"..ultimately we all do the same.."

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Ich hatte keine Ahnung wie ich reagieren sollte. Mein Herz schrie seinen Namen und brüllte mich an ihm in die Arme zu springen. Doch mein Hirn sprach eine vollkommen andere Sprache. Es zerrte an mir und zwang mich, ruhig zu bleiben. Nicht mal einen Muchs von mir zu geben. Und ich tat es. Ich blieb ruhig. Mein Unterbewusstsein hob den Daumen, als auch mein Hirn. Mein Herz brach in millionen Einzelteile. Wie gern hätte ich ihn berührt. Es juckte mich förmlich in den Fingerspitzen. Ich wollte sein Gesicht berühren. Seine Lippen auf meinen fühlen. Seine Nähe spüren. Aber ich durfte nicht. Noch nicht.

Justin sah mich an. Ausdruckslos, eiskalt. Aber so schien es nur nach außen hin. Denn in seinen Augen, sah ich die Funken sprühen. Sie sahen mich so gierig an. Ich wusste genau, ihm juckte es genauso wie mir in den Fingern.

Minutenlang war ich so abgelenkt, dass ich nicht bemerkt hatte, dass ich sogar stehen geblieben war, während vor mir alle schon drinnen waren. „Bewegung, Jones!“ brüllte der Widerling. Ich warf ihm einen gehässigen Blick zu, als er mir wieder mit seinem Schlagstock auf den Hintern schlug. Dann drehte ich mich um und ging weiter. Schnell sah ich zu Justin. Ich sah ihm deutlich die Anspannung an. Seine Augen hatten sich schlagartig verdunkelt. Zu gut, konnte ich mir vorstellen was in ihm vor ging. Und im nächsten Moment war ich in der Kantine. Justin hatte ich hinter mir gelassen. Mein Herz schrie die letzten Töne und gab einfach nicht auf. Es tat weh. Meine linke Brust tat weh. Ich wollte unbedingt zu Justin. Jetzt, sofort. Ich war ihm doch schon so nah gewesen. 

In Gedanken war ich nur bei ihm. Ich stocherte in meinem Essen rum. Starrte in die Leere. Und wartete. Auf die nächsten Stunden und was passieren würde. Ich kannte doch den Plan nicht. Ich wusste nicht, was sie vor hatten. Wie sie mich hier raus holen wollten. 

„Kein Hunger, Shelly?“ Sam rempelte mich leicht an. Überrascht zuckte ich zusammen. „Eh, ne..ehrlich gesagt nicht“ gab ich zu und schob das Tablett von mir. Sam nickte, und zog das Tablett zu sich, bevor sie dann anfing gierig das Essen runter zu schlingen. Angewidert beobachtete ich sie dabei. Maisbrei. Scheinbar, mochte sie das. „Lass es dir schmecken..“Ich runzelte die Stirn und sah dann wieder von ihr weg. Plötzlich wurde ich angtipt. Ich drehte mich um. Es war Michi. „Warum so nachdenklich?“ hakte sich nach. Ich schluckte und verdrehte innerlich die Augen. Schon wieder eine Lüge. „Ich vermisse meinen Freund..“ seufzte ich und stellte fest, dass das eigentlich gar keine Lüge war. Michi prustete plötzlich los. „Wieso wundert es mich nicht, dass du einen Freund hast.“ Grinste sie und schüttelte den Kopf. „Der Arme..hat ne Mörderin als Freundin“ neckte sie mich. Mir drehte sich der Magen rum. HALT DIE KLAPPE! HALT DIE KLAPPE! HALT DIE KLAPPE! Musste sie mich denn unbedingt wieder daran erinnern. Es war ja nicht so, dass ich diese Last gerne auf den Schultern trug.

Ich ignorierte ihren Kommentar und erwiderte einfach nichts. Kurz war sie ruhig, dann sprach sie wieder. „Wie heißt den der Bursche?“ fragte sie und sah mich belustigt mit gehobener Braue an. „Justin.“ Antwortete ich knapp. Über ihn musste ich ja nicht lügen. Im Fernseh, wurde bestimmt sowieso schon oft genug darüber berichtet. Michi hob auch noch die zweite Braue und sah mich somit mit gerunzelter Stirn, verwundert an. „Bieber?“ fragte sie verblüfft. Gleichgültig nickte ich. Ja meine Güte. Justin Bieber! Und verdammt nochmal, direkt hinter dieser beschissenen Tür steht er und gibt sich als Wache aus, damit ich später ausbrechen kann!

Seufzend starrte ich zu dir. „Dann seid ihr ja das perfekte Paar“ stellte sie fest und lachte ein weiteres Mal. Sam starrte mich ungläubig an. „Du und Bieber?“ fragte sie eisig. Aufgrund ihres Stimmenwandels, überkam mich eine Gänsehaut. „J- ja..wieso? Was wisst ihr von ihm..oder besser woher?“ fragte ich verwirrt. Ja gut, Justin war kein unbeschriebenes Blatt mehr. Man kannte ihn. Besonders nach dem auch er ein Jahr im Knast verbracht hatte. Aber wieso kannten sie ihn. Soweit ich weiß, saßen die beiden schon eine Weile hier drin. Und Funk oder Fernseh gab es hier schließlich nicht. „Oh Frischling..dieser Typ..ist in unserer Szene nicht unbekannt..“ erklärte Sam. Verwirrt verengte ich die Augen. „Szene?“ fragte ich. Sie nickte. „Ja Shelly… Schlussendlich tun wir alle dasselbe..nur manche werden erwischt..und manche eben nicht..ich wurde erwischt..wie du.“ 

Was sie redete verwirrte mich komplett. Wir tun alle dasselbe? Was meint sie damit? 

„Wie,..?“ fing ich an, wurde jedoch gleich unterbrochen. Die Wachen kamen und vertrieben uns aus der Kantine. Ich folgte Sam und Michi durch die Tür. Verdammt nochmal, was meinte Sam damit. War sie im selben Geschäft wie Justin tätig? Und wenn ja, wieso sagte sie ‚wir alle‘? Verwirrt lief ich durch die Kantinentür. Ich sah nach links und nach rechts. Justin war nicht mehr da. Wo steckte er jetzt? 

Mein Kopf war mit unendlich vielen Fragen gefüllt. Fragen zu dem was Sam erzählt hatte oder besser angedeutet und zu dem was in den nächsten Stunden passieren würde. Auf dem Weg zur Zelle, hatte ich keine Gelegenheit mehr Sam noch irgendwas zu fragen, wir wurden nur rum geschubst. Aber an der Zelle angekommen versuchte ich es noch mal.

„Sam, was meinst du damit genau?“ fragte ich. Verwirrt sah sie mich an. „Na mit dem was du eben gesagt hast..dass wir alle dasselbe tun würden?“ 

Sam setzte an, kam aber nicht dazu ein Wort auszusprechen, denn schon in der nächsten Sekunde kam eine Wache an unser Gitter. „Jones!“ sagte eine raue, sehr vertraute Stimme. Mein Herz machte Überschläge. Sofort drehte ich mich um. Meine Augen mussten funkeln und vor Freude sprühen wie ein riesiges Feuerwerk als ich ihn ansah. In meinem Bauch breitete sich ein warmes Gefühl aus. Und in meinen Fingerspitzen juckte und brannte es wieder. „Küchendienst“ fügte er schroff hinzu. Seine Stimme ließ mich leicht zusammen zucken. Sein eisiger Gesichtsausdruck, war unheimlich. Doch das Leuchten in seinen Augen, ließ mich den Rest ignorieren. Das Gitter wurde geöffnet. Ohne ein weiteres Wort trat ich aus der Zelle. Wie ein kleines Kind, das auf sein Weihnachtsgeschenk wartete, stellte ich mich Justin gegenüber hin und sah ihn an. Er fiel aber nicht eine Sekunde aus seiner Rolle. Er spielte weiterhin, die böse Gefängnis Wache. Plötzlich packte er mich am Oberarm. Seine Berührung halte in meinem ganzen Körper wider. Und aus welchem Grund auch immer, auch in meinem Unterleib. Er zog mich den Weg entlang und sah die ganze Zeit stur grade aus, während ich längst vollkommen den Ernst der Situation vergessen hatte und ihn ununterbrochen anstarrte. Ich war kurz davor ihn hier und jetzt zu überfallen und ihn zu küssen. Mein Gott, ich wollte es so sehr. Meine Lippen bitzelten. Ich wollte ihn endlich wieder küssen. 

„Chelsea!“ zischte Justin im Flüsterton, sah mich aber nicht an. Ich zuckte zusammen. Augenblicklich wurde ich in die Wirklichkeit zurück geholt.Scheiße, das darf nicht noch mal passieren! Ich schluckte. Mein Unterbewusstsein schüttelte augenverdrehend den Kopf. Ich kaute auf der Unterlippe rum. Wir waren bereits an den Zellen vorbei und kurz vor der Küche angekommen. „Lass das sein..“ knurrte Justin leise und drückte leicht meinen Oberarm, während er mich weiter zog. Sofort hörte ich auf. Ich wusste was er meinte. Ich machte ihn verrückt wenn ich auf der Lippe rum kaute. Und selbst, wenn dieser Moment hier, der wahrscheinlich unpassendste war, den es gab, törnte es Justin unglaublich an. Und ich konnte nicht verleugnen, dass auch auf mich das eine Gewisse Wirkung hatte. Doch wir mussten einen kühlen Kopf behalten. Dafür war weiß Gott keine Zeit. 

An der Küche angekommen, schubste Justin mich durch die Tür. Als Erstes erblickte ich zwei weitere Wachen. Und wieder traf mich der Schlag. Mein Herz setzte einen Moment lang aus. Damon und Ryan. Verdammt nochmal, danke Mike! 

Everythings gonna be alright?- No!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt