Kapitel 5

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Fabiennes PoV:

Draco lächelte mich erleichtert an, als er seinen Kopf hob. Er fuhr sich durch seine Haare und seufzte.
"Du hast mir aber einen Schrecken eingejagd. Ich dachte schon, dass du nicht mehr aufwachst. Aber jetzt kann ich ja wieder gehen."
Entschlossen wirklich zu gehen, stand der junge Malfoy auf und drehte sich um. Als er ging, flüsterte ich ihm ein Danke hinter her, welches kaum hörbar war. Ein Glück hörte er es wirklich nicht. Es wäre undenkbar gewesen, wenn er sich noch einmal zu mir umgedreht hätte. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit hätte ich dann nicht mehr so tun können, als wäre er mir nicht sympathisch. Seufzend ließ ich mich zurück auf das Bett fallen und starrte angestrengt an die Decke. Noch immer war mir schwindelig vom Spiegel, noch immer stand mir der kalte Schweiß auf der Stirn, aber ich wollte zurück in mein eigenes Bett. Ich rief nach der Krankenschwester, welche mich netterweise entließ und ging vorsichtig in Richtung der Kerker.
Die kalte Luft hier unten tat mir außergewöhnlich gut und so war ich einigermaßen wieder gefasst, ehe ich den Gemeinschaftsraum betrat.
Als ich in den großen Raum trat, wurden sofort alle Gespräche still, die Schüler drehten sich zu mir um und starrten mich an.
Doch anstatt beschämend zu Boden zu sehen, stolzierte ich erhobenen Hauptes auf die Tür zum Mädchenschlafsaal zu. Ehe ich diese allerdings erreichte, hielt mich jemand an der Schulter fest.
"Alles gut bei dir, blonde Schönheit?"
Es war Zabini, welcher mich besorgt anlächelte.
"Ja, danke der Nachfrage. Könntest du mich bitte loslassen? Ich möchte mich frisch machen."
Sofort ließ er mich los, so dass ich mich endlich ins Bad begeben konnte.
Ich schälte mich aus meinen durchgeschwitzten Klamotten und trat unter die Dusche. Es war ein schönes Gefühl, wie das heiße Wasser auf mich herab fiel. Leise stöhnte ich auf, als meine angespannten Muskeln sich endlich wieder entspannten.
Seit ich wusste, dass ich an diese Schule musste, waren meine Muskeln nur noch angespannt. Nicht, dass ich mich nicht gefreut hätte, dass ich an diese Schule durfte... Nein, ich hatte Angst... Angst davor, Draco Malfoy zu begegnen. Tief in mir hatte ich gehofft, dass er nicht mehr auf diese Schule durfte, doch als ich ihn dann im Zug sah... Etwas zerriss mir mein Herz.
Ich erinnerte mich nicht wirklich an ihn, wusste nur, dass er mir damals wichtig gewesen sein musste. Oder besser gesagt, ich sollte so tun, als würde ich ihn nicht kennen.
Seufzend drehte ich das Wasser ab, schnappte mir eines der Handtücher und verließ das Badezimmer. Ein weiteres Handtuch lag auf meinen Schultern, womit ich langsam meine Haare abtrocknete. Still vor mich hinstarrend, bemerkte ich nicht, wie Pansy plötzlich vor mir stand.
"So in Gedanken versunken?"
Ich erschrak, sah auf und lächelte dem Mädchen zu.
"Tut mir leid, Pansy. Wenn du etwas gesagt hast, dann habe ich dir leider nicht zugehört."
Pansy lächelte mich ebenfalls an, setzte sich zu mir und half mir mit den langen Haaren. Dankend reichte ich ihr meine Bürste, woraufhin sie meine Haare bürstete.
"Wie kommt es, dass du plötzlich so nett zu mir bist?"
Pansy hielt in ihrer Bewegung inne, ehe sie seufzte und mir antwortete:
"Draco und Blaise haben gesagt, dass ich netter zu dir sein soll. Schließlich seist du keine Konkurrenz für mich, meinte Draco."
