Dear Diary,..

409 20 0
                                    

Liebes Tagebuch,

Es ist jetzt eine Woche vergangen seit dem ich hier eingesperrt wurde. Ganz weit weg von meinem Justin, meiner Familie einfach jedem. Bis ich einen von ihnen wieder sehen darf, dauert es noch. Sie sagen ich darf erst nach zwei bis drei Wochen Eingewöhnungszeit Besuch empfangen. Aber ich weiß nicht wie ich das aushalten soll. Seit Justins Verhandlung habe ich ihn nicht mehr wieder gesehn. Er ist jetzt frei. Wenigstens etwas Gutes. Was mit den Jungs sonst passiert ist, wie es Justin oder Kate geht, das weiß ich nicht. Ich darf hier drin nicht mal telefonieren. Verdammt..Ich hätte niemals gedacht, dass ich mal im Knast landen würde. Ich hätte niemals erwartet, dass ich einen Menschen töten würde. Das alles ist so unwirklich. Jeden Morgen wenn ich aufwache, lasse ich die Augen für einen kurzen Moment geschlossen. Denn solange ich sie zu habe, kann ich mir einreden, dass ich Zuhause, bei mir Zuhause in Sudburry im Bett liege und alles normal ist. Das ich niemals einen Menschen getötet oder überhaupt verletzt habe, oder das ich Justin kennen gelernt habe. Ich meine es ist nicht so, dass ich es bereuen würde. Ich liebe Justin, mehr als alles andere auf dieser Welt und nur wegen ihm war ich bereit all das hier auf mich zu nehmen, aber nehmen wir an ich hätte ihn nicht kennen gelernt, wäre ihm im Boniface House aus dem Weg gegangen. Dann würde ich jetzt nicht hier sitzen. In einer widerlich, stinkenden kleinen Knastzelle, die ich mir mit einer anderen Frau teilen musste. Naja wenigstens war sie nett. Zumindest solange man nicht daran dachte, dass sie ihren eignen Mann auf dem Gewissen hatte. Oh verdammt, es klingt total wahnsinnig und bevor ich hier rein kam, hatte ich selbst nicht daran geglaubt, aber diese Frauen hier drinnen, hatten kein Herz, zumindest die meisten! Und wenn sie Lust hatten, vergewaltigten sie dich. Okay ich gebe es zu. Ich habe Angst hier drin. Ich will raus! Unbedingt!

Verzweifelt seufzend verschloss ich mein kleines, schwarzes Tagebuch und versteckte es unter meiner Matratze. Tränen ranen meine Wangen hinab. Schnell vergrub ich mein Gesicht in meinem Kissen. Niemand durfte sehen oder hören, dass ich weinte. Dann wäre ich geliefert. „Shelly alles gut bei dir?“ hörte ich Sam fragen. Sofort drehte ich mich zur Wand, und wischte mir die Tränen von den Augen. „Ja, ja alles super“. Ach ja, hier drin, war mein Name nicht Chelsea. Wie Sam, meine Zellengenossin gesagt hatte: „Mit dem Namen Chelsea verdienst du dir keinen Respekt, sagen wir doch lieber du heißt Shelly“ Naja und jetzt heiße ich hier drin Shelly. Ja, ich fand es sehr merkwürdig. Aber nach einer Woche, gewöhnt man sich daran. „Hast du grade geheult?“ fragte sie lachend. Prustend drehte ich mich zu ihr um und schüttelte den Kopf. „Ach was!“ sagte ich spöttisch und winkte ab. Mit gerunzelter Stirn nickte sie nur. Auf einmal, drang dieses widerliche Geräusch an mein Ohr. Es erklang jedes Mal wenn die Heftlinge aus den Zellen gelassen wurde, sprich wenn sich die Gitter öffneten. Ich zuckte leicht zusammen, da es so plötzlich kam. Sam verließ schnurstracks die Zelle und lief ans Geländer und sah runter. Dann sah sie wieder zu mir. „Bin dann weg, Frischling“ verkündete sie und verschwand auch schon. Ich erwiderte nichts mehr. Stumm blieb ich also auf meinem Bett sitzen. Ich wollte nicht da raus. Diese Freuen hier waren wie wilder Tiere im Dschungel. Sie machten mir alle verdammt Angst und darum ging ich ihnen auch lieber aus dem Weg. Also verkroch ich mich komplett unter meiner Decke und schloss die Augen. Ich wollte auf andere Gedanken kommen. Ich wollte einfach nicht hier drinnen sein. Deshalb stellte ich mir vor wo ganz anders zu sein. Und zwar bei Justin. In seinen Armen, seinen starken, schützenden Armen. 

„JONES!“ brüllte plötzlich eine männliche Stimme und zog mir die Decke weg. Einer der Wachen. „Auf stehen, Jones! Es ist Freigang! Als beweg deinen kleinen Knackarsch!“ sagte er und sah mich widerlich an. Ich verzog das Gesicht. Am liebsten hätte ich ihm dieses widerliche Grinsen aus dem Gesicht gekratzt, aber was würde das bringen. Also stand ich ohne Wiederrede auf und begab mich in den Dschungel. Wie schon die letzten Tage wurde ich wieder von den Tieren hier angestarrt. Ich war wie die kleine Gazelle umzingelt von Geparden, die sich bereit machten um ihr gefundenes fressen zu zerreißen und zu verschlingen. Ich versuchte mir keine Angst anmerken zu lassen, sah aber auch niemandem hier in die Augen. Ich dachte, wenn ich keinen Blickkontakt hielt, würde ich auch nicht auffallen und ich wäre jedem egal. Vielleicht würden sie mich dann ja in Ruhe lassen und nicht zu misshandeln wie Milly vorgestern. Langsam tapste ich durch die Flure, als mich ‚versehentlich‘ eine andere Gefangene anrempelte, aber natürlich so tat, als hätte ich sie angerempelt. Und da ich jedem Stress aus dem Weg gehen wollte entschuldigte ich mich einfach. Doch sie war offensichtlich auf Stress aus, weshalb sie mich gleich noch mal schubste. Ich sah sie eiskalt an. „Was ist dein Problem, verdammt?“ schrie ich sie an, bereute es aber auch schon im nächsten Moment wieder. „Was mein Problem ist? Du bist es Hure!“ spuckte sie und sah mich unbeeindruckt an. Ich schluckte schwer. Nein bitte nicht! Als ich keine Antwort gab, drehte sie vollkommen am Rad. „Antworte mir Schlampe!“ knurrte sie gefährlich. Ich presste die Lippen zusammen und sah ihr stumm in die Augen. 

Zeig keine Angst. Zeig keine Angst, verdammt!

„Hast du deine Zunge angebissen?!“ schrie sie nun. Ich schluckte. Bitte lass mich in Ruhe! Bitte tu mir nichts! Gott bitte schütze mich!

Ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel, doch es half nichts. Die stämmige Frau hatte nicht die Absicht mich gehen zu lassen. Stattdessen schleppte sie mich mit ihren zwei anderen Weibern in die ihre Zelle und schmiss mich gegen die Wand. Mein Kopf knallte gegen die Bettkante. Stöhnend hielt ich mir die pochende Stelle. „Du solltest dich nicht mit mir anlegen Frischling! Niemand legt sich mit Alice an!“ spuckte sie bevor sie mir mit der Faust einen deftigen Schlag ins Gesicht verpasste. Mein Kiefer knackste und unendlich furchtbare Schmerzen durchströmten meinen ganzen Körper als sie auch noch anfing mich zu treten. Erst nach 10 Minuten kam eine Wache und entfernte Alice von mir. Gleich danach kamen zwei weitere Wachen, welche mich auf die Krankenstation brachten, wo ich kurz und lieblos untersucht und verarztet wurde und gleich darauf wieder zurück gebracht wurde. 

Mit einem geschwollenen, blauen Auge, einer aufgeplatzten Lippe und mehreren blauen Flecken am Bauch lief ich eine Stunde später in die Kantine um mir mein Abendessen zu holen, das aus einer Scheibe Brot und einer Scheibe Käse bestand. Ich setzte mich an einen leeren Tisch und kämpfte dabei mit den Schmerzen am ganzen Körper. Nachdem das Brot aufgegessen war, lief ich zu einem Wachen und fragte ob ich zurück in meine Zelle dürfe. Als er nickte, tat ich das auch. Auf dem Weg dort hin begegnete ich wieder Alice. Mein Puls stieg Augenblicklich und mein Herz fing an zu rasen. Ich hoffte sie würde mich in Ruhe lassen, doch natürlich ließ sie es sich nicht nehmen erneut Ärger an zu fangen. „Aaww, jetzt bist du nicht mehr so hübsch was, Frischling“ provozierte sie mich, doch ich ließ mich nicht darauf ein. Ich ging einfach stumm weiter und hoffte, dass sie mich in Ruhe lassen würde. Natürlich hatte sie das nicht vor, doch das Geräusch rettete mich. Wir mussten wieder zurück in die Zellen. Und zum ersten Mal seit meinem Aufenthalt hier, liebte ich dieses widerliche, ohrenbetäubende Geräusch und es klang wie Musik in meinen Ohren. 

JUSTIN

Wutentbrannt schlug ich nun schon zum 5 Mal diese Woche um mich und zerschmetterte alles um mich herum in hundert Teile. Dieser verfluchte Mistkerl. Dieser dreckige Swan. Ich schwöre bei Gott ich werde ihm die Haut abreisen und sein Blut aus seinem Schädel trinken. Dieser abgefuckte Wichser. Mit meiner sowieso schon blutenden Faust schlug ich den Badezimmerspiegel kaputt. Ich war drauf und dran noch ein Weiteres Mal zu schlagen, doch meine Faust wurde festgehalten. Knurrend drehte ich mich zu der Person um und entdeckte Damon. „Ich rate dir meine Hand los zu lassen Damon, sonst siehst du gleich aus wie dieser Spiegel!“ spuckte ich. Damon lachte nur spöttisch. „Mein Gesicht ist wunderschön, du kannst es selbst mit einem Schlag nicht zerstören!“ sagte er eingebildet und prustete los. „Damon! Leg dich nicht mit mir an verflucht!“ knurrte ich und stellte mich ihm angriffslustig gegenüber. „Aber warum denn nicht, ich finde es so lustig!“ provozierte er weiter. „HALT DEIN MAUL!“ brüllte ich, doch Damon blieb unbeeindruckt und lachte einfach nur. Noch im selben Moment brannten mir die Sicherungen durch. Ich stürzte mich auf Damon. Wir fielen beide zu Boden. Sofort schlug ich auf ihn ein. Die ersten zwei Schläge hatten gesessen, weiter kam ich nicht, denn dann wehrte er sich und schlug auf mich ein, bis ich wieder den Spieß wendete. Und das ging eine Weile lang so, bis Stefan und Ryan kamen und uns auseinander zogen. „Hört auf verflucht noch mal!“zischte Ryan, woraufhin ich nur wieder versuchte mich loszureißen, es mir aber nicht gelang. „Alter Justin! Reiß dich zusammen verdammt!“ brüllte Ryan plötzlich und packte mich am Hals. Unbeeindruckt schubste ich ihn von mir. „Nimm deine Wichsgriffel von mir!“ spuckte ich. Wütend knurrte Ryan und kam ein weiteres Mal auf mich zu. Er packte mich an den Schultern und drückte mich gegen die Wand. „Ich sag es dir noch einmal! Beruhig dich, oder ich sorge dafür! Mit deinen verfickten Ausrastern kommen wir auch nicht weiter!“ schrie er. Bereit etwas zu erwidern öffnete ich den Mund, schloss ihn aber gleich wieder, da ich einsah, dass er Recht hatte. „Jaja, jetzt nehm deine Hände von mir!“ zischte ich und schubste ihn weg. Schnaubend richtete ich meine Kleidung und folgte danach Ryan, Stefan und Damon aus meinem Zimmer runter in die Halle. 

Everythings gonna be alright?- No!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt