Hey!
Dieses Mal ein Realitäts näherer Oneshot. Das jedenfalls hoffe ich.Wörter: 1796
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„Ich liebe Sie!"
Die Zeit blieb stehen. Ich hatte vor Anspannung den Atem angehalten, sodass nur das leise Ticken der Uhr an der Wand zu hören war. DieZeit war doch nicht stehen geblieben und das hier war kein Märchen. Wäre es eines, hätte Herr Danail mit seiner Antwort nicht gezögert und mir stattdessen seine Liebe gestanden.
„Anna ...", begann er mit samtweicher Stimme. Ich zwang mich, ihn anzusehen, um jede Änderung in seinem schönem Gesicht wahrzunehmen. Er war nicht entsetzt über mein plötzliches Geständnis, das mich so viel Mut gekostet hatte. Er war auch nicht wütend oder reagierte abweisend. Statt all dem sah er mich aus zwei braunen, schuldbewussten Augen an. Herr Danail wollte mich nicht verletzten. Er wäre nicht er, würde er es tun.
„Du weißt doch, dass ich nichts auf deine Worte erwidern kann. Nicht, solange du meine Schülerin bist, Anna."
Hoffnung keimte in mir auf. Er hatte mir keinen Korb gegeben - keinen direkten zumindest.
„Heißt das, Sie tun es, wenn ich mit der Schule fertig bin?" Mein Herz begann vor Aufregung schneller zu schlagen. Ich war nicht dumm und naiv war ich auch nicht und, wenn ich mir nicht sicher gewesen wäre, dass auch ich Herr Danail nicht vollkommen egal war,dann hätte ich ihm nie und nimmer meine Liebe gestanden.
„Wenn du es dann noch immer willst", sagte er und das erste Mal seit unserem Gespräch legte sich ein Lächeln auf seine Lippen. „Zwei Jahre können eine lange Zeit sein, Anna. Du bist noch jung und wirst eine Menge an interessanten Menschen kennenlernen." Herr Danail stieß sich vom Lehrerpult ab und kam erst vor mir zum Stehen. Ein angemessener Sicherheitsabstand zwischen uns. Ich hatte gewusst, wie wichtig ihm seine Arbeit als Lehrer war und doch war ich egoistisch genug gewesen, ihn in diese Situation zu bringen.
„Ich möchte nicht, dass du die Chance auf eine Beziehung vertust, nur, weil du dich in mich verliebt hast. Lass uns einen Deal abschließen."
„Was für ein Deal?", wollte ich hoffnungsvoll wissen. Der Gedanke, ich könnte mich in jemand anderes verlieben, war absurd. Selten war ich mir bei etwas so sicher, wie bei meinen Gefühlen für den Mann mir gegenüber.
„Du versprichst mir, auch anderen Jungs die Chance zu geben, dein Herz zu erobern, und sollte am Tag deines Abschlusses deine Gefühle für mich unverändert sein, dann verspreche ich, dir eine ehrliche Antwort auf deine Worte geben." Er hielt mir seine rechte Hand entgegen.
Ohne lange zu zögern, legte ich meine Hand in seine.
„Deal!"***
„Du siehst toll aus, Mia!", stieß ich breit grinsend aus und musterte meine beste Freundin durch den Wandhohen Spiegel. Bevor es zum wichtigsten Abend unseres bisherigen Lebens ging, mussten wir uns immerhin vergewissern, dass alles an seinem richtigen Platz saß.
„Wenn Bastian dich sieht, wird er nicht mehr aus dem Staunen kommen."
„Jetzt übertreibst du aber", meinte sie verlegen und seufzte leise. „Ich kann nicht glauben, dass wir fertig sind. Mir kommt es so vor, als wäre der Beginn der Oberstufe erst gestern gewesen."
Und ich konnte nicht glauben, dass es bereits fast zwei Jahre her war, seit ich Herr Danail meine Liebe gestanden hatte. Ich hatte meinenTeil des Deals eingehalten und hoffte voller Erwartungen, dass auch er seinen Teil einhalten würde.„Wir sollten uns freuen. Jetzt können wir auf die Uni und unser Studentenleben genießen." Mia und ich hatten uns beide an der selben Uni nicht weit von unserer Heimatstadt beworben. Sie würde Geschichte und Englisch studieren, ich Germanistik und Kunst.