Wach auf, Max

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Kapitel 24

Clara fand sich auf einer bunten Wiese wieder. Sanft strich Sommerwind über ihr Haar und leise zwitscherten Singvögel in weiter Ferne. Die Graslandschaft war gesprenkelt mit Blumen aus allen Farben des Regenbogens, Veilchen, Gänseblümchen, Tulpen und vielen mehr. Das Gras hatte ein saftiges Grün und der Himmel ein cremiges Blau. Sonne wärmte ihre Haut und weit in der Ferne, am Horizont, schwebte eine einsame Wolke am sonst klaren Himmel.

Sie stand auf und fühlte sich leicht und flink wie einer der singenden Vögel. Ohne jenen Grund hatte sie Lust zu laufen, zu rennen und zu fliegen. Also lief sie los, schnell und mit großen Sprüngen. Der warme Wind gab ihr Kraft und sie fühlte sich als ein Teil von ihm.

Clara wusste nicht, wie lange oder wie weit sie gerannt war, aber mitlerweile waren die Vögel kaum noch zu hören und der Himmel bestand aus dunklem, kraftvollem Rot und hellem, süßem Gelb. Der Sonnenuntergang war königlich und hatte sie mit aller Macht an den wunderschönen Ausblick gebunden. Nicht einmal Blinzeln wollte sie noch, denn ginge auch nur ein Wimpernschlag dieses einmaligen Bildes verloren, so war es, als würden Rubine und Dublonen in einem tiefen See versinken.

Und schließlich, nach einer ewigen Zeit und einem Augenblick verabschiedete sich die Sonne mit einem letzten Strahl und trotz der Dämmerung war es immer noch angenehm warm auf der Wiese. Die Sterne funkelten über ihr und sie fühlte sich ihnen so nah wie noch nie.

Plötzlich spürte sie eine sanfte Bewegung auf ihrer Schulter und so drehte sie sich zu ihm um. Natürlich war er es, denn er war das einzige was gefehlt hatte. Eine Träne zierte ihre hübschen Augen, als sie sah, dass er ihr ein Diadem aus den schönen Blumen geflochten hatte, die immer noch genau so strahlten wie am Tag. Er setzte sie ihr langsam auf und sagte leise, wie wunderschön sie doch sei. Er zog sie zu sich, er wusste was das mit ihr machte.

Wie auf Wolken lag sie in seinen Armen, als Küsse wie warmer Regen auf ihren Hals prasselten und als endlich einer der Regentropfen ihren Mund fand, kräftiger und liebevoller als alle zuvor, war es um sie geschehen.

Sanft, so sanft strich er ihr Haar beiseite und löste den Knoten, der ihr Kleid hielt. Langsam, so lagsam massierte er ihre weiche Haut.

Clara fasste sein Shirt und leicht fiel es zu Boden, blieb still im Gras liegen. Und als schließlich alles gefolgt war und still war, als schließlich nichts mehr hinderte und sie frei waren, frei von allen Gedanken, frei von allem, da ließen sie sich ins weiche Gras fallen und liebten sich im Licht von tausend Sternschnuppen. Sie waren eins und erfüllt von Lust. Ihre Bewegungen glichen einem Tanz, den ihre Körper perfekt tanzten. Eigentlich war dort niemand auf der Wiese, nur die Liebe.


Schweißnass wachte Clara auf und alles war verschwunden. Da war keine Wiese, keine Blumen, keine Vögel, kein Sex mit Max, nicht mal Sterne. Der Himmel, außerhalb der Großen Halle, war grau und trüb. Genau wie gestern. Sie schlug ihre Bettdecke zur Seite und ließ etwas kühle Luft an ihren verschwitzen Körper. Ihr Nachthemd klebte an ihr und ihr war schrecklich heiß.

Erst kurze Zeit später wurde ihr bewusst was sie da am Arm trug: Max Uhr. Jeder in dieser Halle hatte geträumt was sie... Sie wollte nicht darüber nachdenken und hätte sie gekonnt wäre sie im Boden versunken. 'Was wird Max denken? Das werden doch alle drüber reden', dachte sie sich.

Clara liebte und hasste diese Träume zugleich. Sie hatte schon ein paar von ihnen gehabt und sie waren alle wunderschöne Fantasien, aber danach konnte sie sich in Max Nähe noch weniger konzentrieren und ihm kaum in die Augen sehen. Max.

Bei der ganzen Sache hatte sie ganz vergessen, dass er immer noch im Krankenflügel lag. Ein kurzer Blick auf die Armbanduhr verriet ihr, dass es bereits 07:00 Uhr war, also konnte sie beruhigt aufstehen, einige Schüler waren wohl schon wach. Schnell erhob sie sich und tapste zwischen den schlafenden Jungen und Mädchen zur großen Eichentür. Gerade wollte sie herausgehen, da stieß sie mit Professor Flitwick zusammen. "Entschuldigung, Professor, ich war... ähm, in Gedanken", sagte sie schnell. Flitwick lächelte sie an. "Schon in Ordnung, Miss Willson. Gehen sie ruhig zu ihm. Ich war selbst eben dort, er ist noch nicht wach", sagte der kleine Zauberer und ging unbeschwert weiter.

Wahrscheinlich war Clara nie roter gewesen. Die Lehrer hatte sie ganz vergessen! Jetzt verstand sie welche Sorgen Max sich wegen der ganzen Sache mit seinem Somniumgenerator gemacht hatte. Mit den Augen zu Boden gerichtet setzte sie ihren Weg zum Krankenflügel fort, aber sie kam nicht darum herum das Kichern einiger Schülerinnen zu hören, die neben ihr vorbeigingen. Das ganze war so peinlich.

Als sie schließlich den Krankenflügel erreicht hatte, erwartete sie Madam Pomfrey schon und ließ sie lächelnd herein. Sofort ging Clara zu Max Bett, wobei sie einen Blick auf die Schüler geworfen hatte, die vom Sternenorkan besonders betroffen waren. Sie sahen schon besser aus, schliefen aber immer noch. Genau wie Max.

Sie setzte sich auf den Rand seiner Matratze und sah ihn friedlich schlafen. Er redete leise im Schlaf: "Das war heute schon der dritte Robin Aussetzer. Wie viele Aussetzer hattest du? Napoleon?" Clara grinste. Er hatte bestimmt einen lustigen Traum. 'Warte mal... wie kann er einen lustigen Traum haben? Ich trage doch jetzt seine Uhr!', dachte sich Clara und riss erstaunt ihre Augen auf.

"Max", sagte sie sanft. "Max, wach auf", sagte sie etwas lauter und rüttelte Max etwas an seiner Schulter. Seine Augen öffneten sich ein kleines Stückchen. "Clara", sagte er schwach und hüstelnd. "Ja? Ja Max, ich bin hier!", rief sie und sah ihn aufgeregt an. "Bitte", sagte er leise. Er flüsterte fast schon. "Was ist denn? Was brauchst du? Ich kann dir helfen Max!", antwortete sie und nahm seine Hand.

Er murmelte etwas unverständliches. "Was? Ich verstehe dich nicht", sagte sie und drückte seine Hand. "Komm näher", flüsterte er schwach. Sie beugte sich über ihn, seine Augen lagen ein Stück unter ihnen. "Noch näher", ergänzte er. Sie rutschte ein Stück zu ihm und war jetzt nur noch ein winziges Stück von seinem Geischt entfernt.

Auf einmal bewegte er sich blitzschnell, seine Arme schlungen sich um sie und er drückte sie an sich ran und seine Lippen auf ihren Mund. Clara war für einen Moment so im Kuss versunken, dass sie gar nichts mehr dachte, aber kurz darauf kamen ihre Gedanken zurück und sie riss ihre Augen erschrocken auf. "WAS? DU...", quiekte sie und schreckte zurück. Sie stand nun neben seinem Bett und starrte ihn verwirrt an, wie er sich streckte und entspannt da lag.

"Guten Morgen", sagte er zufrieden.

"Du... du hast mich nur verarscht?", fragte Clara aufgeregt. "Ja, genau", antwortete er grinsend. "Ich habe noch gesehen wie du Malfoy besiegt hast - übrigens sehr beeindruckend - und dann wollte ich mich einfach etwas ausruhen. Ich habe so getan als wäre ich ohnmächtig, aber nur für ein paar Minuten, dann hat mir Madam Pomfrey irgend so ein Zeug eingeflöst und ich bin eingeschlafen. Eigentlich wollte ich dich nur etwas ärgern, aber das das so lange geht wollte ich nicht. Aber ich habe selten so gut geschlafen", sagte er grinsend.

"WAS? Ich... ich wurde fast von Malfoy...", stammelte Clara. "Fast. Ich dachte eigentlich ich kann ihn ausnocken, aber das hast du dann ja erledigt. Meine Begegnung mit Crabbe und Goyle war jedenfalls auch kein Vergnügen", antwortete er gähnend. "Willst du kuscheln? Ich war ja die ganze Nacht auf Entzug", fügte er noch grinsend hinzu.

Clara umarmte ihn. "Ich bin einfach nur froh, dass es dir gut geht", sagte Clara erleichtert und legte sich in das Bett, immer noch in Max Armen. Eine Zeit lang lagen sie einfach nur so da. "Sag mal, wieso hast du meine Uhr? Hast du diese Nacht meinen Platz übernommen?", kicherte er. 'Egal was Madam Pomfrey ihm gegeben hat, ein bisschen wirkt es wohl noch', dachte sich Clara grinsend. "Ja", antwortete sie. "Und hast du was nettes geträumt?", fragte er lächelnd. "Ja. Nur blöd, dass jeder andere in der Halle meinen Sextraum geträumt hat", sagte sie zähneknirschend. Sie wurde rot.

"War ich heiß?", fragte Max und sie merkte, wie er sein Lachen zurückhielt. "Oh, du denkst du warst es?", fragte sie gespielt überrascht. Als Antwort küsste er sie und sie beide grinsten in den Kuss hinein.

'Schon verrückt wie ich innerhalb der letzten Stunden vom glücklichsten Mädchen zum beinahe Opfer, zum glücklichsten Mädchen, zur größten Nummer im Klatsch und Tratsch von Hogwarts, zum glücklichsten Mädchen wurde', dachte sich Clara und zur Abwechslung sagte Madam Pomfrey nichts und ging zum Frühstück, obwohl Claras Besuchszeit zu Ende war.


Danke fürs Lesen und ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Ich würde mich über Bewertungen und Kommentare freuen :)

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