Hey!
Ich wünsche euch allen ein gutes neues, erfahrungsreiches Jahr. :) Unfassbar. Und schon haben wir 2019. :)
Zum Jahresbeginn gibt es einen neuen Oneshot, der euch trotz seiner Kürze hoffentlich gefällt. :)
Aura
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Ich glaubte am Tiefpunkt meines Lebens angekommen zu sein. Und das mit gerade einmal 18 Jahren. Da saß ich also am Silversterabend in Jogginghose und einem Sweatshirt, das mir viel zu groß war, und sah mir bereits die dritte Folge von How I met your Mother an.
Und wem ich hatte ich das zu verdanken? Mir höchstpersönlich.
Ich hatte die Einladungen meiner Freunde, mit ihnen gemeinsam ins neue Jahr zu feiern, ausgeschlagen, nur aufgrund der Hoffnung meines kleinen, naiven Herzens, Herr Dorn würde um Punkt 18 Uhr vor meiner Tür stehen. Es war dumm von mir gewesen, ihm am letzten Schultag vor den Ferien einen Brief zu geben, in dem ich ihm meine Gefühle gestand. Noch dümmer war meine Bitte gewesen, an Neujahr zu mir zu kommen, falls ich ihm nicht vollkommen egal war.
Meine Eltern würden vor morgen Mittag nicht Heim kehren, daher hatte ich das gesamte Haus für mich alleine. Ein kleiner, unrealistischer, naiver Teil meinerselbst war schließlich auf die Idee mit dem Brief gekommen. Ich brauchte wohl nicht zu erwähnen, dass ich das bereute.
Mittlerweile hatten wir kurz nach 20 Uhr und meine Hoffnung, Herr Dorn würde doch noch an meine Haustür klingeln, war schwindend gering.
„Und du bist dir sicher, dass du nicht doch noch vorbeikommen willst?", fragte mich meine beste Freundin, als ich nach einer weiteren Folge mit ihr telefonierte. "Ich würde mich freuen, wenn du mit uns Silvester verbringst."
„Ich bleibe Zuhause, aber lieb, dass du noch mal gefragt hast", antworte ich ihr mit einem Anflug eines schlechten Gewissens. Anscheinend hatte ich meine unrealistische Hoffnung auf den Mann meiner Träume doch noch nicht vollkommen aufgegeben.
Gerade, als ich mich von Anna verabschiedete und den Anruf beendete, ertönte die Klingel durch das ganze Haus und ließ mich erschrocken zusammenzucken. Mein Herz schlug mir wie verrückt gegen die Brust. Irgendjemand stand vor der Tür. Und allein die minimale Chance, dass es sich dabei um Herr Dorn handeln könnte, verwandelte meine Beine vor Aufregung in Wackelpudding.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis ich die Eingangstür erreichte, aber irgendwie schaffte ich es dorthin. Meine Hände zitterten und mein Herz ließ sich einfach nicht beruhigen. Gedanklich ermahnte ich mich, die Fassung zu bewahren. In der Schule gelang es mir immerhin doch auch, nicht den Volltrottel zu miemen. Vielleicht war es nicht einmal Herr Dorn, der dort hinter der Tür stand.
Dieser Gedanke erleichterte es mir schließlich, die Tür zu öffnen. Wie angewurzelt starrte ich den hochgewachsenen Mann vor mir an. Seine dunklen, blauen Augen ruhen auf meinem Gesicht und ein Lächeln zierte seine Lippen. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich gesagt, er war nicht minder nervös wie ich.
„Hallo, Emilia." Seine samtweiche Stimme jagte mir einen angenehmen Schauer über den Rücken. "Ich habe nicht die geringste Ahnung was hier tue, aber allein dein Anblick reicht, um mir ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern und mir zu versichern, dass ich das Richtige tue."
Noch vollkommen perplex über sein Erscheinen und erst recht über seine Worte, bat ich ihn ins Innere des Hauses.
„Ich habe ehrlich gesagt nicht mehr mit Ihnen gerechnet", gestand ich ihm. Die Nervösität hatte sich schlagartig gelegt, an dessen Stelle hatte sich pure Freude ausgebreitet. Er war tatsächlich gekommen! Unfassbar. Wahrscheinlich kam mir deshalb diese ganze Situation so sureal vor.
„Da ich soeben die Grenze jedes normalen Lehrer-Schüler-Verhältnisses überschritten habe, sind Höflichkeitsformen nur Nebensache. Du kannst mich Ruben nennen." Herr Dorn sah mich an, nun ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen. Erst danach entledigte er sich seines Mantels und Schuhe.
„Dann also Ruben." Ich schenkte ihm ein glückliches Lächeln, wusste im selben Moment jedoch nicht, was ich jetzt sagen oder tun könnte. Ich hatte ihn zwar eingeladen, aber ich hatte nie weitergedacht als an diesen Moment.
Ruben trat ein paar Schritte auf mich zu, verringerte so den Abstand zwischen uns, sodass er nun direkt vor stand. „Ich würde gerne noch eine Grenze überrschreiten. Darf ich dich ..." Sanft strich er eine verirrte Locke meines Haares hinter mein Ohr. Anstatt dass er seine Hand wieder sinken ließ, verharrte sie in der Nähe meiner Wange. Ganz so, als wüsste er nicht, ob er mich berühren durfte oder nicht.
Ich wartete nicht ab, um seine Frage zu Ende zu hören. Zu stark war das Knistern, das in der Luft lag. Zu stark die innere Anspannung, die seine Nähe in mir auslöste. Entschlossen streckte ich mich ihm entgegen, um anschließend meine Lippen auf die seinen zu legen.