Chapter 33

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"Hey!", rief er, als er die Tür aufgeschlossen hatte.
Eine hübsche Frau betrat den schmalen Flur. "Hallo Jacob, schön, dass ... oh, hallo, wer sind Sie?", fragte sie, anscheinend Jacobs Mom. Ich streckte ihr meine Hand entgegen. "Josephine Wilson, guten Tag", sagte ich höflich. Sie lächelte daraufhin freundlich, schüttelte eifrig meine Hand und stellte sich ebenfalls vor: "Ich bin Rebecca, freut mich dich kennenzulernen, Josephine."
"Die Freude ist ganz meinerseits", erwiderte ich.
Rebecca grinste. "Endlich mal ein gut erzogenes Mädchen, das Jacob mit nach Hause bringt! Aber glaube bloß nicht, dass er mir viele vorstellt!" Sie lachte schallend. "Wollt ihr mit uns essen? Es gibt Nudeln mit Fleischbällchen."
Ich schaute zu Jacob. Er hatte nach Hause wollen, um seine Klamotten zu wechseln. Was danach geschah, wusste ich nicht.
"Nein, Mom, wir wollten gleich wieder los, ich möchte mich nur schnell umziehen", entgegnete Jacob und seine Mom nickte sofort verständnisvoll. "Natürlich. Beeil dich aber, sonst muss Josephine so lange warten", mahnte. Ich winkte ab. "Das ist kein Problem. Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst."
Jacob nickte und verschwand nach oben.

Rebecca führte mich ins Esszimmer und bot mir einen Platz an. "Setz dich doch bitte. Ich muss schnell nach dem Essen schauen."
Nur eine halbe Sekunde, nachdem sie das Zimmer verlassen hatte, kam ein kleines Mädchen herein, vielleicht fünf Jahre alt.

Sie schaute mich aus riesigen braunen Augen an und blieb an der Tür stehen. "Hallo", sagte ich nervös. Mit kleinen Kindern konnte ich leider gar nicht umgehen, weil ich kaum Erfahrung hatte. Kein Wunder, schließlich war Amy nur ein Jahr jünger als ich, da war ich nicht unbedingt die "große Schwester".
Das Mädchen sagte nichts und verließ einfach wieder das Zimmer. Nett.

Ich blieb sitzen und wartete.
Und wartete und wartete und wartete. Wie lange brauchte bitte dieser Junge, um sich umzuziehen? Ich blieb noch eine Sekunde sitzen und stand dann auf.

Vorsichtig schaute ich in die Küche. Rebecca stand am Herd und das kleine Mädchen saß am Tisch und malte ein Mandala aus.

"Ach ja, Josephine, Setz dich doch. Jacob braucht scheinbar mal wieder länger", sagte Rebecca, als sie mich bemerkte.

Wir unterhielten uns über Gott und die Welt -unfassbar, wie lange Jacob brauchte, um seine Kleidung zu wechseln- und Jacobs Schwester Phoebe fand mich dann auf einmal doch ganz nett und schenkte mir ihr Mandala. "Dankeschön", lächelte ich und sie strahlte ganz verzückt. "Was schenkst du mir?", fragte sie dann.
Oh. Mein Lächeln erstarb. Kleine Kinder sind so berechnend.

"Phoebe, Darling, Josie muss dein Geschenk erst herzaubern, aber du darfst nicht sehen, wie ihre Zauberkräfte funktionieren, deswegen musst du raus", half mir Rebecca und die Kleine zeigte mir nochmal ihre riesengroße Zahnlücke und hüpfte dann aus dem Zimmer. Rebecca seufzte und ging zu einem Schrank. Sie nahm einen Lolli heraus und gab ihn mir. "Danke", sagte ich erleichtert. Doch sie winkte nur ab. "Ich weiß wirklich nicht, was aus ihr mal werden wird. Wenn sie jetzt schon immer eine Gegenleistung erwartet, was ist dann, wenn sie erwachsen ist?"
Ich lächelte sie ermutigend an. "Das wird schon", meinte ich und öffnete dann die Tür, um Phoebe den Lolli zu geben.

Kurz darauf kam auch Jacob herein und jetzt verstand ich auch, warum er so lange gebraucht hatte: Er hatte geduscht; seine Haare waren noch feucht.

Ich verabschiedete mich ausführlich von Rebecca und Phoebe und dann gingen wir.

Jacob stoppte das Auto irgendwo im Nirgendwo neben einer großen Wiese. Er nahm die Sonnenbrille ab und lächelte mich an. Wir stiegen aus und liefen los, bis wir an einen Abhang kamen. Unten stand eine Bank. Provozierend grinste ich. "Wer zuerst unten ist? Los!" Und schon rannten wir den Hang hinunter, bis zuerst er und dann ich hinfiel und wir herunterrollten. Lachend erreichten wir gleichzeitig die Bank. Trotzdem rief ich: "Erster!"
"Stimmt doch gar nicht!", erwiderte er und bemühte sich, ernst zu bleiben. Klappte nur leider nicht sonderlich gut. Ich grinste breit. "Doch", und dann fing ich an, ihn durchzukitzeln.

Es war ein wunderschöner Tag. Irgendwann hatte ich ihm von Shawn erzählt -es war vermutlich von Vorteil, dass er noch fast nichts von ihm gehört hatte, da er mehr auf Rap stand- und er mir im Gegenzug von seiner Vielleicht-Exfreundin Mandy.
Als er erfahren hatte, dass ich quasi "ungeküsst" war, hatten wir eine spontane Knutschsession veranstaltet, was von einem anderen Standpunkt aus betrachtet wahrscheinlich ziemlich seltsam war.

Abends lagen wir übereinander auf der Rückbank seines alten Chevrolets und erzählten uns Horrorgeschichten.
"Danke für den schönen Tag heute", sagte ich irgendwann.
"Kein Problem", erwiderte er und dann schliefen wir friedlich ein.

Ich wurde wach und hatte unfassbar schlimme Rückenschmerzen und auch meine Schultern taten weh.
Ich setzte mich auf und kramte mein Handy aus dem Rucksack.
9:27 Uhr zeigte es an. Ach du Scheiße. Heute war Montag, theoretisch sollte ich jetzt brav in der Uni sitzen und lernen. Obwohl ... Na und? Wen interessierte das schon? Einmal Fehlen war okay. Melissa hatte schon in ihrer Schulzeit regelmäßig geschwänzt, ich dagegen nie. (Ja, ich war immer schon der totale Streber gewesen.)
Ich legte mich wieder hin und pennte gleich darauf noch einmal ein.

Am frühen Abend kam ich auch mal wieder zu Hause an. Jacob, der so nett gewesen war und mich nach Hause gefahren hatte, begleitete mich nach oben. An der Tür umarmte ich ihn noch und verschwand dann.

"Josie?" Eine Stimme aus der Küche. Shawn.

Ich holte tief Luft und betrat dann den Raum. "Hallo", sagte ich. Er war allein. "Wo ist Meli?"
"Sie ist gerade Pizza holen", antwortete er. "Und wo warst du?", wollte er wissen.
"Ich war ... weg." Ich beschloss, nichts zu erzählen, das würde ihn sowieso nicht interessieren.

Oh, und er sah wieder richtig toll aus.
Ich kannte das Gefühl, sich neben gut aussehenden Person immer noch hässlicher zu fühlen, immer die zweite Wahl zu sein, aber bei ihm war es irgendwie noch extremer.
Außerdem hatte ich momentan vermutlich Dreck auf meinen Klamotten, Erde und Grashalme in meinen Haaren.

"Du wolltest uns nicht sehen, stimmt's?", fragte er. Wobei es eher eine Vermutung als eine Frage war und als er meinen Blick sah, war sie auch schon bestätigt.
"Warum?", wollte er wissen. Ich seufzte und ging zu ihm hin. Starrte ihn eine halbe Sekunde an und küsste ihn dann. Nur kurz und fertig.
Shawn starrte mich geschockt an. "Darum", flüsterte ich. "Tut mir leid." Dann ging ich. Wieder aus dem Haus raus, in die Stadt. Kino. Mein bester Freund. Ich versank in den Kameraperspektiven, ärgerte mich über die absolut mangelhaft geführte Regie, bestaunte das gelungene Drehbuch.

Ja, mir war klar, dass man nicht vor seinen Problemen weglaufen sollte und dass man mit einem Gespräch alles aus der Welt schaffen konnte, aber das war mir schon immer egal gewesen.

Und ich meine, Kino oder unangenehme Gespräche führen, ist ja logisch, was man nimmt.

Außerdem beschloss ich, dass es so nicht mehr weitergehen konnte. Vielleicht bestand ja die Möglichkeit, woanders zu studieren. In Los Angeles zum Beispiel. Da gingen ja sowieso alle angehenden Regisseure hin.

Ich gönnte mir einen Donut, schließlich hatte ich heute den schlimmsten Fehler meines Lebens begangen, da durfte ich mich ja auch mal aufmuntern.

I think you'd be better with somebody like me, tönte es aus den Lautsprechern der Lebensmittelkette.
Ach ja, das fand ich auch ...

Wie immer blieb ich fast den ganzen Abend in der Stadt, um Shawn nicht mehr zu begegnen, und kam dann gegen zehn Uhr im Appartement an, duschte und verschwand dann in meinem Zimmer.
Ich bereute den Kuss vorhin schon lange, aber es ließ sich nicht ändern und ehrlich gesagt, das Einzige, was ich hoffte, war, dass Shawn es nicht Melissa erzählt hatte. Denn wenn doch, dann war ich tot.
Mit diesem nicht ganz erfreulichen Gedanken schlief ich ein.

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Hallo.

Ja, ich weiß, es hat drei Wochen gedauert, das hier hochzuladen, ich fühle mich richtig schlecht deswegen. Tut mir leid! :'(

Wollt ihr ein Happy End oder soll Josie einfach nach LA und fertig (sie wird dann aber auch glücklich)?

So. Ich hoffe, ich kann wieder mehr updaten, aber momentan ist mein Leben=Schule, also bitte nicht böse sein.

Außerdem bin ich ein sehr bescheidener Covermaker, sollte also irgendjemand gerne Covers machen, sogar für mich, dann schreibt mir doch bitte eine Nachricht. :)

Und danke für 1,43 K ♥♥♥♥♥♥♥♥

I hate you, I love you (Shawn Mendes FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt