Eine kleine Rede über ein großes Problem
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Ich stehe hier und ihr seht mich an wie immer. Doch euer Blick würde sich ändern, wenn ich nicht diese Zettel, sondern die Hand meiner Freundin halten würde. Euer Blick würde sich ändern, wenn ihr hören würdet, wie ich „ich liebe dich“ in ihr Ohr flüstere, wenn wir uns umarmen. Eure Blicke würden sich ändern, wenn ihr sehen würdet, wie ich sie küsse und mit dem Kopf auf ihrer Schulter einschlafe.
Alle Religionen und Kulturen vermitteln die gleiche Botschaft „Liebe deinen Nächsten“. Im Krieg schrien die Hippies „Make love, not war“, doch nun werden Kriege über Liebe geführt. Ich bin ein Opfer der Diskriminierung und werde als Sünder bestraft. Ihr sagt, ich schmore in der Hölle, doch die Flammen des ewigen Feuers wären mir lieber als diese Ungerechtigkeit. Überall wird Liebe gepredigt und die Liebenden gepeinigt. Vor einigen Jahrhunderten hättet ihr mich auf dem Scheiterhaufen verbrannt und mich den Teufel genannt für meine Liebe, die ihr Sünde nennt. Merkt ihr die Ironie denn nicht? Ihr könnt Liebe nicht hassen. Doch aus irgendeinem Grund scheint ihr Hass zu lieben – Und ich frage mich warum. Warum wird meine Freundin dafür fertiggemacht, dass sie mich liebt und zu mir steht? Warum dürfen wir nicht sagen, was wir füreinander empfinden? Warum erkennt der Staat unsere Liebe nicht als gleichwertig an? Warum macht ihr uns Vorwürfe, dass wegen uns die Menschheit ausstirbt, wenn unsere Welt hoffnungslos überbevölkert ist? Warum müssen wir für uns bleiben und überlegen, bevor wir reden? Warum dürfen wir nicht sein, wie wir sind? Warum ändern sich eure Blicke, wenn ich ihre Hand halte und nicht die eines Jungen? Dieses Verhalten nennt man Diskriminierung und Handeln nach Vorurteilen. Findet ihr das richtig?
Jeden Tag sehe ich Liebende auf der Straße. Sie halten Händchen, lächeln sich an und küssen sich. Sie machen sich Heiratsanträge oder streiten, weil einer von ihnen jemand anders angesehen hat. Doch niemand sagt etwas. Es ist normal, wir sind es gewohnt.
Jedes Mal, wenn ich diese Paare beobachte, frage ich mich, warum ich nicht wie sie sein kann wie sie. Warum muss ich Angst haben vor den verurteilenden Blicken der Fremden, wenn ich die Finger meiner Freundin mit meinen festhalte? Warum muss ich in eine leere Seitengasse gehen, um meine Lippen für einen Moment auf ihre zu legen während die anderen kurz davor sind, in der U-Bahn einen Porno zu drehen? Warum muss ich meiner Familie mein Glück verschweigen, weil es Schande über sie bringen könnte? Warum seht ihr mich an, als wäre meine Liebe ein Verbrechen und warum würdet ihr mich in anderen Ländern dafür umbringen?Ihr nutzt „schwul“ als Beleidigung und denkt nicht daran, wer neben euch steht. Ihr wollt nur cool und lustig sein, ich versteh schon. Euch ist nicht bewusst, welche Wirkung eure Worte haben und ihr verschließt die Augen vor den Konsequenzen eurer Taten. Es werden Kinder geschlagen, weil sie die Hand eines anderen Kindes des gleichen Geschlechts gehalten haben. Es werden Jugendliche verstoßen, weil sie sich geoutet haben. Es werden Menschen verfolgt und getötet, weil sie so sein wollten, wie sie geboren wurden. Findet ihr das richtig?
Eure Blicke halten mich nicht zurück doch meine Angst verlässt mich nicht, solange euer Hass nicht zu Akzeptanz wird. Wir alle können nicht in Frieden leben bis wir aufhören, Liebe zu hassen. Seht euch um und denkt nach. Warum sollte ich nicht das gleiche Recht auf Liebe und Glück haben wie alle anderen? Warum muss ich eine Rede halten, um gehört zu werden? Warum könnt ihr uns nicht als das sehen, was wir sind? Menschen – so wie ihr.
Doch selbst wenn ihr sagt, es ist euch egal, sehe ich, wie sich eure Blicke ändern und in eurer Stimme Zweifel schwingt. Findet ihr das richtig? Ich hoffe, das tut ihr nicht. Ich hoffe, ihr könnt endlich aufhören, Liebe zu hassen und uns einfach lieben und lieben lassen.
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Gedankenlicht
PoetryEin Licht, umhüllt von Finsternis. Gedanken, die frei herum fliegen. Fragen, die Fragen hinterfragen. Eine Welt, im Kopf. Die Welt meiner Gedanken und meine Philosophie über alles. •nicht mehr als ein Versuch, die Gedanken in meinem Kopf in Wort...