Ich konnte ihr Lächeln förmlich spüren, ließ mir aber nichts anmerken. Ihr letzten Worte versetzen mir einen leichten Stich, doch ich lächelte trotzdem. Als sie mir die Bürste reichte, stand sie auf und verließ lächelnd den Schlafsaal. Kopfschüttelnd ließ ich die Handtücher fallen, schnappte mir meine Schuluniform - welche aus einer schlichten schwarzen Hose, einer weißen Bluse, der grünen Krawatte und meinem enganliegenden Umhang bestand. Letzteren ließ ich über meinem Arm hängen, musterte mich kurz im Spiegel und legte noch etwas Make Up auf.
Ich hatte so lange auf der Krankenstation verbracht, dass es bereits Mittwoch war. Als ich wieder im Gemeinschaftsraum auftauchte, saß dort nur noch Draco.
"Du bist ja noch gar nicht in der großen Halle."
"Du doch auch nicht...", erwiderte ich kopfschüttelnd.
Er stand lächelnd auf, reichte mir seinen Arm und als ich mich unterhakte, gingen wir zusammen zur großen Halle. Als wir diese betraten, sahen die Schüler vom Slytherintisch sofort zu uns rüber. Bei unserem gemeinsamen Auftreten, warfen viele der Mädchen mir einen bösen Blick zu, vor allem aber Pansy.
Schnell wollte ich meinen Arm von Dracos nehmen, doch dieser hielt mich zurück.
"Bleib ganz ruhig. Pansy wird sich schon wieder beruhigen. Schließlich habe ich keinerlei Interesse an dir. Und das weiß sie auch."
Wütend zog ich meinen Arm von ihm weg, ging zu den anderen und setzte mich neben Blaise.
"Hey Blaise."
"Hey, blonde Schönheit."
Er lächelte mich an, bis er Draco bemerkte, welcher sich zwischen uns zwei setzen wollte. Flehend sah ich Zabini an, welcher dennoch für seinen besten Freund Platz machte. So saß ich nun zwischen Draco und Pansy, welche mich immer noch wütend ansah.
Ich aß schnell mein Frühstück auf und ging dann zum Unterricht. Eigentlich konnte ich all das, was wir hier beigebracht bekommen, doch mein Vater meinte, dass ich hier trotzdem noch mal alles durchkauen sollte.
Als ich zur nächsten Stunde ging, lief ich direkt in Hermine und ihre Freunde rein.
"Sorry Leute."
Hermine umarmte mich sofort, genauso wie es die anderen beiden taten.
"Hey Fabienne. Wie geht's dir?"
"Gut danke. Können wir uns nachher treffen Hermine?"
Verwirrt sah sie mich an, nickte aber dennoch. Lächelnd verabschiedete ich mich von den dreien und ging weiter.
Ich holte meinen Stundenplan heraus und stöhnte innerlich auf, als ich sah, welches Fach wir nun hatten:
Zaubertränke.
Schnell ging ich zu den Kerkern und in den Klassenraum. Dort angekommen, sagte mir Professor Slughorn, dass ich mit einem Klassenkameraden ein Team bilden müsste und er mich auch schon jemandem zugeteilt hätte.
Gerade als ich ihn fragen wollte, wer dieser jemand war, richtete sich seine Aufmerksamkeit auf dem Schüler, der gerade eintrat.
"Mr. Malfoy, ich habe gerade von Ihnen gesprochen. Wären Sie so nett und würden in der heutigen Stunde mit Ms. Jones zusammen arbeiten?"
"Aber Professor, ich wurde doch schon Mr. Zabini zugeteilt."
"Dieser wird mit Ms. Parkinson zusammen arbeiten."
Ohne auch nur den kleinsten Widerspruch zu erlauben, platzierte er mich auf dem Platz neben Draco.
Widerwillig sah dieser mich an, sagte aber kein Wort mehr. Als ich mich zu ihm umdrehen wollte, um auch nur ein Wort zu sagen, begann die Stunde bereits und Professor Slughorn begann zu sprechen.

Dracos PoV:

Zum Glück begann der Unterricht endlich. Ich hatte keine Lust Fabienne auch nur zuzuhören. Eigentlich hatte ich nichts gegen sie, aber irgendetwas regte mich innerlich auf, sobald ich sie nur ansah. Am schlimmsten war es, wenn sie sich mit Blaise unterhielt. Zwar hatte ich meinem besten Freund gesagt, dass ich keinerlei Interesse an der neuen Schülerin hatte, aber dass er sich gleich so ins Zeug legte, um sie rumzukriegen - das bereitete mit Kopfschmerzen. Vielleicht sollte ich doch mehr Interesse an ihr zeigen, um sowohl Blaise als auch sie aus der Reserve zu locken. Ich schaute zu ihr rüber und sah, dass sie sich keinerlei Notizen machte. Verwirrt stubste ich sie an, bis sie mich ansah.
"Was ist?"
"Willst du dir gar keine Notizen machen?"
Sie schüttelte den Kopf und schaute wieder stur zu Professor Slughorn. Genervt verdrehte ich die Augen und schrieb mir weiter alles auf, was wir für den Trank bräuchten. Als es dann hieß, dass wir uns die Zutaten holen sollten, stand Fabienne als erste auf und griff jegliche Zutaten, um sofort mit dem Trank anzufangen. Ich beobachtete, wie sie (ohne auch nur in ein Lehrbuch zu schauen) alles zusammen rührte und den Trank fertig braute. Als dieser dann die gewünschte Farbe und Konsistenz hatte, meldete sie sich und der Professor begutachtete ihr Werk.
"Ausgezeichnet Ms. Jones. So wie ich es von einer Schülerin mit ihrem Namen erwartet hatte. Ganz wie die liebe Mutter. 15 Punkte für Slytherin. Sie können ihren Liebestrank nun in einer kleinen Phiole abfüllen und dann mitnehmen. Ausnahmsweise, versteht sich. Danach können Sie den Rest bitte wegschütten, Ihren Platz aufräumen und dann zur Pause gehen."
Mit einem Lächeln auf den Lippen tat sie genau das, was der Professor ihr gesagt hatte. Als sie all ihre Sachen weggeräumt hatte, schritt sie erhobenen Hauptes und mit einem Siegerlächeln auf den Lippen aus dem Klassenraum heraus. Kurz vor der Tür, drehte sie sich nochmal zu mir um und zwinkerte mir zu.
Wahrscheinlich verwirrte sie mich mit Absicht.
Als es dann endlich zur Pause klingelte, traten Pansy und Blaise zu mir und fragten mich sofort, wie Fabienne so schnell und so genau den Trank zubereiten konnte.
"Glaubt mir Leute... Ich habe keine Ahnung. Sie hat nicht mal ihr Buch aufgeschlagen, geschweige denn sich Notizen gemacht. Fast so, als hätte sie ihn schon mal gebraut."
"Tja, vielleicht brauchte sie so einen schon mal? So wie sie aussieht..."
"Also Pansy, lass das!", blaffte Blaise sie an, "Sie hat das sicher nicht nötig. Hast du nicht mitbekommen, wie die Jungs aus allen Häusern sich nach ihr umdrehen?"
Plötzlich wurde ich hellhörig. War Fabienne echt so beliebt bei den Männern? Hatte sie sich gar schon auf einen der anderen eingelassen?
"Echt? Das ist mir gar nicht aufgefallen. Wahrscheinlich wissen die Jungs einfach nicht, was gut für sie ist.", sagte Pansy lachend.
"Ja echt. Aber soweit ich weiß, hat sie niemanden an sich ran gelassen."
Auch wenn mich Fabienne nicht interessierte, musste ich bei der Aussage meines besten Freundes schmunzeln. Ich hörte schon gar nicht mehr dem Gespräch der beiden zu, denn als wir um die Ecke bogen, sah ich Fabienne, die mit einem Schüler aus Ravenclaw sprach. Der Typ sah ziemlich irritiert drein, als er uns alle bemerkte, sprach dennoch weiter mit ihr.
Im Vorbeigehen schnappte ich einen Satz auf, welcher mich zum Grinsen brachte:
"Es tut mir Leid. Es schmeichelt mir sehr, aber ich kann nicht deine Freundin werden."
Ohne noch einmal zurück zu blicken, wussten wir auch so, dass sie hinter uns ging.
Wir gingen alle in die große Halle, wo wir uns zum Mittagessen hinsetzten.
Fabienne saß, interessanterweise, nicht wie sonst zwischen Pansy und mir, sondern hatte sich gegenüber von mir gesetzt. Fragend sah ich zu Blaise, welcher erst mit den Schultern zuckte und sich ihr dann widmete.
"Alles okay Fabienne?"
"Wieso?", entgegnete sie, ohne auch nur von ihrem Teller aufzusehen.
"Naja, sonst sitzt du ja zwischen Pansy und Draco und heute -"
"Muss ich mich jetzt bei euch rechtfertigen, nur weil ich nicht zwischen den beiden sitzen will?!", zischte sie ihn wütend an.
Schützend hob er die Hände und wollte gerade etwas erwidern, als sie schon zum nächsten Schlag ausholte, allerdings nicht gegen ihn.
"Ach ja, Draco, wenn du das nächste Mal etwas wissen willst. Weil ich mich komisch verhalte oder sonst was, solltest du von deinem hohen Ross steigen und selber den Mund aufmachen. Ich kann solche Leute wie dich nicht ausstehen!"
Mir klappte regelrecht die Kinnlade herunter und ich konnte nicht anders, als sie anzustarren. Wütend stand sie auf, legte sich ihre Tasche um und verließ die große Halle. Blaise war der erste, der sich wieder fing und wollte ihr gleich nach, doch ich hielt ihn am Arm fest, schüttelte mit dem Kopf und machte ihm deutlich, dass er sich wieder setzen sollte.
"Bleib sitzen. Ich geh ihr nach und kläre das."
Mein bester Freund nickte rasch und schon stand ich auf und suchte Fabienne.
Hoffentlich finde ich sie schnell und kann alles mir ihr klären.

"I'm not living, Draco... I'm just surviving!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt