuchte krampfhaft, den richtigen Gesichtsausdruck aufzusetzen. Welcher war in so einer Situation am besten?
Melissa schwieg. "Schön", sagte sie. "Dann goodbye." Geschockt fror ich in meiner Bewegung ein. "Mel, bitte. Du hasst mich, das verstehe ich absolut ...", sagte ich beschwichtigend, aber sie schnitt mir das Wort ab. "Nichts verstehst du!", schrie sie. "Ich liebe dich, verdammt, und du machst einfach Schluss, als wäre ich nur ein kleines, naives Mädchen, das es nicht wert ist, eine ernsthafte Beziehung zu führen! Wahrscheinlich gehst du jetzt zu Josie und ihr vergesst mich und ...", sie brach ab und weinte los. Verzweifelt versuchte ich, sie zu trösten. Ich wollte ihre Hände nehmen, wollte sie umarmen, wollte ihr die Tränen von den Wangen wischen und ihr sagen, dass alles gut sei. Aber nichts war gut. Sie wehrte meine Hände ab, schlug nach mir. "Fass mich nicht an!", sagte sie leise, viel zu schwach, um noch zu schreien.
"Mel", flüsterte ich, als sie aufhörte zu schluchzen. "Es tut mir leid." Sie drehte sich weg von mir und antwortete: "Geh jetzt bitte, Shawn. Du hast schon genug angerichtet." Ich sah ein, dass es keinen Sinn hatte.
"Soll ich meine Sachen mitnehmen?", fragte ich. Sie nickte nur. Autsch. Das tat weh. Ich packte so schnell wie möglich mein ganzes Zeug und nahm dann einen Zettel.

Hey. Es tut mir so unendlich leid. Ich verspreche dir, ich werde dich niemals vergessen.
In Liebe, Shawn

Die paar Zeilen legte ich in ihren Nachttisch, da schaute sie nicht so oft hinein, dann würde sie den Abschiedsbrief erst ein paar Tage später finden und ihn vielleicht nicht gleich zerreißen oder so.
Dann ging ich.

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Ich verspreche euch, dass war das allerletzte traurige Kapitel in diesem Buch.
Es wird noch zwei Kapitel geben, dann ist das Buch abgeschlossen.

Wie fandet ihr den kleinen Teil aus dem Drehbuch? Er ist wahrscheinlich ein bisschen übertrieben, aber na ja, ist ja eigentlich auch egal.

In diesem Kapitel wurden ganz schrecklich viele Schimpfwörter benutzt, tut mir leid dafür.

Das Lied von Shawn finde ich mega schön und es passt ziemlich gut dazu, wie ich finde. Was denkt ihr?

Ich weiß nicht, ob ich wenigstens ein bisschen Gefühl und Emotionen rübergebracht habe, aber ich hoffe doch.
Außerdem hoffe ich, dass euch das Kapitel gefallen hat und wie immer danke fürs Lesen.
Bye xx

I hate you, I love you (Shawn Mendes FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt