Eine Weile schwiegen sie sich an. Kaya betrachtete die Fotos, während Lena innerlich schon ihre Sachen packte. Sie würde sie hinaus schmeißen. Wer wollte schon eine ehemalige HYDRA-Agentin bei sich leben haben? Schlussendlich seufzte Kaya. Sie stand auf und zündete die Kerze auf dem Tisch an. Nacheinander verbrannte sie die Fotos.
"Was machst du da?", wollte Lena verwirrt wissen. "Die Bilder verbrennen." "Aber warum?" Kaya sah zu Lena. "Ich habe deine Reaktion gesehen, als du den Brief geöffnet hast. Du hattest Angst. Das alleine hat mir schon gezeigt, was du von HYDRA hältst", erklärte sie. Das war ein Test. Sie wollte also ihre Reaktion sehen.
"Deine Vergangenheit ist mir egal, Lena. Sie definiert dich nicht. Ich vertraue dir", sagte sie dann und pustete die Kerze aus. Überrascht sah Magdalena ihre beste Freundin an. Es war ihr egal, dass sie für HYDRA gearbeitet hatte? Aber wieso? Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie dachte immer, jeder würde sie dafür hassen.
Dann stand Kaya erneut auf und machte das Rollo herunter. Lena erinnerte sich, dass von dort eines der Bilder entstanden ist. Sie hatten sie durchs Küchenfenster beobachtet. Kaya hockte sich zu Lena und sah sie an. "Du brauchst hierbei Hilfe", sagte sie. "Wenn sie dir drohen, dauert es nicht lange, bis sie hier vor der Tür stehen und ich will nicht, dass sie dich mitnehmen", gab sie zu. Lena lächelte leicht.
Kaya sorgte sich um sie. Dabei sollte sie sich viel mehr um sich selbst Sorgen machen, denn schließlich war es sie, die sie verletzen würden, wenn Lena ihnen nicht half. Doch sie wusste, dass Kaya Recht hatte. Sie würde Hilfe brauchen. Und wenn HYDRA noch existierte, musste sie SHIELD warnen. Allen voran Captain America.
Doch so konnte sie ihnen nicht entgegentreten. Er würde sie sofort erkennen und misstrauen. Nicht nur das. Er würde sie hassen. Damals war sie mit ihm im Zug. Sie hat gesehen, wie sein bester Freund in den Tod gestürzt ist. Und sie hatte ihnen nicht geholfen, auch wenn sie sich noch ganz genau erinnern kann, wie viel Schuldgefühle sie hinterher hatte.
Aber ihretwegen kam ein Windstoß. Captain America hätte seinen Freund retten können. Und sie? Auf Befehl hatte sie den Wind um den Zug herum verstärkt. Es war allein ihre Schuld gewesen. Danach wollte sie nicht mehr außerhalb arbeiten. Nicht, dass HYDRA danach noch lange existiert hat.
"Geh zu SHIELD. Sie werden dir sicher helfen", meinte Kaya und setzte sich wieder. Lena schüttelte den Kopf. "Nicht so." Sie erzählte ihr diese Geschichte. Und Kaya verstand das Problem sofort. "Und wenn du den Körper wechselst?", wollte sie wissen. Das war eine Idee. Doch das konnte sie nur für eine Woche, denn diesen Körper hier würde sie gern behalten.
Eine Woche hielt er ohne sie im Geist durch. Dann würde er sterben. Sie hatte also genau eine Woche in einem anderen Körper, um SHIELD zu warnen. Um Hilfe bitten konnte sie nicht, denn dann musste sie ihre Identität enthüllen. Aber sie würden sich HYDRA schon annehmen. Daran glaubte sie.
Lena erklärte Kaya, dass diese dann eine Woche auf den Körper achten muss. Sie braucht weder Trinken, noch Essen. Aber es wäre ganz praktisch, hin und wieder zu schauen, ob er noch am Leben war. Es war ihr nämlich auch schon passiert, dass die Woche zwar nicht rum war, doch der Körper verstorben ist. Den Grund kannte sie nicht.
Kaya nickte. "Und wie findest du einen Körper?", wollte sie wissen. Lena zuckte mit den Schultern. "Ich laufe durch die Stadt. Dann spüre ich, welchen Körper ich besetzen kann", antwortete sie. "Aber es gibt einen Haken." Kaya seufzte. "Den gibt es immer", entgegnete sie. "Wir müssen das Mädchen entführen." Geschockt sah Kaya sie an. Was hatte sie erwartet? Wenn sie mitten auf der Straße den Körper wechseln würde, dann würde dieser Körper hier einfach umkippen. Und dann war er verloren.
Kurz schwiegen sie sich an, dann schenkte Kaya Lena ein leichtes Lächeln. "Wir schaffen das schon", meinte sie. Optimistisch wäre das erste Wort, was Lena einfallen würde, um Kaya zu beschreiben. Denn das war sie die meiste Zeit über. Sie glaubte daran, dass Lena den Job ihrer Träume bekommen würde.
Zudem war Kaya loyal. Sie war die beste Freundin, die Lena sich vorstellen konnte. Und sie bot an, für sich heute Nacht in ihrem Job als Kellnerin einzuspringen. "Du bist die Beste, weißt du das?", sagte Lena. Nun grinste Kaya. "Das höre ich öfter. Und jetzt geh." Etwas, was Lena sich nicht zweimal sagen ließ. Und sie ging los.
Sie fing bei dem Café an, das die beiden so gut kannten. Die blonde Bedienung war auch wieder da. Sie schmunzelte immer, wenn sie die beiden sah, da sie bereits so oft hier waren. Und sie kannte auch ihre Bestellung schon auswendig, weshalb sie sich meist nur noch setzen mussten. Als sie Lena erblickte, wirkte sie überrascht.
"Heute alleine?", wollte sie wissen. Lena nickte und sah sich um. Ein rothaariges Mädchen saß traurig an einem der Tische. Alleine. Perfekt, dachte Lena. Sie konnte spüren, dass das Mädchen sterben würde. Eine Krankheit. Sie hatte nicht mehr lange. Da klang ein Tausch doch gut. Und wenn sie den Körper zurückgibt, ist er gesund.
Also ging Lena zu ihr. Sie lächelte das Mädchen freundlich an. "Ich kann dir helfen", sagte sie. Kein vertrauensvoller Satz, wie sie im Nachhinein feststellen musste. Das klang mehr, als wäre sie ihr ehemaliger Boss, als er sie angeworben hatte. Schnell verdrängte sie diesen Gedanken wieder.
Fragend sah das Mädchen sie an. Lena beugte sich leicht nach vorn und erklärte ihr leise alles. Eine andere Wahl hatte sie nicht. Hoffentlich würde sie nicht schreiend wegrennen. Doch das tat sie nicht. Stattdessen sah sie sie verwundert an. "Arbeitest du mit den Avengers zusammen?", wollte sie daraufhin wissen.
Nein, dachte sie, das tat ich nicht. Doch das musste das Mädchen nicht wissen, also nickte sie. "Und ich bin danach wieder vollkommen gesund?" Erneut nickte Lena. Und das Mädchen nahm das Angebot an. Ein Glück. Sie folgte ihr. Lena hatte nach ihrem Namen und der Krankheit gefragt, vergaß das aber genauso schnell wieder.
Nicht oft wechselte sie den Körper, um ihn danach wieder zurückzugeben. Eigentlich hatte sie das nur einmal getan. Kurz nach dem Krieg. Sie hatte Angst, man würde sie erkennen, also hatte sie sich eine Woche lang einen Körper geliehen. Die Frau damals hatte Krebs und war nach Ende der Woche vollkommen gesund. Und sie hatte ihr Leben weiter geführt.
Lena verstand nicht, wie genau das funktionierte. Aber sie wusste, dass sie beim besetzen des Körpers vorsichtig sein musste, um ihren Geist nicht zu verletzen. Zu zweit kamen sie bei der Wohnung an. Kaya saß gerade am Laptop und bearbeitete etwas für die Universität, als sie aufsah. Verwirrt. "Wie hast du es geschafft, dass sie freiwillig mitkommt?", wollte sie wissen. Schnell erklärte Lena es ihr, bevor sie sich auf die Couch legte.
Dem Mädchen sagte sie, es solle einfach ruhig stehen bleiben. Lena schloss die Augen. Und verließ den Körper. Für die anderen geschah nichts. Sichtbar war die Besetzung nicht. Doch kurzzeitig schwebte Lena unsichtbar in der Luft, bevor sie in das Mädchen eindrang. Sie konnte ihren Geist spüren und bat ihn vorsichtig beiseite. Dann übernahm sie die Kontrolle.
Kurz zuckte der Körper. Dann sah sie zu Kaya, die fasziniert zusah. "Und?", fragte sie. "Es hat funktioniert. Ich bin hier drinnen", erklärte Lena. Doch sie fühlte sich komisch. So wie sie es immer tat, wenn sie den Körper wechselte. Einer der Gründe, weshalb sie es nicht oft tat. Aber nun war sie wer anders. Und sie konnte SHIELD warnen.
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I | WINTER SOLDIER ➹ B. BARNES
FanfictionMagdalena lebt seit knapp 200 Jahren als Verstandswandlerin, wie sie sich nennt. Von anderen wird sie auch Dämonin genannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg für HYDRA arbeitend, lebt sie nun seit knapp zwanzig Jahren friedlich in Washington. Bis S.H.I.E.L...