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"Wenn das ein gutes Foto werden soll, musst du aufhören, mich zum lachen zu bringen", sagte Magdalena, während sie genau dies tat; lachen. Sie schaute nun an der Kamera vorbei zu ihrer besten Freundin Kaya. Immer wieder stand sie für Lena vor der Kamera. Sie war wunderschön und hatte ein natürliches Talent dafür.

Jedenfalls empfand Lena es so. Und sie brauchte gute Bilder, um endlich einen Job zu bekommen. Einen vernünftigen Job. Denn sie wollte unbedingt die Assistentin einer bekannten Fotografin in der Stadt sein. Und sie wurde vorgeladen, um ihre Bilder zu präsentieren. Es war gut bezahlt. Naja, besser als der Job als Kellnerin, dachte sie.

Den übte sie aus, seitdem sie das Mathestudium abgebrochen hatte. Es wäre nur noch ein Semester gewesen. Dann hätte sie den Abschluss in der Tasche gehabt und könnte in irgendeiner Firma arbeiten. Doch das war nichts für sie. Eigentlich hatte sie Mathe sogar immer gehasst. Aber irgendwas wollte sie studieren. Vielleicht hätte sie die letzten sechs Monate durchziehen sollen. Doch nun war es zu spät.

"Tut mir leid, ich weiß, dass das wichtig für dich ist", meinte Kaya dann und riss sich zusammen, während Lena die letzten Fotos machte und sie ihr dann zeigte. Kaya lächelte. Später würde Lena sie ihr zuschicken und sie musste sich so keine Sorgen um neue Bilder für ihre Social Media Profile machen. 

Magdalena packte dann ihre Kamera ein und Kaya zog sich eine dünne Jacke drüber. Heute Abend würden beide zu beschäftigt sein, um etwas zu unternehmen, also gingen sie stattdessen jetzt einen Kaffee trinken. Kaya stupste Lena leicht an. 

"Bis wann musst du arbeiten?", wollte sie wissen. Lena zuckte mit den Schultern. "Ich glaube bis ein Uhr", antwortete sie. Die Schicht heute war kurz, aber es war ja auch unter der Woche. Nur Studenten waren dann in einer Bar. Am Wochenende blieb sie meist bis früh dort. Sie und Kaya schliefen also meist, während der andere wach war. Auch heute würde es so sein. 

Denn Lenas beste Freundin ging noch zur Universität. Im Gegensatz zu ihr hatte sie ihr Studium in Englisch und Chemie auf Lehramt nicht abgebrochen. Sie war in ihrem letzten Semester. Natürlich würde sie dann noch nicht gleich Lehrerin sein, aber sie war einen ganzen Schritt näher dran. An ihrem Traumberuf. 

Sie gingen in ihr Stammcafé und bestellten ihre üblichen Getränke; einen schwarzen Kaffee und einen Schwarztee. Kaya schmunzelte. "Wieso trinkst du eigentlich immer Tee hier? Es gibt so viel Auswahl", sagte sie. "Sagt diejenige, die ihren Kaffee immer schwarz trinkt", meinte Lena und Kaya verdrehte nur die Augen. 

Sie könnten auch in ein anderes Café gehen, schließlich war Washington D.C groß genug dafür. Doch sie beide liebten es hier. Das war der Ort, an dem ihre Freundschaft begonnen hatte. Kennengelernt haben sie sich zwar an der Universität, doch ihr erstes wirkliches Gespräch war hier. Es war ein Unwetter und beide hingen hier fest. Seit diesem Tag an waren sie unzertrennlich. 

Vor einem Jahr sind sie schließlich zusammengezogen. Raus aus dem Wohnheim, in das Kayla nicht einmal hätte ziehen müssen, denn ihre Familie hatte genug Geld, um ihr eine Wohnung zu bezahlen. Doch sie wollte Freunde finden. Und wie der Zufall es wollte, fand sie in Lena eine gute Freundin. Auch wenn sie nicht alles über sie wusste. 

Niemand wusste alles über Magdalena Parrish. Sie wollte es niemandem erzählen, weil ihr bewusst war, wie sie dann reagieren würden. Mit Angst und Abneigung. Und sie könnte es verstehen. Vielleicht war Kayla die eine Person, der sie es einmal erzählen würde. Kayla verurteilte niemanden. Aber wenn sie wüsste, für wen Lena einst gearbeitet hat, würde es dieses mal vermutlich so sein. 

Das zu wissen, brach ihr das Herz. Seitdem sie mit dieser Arbeit aufgehört hat, hatte sie keine Freunde gehabt. Eigentlich hatte sie nie wirklich welche. Sie wollte Kaya nicht wegen ihrer Vergangenheit verlieren. Jedenfalls noch nicht. 

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