eleven.

252 11 0
                                    

Am nächsten Morgen war sie bereits wach, als sie geweckt wurde. Angezogen. Bereit für den Kampf, wie es schien. Doch das war sie nicht. Sie war nicht bereit gegen Bucky zu kämpfen. Oder seinen besten Freund gegen ihn kämpfen zu lassen. Der Gedanke brach ihr das Herz. Eine Sache, die man ihr hier beigebracht hatte, stimmte. Gefühle lenken ab. 

Sie wusste nicht, was genau sie für Bucky fühlte. Für Liebe kannten sie sich nicht lange genug. Doch sie mochte ihn. Und sie hoffte, dass es sich zu Liebe entwickeln würde. Wenn sie denn die Chance dazu haben würden. 

Ihr dunkles Haar hatte sie wieder zu einem Zopf zusammen gebunden. Sie trug die gleiche Jacke und die gleiche Hose. Nur hatte sie dieses mal mehr Waffen. Als sie am Tisch Platz nahm, erwartete sie nicht, Bucky zu sehen. Sie hatte gehofft, das würde sie erst nachher wieder. Doch er kam zusammen mit Pierce in den Raum. 

Dieser sagte ihr, wo sie und Bucky sich zu treffen hatten. Stumm nickte sie und versuchte alles, um ihm nicht jetzt schon das Messer in die Brust zu jagen. Es kostete sie auch Mühe, keinen Wind zu erzeugen. Denn sie konnte spüren, dass dieser jeden Moment aufziehen würde. "Ich werde in einigen Stunden fort sein. Winter Soldier begleitet mich", erklärte Pierce dann. "Du folgst dreißig Minuten später." Lena nickte. 

Doch innerlich fragte sie sich, wie sie alles in weniger als dreißig Minuten schaffen sollte. Dokumente finden und das Quartier in die Luft jagen. Wobei letzteres das einfachere von beiden war. Sie aß und dachte nach, sagte jedoch keinen Ton. Sie wollte nicht riskieren, ihn zu beleidigen. Nicht jetzt. 

"Außerdem möchte ich, dass du uns beide gleich für einen Augenblick begleitest", sagte er dann. Kurz sah sie zu Bucky, der große Augen bekam. Das war der Moment, in dem sie wusste, dass er noch er selbst war. Sie sah zu Pierce und nickte. Vielleicht hatte er sie überzeugt und man würde ihm seine Erinnerungen lassen. Das wäre für sie alle am einfachsten.

Oder jedenfalls für Steve und Lena. Dann konnten sie die Sache klären und Lena würde mit Kaya wieder in ihre Wohnung ziehen. Sie könnte sich des öfteren mit Bucky treffen und ihre Beziehung und ihre Gefühle würden sich vielleicht festigen. Vorausgesetzt die anderen würden sie nicht festnehmen lassen. Und Bucky. 

Zweifel kamen bei ihr auf. Was wenn sie beide danach erst einmal einsperren würden, um zu sehen, wer sie wirklich waren? Verstehen konnte sie es. Bucky hat schlimme Dinge getan und musste sich erholen. Und Lena, sie hatte Schüler und Lehrer ermordet. Die Öffentlichkeit verlangte eine Strafe, so viel war sicher. 

Sie könnte diesen Körper natürlich auch umbringen und in dem anderen ein neues Leben anfangen. Einen neuen Namen annehmen und die Vergangenheit hinter sich lassen. Weil das beim letzten mal so gut geklappt hat, Lena, meldete sich eine Stimme im Hintergrund. Nein, sie würde sich ihrer Vergangenheit stellen müssen und für ihre Fehler geradestehen. Sie würde die Konsequenzen akzeptieren. Um des Friedens willen. 

Als alle fertig waren, liefen sie los. Lena hatte keine Ahnung, wo genau es hinging. Vor einer Tür blieben sie stehen. Pierce öffnete sie und sie gingen hinein. Der Raum war kahl und voller Kacheln. In der Mitte stand ein Stuhl, umgeben von Geräten. Innerlich war Lena verwirrt, äußerlich ließ sie nicht erkennen, was sie dachte oder fühlte. 

Zum Beispiel Angst. Denn was auch immer gleich passieren würde, wird nicht schön. Das sagte ihr ihr Bauchgefühl. Und beim letzten mal hatte das auch richtig gelegen. Da wurde sie nämlich erschossen. Und als Bucky sich dorthin bewegte, bestätigte es sich. Er setzte sich drauf. 

"Ich möchte, dass du zusiehst, Magda", sagte Pierce und sah zu ihr. Lena fiel es schwer, den Blick von Bucky abzuwenden. "Denn ich möchte ganz sicher gehen, dass keine Gefühle vorhanden sind. Sonst landet auch du darauf." Lena nickte.

Sie wusste, was geschehen würde. Man würde seine Erinnerungen löschen. Ihm nehmen, was ihn ausmachte. Und das vor ihr. Er wollte sie testen und sie war bereit dafür. Auch wenn es sie innerlich umbringen sollte. Sie würde keine Träne vergießen. Nicht schreien. Und Pierce nicht umbringen. Noch nicht. 

Bucky nahm etwas in den Mund. Vermutlich um darauf zu beißen. Lena konnte sich nicht einmal vorstellen, wie sehr all das wehtun musste. Und dann begann es. Er schrie und zappelte. Doch Lena zuckte nicht einmal. Sie wusste nicht, wie, doch sie schaffte es, die Gefühle für diese Zeit abzustellen. Oder eher; sie verdrängte sie. So wie die Sache mit der High School. 

Als das alles vorbei war, sprach Pierce mit Bucky. Oder eher; dem Winter Soldier. Doch Lena hörte nichts. Sie hatte alles um sich herum ausgeblendet. Erst als Pierce sich verabschiedete, kam sie zu sich. Bucky ging mit ihm. Und auch sie verließ den Raum, in dem Bucky gerade gefoltert wurde. 

Sofort ging sie in den Trainingsraum und schloss die Tür ab. Daraufhin ließ sie wortwörtlich Luft raus. Eine kleine Druckwelle verließ sie und schleuderte alles in dem Raum durcheinander. Doch das war ihr egal. Sie war wütend, denn sie hatten Bucky wehgetan. Also griff sie zum Stab und ging zu dem Boxsack. 

Wütend schlug sie dagegen. Wieso war sie HYDRA damals beigetreten? War sie wirklich so blind gewesen? Sie folterten Menschen. Ein Schlag folgte. Wollten Millionen Menschen töten. Schlag. Machten aus guten Menschen Marionetten. Erneuter Schlag. Nur dieses mal flog der Sack durch den gesamten Raum. 

Lena sah darauf. Es war einer wie der, mit dem sie und Bucky trainiert hatten. Nichts war besonders daran. Verwundert betrachtete sie erst den Stab und dann ihre Hände. Sie war das. Ihretwegen war der Schlag so stark. Sie ließ den Stab fallen, rannte zum Sandsack, hob ihn auf und hängte ihn wieder an. 

Das musste sie testen. Erneut schlug sie zu. Erst wie zuvor. Normal. Nichts geschah. Dann konzentrierte sie sich. Spürte den Wind um sich. Kurz schloss sie die Augen und stellte sich vor, wie der Wind den Stab umgab. Bevor sie mit ihm gegen den Sack schlug. Gleichzeitig stellte sie sich die schnellste Windstärke vor, an die sie denken konnte. Und tatsächlich. Erneut flog der Sack gegen die Wand und hinterließ dort sogar einige Risse. 

Lena sah zum Stab. Dann begann sie zu grinsen. Vielleicht war sie im Nahkampf doch nicht so schlecht. Sie nahm sich einen Gürtel, in dem eine Schlaufe für den Stab war, denn sie beschloss ihn zu ihrem neuen Kampfwerkzeug zu machen. Dann sah sie zur Tür. Pierce hatte eine Grenze überschritten und einen Sturm losgebrochen. 

 

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
I | WINTER SOLDIER ➹ B. BARNESWo Geschichten leben. Entdecke jetzt