Da ich gerade keine Worte finde; das ist Mayas Geschichte:
Maya verliebte sich das erste Mal, da war sie 17 Jahre alt. Verhältnismäßig spät, wenn sie an ihre Mitschülerinnen dachte, die bereits mit 13 Jahren und einer rosaroten Brille auf der Nase mit ihren Freunden Hädchenhaltend durch die Gegend liefen.
Für Maya war es demnach eine vollkommen neue Erfahrung, dass ein Blick ihr Herz schneller schlagen lassen, ein Lächeln ihr Herz zum Schmelzen und ein Lachen Schmetterlinge in ihrem Bauch zum Leben erwecken konnte.
Es war jedoch kein Junge in Mayas Alter, der all diese für sie neuen und auch aufregenden Gefühle in ihr auslöste. Nein, Verursacher dieser war ein erwachsener Mann von 27 Jahren, der sich Maya und ihren Mitschülern an ihrem ersten Tag auf dem Gymnasium als Herr Breuer vorstellte.
Es war ausgerechnet ein Lehrer, in den Maya sich das erste Mal in ihrem Leben verliebte. Für sie würde dieser Mann für immer unerreichbar bleiben. Obwohl sie sich dem bewusst war, änderte sich an ihren Gefühlen für ihn nichts.
Drei lange Jahre blieb sie seine Schülerin und er ihr Lehrer. Sie genoss jede Minute seiner Anwesenheit, doch manchmal hatte sie sich gewünscht, sie würde ihn einfach entlieben können und sich in jemand anderen verlieben.
Natürlich gelang ihr das nicht. Auch, wenn Maya Jungen in ihrem Alter traf, so hatte sie unweigerlich immer das Bild von Herr Breuer vor Augen, das es ihr unmöglich machte, sich in jemand anderes zu verlieben.
Kurz vor ihrem Abschluss schrieb sie ihm einen Liebesbrief und nahm sich vor, ihm ihre Gefühle zu gestehen, sobald sie nicht mehr Lehrer und Schülerin wären. Sie traute sich allerdings nicht und ließ es sein. Und auch, als sie eine zweite Chance erhielt, blieben ihre Lippen versiegelt. Sie konnte es ihm einfach nicht sagen, denn sie wusste, es würde nichts ändern.
Obwohl sich zwischen Herr Breuer und Maya nie etwas entwickelt hatte, trauterte sie. Am Tag nach ihrem Abschluss lag sie in ihrem Bett und weinte bitterlich. Sie weinte um die letzten drei Jahre. Weinte, weil sie wusste, sie würde Herr Breuer lange nicht mehr sehen. Vielleicht sogar nie wieder.
Mayas Gefühle blieben, doch der Schmerz wurde schwächer, desto mehr Wochen vergingen. Jedefalls bis zu dem Moment, an dem sie sah, dass Herr Breuer sie per Facebook anschgrieben hatte. Er wollte wissen wie es ihr ginge. Sofort spürte sie die Schmetterlinge in ihrem Bauch aufleben. Sie liebte ihn noch immer.
Sie antwortete ihm - voller Freude über seine Nachricht - und fragte auch nach seinem Befinden. Die nächste Frage, die folgte, war die, was sie nun tun würde. Auch darauf antwortete sie, woraufhin er fragte, ob es ihr denn gefiele. Das ist schön, antwortete er, als sie mit Ja antwortete.
Mehr kam nicht. Es hätte Mayas dritte Chance sein können, ihm ihre Gefühle für ihn zu gestehen, aber auch dieses Mal tat sie es nicht. Und als sie schließlich erfuhr, dass Herr Breuer jeden seiner ehemaligen Schüler angeschrieben hatte, war die Enttäuschung natürlich groß.
Maya hörte nicht noch einmal von ihrem ehemaligen Klassenlehrer. Sie hätte ihn jederzeit anschreiben können, aber etwas hinderte sie daran.
Also machte sie weiter. Sie lebte ihr Leben und begann eine Ausbildung. Bereits am ersten Tag fragte sie sich, ob das Schicksal sie nicht mochte. In der letzten Stunde des ersten Tages kam ein Mann zu ihnen herein, um sich ihnen als einer der Lehrer vorzustellen.
Als Maya ihn sah, konnte sie nicht mehr wegsehen. Der Mann hätte Herr Breuers Doppelgänger sein können. Ähnliche, markante Gesichtszüge und tiefliegende Augen, ein Bart wie ein Holzfäller und eine Stimme, die tief und sanft zugleich war. Der einzige Unterschied zwischen den beiden Männern: Herr Breuer war blond, Herr Auer brünett.